"Leben" eigene Klavierkomposition

Aber die Existenz von, sagen wir, Amigos oder Micky Krause auf der einen Seite und z. B. Hammerklaviersonate oder Tannhäuser auf der anderen Seite zeigt völlig unabweisbar und objektiv, dass es gute und schlechte Musik gibt, peng, aus.

Es ist nun einmal Fakt, dass die meisten Zuhörer ohne vorhandenes musikalisches Hintergrundwissen die Komplexität der Kunstlieder der Amigos und Micky Krause halt auch nicht verstehen und wertschätzen können. Sie müssen halt mit Beethoven und Wagner vorlieb nehmen. Habe ich Deine zitierten Zeilen da richtig verstanden:blöd:;-).
 
Der Küchenpsychologe hat gesprochen, Peng! :lol:
Ich höre und spiele TEY-ähnlichen Kram, weil ich Die Ravels und Stockhausens nicht verstehe. Klingt doch alles schief! :-D

Wie sagte mal @mick über so ein Stück zu mir: Das ist doch was für 12jährige Mädchen. Genau mein Ding! ...muss los, einkaufen. Meine Windeln sind alle. :lol:

Nicht nur du!
Ich glaube hier müssen 58 Millionen andere Windeln holen gehen. :-DKönnte zu Engpässen kommen.:konfus:

"So, jetzt brauche ich etwas ganz Entspannendes, bei dem ich gänzlich abschalten kann und das mich gewissermaßen 'streichelt'"

Ja, ist so. Finde ich auch nichts schlimmes dran. Wenn es hilft...

außergewöhnliche Art der Wahrnehmung der Realität (es fallen Details und Zusammenhänge auf, die den meisten nicht auffallen) und "Weiterverarbeitung/Sublimierung" derselben sind für diese erforderlich.

Insofern nimmt der Künstler sogar MEHR Realität wahr in ihrer ganzen Vielschichtigkeit.


Kunst ist doch nicht nur für Künstler da! :bye:
Wenn der Künstler ein Werk geschaffen hat welches ein "normaler" Mensch nicht mehr versteht hat er in meinen Augen etwas falsch gemacht...:geheim:
 
Wenn der Künstler ein Werk geschaffen hat welches ein "normaler" Mensch nicht mehr versteht hat er in meinen Augen etwas falsch gemacht.
Dann haben alle klassischen Komponisten so ziemlich alles falsch gemacht. Jedenfalls dann, wenn ein musikalisch einigermaßen gebildeter Mensch schon nicht mehr zu den "Normalen" gehört.

Gilt dein Postulat eigentlich auch für Schriftsteller? Machen die auch etwas falsch, wenn sie Literatur jenseits des Niveaus von Arztromanen schaffen? Oder muss man von Künstlern grundsätzlich verlangen, dass sie sich niveaumäßig am kleinsten gemeinsamen Nenner orientieren?

Fragen über Fragen. Eine Antwort würde mich freuen.
 
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Machen die auch etwas falsch, wenn sie Literatur jenseits des Niveaus von Arztromanen schaffen?
Na ja, nicht unbedingt Arztromane, doch wenn Schriftsteller von ihren Werken leben wollen, dann müssen sie eine größere Anzahl an interessierten Lesern erreichen. Verlage reißen sich ebenfalls nicht darum, Ladenhüter in höheren Auflagen drucken zu lassen. Bei Kunstmalern sieht es etwas anders aus, da genügt mitunter ein verkauftes Bild, um die Haushaltskasse für eine gewisse Zeit merklich aufzufüllen.
 
Da kommt sie wieder, die alte Frage: Ist das Kunst oder braucht das keiner? Beantworten kann ich sie leider auch nicht allgemeingültig.

Aber auf keinen Fall gilt "je weniger Verständnis beim Volk, desto mehr und sicherer Kunst". Ein witziger Satz, denn seine Umkehrungen gelten auch nicht. Also ist das mehr oder weniger vorhandene allgemeine Verständnis und Unverständnis beides kein Indiz für Kunst.

Kunst ist aber auf jeden Fall das, wofür es einen Etat gibt. Dann landet sie im Museum und alle sind zufrieden. Es wird keiner mehr von ihr belästigt.

CW
 
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Nein, wahre Kunstwerke sind niemals Realitätsflucht.
Der Begriff der "Flucht" ist natürlich negativ konnotiert. Als würde der Künstler das Offensichtliche leugnen und sich in eine reine Fantasiewelt einspinnen. Aber das meinte ich nicht. Kein Kunstwerk entsteht, ohne dass der Künstler sich ein Stück weit von dem, was der Durchschnitt "Realität" nennt, distanziert. Die von Dir erwähnte "außergewöhnliche [!] Art der Wahrnehmung" des Künstlers verdankt sich dieser Distanzierung, der Position des Außenseiters. Man könnte es auch eine "Flucht" nennen.

Jedenfalls ist Kunst niemals nur Abbildung der Realität (besonders Musik nicht), sondern sie enthält immer auch ein utopisches Moment (siehe z. B. @rolf über Mozarts Musik in der Zeit des Spätabsolutismus*) - das die Kerkermeister der durchschnittlichen "Realität" als "eskapistisch" brandmarken mögen. Das gilt selbst für die Kunst des sog. "Realismus" oder "Naturalismus".
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*Hier die wesentliche Passage: "Spießrutenlaufen, öffentliche Hinrichtungen, soziale Ungerechtigkeiten, Kriege - das ist die niedliche Rokokozeit Mozarts... Die tiefsinnige, nie oberflächliche Heiterkeit in Mozarts Musik ist da eine Utopie, ein ästhetischer Gegenentwurf, ein künstlerisches Credo a la eigentlich sollte die Welt so sein."
 
Oder muss man von Künstlern grundsätzlich verlangen, dass sie sich niveaumäßig am kleinsten gemeinsamen Nenner orientieren?

Nein, am größtmöglichem Nenner.
Und "verlangen" schon gar nicht. Kann jeder machen wie er will. Er muß sich nur nicht wundern wenn er seine Kunst nicht mehr an den Mann bringen kann weil

a) er seine Kunst so kompliziert rüberbringt das es nur noch eine kleine Gruppe anderer Künstler versteht.

oder

b) er so schnulzig und klischeehaft gestaltet das es nur noch die wenigen ganz Infantilen gut finden

Dann haben alle klassischen Komponisten so ziemlich alles falsch gemacht.

Wie kommst du darauf? :konfus:
Air on the G String z.B. finden doch seeehr viele gut. Ich auch.
 
Warum soll dieses Postulat des kleinsten gemeinsamen Nenners gerade nur bei der Kunst wahr sein? Wieso nicht auch in der Wissenschaft? Wat ich nich kapiere, kann nich gut sein?

Hier fällt jedem sofort auf, dass das größtmöglicher Schwachsinn ist. Nur ein verschwindend kleiner Bruchteil der Menschheit kann ansatzweise verstehen, in welche mathematischen Abgründe sich so mancher stürzt (bzw. aus ihnen heraufwinkt). Aber, neeee, der hat sich doch Jahre damit beschäftigt und eine Begabung und Spezialantennen dafür. Muss ich nich kapieren. Mir reicht mein Sudoku.
Hm, achso. Und in der Kunst soll das anders sein? Wieso eigentlich?

Es gibt die Sendung mit der Maus und es gibt die Fields-Medaille.
Es gibt die Morgenstimmung von Grieg und op. 106 von Beethoven.

PS: Ich liebe die Sendung mit der Maus.
 
Es geht ja nach dem Modebegriff "Sexismus" jetzt allmählich los mit "Lookismus". Das heißt, hässliche Menschen werden diskriminiert, wenn man nicht sagt, dass sie genauso schön sind wie andere (oder Schönheitsunterschiede gleich ganz leugnet). Außerdem sollten Schönheitswettbewerbe nicht nur den sogenannten "Schönen" (was ja nur eine patriarchale, willkürliche Definition ist) offen stehen, sondern auch dicklichen Pickelelsen mit Damenbart.

Das Nächste ist nun wahrscheinlich das große Aufkommen des Begriffs "Ableismus". Das heißt, es ist Diskriminierung, wenn man sagt, dass halt manche Menschen etwas checken und manche nicht. Um den bösen Ableismus zu bekämpfen, muss alles (also Literatur, Musik, Schul-Lehrpläne...) so gestaltet werden, dass das Phänomen "einer steigt dahinter, der andere nicht" überhaupt nicht mehr auftritt! Nur so kann der böse Ableismus ausgerottet werden!
 
Nun bleibt die bleischwere Frage: Warum sind manche Menschen hässliche Pickelesel mit minderer Intelligenz, andere strahlende Schönheiten mit einem IQ von 140?
Und die noch etwas schwerere Frage: Haben die klugen Schönheiten auch wirklich einen Vorteil davon, dass sie klug und schön sind? ich hab da so meine Zweifel... Am besten lebt es sich vermutlich zu Beginn des zweiten Drittels der rechten Seite der Glockenkurven von objektiver Schönheit und Intelligenz... :lol:
 

Wenn der Künstler ein Werk geschaffen hat welches ein "normaler" Mensch nicht mehr versteht hat er in meinen Augen etwas falsch gemacht...:geheim:
Ich verstehe es bis heute nicht, wahrscheinlich ist das Werk zu hoch für mein Kunstverständnis. Hasenbein kann da sicher mehr dazu sagen.:-D
Schlimm ist dabei, dass sie in der Schweiz lebt.

Die ganze Kunstdiskussion erinnert mich an die Komödie von Yasmina Reza, wo einer ein weisses Bild mit weissen Streifen für 200 Riesen kauft. Für manche nur ein weisses Bild für andere ist das wahre Kunst. Die einen sehen nur weiss andere sehen in erweiterten Realitäten Farben, Muster, Kontraste etc.
 
Selbstverständlich existiert Scharlatanerie.

Nur haben Laien in der betreffenden Materie nicht die Kompetenz, darüber zu befinden, ob etwas Scharlatanerie ist oder nicht.

Das "gesunde Volksempfinden" ist glücklicherweise seit 1945 diskreditiert und sollte es auch UNBEDINGT BLEIBEN.
 
Schon mal daran gedacht, dass es unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Gaben und unterschiedlichen Vorlieben gibt?

Nicht jeder möchte sich zu jedem Zeitpunkt von Musik tief erschüttern lassen. Oder vielleicht sogar überhaupt nicht.

Dafür hat der Vollblutmusiker kein Verständnis, logo. Muss er auch nicht haben. Aber es ist nun einmal die normative Macht des Faktischen, die einen Bedarf/Markt von "seichter Kunst" belegt.

Das kann man voll doof finden (kein Problem: es gibt ja genug anspruchsvolle Musik im Angebot). Man muss noch nicht einmal verstehen, warum seichtes Geklimper voll Wiederholungen und ohne harmonische Spannungen, Brüche etc. gleichwohl Freunde findet. Vielleicht haben die Rezipienten keinen Bock auf Spannungen, Brüche etc. Oder grundsätzlich keinen Sinn für Musik/Literatur. Wer ENTspannung sucht, legt sich keine spannende Musik auf.


Mein Eindruck ist, dass die spezifische Vehemenz gegen die Musikrichtung "seicht aka TEY" sich daran entzündet, dass sie vorzugeben scheint, in den edlen Wettstreit mit den Titanen des Musikschaffens zu treten (Stichwort Scharlatanerie). Der eigentliche Unmut müsste sich gegen Gewalt"musik" richten. Tut er aber nicht, letztere ist völlig außen vor, letztere versucht noch nicht einmal den Eindruck zu erwecken, als folge sie "klassischen Prinzipien", also wird sie auch nicht angegriffen.

Es gibt sicher nicht wenige Menschen, die über den niedrigschwelligen "seichten" Einstieg den Zugang zu tiefen Wassern gefunden haben. So what. :müde:
 
Ich verstehe es bis heute nicht, wahrscheinlich ist das Werk zu hoch für mein Kunstverständnis.
So wie ich das in Erinnerung habe, versuchten einst Goethe, Schiller und andere die "Schönen Künste" zu umschreiben. Sinngemäß, ein Künstler sollte Kunstwerke nur um der Kunst willen schaffen, weil letztendlich Kunst dem Menschen als Erbauung dienen sollte.
Später gesellte sich zu den Schönen Künsten unter anderem die Fine Art Fotografie und wenn ich daran denke, wie viele Fotografen mit der Fertigung von Hochzeitsfotos à la Fine Art werben, obwohl sie nur ein reines Handwerk erlernten und nur Auftragsarbeiten ausführen, dann gefällt mir das auch nicht sonderlich.

Was ich von dieser Aktionskünstlerin halten soll oder was die damit ausdrücken möchte, weiß ich zwar nicht. Was ich aber annehme, dass die sich da vorher schon ein paar Gedanken machte. Bei Malern sieht es anders aus, zumindest bei denen, die ich bisher kennenlernte, doch so viele waren es noch nicht. Die wussten und fühlten nicht, was sie taten, der Rest wurde erst später durch Kritiker in ihren Werken hineininterpretiert.
Und bei Musik, da werden doch Gefühle angesprochen oder vermittelt, würde ich es mal laienhaft ausdrücken. Als Hörer brauche ich Musik nicht zu verstehen, nur zu empfinden, als schön oder grässlich hässlich oder als was auch immer.
 
Barratt, würden wir uns nicht in Zeiten des immer stärkeren kulturellen Relativismus befinden, wo die Existenz von Qualitätsunterschieden geleugnet wird, behauptet wird, alles sei nur Geschmackssache, und Leute, die Qualitätsunterschiede feststellen, als Elitisten hingestellt werden, wäre das mit TEY in der Tat egal und keine Diskussion wert.
 
Barratt, würden wir uns nicht in Zeiten des immer stärkeren kulturellen Relativismus befinden, wo die Existenz von Qualitätsunterschieden geleugnet wird, behauptet wird, alles sei nur Geschmackssache, und Leute, die Qualitätsunterschiede feststellen, als Elitisten hingestellt werden, wäre das mit TEY in der Tat egal und keine Diskussion wert.

Da gebe ich Dir vollkommen recht.

Nützt nur nix. Mir wäre wohler, ein TEY-Musiker bekäme den Echo als gewaltverherrlichender Gangster-Rapper.
 

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