Klavierstudium nach Jahren der Pause?

Nannerl

Nannerl

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29. Jan. 2016
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Hallo, ich bin neu hier im Forum, aber ich hoffe ich mache alles richtig mit der Themenerstellung. Falls nicht, lasst Gnade walten ;-)

Ich bin 19 Jahre alt und spiele seit 12 Jahren Klavier, habe allerdings die letzten 4 Jahre nur sehr wenig geübt, phasenweise auch gar nicht. Früher hatte ich auch immer den Wunsch, Klavier zu studieren, der aber nach und nach im Sand verlaufen ist. Nun hatte ich aber neulich die spontane Möglichkeit, mich mit Martha Argerich zu unterhalten (In meinen frühe Teenagerjahren habe ich sie ungefähr so verehrt wie meine Freunde Taylor Swift, Rihanna & Justin Bieber). Jedenfalls hat dieses Gespräch wieder meine Liebe zum Klavierspielen entfesselt und ich kann mir nicht mehr vorstellen, etwas anderes als Klavier zu studieren. Aber wie gesagt habe ich die letzten Jahre kaum geübt, leider. Die Aufnahmeprüfungen sind im Sommer aber ich kann gar nicht einschätzen, ob mein Vorhaben überhaupt machbar ist und ich hab das Gefühl meine Klavierlehrerin auch nicht. Was würdet ihr aus eurer Erfahrung sagen, ist das möglich? Ich hab leider auch kein Repertoire, auf das ich zurückgreifen könnte, d.h. ich muss alle Stücke neu lernen...
Danke für eure Anworten! :-)
 
Was würdet ihr aus eurer Erfahrung sagen, ist das möglich?
Möglich ist sehr viel. Mein künftiger Lehrer hat mit 14 das Klavierspielen angefangen(!!) und dann noch erfolgreich studiert.
Ferneinschätzungen deines Könnens sind sehr schwer, aber generell ein ganzes Repertoire bis Sommer, nachdem Du 4 Jahre kaum geübt hast, aufzubauen, halte ich für schwierig machbar.
Ich weiß noch, wie eine Freundin von mir sich auf ihr Cello Studium vorbereitet hat. Ihr Repertoire hat sie ca. 2 Jahre aufgebaut und bis in die Perfektion geübt.
Beim Klavier sind, wie ich es von ihren Freunden aus der Musikfachschule mitbekommen habe, die Anforderungen wohl noch wesentlich höher.

Ohne Bachs Fugen braucht man dort gar nicht antreten, hat mir mal ein Klavierlehrer gesagt - nicht zu vergessen die Fähigkeiten des Prima-Vista Spiels und der Kenntnisse der Musiktheorie allgemein (Gehörbildung!).

Das heißt aber nicht, dass Du es nicht doch (mit entsprechenden Fähigkeiten) schaffen könntest. Im Zweifelsfall bleibt dir ja nächstes Jahr auch noch.

Es gibt hier doch einige, die Klavier studiert haben. Warte am besten noch auf deren Antworten :-)

Ludwig

P.S. Ich erzähl nur, was ich hier und im echten Leben so mitbekommen habe und nicht aus Erfahrung.
 
Zuletzt bearbeitet:
.............aus dem Bauch heraus, lieber einen Brotberuf lernen und das Klavierspielen als Hobby genießen........
 
wenn Du richtig dafür brennst, schreibe @partita eine Nachricht!
Es gibt zwei Arten des "Brennens": Entweder als Strohfeuer, das hell brennt, aber bei auftretenden Rückschlägen und Widerständen bald ausgeht. Oder aber als kontinuierlich lodernde Flamme, die nicht erlischt. Letzteres ist günstig für eine langfristige künstlerische Tätigkeit, ersteres nicht.

Möglich ist sehr viel. Mein künftiger Lehrer hat mit 14 das Klavierspielen angefangen(!!) und dann noch erfolgreich studiert.
Ferneinschätzungen deines Könnens sind sehr schwer, aber generell ein ganzes Repertoire bis Sommer, nachdem Du 4 Jahre kaum geübt hast, aufzubauen, halte ich für schwierig machbar.
Auch wenn Einschätzungen aus der Ferne problematisch sind, ist ein Aspekt klar und unabhängig von Studienschwerpunkten und fachlichen Spezialisierungen präsent: Ohne kontinuierliches Arbeiten bei vorhandenen guten Begabungskomponenten bleibt das Vorhaben ein Strohfeuer. Einen späteren Beginn kann man durch besonders intensive und gut koordinierte Studienleistungen unter bestimmten Voraussetzungen noch wettmachen und von Krisen und gelegentlichen "Durchhängern" bleiben selbst fleißigste Supertalente nicht verschont. Wenn diese Durststrecken allerdings in der Vergangenheit monate- oder gar jahrelang gedauert haben, stellt sich die Frage doch, ob dieselbe Person zu einem so durchgreifenden Wandel in ihrer Lebenseinstellung in der Lage ist: Unter diesen Voraussetzungen müsste die Konsequenz lauten, nun knochenhart ohne Pause auf das Ziel einer professionellen Laufbahn (auf die ein Studium ja vorbereiten soll) hinzuarbeiten. Diese Frage muss man nicht einem Beitragsschreiber oder dem Forum gegenüber, sondern für sich selbst ehrlich und kritisch beantworten. Hilfreich ist auch die Überlegung, was dazu geführt haben könnte, jahrelang kaum mehr gespielt und geübt zu haben.

Es gibt hier doch einige, die Klavier studiert haben.
Klavier studieren und Klavier studieren ist nicht unbedingt dasselbe. Ausbildungsstätten für Musikberufe bieten das Studium des Hauptfachs Klavier in ganz unterschiedlichen Studienrichtungen an - entsprechend unterschiedlich sind auch die Anforderungen in den Aufnahmeprüfungen für die jeweilige Fachrichtung. Hierzu ist in etlichen Fäden bereits einiges geschrieben worden - auch zur Fragestellung, wen man kontaktieren könnte, um aussagekräftige Informationen über den eigenen Leistungsstand und etwaige Perspektiven für eine professionelle Tätigkeit als Pianist(in) im weitesten Sinne zu erhalten.

.............aus dem Bauch heraus, lieber einen Brotberuf lernen und das Klavierspielen als Hobby genießen........
Auch das kann in vielen Fällen eine gute und folgerichtige Entscheidung sein. Wenn es nämlich mit der Karriere an den Tasten nicht so klappt wie gewünscht, kann aus dem Traumberuf schnell ein richtiger Alptraum werden.

LG von Rheinkultur
 
Dreh das Ding mal um. Frage dich natürlich, warum du jetzt unbedingt wieder anfangen willst - ein Gespräch ist kein Grund, sondern nur ein Auslöser - aber frage dich vor allem auch, warum du vor vier Jahren aufgehört hast.
Wenn du keine Lust mehr hattest - warum nicht? Stücke zu schwer / zu leicht / zu langweilig / falscher Stil? Lehrer blöd? Uncool? Schlechtes Klavier? Umfeld hat nicht motiviert? Zu faul?
Oder war der eigene Anspruch an dich selbst zu hoch, so dass du es lieber ganz gelassen hast? Versteckte Zweifel? Erster Freund, der das blöd fand?........

Zum wieder anfangen: Wie lange ist das Gespräch her, und warum kannst du dir kein anderes Studium vorstellen? Was möchtest du arbeiten, unterrichtest du gerne? Bist du schonmal aufgetreten? Was hast du in der Vergangenheit für Stücke gespielt und wie lange daran geübt?

Zur AP: Anmeldefrist ist meistens der 31. März, AP selbst im Juni (Abitur? Das ist eine arge Doppelbelastung!). Das gesamte Programm jetzt erst zu beginnen ist recht spät. Nicht, weil du es bis dahin nicht spielen kannst (das sollte drin sein!), sondern weil die Stücke dann noch frisch sind. Inhalte in etwa:
- Präludium und Fuge von Bach
- Klassischer Sonatenhauptsatz bzw. ganze Sonate
- Ein bis zwei Konzertetüden (Niveau Chopin / Liszt / Rachmaninov / Debussy)
- Romantisches Stück (Niveau: Chopinballade, Brahms Klavierstücke)
- Klassische Moderne
- Ggf. Neue Musik (atonal / Nach 1945 oder sogar nach 1980 komponiert, je nach dem)

Außerdem: Gehörbildung, Musiktheorie, ggf. Blattspiel (Niveau vermutlich: Mendelssohn Lied ohne Worte, einfachere Stücke der Klassik)

Selbsttest: Kannst du einen Satz Mozartsonate in einer Woche einigermaßen vorspielreif üben, möglichst auswendig? Wenn nicht, überlege, ob das Studium wirklich das richtige ist. Das klingt hart, ist aber durchaus nicht zu hoch gegriffen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oder war der eigene Anspruch an dich selbst zu hoch, so dass du es lieber ganz gelassen hast?
Auch das gibt es: Wer sich zu viel auf einmal vornimmt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht erst anfangen... .

Zum wieder anfangen: Wie lange ist das Gespräch her, und warum kannst du dir kein anderes Studium vorstellen? Was möchtest du arbeiten, unterrichtest du gerne? Bist du schonmal aufgetreten? Was hast du in der Vergangenheit für Stücke gespielt und wie lange daran geübt?
Man könnte frei nach einem gewissen Lichtenberg-Aphorismus sagen: Wer beim Klavierspielen nur etwas vom Klavierspielen versteht, versteht auch vom Klavierspielen nichts. Gemeine Aussage? Gar nicht. Pianisten verbringen nämlich gar nicht ihre ganze Lebenszeit mit Tastendrücken, sondern mit vielen anderen Dingen - Musik vermitteln, Musik analysieren und verstehen, mit anderen zusammen musizieren, Musik kommunikativ oder sogar therapeutisch einsetzen..., es gibt unzählige Möglichkeiten.

Wenn du keine Lust mehr hattest - warum nicht? Stücke zu schwer / zu leicht / zu langweilig / falscher Stil? Lehrer blöd? Uncool? Schlechtes Klavier? Umfeld hat nicht motiviert? Zu faul?
Bei der Selbstbefragung unerlässlich: Selbst wenn angeblich oder tatsächlich immer Faktoren an allem schuld waren, die auf andere zurück zu führen sind; könnten auch Unzulänglichkeiten von Bedeutung sein, die auf einen selbst zurück weisen? Womit hast Du Dich stattdessen beschäftigt und warum war Dir das aktuell wichtiger? Wie gesagt: Nicht vor uns rechtfertigen, sondern selbst ermitteln, was künftig besser für einen wäre. Selbst wenn jemand irgendwo fehl am Platze ist - es gilt den richtigen Platz zu ermitteln und sich dort niederzulassen.

Selbsttest: Kannst du einen Satz Mozartsonate in einer Woche einigermaßen vorspielreif üben, möglichst auswendig? Wenn nicht, überlege, ob das Studium wirklich das richtige ist. Das klingt hart, ist aber durchaus nicht zu hoch gegriffen.
Bei der Selbstbeurteilung kann man sich auch selbst etwas vormachen. Es kann sinnvoll sein, das Urteil von Experten einzuholen - beispielsweise mit einem Hochschullehrer Kontakt aufzunehmen und abzuklären, ob professionelle Ambitionen in Reichweite liegen. Ein oft unterschätzter Faktor ist, dass man eine Menge an Investitionen für diesen Beruf tätigen muss bei gleichzeitig eher ungewissen Erfolgsaussichten und gnadenlosem Konkurrenzdruck.

Die "Mozartsonate" lässt sich prinzipiell durch jedes andere mittelschwere Stück ersetzen - da könnte man auch einen Suitensatz von Bach, ein Schubert-Impromptu oder ein Brahms-Intermezzo wählen und zu ähnlichen Erkenntnissen kommen.

LG von Rheinkultur
 
Ohne jetzt alle vorigen Antworten gelesen zu haben - aber was ist dein Ziel, möchtest du Konzertfach Klavier oder Klavierpädagogik studieren? Also sorry für meine Offenheit - aber Konzertfach dürfte fast unmöglich sein für dich, wenn ich lese, dass du 4 Jahre nicht mehr richtig geübt hast. Hab selbst Konzertfach studiert - und ich sowie meine Mitstudenten waren ausnahmslos alle schon davor Jungstudenten an einer Musikuni.

Pädagogik könnte eher möglich sein, aber du wirst hier halt zum KlavierLEHRER ausgebildet - da musst du dir halt überlegen, ob du das willst. Gerne Klavier spielen heißt nicht, dass man auch gerne Klavier unterrichtet...

Generell würde ich dir auch eher dazu raten, einen "Brotberuf" zu wählen, und das Klavierspielen als schönes Hobby beizubehalten, es sei denn, du kannst dich auch mit einer Tätigkeit als Klavierlehrer anfreunden.
 
Meine Klavierlehrerin hat mir damals den Ratschlag gegeben, Musik wirklich nur dann zu studieren, wenn ich mir gar nichts anderes vorstellen kann. Ich habe lange darüber nachgedacht und dann einen anderen Beruf gewählt. Für mich war das die richtige Entscheidung, das kann ich heute - mit vielen Jahren Abstand - wohl sagen.
Wenn Du Dir die Ratschläge von @Rheinkultur und @Stilblüte zu Herzen nimmst und für Dich selbst ehrliche Antworten findest, dann bist Du in der Frage, ob das Studium für Dich richtig wäre, ein ganzes Stück weiter.
Ob ein Klavierstudium für Dich dann auch realisierbar ist, ist eine ganz andere Frage. Die läßt Du Dir am besten - wie von @Rheinkultur vorgeschlagen - von einem Profi beantworten (Hochschullehrer, Klavierlehrer mit entsprechenden Erfahrungen,...).
 
Eine Frage die es auch zu beantworten gilt: Ist das Musikerdasein ein Lebensstil, mit dem Du als Person klar kommst?
Ich meine damit, dass zu Beginn der Lebensstandard sicher eine ganze Weile zurückzustellen ist und das Einkommen unter Umständen auch das ganze Leben relativ niedrig bleibt. Außerdem sollte man auch örtlich ungebunden und sehr flexibel im Wohnort sein.
Die meisten Musiker verdienen relativ unregelmäßig und nicht immer gleich viel. Richtig gut davon leben und eine Familie ernähren können glaub ich nur die Wenigsten. Mal ganz abgesehen davon, dass es in der Regel um Selbstständigkeit geht und hierdurch manches (wie z.B. Elternzeit, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall) recht schwierig wird.

Ich finde jeden mutig, der sich dafür entscheidet und habe großen Respekt für die Leistung, sich und sein Leben ganz der Musik hinzugeben.
 

Pädagogik könnte eher möglich sein, aber du wirst hier halt zum KlavierLEHRER ausgebildet - da musst du dir halt überlegen, ob du das willst. Gerne Klavier spielen heißt nicht, dass man auch gerne Klavier unterrichtet...
Diese Aussage führt zu einem weiteren wichtigen Aspekt: Wer statt eines künstlerischen Studiums ein pädagogisches wählt, sollte dies nicht in der Erwartung tun, dazu weniger auf dem Instrument können zu müssen. Etwa so, man sei für das Konzertpodium zu schlecht, aber fürs Unterrichten reicht es noch. Wenn in einem Studiengang die Anforderungen im Hauptfach Klavier vermeintlich oder tatsächlich weniger hoch sind, treten an die Stelle zusätzliche Spezialkenntnisse, besondere Fertigkeiten und ergänzende Disziplinen, die für eine erfolgreiche Tätigkeit unverzichtbar sind. Falsche Einschätzungen rächen sich spätestens im beruflichen Alltag. Beispiel: Wer sich auf musikalische Früherziehung ("AME") spezialisiert, muss zwar Beethovens Hammerklaviersonate nicht podiumsreif auf Abruf vortragen können, aber einen sehr guten "Draht" zu (kleinen) Kindern und diesbezüglich gute Kenntnisse und pädagogisches Geschick mitbringen. Niemals sind die Besonderheiten einer Studienrichtung defizitärer Natur - und eine professionelle Einstellung zum Musikerberuf ist Voraussetzung. Monate- oder gar jahrelange "Auszeiten" kann man sich allenfalls im Hobbybereich leisten, für professionell tätige Musiker sind lebenslanges Dazulernen und ständiges Trainieren wie im Leistungssport angesagt. Irgendwann einfach nicht mehr üben und sich nicht mehr fortbilden müssen, weil man ja nun diplomierter Weltmeister auf Lebenszeit in seinem Fach ist? Das gibt es nicht.

LG von Rheinkultur
 
Ich finde jeden mutig, der sich dafür entscheidet und habe großen Respekt für die Leistung, sich und sein Leben ganz der Musik hinzugeben.
Wenn man in anderen professionellen Tätigkeiten zweihundertprozentig für seinen Beruf als Lebensaufgabe brennen muss, sollte ein Berufsmusiker tausendprozentig zu seiner Entscheidung ja sagen. Man muss nämlich auch die bittere Erkenntnis verarbeiten, dass man für die Mehrheit seiner Mitmenschen auch im Erfolgsfalle "nur sein Hobby zum Beruf gemacht" hat. Entsprechend gering ist die Bereitschaft vieler, so "brotlose" und "unproduktive" Tätigkeiten üppig zu entlohnen. Warum in Krisenzeiten gerne vorrangig an den Ausgaben für Kultur und Bildung gespart wird? Nicht nur, weil Politiker das so entscheiden, sondern auch, weil die meisten Menschen es nicht einsehen, dass man für Kulturschaffende "so viel Geld ausgeben" soll.

LG von Rheinkultur
 
Eine Frage die es auch zu beantworten gilt: Ist das Musikerdasein ein Lebensstil, mit dem Du als Person klar kommst?
Ich meine damit, dass zu Beginn der Lebensstandard sicher eine ganze Weile zurückzustellen ist und das Einkommen unter Umständen auch das ganze Leben relativ niedrig bleibt. Außerdem sollte man auch örtlich ungebunden und sehr flexibel im Wohnort sein.
@opus, du hast vergessen, es ist das Nannerl, dass Klavier studieren möchte. Gerade weibliche Aspiranten haben noch andere Optionen, nämlich eine ausreichend gute Heiratspartie zu machen und das Konzertieren nur als Zubrot und zur Komplementierung des Lebensstils machen zu müssen.

Die armen Musiker und Poeten sind irgendwie in der Geschichte immer männlich.......:zunge:
 
Erstmal vielen Dank für die vielen Antworten!

Der Grund, warum ich nicht mehr geübt habe, war mein unbesiegbares Lampenfieber, mit dem ich einfach nicht mehr umgehen konnte. Ich hatte einmal so Angst zu spielen, dass ich mir absichtlich in die Hand geschnitten habe, um dem Konzert auszuweichen. An diesem Tag habe ich für mich beschlossen, das Klavier aufzugeben, weil ich mich nicht weiter durch Konzerte quälen wollte. Die Liebe zur Musik ist mir aber nicht veloren gegangen, ich hab mich weiterhin viel mit Musik beschäftigt, nur eben ohne Druck. Ich habe mich dann auf die Schule konzentriert und mein Abitur seit fast 3 Jahren aber ich konnte mir danach nicht vorstellen etwas anderes als Klavier zu studieren, gleichzeitig aber konnte ich mir nicht vorstellen Klavier zu studieren. Ziemliches Dilemma oder?

Aber ich weiß, dass es kein Strohfeuer ist, es ist in den ganzen Jahren nie ausgegangen, nur musste es eben auch Regen standhalten. Und wenn ich etwas wirklich will, kann ich mich auch gut disziplinieren. In den letzten 2-3 Wochen hab ich wieder rund 5 Stunden am Tag geübt, aber die Angst zu wenig zu tun und es am Ende nicht zu schaffen, sitzt mir ziemlich im Nacken.

Musiktheorie und Gehörbildung ist gottseidank kein Problem, ich hab ein abslutes Gehör und hatte sehr guten Musiktheorie-Unterricht. Somit wenigstens eine Baustelle weniger :puh:

Wenn ich Klavier studiere, dann richtig, also in Richtung Konzertexamen, weil ich glaube ich nicht glücklich werden würde, wenn ich mein Können nicht voll ausgeschöpft habe. Und tatsächlich motiviert mich dieser lange Weg sehr viel mehr, auch wenn das Ziel für mich vielleicht unerreichbar ist.

Zu der Mozart-Sonate: Wenigstens kann ich schnell Stücke einstudieren, sonst wäre ich jetzt wirklich verloren. Ich habe jetzt in den letzten 2 Wochen meine Stücke für die Aufnahmeprüfung einstudiert, ich kann sie zwar noch nicht auswenig aber ichkann die Stücke.

Der Lebensstil eines Musikers kommt mir sogar sehr entgegen, ich liebe die Freiheit und es gibt für mich nichts schlimmeres als immer an einem Ort zu sein, immer zur gleichen Uhrzeit ins Büro zu gehen und immer den selben Blick auf die Dinge zu haben. Nur das Geldproblem bereitet mir Sorgen, weil ich irgendwann mal bestimmt Kinder möchte und ihnen natürlich eine unbeschwerte Kindheit ermöglichen möchte. Aber meine Eltern könnten mich diesbezüglich unterstützen, auch wenn ich natülich lieber nicht darauf angwiesen wäre.

Was würdet ihr mir denn an Stücken für die Aufnahmeprüfung vorschlagen? Meine Lehrerin will eine späte Beethoven-Sonate, z.B. Les Adieux aber ich fühle mich seinen Spätwerken überhaupt nicht gewachsen, in meinem Alter und bei meinen Fertigkeiten.....
 
Wenn Du wirklich Dein Leben lang von der Musik leben möchtest, brauchst Du in einer gewissen Weise einen Plan B und C. Du musst ein "Scheitern im Konzertfach" mit in Deine Planungen einbeziehen.
Nur von Konzerten zu leben und herumzureisen schaffen die Wenigsten und das kann schon auch sehr anstrengend sein. Schau ruhig mal auf die Websites von Trifonov oder Alice Sara Ott, beide konzertieren extrem viel.
Es herrscht manchmal die Meinung vor, Konzertpianist = erfolgreiche Karriere = absolute Glückseligkeit, Musikschullehrer = gescheiterter Pianist = armer Schlucker. Die Realität ist differenzierter, so wie es Rheinkultur immer schön beschreibt.
Zusätzlich eine pädagogische Ader zu haben, ist daher schon ein realistischer Anspruch. Im Berufsleben kann es tatsächlich sehr sinnvoll sein, zumindest ein Grundgehalt mit dem Gefühl zu verdienen, dass es "leicht verdientes Geld" ist. Jede Woche 60 Stunden nur kämpfen müssen zehrt auf Dauer. Lieber 30 Stunden leicht verdientes Geld und für den Rest, Deine Leidenschaft für die Klaviermusik, hast Du dann noch Energie, kannst neue Sachen lernen, Konzerte vorbereiten etc..
Außerdem würde ich mich an Deiner Stelle frühzeitig und offensiv um das Thema "Lampenfieber" kümmern, wenn es Dich denn so sehr belastet. Schau auch nach "rechts und links": Tontechnik, Theater, Korrepetiton, Kammermusik etc..

Angesichts Deines Lebensalters hoffe ich, dass Du Deiner Leidenschaft folgst. Ganz ehrlich: probier's einfach aus!!! Lass' Dich von zwei bis drei Profs einer MuHo beurteilen und wenn die grünes Licht geben, mach' doch einfach die Aufnahmeprüfung. Wenn Du durchrasselst, ist die Sache sowieso erledigt.

Einen sogenannten Brotberuf kannst Du auch mit 22 bis 25 Jahren noch erlernen. Brotberufe gibt es wie Sand am Meer, sie ähneln sich in Ablauf und Zielsetzung, da findet sich für einen normal begabten Menschen immer etwas. Das Alter spielt zwar auch eine Rolle, aber nicht in dem gleichen Maße wie beim Klavierstudium.

Also meine Auffassung: wenn Du es pianistisch wirklich drauf hast (Wettbewerbserfolge bisher?), verschwende nicht Deine ganz jüngen, besten Jahre für einen Brotberuf, der Dich nur leidlich interessiert.
 
Zur Repertoireauswahl kann und will ich Dir keine Ratschläge geben, da ich Dich, Deine Vorlieben und Fähigkeiten nicht kenne. Empfehlen würde ich aber, vor zwei bis drei Jahren hervorragend beherrschte Stücke zu nehmen, welche Du nun ein zweites (drittes?) Mal lernst. Nimm eher nichts oder nur wenig neues, wenn möglich. Stücke, die reifen konnten, klingen wirklich anders, besser, sie "sitzen" einfach.
 
@opus, du hast vergessen, es ist das Nannerl, dass Klavier studieren möchte. Gerade weibliche Aspiranten haben noch andere Optionen, nämlich eine ausreichend gute Heiratspartie zu machen und das Konzertieren nur als Zubrot und zur Komplementierung des Lebensstils machen zu müssen.

Die armen Musiker und Poeten sind irgendwie in der Geschichte immer männlich.......:zunge:

@elli : Hoppla, da war mein Getippsel weg. Was ich sinngemäß schrieb:

Es ist schon lustig mit der Emanzipation: Einerseits wollen Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer und genauso viel zugetraut bekommen, andererseits wird ihnen noch immer zugestanden sich durch eine Heirat finanziell abzusichern. Mal abgesehen davon, dass ich mich heutzutage nicht mehr darauf verlassen würde durchgefüttert zu werden, finde ich dieses Phänomen wirklich schräg. :blöd:

@Nannerl : Du hast mit 16 Abi gemacht? Und was machst Du seitdem? Wie hast Du dein Lampenfieber überwunden?
 
Jepp, finde ich auch schräg. Es gibt sogar Damen, die ihren Partner verlassen, wenn der wider Erwarten nach Studium oder Ausbildung beruflich nicht so den ganz großen Wurf landet. Tja, Emanzipation schaut wohl anders aus.
Aber nunja, das ist hier gerade nicht Thema, Nannerl.
 
@elli : Hoppla, da war mein Getippsel weg. Was ich sinngemäß schrieb:

Es ist schon lustig mit der Emanzipation: Einerseits wollen Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer und genauso viel zugetraut bekommen, andererseits wird ihnen noch immer zugestanden sich durch eine Heirat finanziell abzusichern. Mal abgesehen davon, dass ich mich heutzutage nicht mehr darauf verlassen würde durchgefüttert zu werden, finde ich dieses Phänomen wirklich schräg. :blöd:

Also Frauen wollen nicht die gleichen Rechte haben, sondern sie nehmen sie sich . Ich persönlich bitte nicht um etwas, was mir sowieso gehört.

Aber Option Luxusweibchen zu sein, gibt es nach wie vor! Die gibt es ja auch bei Männern - wie war das nochmal mit Chopin?.......

Und, Frauen bekommen immer noch die Kinder und stillen sie, und dafür brauchen sie die "Luxusweibchen"-Einstellung, nämlich vom Mann zu erwarten, für die Zeit die Existenz zu sichern. Und wenn dann Familie im Vordergrund des Lebensstils liegt, ist immer noch weiter die Option Luxusweibchen - obwohl sie jetzt auch vom Mann als Luxusmännchen ausführbar wäre - dass können aber die wenigsten, ohne sich ihr Selbstwertgefühl zu verletzen - tja es ist nicht so einfach. Denn einen Mann ohne Selbstwertgefühl will gerade die emanzipierte Frau ganz bestimmt nicht!
 

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