Klavierkomposition veröffentlichen ?

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Louis Jänig

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Hi ich bin Louis und neu hier. Ich improvisiere seit ein paar Monaten Lieder und würde mir gerne ein paar Meinungen zu diesem Stück hier einholen. Ich denke daran bald Musik zu veröffentlichen und bin offen für verbesserungsvorschläge oder Anmerkungen.
 

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Hallo Louis,

so wie Du improvisieren sehr viele, die in die Klavierimprovisation einsteigen. Daran ist also wirklich überhaupt nichts Besonderes oder Veröffentlichenswertes.

Du spielst, wie es die allermeisten tun, links irgendeinen Akkord (to your credit: Immerhin spielst Du hier etwas mehr verschiedene und nicht nur die gleichen 3-4 immer im Kreis...) bzw. eine festgelegte Begleitfigur, und düdelst dazu mit rechts irgendwie rum, ohne dass Du dabei kompositorische, insbesondere formale, Prinzipien beachten würdest. "Komposition" ist also kein korrekter Begriff für dieses Stück, zumal Du ja nicht mal in der Lage wärst, es ein 2. Mal auch nur annähernd genauso zu spielen.

Das Ganze ist zudem sehr spannungslos, da es sehr gleichförmig und letztlich unrhythmisch vor sich hinplätschert.

Es ist schön, wenn Du Spaß an der Musik und am Improvisieren hast, das kann Dir auch keiner nehmen. Ich verstehe gut, dass Du in dieser Anfängerzeit ganz "excited" bist über die Entdeckung der Improvisationsmöglichkeiten. Aber mit dem Vorhaben der Veröffentlichung überschätzt Du Dich ganz gewaltig. Du bist zurzeit nichts als ein ganz gewöhnlicher Improvisationsanfänger und hast noch einiges an Weg vor Dir, bis Du Dich mit Recht als Komponist von Musikstücken, die veröffentlichenswert sind, bezeichnen kannst.

Es heißt übrigens Stück, nicht Lied. Der Begriff Lied ist für Gesangsstücke reserviert, insbesondere Volkslieder und Kunstlieder (z.B. Solostimme plus Pianobegleitung). Auch einen Popsong nennt man nicht Lied, auch wenn man das aufgrund des englischen Begriffs "song" meinen könnte.
 
Ich denke daran bald Musik zu veröffentlichen
Das mit dem Veröffentlichen hast du ja mit diesem Beitrag bereits getan. ;-)
Oder meintest du, du willst die Noten dazu irgendwo zur Verfügung stellen? (Es gehört für mich zu einer Komposition, dass ein Stück notiert ist und andere es spielen können, wenn sie denn wollen.)

Ich habe mir ca. 2 Minuten der Aufnahme angehört. Du kannst das gut als Dokumentation des aktuellen Stands verwenden und um später zu vergleichen, wie du dich entwickelt hast. Die Improvisation irgendwo anders als "fertiges Stück" einzustellen würde ich persönlich nicht machen, sondern erst einmal weiterarbeiten. @hasenbein hat ja schon ein paar Punkte genannt.
 
Natürlich als "Aufnahme auf Youtube oder anderen Social-Media-Plattformen hochladen". Ist doch klar.
 
Das ist nun mal auch der moderne Begriff des Veröffentlichens: Einspielung im Internet zur Verfügung stellen. Noten verlegen und von anderen Interpreten performen lassen, dazu musst du schon an einer Musikhochschule studiert und diese überragend absolviert haben und du musst tragende Kontaktnetzwerke um dich gebaut haben, Charisma besitzen -- idealerweise mit nem gerüttelt Maß Selbstbewusstsein und Bescheidenheit, in der Kombi auch unterm Namen Authentizität erhältlich - und Klinken putzen.

In dieser Musik vermisse ich den roten Faden. Bei kruder Jazzmucke tue ich das auch. Nur liegt das bei ersterem sehr wahrscheinlich am Sender, bei letzterem an mir. Im Ergebnis kommt es aufs Gleiche raus: Gehört, vergessen.

Bevor du Musik veröffentlichst: Lern ggf. ihre Notation, spiele sie auf MIDI-fähigem Gerät ein, drucke den Schrott, den das gewählte Programm fabriziert aus und setze die Noten noch mal komplett neu, und zwar so, dass sich die musikalischen Strukturen und Verhältnisse daraus leicht ablesen lassen in den Augen musikalisch vorgebildeter Leute.

Es ist leider so, das musste ich auch erst einsehen: Bevor man produzieren kann, muss man verstehen, was und wie es andere gemacht haben. Das heißt nicht, dass du vorher nicht produzieren darfst, im Gegenteil, sondern Lob allenfalls von komplett Ahnungslosen bekommst, wenn sie dich mögen. Frühe Kritik ist eine gute Schule des Egos.
 
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Vielen Dank für die Rückmeldung hier. Das man sowas nicht veröffentlicht ist mir bewusst, es ging mir darum ein paar Meinungen von Leuten zu holen sich damit beschäftigen. @hasenbein bisschen hartes Feedback aber wahr, meine theoretischen Musikkenntnisse sind sehr gering. Mein Ziel liegt eher daran einen eigenen Stil zu finden anstatt es in bestimmte formale Strukturen zu quetschen. Komponieren ist daher tatsächlich der falsche Begriff, ich improvisiere meine Stücke und will den Impovisationsskill zu einer präsentierbaren entwickeln. Die Musik ist nicht da um die Gelehrten zu begeistern sondern um den normalen Menschen eine Freude zu bereiten. Es soll etwas melancholisch stimmen, sodass man sich gedanklich treiben lassen kann, ruhe und gewisse gleichmäßigkeit sind beabsichtigt.
@HbMuth Das mit der MIDI Einspielung fange ich gerade an, denn anders notieren geht mit meiner Spielweise schlecht. Ich zeige die Musik gerne musikalisch unwissenden, aber wirkliche Kritik zur Verbesserung bekomme ich da nicht.
Im Anhang ist noch eine Improvisation im etwas anderen Stil. @hasenbein @HbMuth
 

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@Tastenscherge Ich habe mir ein paar Posts von ihm durchgelesen weil ich anfangs dachte dass er die Leute etwas zu sehr plattmacht, aber ist alles im Rahmen xD
 
Mein Ziel liegt eher daran einen eigenen Stil zu finden anstatt es in bestimmte formale Strukturen zu quetschen. Komponieren ist daher tatsächlich der falsche Begriff, ich improvisiere meine Stücke und will den Impovisationsskill zu einer präsentierbaren entwickeln.
Dein Ziel ist sehr unterstützenswert, finde ich gut! Wenn du wirklich einen eigenen Stil finden und entwickeln willst, wird allerdings kein Weg daran vorbeiführen, dass du dich intensiv mit dem auseinandersetzt, was andere musikalisch gemacht haben. Ich kenne keinen einzigen prägenden bzw. erfolgreichen Musiker, der einfach mal bei Null angefangen und aus sich selbst heraus seinen eigenen Stil entwickelt hat. Es fand immer zuvor eine intensive analytische Auseinandersetzung mit musikalischen Vorgängern statt. Ohne Handwerkszeug (Harmonielehre und Formenlehre) ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass deine Musik auf einem belanglosen Level bleibt. Lerne die Grundlagen und analysiere deine Vorbilder, dann kannst du dich weiterentwickeln. Dass du grundsätzlich Potenzial mitbringst, zeigt deine Aufnahme. Jeder Klumpen Erz muss jedoch aufwändig bearbeitet werden, damit daraus ein Edelmetall wird.
 

Er will ja, dass es belanglos sein soll. Es soll dahinplätschern und eine "melancholische Stimmung" auslösen.

Das tut es bei mir. Weil ich mal wieder realisiere, wie ultraniedrig die Ansprüche vieler Leute sind...
 
Ist doch ok. Jeder wie er mag. Allerdings finde ich es auch erstaunlich, wie viele Leute auf Youtube oder sonst wo genau diese Art von Improvisation toll finden. Klar, die Musik kann man sich anhören. Tut keinem weh. Ist aber aus musikalischer Sicht eher belanglos. Und trotzdem überschlagen sich manche Hörer in ihren Kommentaren mit Lob: du spielt soooo toll. Erstaunlich. Aber wie gesagt: jeder wie er mag und lustig ist.
 
@hasenbein Ich glaube du verwechselt da was. Es gibt einen unterschied zwischen einer Art sprituellen melancholie und belanglosigkeit. Belanglos mag es sein für Gelehrten und klassischen Komponisten, was aber nicht heißt dass mein Anspruch niedrig ist. Je nach Bewusstseinzustand, Lebensphilosophie oder Gelehrtheit erkennen Leute unterschiedliche Dinge in der gleichen Musik. Du kannst genauso in der Kunst der Mathematik Dinge formulieren die nur 100 Leute auf der Welt verstehen. Es mag dann intellektuell von hohem Anpruch sein und dem höchsten Technischen Anspruch genügen, doch können die meisten Leute nichts damit anfangen. Die Melancholie du beschreibst ist traurig, weil du es auf einen rein technischen Standpunkt beziehst, in dem es natürlich nichts ist im Vergleich zu lange ausgearbeiteten Kompositionen. Es geht um das Verlangen nach einem einheitlicheren, Harmonischeren Geisteszustand nicht um technische Perfektion.
 
@Demian Was die Beschäftigung mit Musiktheorie angeht muss ich dir genauso zustimmen wie @hasenbein, wenn mein Stil wirklich einzigartig werden soll . Allerdings will ich so wenig Ideen wie möglich vor das intuitive spielen stellen. Das Gefühl soll in der Klarheit rüberkommen in der ich das Stück gespielt habe. Es wird immer Leute geben für die es Super oder kompletter Müll ist. Es geht mir um die Vermittlung eines harmonischeren Zustandes mittels Intuitiver Darstellung. Das logische / rationale Denken soll dort so wenig wie möglich vorhanden sein, was auch bedeutet dass ich die Stücke die ich diesem Sinne mache nicht bis zur Unendlichkeit auseinandernehme und forme.
 
@agraffentoni kommt drauf an was du erwartest hast xD
 
Ich glaube, es ist nicht zielführend, hier eine Unterscheidung einzuführen, als ob es einerseits verkopfte "Gelehrte" und andererseits fühlende Individuen gibt, die quasi aus ihrer Emotion heraus schöne Kompositionen entwickeln. Ich habe leider zu wenig Ahnung von Musiktheorie, aber wirklich alles, was ich über Musik und Klavierspielen gelesen habe, suggeriert, dass ein fundiertes Verständnis musikalischer Formen absolut hilfreich, wenn nicht gar notwendig ist, um zu einem musikalischen Ausdruck und einem tieferen Verständnis von Musik zu kommen.
Was mich auch irritiert, ist, dass die Rezeption klassischer Musik hier so dargestellt wird, als ob es nur für elitäre, theoretisch veranlagte Menschen wäre.
Vielleicht verstehe ich deine Posts falsch, aber deine Betonung der Intuition erinnert mich etwas an den Genie-Kult, der einfach mal vergisst, dass vieles in der Kunst Handwerk und Wissen ist. Alle mir bekannten "Genies" waren sehr wissbegierige, fleißige Arbeiter in ihrem Fach.
 
@hasenbein Ich glaube du verwechselt da was. Es gibt einen unterschied zwischen einer Art sprituellen melancholie und belanglosigkeit. Belanglos mag es sein für Gelehrten und klassischen Komponisten, was aber nicht heißt dass mein Anspruch niedrig ist. Je nach Bewusstseinzustand, Lebensphilosophie oder Gelehrtheit erkennen Leute unterschiedliche Dinge in der gleichen Musik. Du kannst genauso in der Kunst der Mathematik Dinge formulieren die nur 100 Leute auf der Welt verstehen. Es mag dann intellektuell von hohem Anpruch sein und dem höchsten Technischen Anspruch genügen, doch können die meisten Leute nichts damit anfangen. Die Melancholie du beschreibst ist traurig, weil du es auf einen rein technischen Standpunkt beziehst, in dem es natürlich nichts ist im Vergleich zu lange ausgearbeiteten Kompositionen. Es geht um das Verlangen nach einem einheitlicheren, Harmonischeren Geisteszustand nicht um technische Perfektion.

Nein, ich glaube, Du verwechelst da was. So wie ich @hasenbein kenne, hat er eher wenig mit "Gelehrten und klassichen Komponisten" am Hut.

Eine Freundin von mir ist Malerin, ihre Bilder hängen oft in Ausstellungen. Mir gefällt nicht alles, was sie macht, manche Bilder finde ich super, manche gefallen mir weniger. Aber auch bei den Bildern, die mir persönlich nicht so gefallen, muß ich zugeben, daß sie besser sind als alles, was ich je gemalt habe und was ich je noch malen werde. Als Kind habe ich gern gemalt und bin von Eltern, Onkels, Tanten, Lehrern usw. auch öfter mal dafür gelobt worden. In meinem Wohnzimmer hängt ein Bild, das meine Freundin gemalt hat. Es würde mir im Traum nicht einfallen, eines von meinen Bildern daneben zu hängen. Ich habe von Malerei echt nicht viel Ahnung, aber gewisse Qualitätsunterschiede fallen sogar mir auf.

Zur sprituellen Melancholie verkneife ich mir einen Kommentar.
 

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