Konzert absagen?

Fips7

Fips7

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16. Feb. 2009
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Leute, ich habe ein verd... Problem! Wie einige von euch wissen, bereite ich mich seit ungefähr November letzten Jahres auf ein Konzert vor. Das Konzert ist in gut anderthalb Wochen und ich überlege ernsthaft es abzusagen. Ich bin aber völlig hin- und hergerissen und will hiermit um eure Hilfe bzw. eure Meinungen bitten.

Die Lage sieht wie folgt aus:
Veranstaltet wird das Konzert von einem kleinen Kulturverein, der erst seit wenigen Monaten besteht. Es gab bisher ca. 4-5 Konzerte (ich war bei zweien davon) und der ganze Rahmen wirkte noch ziemlich improvisiert. Den Hauptverantwortlichen könnte man als "Chaot mit Visionen" bezeichnen, was ich prinzipiell mal nicht so schlecht finde. Nur leider übersteigt das Ausmaß des Chaos' und des Improvisatorischen allmählich meine Toleranz.

Der Termin für das Konzert war ursprünglich der 30. Januar, wurde dann vom Veranstalter erst auf den 27. Februar und dann noch einmal auf den 13. März verschoben. Aber das ist noch das wenigste. Der Hauptgrund dafür, dass ich daran denke das Konzert abzusagen, ist, dass der Flügel nicht in Ordnung ist. Einige Töne schlagen bei leisem Anschlagen doppelt auf die Saiten. Der Effekt ist zwar nicht laut, aber doch irritierend. Dazu kommt, dass der Flügel die Stimmung nicht hält. Vor anderthalb Wochen war dort ein Konzert, für das extra ein Stimmer da war. Schon nach einer (!) Woche war der Flügel im Diskant wieder deutlich verstimmt! Für mein Konzert müsste er also auf jeden Fall wieder gestimmt werden. Und die Mechanik müsste in Ordnung gebracht werden.

Ich hatte mit dem Veranstalter vor ein paar Wochen vereinbart, dass wir vor dem Konzert schauen, ob der Flügel gestimmt werden muss. Nun kommen halt noch die doppelanschlagenden Töne dazu. Der Veranstalter hat mir zu verstehen gegeben, dass er kein Geld hat bzw. sogar Schulden hat, weil die bisherigen Konzerte nicht sonderlich gut besucht waren. Ich soll mich also quasi selber darum kümmern. Stimmen inkl. Mechanikregulierung käme auf ca. 100.- EUR. Meine Gage beträgt 200.- EUR.

Ich habe jetzt die Wahl, ob ich die 100.- EUR selber bezahle oder ob ich auf einem verstimmten und nicht regulierten Flügel spiele. Ich sträube mich innerlich irgendwie dagegen, für die Spielbarkeit des Flügels selbst aufkommen zu sollen. Andererseits will ich natürlich nicht auf einem Instrument spielen, das die Mindestanforderungen an ein Klavier nicht erfüllt. Die Alternativen sind also: 100.- EUR bezahlen oder das Konzert absagen.

Jetzt spielen bei dem Ganzen noch drei andere Faktoren eine Rolle. Erstens klingt der Flügel von sich aus absolut schlecht, d.h. man müsste ihn eigentlich auch intonieren (wenn das überhaupt was hilft). Zweitens sind meine Gefühle in bezug auf diesen Verein und den Veranstalter inzwischen nicht mehr die positivsten, anders gesagt: mich verlässt die Lust, dort zu spielen. Beide Faktoren würde also dafür sprechen, das Konzert lieber abzusagen.

Der dritte Faktor spricht eher dafür, die 100.- EUR zu bezahlen. Und zwar gehört der Flügel eigentlich gar nicht dem Kulturverein, sondern einer Schule für Bewegungskunst, die sich im selben Gebäude befindet. Der Verein mietet den Saal und den Flügel von dieser Schule für die Dauer des Konzerts. Die Verantwortlichen der Schule haben mir erlaubt, schon vorher kostenlos an dem Flügel zu üben (was ich seit einiger Zeit tue). Ich könnte die 100.- EUR Investition in den Flügel also als eine Art Gegenleistung sehen.

Nun habe ich aber heute nachmittag mit einem der Verantwortlichen dieser Schule ziemliche Meinungsverschiedenheiten gehabt (in bezug auf eine gänzlich andere Sache). Wenn man meine Gefühle gegenüber dem Veranstalter und jetzt diese Meinungsverschiedenheiten zusammennimmt, dann fängt dieser ganze Ort allmählich an, mich sowas von anzukotzen!!! :mad: Und das sind nicht gerade die besten Voraussetzungen für ein Konzert. Was tun?

Über eure Meinungen, Vorschläge, Ideen, Hilfen usw. wäre ich dankbar.

Viele Grüße von
Fips


PS: Die Vorbereitung für das Konzert wäre übrigens nicht völlig umsonst gewesen, denn es ist noch ein zweites Konzert geplant (mit demselben Programm). Dieses findet in der Klavierwerkstatt von B.B. in Wien statt. Allerdings gibt es noch keinen konkreten Termin, weil das davon abhängt, wann der Flügel fertig wird, auf dem ich spielen soll und den B.B. gerade restauriert.
 
Hi Fips,

das ist eine schwierige Entscheidung.

Du kennst den Flügel nun schon länger, da ist ja auch die Frage: bist Du abgebrüht genug, damit fertig zu werden?

Die Aufarbeitung selbst bezahlen- dagegen sträubt sich bei mir auch Einiges.
Ich habe vor einiger Zeit in einem Hotel einen Flügel zur Verfügung gestellt bekommen, der sollte angeblich jedes Jahr gestimmt werden, aber da war nicht die Spur davon zu hören. Das Teil war versifft, die Pedallyra wackelte, einzelne Töne klirrten.

Stimmen lassen musste ich auf eigene Kosten, der Versanstalter war nicht daran interessiert, am Flügel etwas machen zu lassen, obwohl das vom Klavierbauer dringend empfohlen wurde. Ich habe zwar nicht gespielt, aber für die Musiker war es eine Zumutung, allerdings waren die Profi genug, die Fehler des Flügels zu ignorieren. Man sei das gewohnt, in Gastonomien sei das der typische Fall. *seufz*

Wenn Du dein schlechtes Gefühl gegenüber dem Veranstalter und dem Verein nicht in Schach halten kannst, dann würde ich tatsächlich an Deiner Stelle absagen. Denn das ist ja völig kontraproduktiv.

Du bist ja auch kein Profi, dessen Ruf leidet.
Ich würde an deiner Stelle Bedingungen stellen, sprich: ordentlich spielbarer, wenn auch trotzdem schlechter Flügel, das muss schon sein.
Man könnte ja auch nach dem Konzert für die Überarbeitung des Flügels einen Hut rumgehen lassen.

Dann ist da noch das zweite Konzert, worauf Du dich freuen kannst, offentlich unter besseren Voraussetzungen?

LG
violapiano
 
Danke, Violapiano.

Du kennst den Flügel nun schon länger, da ist ja auch die Frage: bist Du abgebrüht genug, damit fertig zu werden?

Fertig werden würde ich mit dem Flügel schon, so stark ist der Doppelanschlagseffekt dann auch nicht. Es passiert nur bei leisem Spiel, und nur bei einigen Tönen. Aber es stört halt einfach, gerade an den schönen leisen Stellen.

Ich würde an deiner Stelle Bedingungen stellen, sprich: ordentlich spielbarer, wenn auch trotzdem schlechter Flügel, das muss schon sein.

Ich bin kürzlich zu dem Veranstalter gegangen und habe ihm gesagt, dass ich so auf dem Flügel nicht spielen kann. Der guckt mich bloß groß an und sagt, er habe kein Geld und der Flügel gehöre ja auch gar nicht ihm, sondern dieser Schule. Er fragte mich dann, ob wir das Konzert absagen sollen. Ich habe gesagt, ja, zur Not müssen wir es halt absagen. Aber das war noch keine endgültige Entscheidung. Damit habe ich nur deutlich gemacht, dass aus meiner Sicht die Funktionsfähigkeit des Flügels die Bedingung für das Konzert ist (etwas, was sich eigentlich von selbst verstehen sollte).

Dann ist da noch das zweite Konzert, worauf Du dich freuen kannst, offentlich unter besseren Voraussetzungen?

Da werden die Voraussetzungen mit Sicherheit besser sein. Ich freue mich schon auf den frisch restaurierten und gut regulierten Flügel, auf dem ich dann spielen werde. Das wird eine Wohltat werden nach dieser elenden Kraxn bei dem Kulturverein. ;)

Grüße von
Fips
 
Fips, folge deinem Bauchgefühl. Damit bin ich immer am besten gefahren. Und bei Bernhard hast du die Gewissheit, auf einem guten und liebevoll intonierten/gestimmten Instrument spielen zu können. Unter diesen Umständen tät ich nicht spielen - und die Hälfte der Gage würd ich schon gleich gar nicht löhnen. Wenn die Veranstalter bzw. auch die Schule, der Besitzer des Flügels, nicht in der Lage sind, für eine ordentliches Instrument zu sorgen, solltest du als Künstler es nicht ausbaden müssen.

Liebe Grüße,
8f2d:cool:
 
absagen, zusagen, absagen, zusagen, absagen, unsäglich!

Verflixt aber auch noch mal!

Fips, was willst Du? - Du musst machen, was Du letztlich willst!

Vielleicht ergäbe das Durchhalten eines Konzerts für dieses eine Mal einen Fuß in der Tür für eine bessere Gelegenheit – sprich: wenn Du dieses Mal spielst, bist Du wieder dabei, wenn die Verhältnisse dort evtl. besser sind.
In diesem Fall würde ich an Deiner Stelle relativ einfache Sachen nach Noten spielen und dem Publikum erklären, dass Du ein besseres Programm auswendig eingeübt hättest, es Dir aber zu riskant sei, es auf einem unzurechnungsfähigen Instrument zu präsentieren. Führe den Leuten vor, was es am Instrument auszusetzen gibt!
Das andere Programm gäbe es dann bei B.B. – schon mal einladen!

Bist Du aber auf längere Sicht nicht auf den besagten Verein angewiesen, dann sage einfach ab!

Ich Idiot hatte an drei Terminen im Künstlercafe Bahnhof Waldenburg gespielt – drei mal ein anderes Klavier, drei mal vorher das Instrument getestet, jedes Mal ging mindestens eine Taste nicht. Jedes Mal das Versprechen, dass es zum Konzerttermin funktionieren würde, jedes Mal war es doch nicht so. – Ich hätte während der Konzerte heim gehen sollen, aber die Leute taten mir leid. Zwischen den Stücken habe ich meinem Publikum gezeigt, welche Taste keinen Laut hervorbringt. :(

Ein Konzert später an anderer Stelle (in Schwäbisch Gmünd): mir war gesagt worden, der unterste Ton des Flügels ginge nicht, aber den bräuchte ich ja gar nicht …. Ich habe darauf bestanden, dass das Instument „bespielbar“ sein muss, sonst gehe ich wieder nach Hause! Ich war wild entschlossen ( :cool: ) das dann auch zu tun, es war aber nicht nötig, alles war so weit o.k.

Wünsche eine gute Entscheidung! :p

Liebe Grüße aus Hall

Walter
 
Vielleicht kann man die Schule direkt ranbekommen, dass die was an dem Instrument machen ließe?

Ansonsten würde ich absagen - wenn sich der Pianist mit einem Instrument nicht wohlfühlen KANN.. ähm, nee, dann doch lieber nicht. Meine Meinung. ICH täte es, wenn ICH spielen sollte: abblasen unter solchen Umständen.., kein Profi, auf das Geld nicht angewiesen, aber aufs Wohlfühlen.

Was ist das für eine egalo-Schule, wenn das Instrument nichtmal eine Woche die Stimmung hält.. Das kann man doch knicken, oder? Da wird doch auf das Eigeninteresse des Pianisten geschielt.. ich finde sowas lauscheppig, wie wir hier sagen: für lau, umme was abbaggern wollen, oder es ist die totale Interessenlosigkeit. Bevor man sich dann fürs Alleingelassensein grämt: Abblasen. (meine Meinung)

..oder eine dreiste Variante: vor dem Tore das Publikum woandershin nachbarschaftlich einladen, falls das geht - dahin, wo ein brauchbares Instrument steht. Und sei's in einer Kneipe. Um so Egalos oder Schlaubergern Tatkraft zu zeigen..

Wenn mir das in der Kamener Konzertaula passierte: kein Problem. Das gäbe erstens reichlich Wind im Rathaus, und zweitens ein feines Fest um die Ecke in Kamens bestem Gasthof, keine 150m von der Aula..
;)

Wie gesagt - nur meine Meinung.

Nun - die Prügel bitte. ;)
 
Fips, keine langen Worte. Schieß das Konzert in den Wind. Du spürst es doch selbst längst: gaaaanz üble Vibrations!
 
Ob Profi oder nicht: wenn du dich schlecht fühlst (wegen des Flügels, wegen der Stimmung mit bestimmten Personen), wenn der Flügel nicht einwandfrei spielbar ist, dann spiele nicht!
Ich denke, du tust dir so oder so keinen Gefallen, wenn du spielst.
Aber das musst du wissen. Du hast ja vermutlich nicht so viel zu verlieren wie jemand, der das als Beruf macht.

ICH würde nicht spielen.

Hab ich auch schon gemacht. Es war abgemacht, dass ein Veranstalter für einen Klavierabend in einem schönen Barockraum für ca 100 Personen einen bestimmten SteinwayB hinstellte. Ich konnte beim Vermieter sogar etwa 4 Wochen vorher mal einen halben Tag drauf spielen und fand das Instrument Spitze. Wie gesagt, dieser Flügel war mündlich per Handschlag abgemacht.
Als ich dann am Nachmittag des Konzerts in den Saal kam, stand dort ein bockiger, scheisse klingender Kawai. Ich habe den Veranstalter angerufen und das Konzert abgesagt. Natürlich habe ich dann noch mittels gezieltem Informieren einiger Freunde dafür gesorgt, dass die halbe Gemeinde gleichentags noch wusste, warum ich nicht spielte. ;)
Muss für den Veranstalter peinlich gewesen sein. Könnte ein Bruder von deinem Veranstalter gewesen sein, FIPS. Ich nenne solche Leute einfach "Gut gemeint".
 
Fips, wenn du dich JETZT sofort entscheiden müsstest, spielen oder nicht - was würdest du tun? Innerhalb von 10 Sekunden entscheiden.

Und zum überlegen - hast du was zu verlieren, wenn du nicht spielst? Bist du von den Leuten abhängig, lohnt es sich, dort jemals nochmal zu spielen?
Vor allem mit der weiteren Option, auch bei Bernhard spielen zu können?

Finanziell bringt dir das Konzert nichts, selbst 200 Euro sind ja kaum was. Der Wert des Konzerts liegt also in seinem Selbstzweck. Ist die Bühnenerfahrung in diesem Fall immer noch mehr Wert als das Ärgernis des schlechten Instruments, des raren Publikums und des dämlichen Veranstalters?
Wenn ja, vergiss alles um dich und spiele.
Wenn nein, sag ab!

Pass auf, dass du dich nicht unter Wert verkaufst; auch, wenn du kein studierter Diplom-Pianist bist, musst du ja nicht alles angebotene dankbar annehmen. Du hast und kannst was und entscheidest selber, wer das bekommt und wer nicht.

Hör auf dein Bauchgefühl. Oft sagt die Rationalität ja etwas anderes - sagt dein Bauch, dass du spielen sollst oder nicht? ;)
 
Oje Fips, das sind ja ärgerliche Neuigkeiten. Tut mir sehr Leid für Dich, dass Du Dich nicht völlig aufs Konzert selbst konzentrieren kannst, weil die Rahmenbedingungen gerade so ablenken.

Also ich kann nur aus meiner Sicht sprechen: wenn bei meinem Konzert letzten Oktober vorher ein Problem mit dem Flügel aufgetaucht wäre, hätte ich alles daran gesetzt, das Konzert trotzdem stattfinden zu lassen, weil mir die Auftrittserfahrung (naja, und auch die Vorfreude) viel wichtiger waren als ein bisschen Geld. Wir hatten damals ausgemacht, dass ich in der Schule umsonst spiele, aber dass der Flügel am Tag vor dem Konzert gestimmt wird. Mehr war zum Glück nicht zu machen, aber wenn etwas ernsthaft "gesponnen" hätte am Flügel (wie bei Dir mit dem doppelten Anschlag), hätte ich es zur Not selbst bezahlt (solange es noch im Rahmen ist, aber Stimmer lassen doch schon mal mit sich reden, wenn sie eine Notlage sehen, und vor allem wenn man sie schon kennt; frag doch mal Deinen "Haus"-Stimmer). Allerdings musst Du Dich am Flügel letztlich trotzdem wohlfühlen; wenn Dir der Klang gar nicht gefällt, kriegt das wahrscheinlich auch ein Stimmer nicht so einfach hin. Was ich nicht ganz verstehe: das Problem mit dem Flügel scheint ja schon lange zu bestehen; da hätte ich mich früher drum gekümmert, gerade weil Du ja am Instrument üben kannst. Aber das hilft Dir jetzt natürlich nicht weiter.

Lange Rede, kurzer Sinn: Du spielst in erster Linie für Dich, und nicht für den Verein/Veranstalter. Deshalb würde ich Meinungsverschiedenheiten etc. so weit wie möglich ausblenden. Wenn es finanziell drin ist, würde ich versuchen, den Flügel zu richten und zu spielen. Vielleicht packt den Veranstalter das schlechte Gewissen, wenn Du ihm sagst, dass Du selbst etwas zahlen willst und er lässt sich wenigstens auf einen 50/50-Deal ein...

Ich drücke Dir fest die Daumen, dass das noch was wird!
 

pianovirus: Einspruch. Hier geht es nicht "nur" um Fips, sondern auch darum, solchen I... wie dem Veranstalter weiter Futter zu geben, statt diesem mal eine Lektion zu erteilen. Das könnte die Welt ein kleines bisschen besser machen. Wehrt Euch gegen solche unfähigen Schmarotzer - die Nachwelt wird es danken.
 
Hi fishi,

ich verstehe den Standpunkt, den Du und andere vertreten. Meine Sicht ist aber: manchmal ist es für einen selbst besser, aus einer schlechten, aber noch zu rettenden Situation das beste zu machen (sofern die Rahmenbedingungen es noch erlauben), wenn es für einen selbst besser ist (möglichst viele Auftritte - je mehr es sind, desto eher würde ich natürlich einen absagen). In dem Fall würde ich verzichten, jemandem eine "Lektion" zu erteilen (und den Ärger vielleicht an einer Veranstalter-Voodoo-Puppe auslassen ;) ).

Noch eines: wenn ich mich entschieden habe, zu spielen, würde ich persönlich mich hüten, dem Publikum zu erzählen oder zu zeigen, was für ein schlechter Flügel das ist (Walters Vorschlag). Das sind Sachen, die das Publikum in solchem Rahmen nicht wissen will und hinterlässt leicht einen schalen Beigeschmack (Brendel hat mindestens einmal auf der Bühne über Veranstalter und Klavierstimmer geschimpft und das hat ihm keine Sympathien eingebracht). Vor den Kulissen gilt: Entweder ganz oder gar nicht!

Wie gesagt, das ist nur so, wie ich es machen würde und ich verstehe Euren anderen Standpunkt auch sehr gut. Es ist eine schwierige Entscheidung.

Übrigens: nicht immer sind solche Veranstalter Schmarotzer; oft haben sie tatsächlich kein Geld. Wir hatten hier in Basel im Winter immer einmal pro Woche einen Klassikabend in einer Kneipe, was eine sehr nette Atmosphäre war; dieses Jahr gabs aus Geldmangel nur einen einzigen Abend (und der Flügel ist auch in keinem guten Zustand). Für klassische Veranstaltungen ausserhalb von Konzertsälen ist (mein Eindruck) oft sehr wenig Finanzierung da.
 
Hallo Fips,

für mich wäre solch eine Situation eine Frage der Ehre und des Selbstwertes. Ich würde nicht erwarten hofiert zu werden, aber einen verbindlichen und anständigen Umgang mit verlässlichen Verabredungen halte ich für selbstverständlich und unabdingbar. Wenn ich das Gefühl hätte, dass man mit mir den Molli macht, sei es aus Chaotentum, Nichtdenken, Berechnung ("der sagt doch nicht ab und bezahlt auch noch die Stimmung"), dann wäre ich mir dafür zu schade und würde absagen.

Deine Vorbereitung ist nicht umsonst, sie hat Dir ja sicher auch viel Spaß gemacht und Du kannst sie weiter nutzen. Du bist nicht aufs Konzertieren angewiesen, und im Zweifelsfall wäre ich nachher unglücklicher, wenn ich schlecht gespielt hätte, weil die Bedingungen schlecht waren, als wenn ich abgesagt hätte. Der Stress und der Ärger, den Du jetzt schon empfindest, wird sich sicher noch steigern, und wofür? Im Übrigen wird der Veranstalter, wenn alle vor ihm kuschen, auch nicht über seine Art nachdenken.

Aber vielleicht ist dieses Denken auch eine Sache des Alters. Vor zehn Jahren hätte ich auch noch geschwankt und wahrscheinlich aus schlechtem Gewissen und dem Gefühl der Verpflichtung gespielt (und auch bezahlt), heute würde ich mir sagen "Mit mir nicht. Wer mich nicht will (und anständig behandelt) hat mich nicht verdient. Meine Welt geht davon nicht unter, ich weiß, was ich (mir) wert bin."

Liebe Grüße und eine gute Entscheidung wünsche ich Dir
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lavendel
 
Mein Vorschlag: gib dein Programm nicht her! ----> sag ab und spiel woanders! ;)
 
Hallo Fips,

Ich höre Dich sehr, sehr gerne spielen und es tut mir weh zu lesen, was Du nun für Troubles hast mit dem Veranstalter:evil:. Das ist irgendwie nur traurig.

Als Stimmer für verschiedene Konzerthäuser hier in meiner Umgebung weiß ich, dass es auch umgekehrt sein kann. Die Agentur bzw. der Veranstalter schickt Monate im Voraus Listenweise exakte Bühnenanweisungen und ich bin oft gezwungen Instrumente hin und her zu stimmen. Ein Tag auf 440 Hertz, das nächste Konzert auf 443 Hertz und dann gleich wieder zurück. In seltenen Fällen besteht der Pianist auf einen Steinway D und der wird dann von Veranstaltungsort zu Veranstaltungsort herum gekarrt, da hier hauptsächlich Bösendorfer Flügel stehen. Anwesenheitspflicht des Stimmers mit eventuellem nachstimmen in der Pause steht genauso auf der Bühnenanweisung wie ein gestimmtes Probeklavier für das Künstlerzimmer. Vielleicht steht auf der Anweisung auch die Raumtemperatur drauf. Mit Sicherheit aber gibt es für die Beleuchtung ganz genaue Anweisungen. ;)

Ich wünschte, dass Du das Programm, welches Du Dir mühevoll in vielen Monaten einstudiert hast, mindestens für 5 gut bezahlte Termine spielen wirst können. Mich würde übrigens sehr interessieren, was Du denn so alles spielst oder für diesen Veranstalter absagen wirst.:-)

LG
Michael
 
Vielen Dank für eure Gedanken. 8) Das hilft mir weiter.

Bist du von den Leuten abhängig, lohnt es sich, dort jemals nochmal zu spielen?

Vielleicht ergäbe das Durchhalten eines Konzerts für dieses eine Mal einen Fuß in der Tür für eine bessere Gelegenheit – sprich: wenn Du dieses Mal spielst, bist Du wieder dabei, wenn die Verhältnisse dort evtl. besser sind.

Ich habe mir diese Frage auch schon gestellt, ob ich - falls ich so ein Konzertprojekt wiederholen möchte - bei diesem Kulturverein wieder spielen wollte und ob es deshalb sinnvoll wäre, zugunsten guter Beziehungen jetzt auch etwas widrigere Umstände in kauf zu nehmen. Aber selbst wenn das der Fall wäre, hätte ich kein wirklich gutes Gefühl dabei. Es widerstrebt mir, es irgendwelchen Leuten recht machen zu sollen und alles mögliche zu akzeptieren, nur damit ich möglicherweise in Zukunft da wieder reinkomme.

Pass auf, dass du dich nicht unter Wert verkaufst; auch, wenn du kein studierter Diplom-Pianist bist, musst du ja nicht alles angebotene dankbar annehmen.

Das ist für mich immer ein Thema. Ich hatte anfangs auch Skrupel, überhaupt eine Gage für dieses Konzert zu nehmen, weil ich "nur" Amateur bin. Und ich habe leicht mal das Gefühl, für meinen Amateur-Status zu hohe Ansprüche zu haben. Und dann ertappe ich mich dabei, wie ich es Leuten recht zu machen versuche und zu Kompromissen neige, die ich eigentlich nicht eingehen will. So wie jetzt, wenn ich mich frage, ob ich die Flügel-Reparatur selber bezahlen soll.

...hätte ich alles daran gesetzt, das Konzert trotzdem stattfinden zu lassen, weil mir die Auftrittserfahrung (naja, und auch die Vorfreude) viel wichtiger waren als ein bisschen Geld.

Die Auftrittserfahrung ist natürlich ein Punkt. Ich könnte das Konzert einfach darauf reduzieren, dass ich wenigstens Auftrittserfahrung sammle. Ich hatte schon den Gedanken, einfach auf dem Flügel zu spielen, so wie er jetzt ist (unreguliert, ungestimmt), um nur mal die Erfahrung des Konzertierens zu machen. Aber das wäre wieder so ein Kompromiss, der nicht dem entspricht, was ich wirklich will. Damit würde ich mein eigentliches Anliegen mit der Musik viel zu wenig ernst nehmen.

Übrigens: nicht immer sind solche Veranstalter Schmarotzer; oft haben sie tatsächlich kein Geld.

Ich halte den Veranstalter eigentlich nicht für einen Schmarotzer. Der hat wirklich kein Geld. Das glaube ich dem schon. Aber es ist so, wie Pianist73 geschrieben hat: "gut gemeint". Man kann nicht Konzerte veranstalten wollen, wenn man noch nicht mal ein eigenes Instrument zur Verfügung hat bzw. das verfügbare Instrument nicht richtig funktioniert. Da nützt auch noch so guter Wille nichts.

Was ich nicht ganz verstehe: das Problem mit dem Flügel scheint ja schon lange zu bestehen; da hätte ich mich früher drum gekümmert, gerade weil Du ja am Instrument üben kannst. Aber das hilft Dir jetzt natürlich nicht weiter.

Das Problem mit den doppelt anschlagenden Tasten ist mir erst vor ein paar Wochen aufgefallen (keine Ahnung, warum nicht früher). Natürlich habe ich schon von Anfang an bemerkt, dass der Flügel nicht gut klingt. Aber das habe ich halt unter "nicht zu ändern" eingeordnet. Als der Flügel für das Konzert neulich gestimmt wurde, bin ich vorher zu den Leuten von der Schule gegangen (die den Stimmer beauftragt haben) und habe ihnen gesagt, dass der Mann sich auch die Mechanik anschauen soll. Das hat er aber entweder nicht gemacht oder es wurde nicht an ihn weitergegeben. Zuvor hatte ich schon mit Klaviermacher Michael überlegt, ob er den Flügel reparieren kann. Das lässt sich alles halt nicht immer so schnell erledigen, weil alle möglichen Leute erst gefragt werden müssen.

...auf das Geld nicht angewiesen, aber aufs Wohlfühlen.

Das ist im Grunde der Hauptpunkt. Ich bin nicht auf das Geld angewiesen und mache das alles auch nicht wegen der Bezahlung. Aber ich bin darauf angewiesen, mich wohlzufühlen, um mich wirklich auf das Ganze einlassen und die Musik (hoffentlich) so ausdrücken zu können, wie ich mir das vorstelle. Das Wohlfühlen hat schon etwas gelitten in letzter Zeit.

Aber ich will das Konzert jetzt trotzdem nicht sofort absagen. Bei dem Gedanken daran hatte ich heute ein Gefühl von Enttäuschung und Bedauern. Ich habe mir überlegt, folgendes zu tun: Ich gehe morgen zu dem Veranstalter und sage ihm, dass ich für die Funktionsfähigkeit des Flügels nicht selber aufkomme. Ich bin bereit zu spielen, aber nur auf einem Instrument, das gestimmt ist und den Mindestanforderungen an ein Klavier entspricht. Dann kann er es sich aussuchen. Wenn er nicht bereit ist dafür zu sorgen (vielleicht, weil es aus finanziellen Gründen wirklich nicht anders geht), dann sage ich ab. Dann geht es eben nicht, so schade das ist.

Viele Grüße von
Fips
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Aber ich will das Konzert jetzt trotzdem nicht sofort absagen. Bei dem Gedanken daran hatte ich heute ein Gefühl von Enttäuschung und Bedauern. Ich habe mir überlegt, folgendes zu tun: Ich gehe morgen zu dem Veranstalter und sage ihm, dass ich für die Funktionsfähigkeit des Flügels nicht selber aufkomme. Ich bin bereit zu spielen, aber nur auf einem Instrument, das gestimmt ist und den Mindestanforderungen an ein Klavier entspricht. Dann kann er es sich aussuchen. Wenn er nicht bereit ist dafür zu sorgen (vielleicht, weil es aus finanziellen Gründen wirklich nicht anders geht), dann sage ich ab. Dann geht es eben nicht, so schade das ist.

hallo,

ich rate Dir:
mach Deine Entscheidung nicht von Auswahlmöglichkeiten anderer abhängig. Entscheide selber! Das Für und Wider (nicht eben ideales Instrument und dito veranstaltender Verein - Podiumserfahung und spielen wollen) ist Dir ja lange bekannt - also gib die Entscheidung nicht aus der Hand, übertrage sie nicht auf andere, die andere Interessen und Motive haben als Du.

Zudem steht Dir ja noch ein anderer Auftritt, wohl unter besseren Bedingungen bevor - als kalter Pragmatiker kann ich Dir empfehlen, so zu entscheiden, dass Du den maroden Flügel inklusive marodem Verein als "Generlaprobe" nutzen kannst. Aber das musst Du allein für Dich entscheiden.

Gruß, Rolf

p.s. dass Flügel, theoretisch gute Flügel, selbst in großen Sälen nicht immer optimal gewartet werden, zählt zu den lästigen Begleiterscheinungen des Metiers "Konzerte geben" ! c´est la vie - oder wie Friedrich Theodor Vischer es nannte "die Tücke des Objekts" :)
 
Hm, ich finde, fips hat ja auch nicht danach gefragt, ihm die Entscheidung abzunehmen. Er hat ja auch diverse Pro und Contra dafür gehört von verschiedenen Forumsmitgliedern.
Ich habe es mehr als eine Brainstorming-Frage empfunden, im Sinne von: helft mir mal zu erörtern- was spricht dafür, was dagegen? Da kann das Sprechen mit anderen ja schon hilfreich sein, um sich klar zu werden über die eigene Position.

Profis spielen in aller Regel ständig auf anderen Instrumenten, abgesehen von wenigen, die ihre Instrumente mit sich führen, was ja in Sachen Klavier recht schwierig ist. Und manchmal äußerst unerfreulich, wie man schon lesen musste in der Zeitung.:rolleyes:

Ein Profi ist allerdings im Training, ständig adaptieren zu müssen auf ein anderes Instrument. Ein professioneller Spieler muss auch mit widrigen Umständen umgehen können.

Einen Laien hingegen könnte das aus der Bahn werfen, es kommt darauf an, deshalb fragte ich, wie abgebrüht fips sei.

Die Vortragserfahrung ist allerdings ein Punkt, dennoch empfiehlt es sich nicht für jeden, bei den wenigen Auftritten, die man schon getätigt hat, an der dicksten Stelle zu bohren und mit einem katastrophalen Flügel leben zu müssen, der einem neben dem Lampenfieber außerdem das Leben schwer macht auf der Bühne.

Ich finde es einfach unanständig, einem Musiker wissentlich einen schlecht spielbaren Flügel vorzusetzen. Das hat für mich auch mit Achtung zu tun vor der Kunst und demjenigen, der sie mit Liebe betreibt.
Das Verhandeln mit dem Stimmer könnte ja genauso gut der Veranstalter tun- dafür zum Beispiel eine Werbung im Programmheft anbieten.

LG
violapiano

hallo,

ich rate Dir:
mach Deine Entscheidung nicht von Auswahlmöglichkeiten anderer abhängig. Entscheide selber! Das Für und Wider (nicht eben ideales Instrument und dito veranstaltender Verein - Podiumserfahung und spielen wollen) ist Dir ja lange bekannt - also gib die Entscheidung nicht aus der Hand, übertrage sie nicht auf andere, die andere Interessen und Motive haben als Du.

Zudem steht Dir ja noch ein anderer Auftritt, wohl unter besseren Bedingungen bevor - als kalter Pragmatiker kann ich Dir empfehlen, so zu entscheiden, dass Du den maroden Flügel inklusive marodem Verein als "Generlaprobe" nutzen kannst. Aber das musst Du allein für Dich entscheiden.

Gruß, Rolf

p.s. dass Flügel, theoretisch gute Flügel, selbst in großen Sälen nicht immer optimal gewartet werden, zählt zu den lästigen Begleiterscheinungen des Metiers "Konzerte geben" ! c´est la vie - oder wie Friedrich Theodor Vischer es nannte "die Tücke des Objekts" :)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich finde es einfach unanständig, einem Musiker wissenlich einen schlecht spielbaren Flügel vorzusetzen.

Klar, es zeugt nicht unbedingt von größerer
Ernsthaftigkeit, ums mal leise zu formulieren.

Andrerseits habe ich immer die verstimmten,
kaputten Kneipenklaviere am allermeisten geliebt.
Abenteuer pur!
Was kann da nicht alles passieren - im Guten
wie im Schlechten!

No Risk - No Fun....

gruß

stephan


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