Klaviere aus China

  • Ersteller des Themas reymund
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Aber was denn, bitte? Blüthner? Niemals lieferbar. Hupfeld, Rönisch, Förster? Ditto. Das Problem bei den Ostmarken war, dass dort, wo sie gut waren, die Verkäufer absurde Vorstellungen von den Konditionen hatten. Ich war vor Olims Zeiten mal in einer Kommission meiner Uni, die Mikrofiche-Lesegeräte beschaffte, als man anfing, die Zettelkataloge in den Bibliotheken abzuschaffen. Jena (also Zeiss Ost) sah auf dem Papier gut aus. Aber: nur Teilmenge lieferbar, Termin der Restlieferung unbestimmt; Ausstattung der einzelnen Geräte sollte je nach Verfügbarkeit vom Lieferanten diktiert werden und dann wollten sie auch noch Geld im Voraus, was von krasser Ahnungslosigkeit hinsichtlich der (altertümlichen) Haushaltsführung im öffentlichen Dienst zeugte. Und Verhandlungsspielraum hatte der verklemmte Kerl sowieso null. Am Ende haben wir halt Zeutschel gekauft.
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Wundert mich jetzt -wir haben doch immer den Plan um 128% übererfüllt? (so stand es jedenfalls auf dem Papier).
 
Ich habe mir vor kurzem eine China-Gitarre für unter 400 € zugelegt. Verglichen mit eher drögen Yamaha-Klampfen aus der gleichen Preisklasse klanglich eine absolute Wucht dank guter Klanghölzer (Zeder/Mahagoni) und Knochensteg. Dazu ab Werk mit Phosphorbronze-Saiten bezogen, hervorragend eingestellt und perfekt bundrein. Im Preis enthalten ist ein Fishman-Tonabnehmer, ohne wäre es nochmal deutlich billiger gewesen.

Dafür fällt die Qualitätskontrolle eben typisch chinesisch aus: von der nicht richtig angeleimten Brücke, die sich unter dem Saitenzug schon davonmachte, bis hin zur leicht schief eingebauten Mechanik alles dabei gewesen und mehrmals umtauschen müssen, bis ich ein Instrument hatte, das halbwegs in Ordnung war.

Wenn die Chinesen das bei den Klavieren und Flügel halbwegs ähnlich hinbekommen und noch etwas Endkontrolle drauflegen, dann sehe ich da in Zukunft viel Heulen und Zähneklappern...
 
Auch bei angestrengtem Nachdenken fällt mir kein deutscher Industriezweig ein, der hinsichtlich bräsiger Selbstgefälligkeit und Nicht-Innovation in den 60er - 80er Jahren der deutschen Klavierindustrie (West) das Wasser reichen konnte. Es war eine Schande.
 
nur Teilmenge lieferbar, Termin der Restlieferung unbestimmt; Ausstattung der einzelnen Geräte sollte je nach Verfügbarkeit vom Lieferanten diktiert werden und dann wollten sie auch noch Geld im Voraus

Wundert mich jetzt -wir haben doch immer den Plan um 128% übererfüllt? (so stand es jedenfalls auf dem Papier).

Basst scho. Die Teile der Restlieferung standen halt nicht im Plan. Devisen hingegen brauchte man immer. :006:
 
Wenn die Chinesen das bei den Klavieren und Flügel halbwegs ähnlich hinbekommen und noch etwas Endkontrolle drauflegen, dann sehe ich da in Zukunft viel Heulen und Zähneklappern...

Am Schluss zählt nur, wie viele Arbeitsstunden der Kunde zu bezahlen bereit ist.

Ne andere Frage... Spielt es heute noch irgendeine Rolle, in welchem Klima ein Klavier gebaut wurde? Man liest von Montagen in Klimakammern, aber ich bin da skeptisch, ob die künstliche Kammer ein Klima so gut abbilden kann wie... das Klima selbst.
 
Auch bei angestrengtem Nachdenken fällt mir kein deutscher Industriezweig ein, der hinsichtlich bräsiger Selbstgefälligkeit und Nicht-Innovation in den 60er - 80er Jahren der deutschen Klavierindustrie (West) das Wasser reichen konnte. Es war eine Schande.
Was hätten sie denn anders machen sollen/können? Selbst wenn sie eine Kristallkugel gehabt hätten? Die Transportkosten eines Instruments aus China müßten etwa 100€ betragen. Also grob gesagt "nichts". In welchem Teilmarktsegment soll man bei einer Personalkostenquote von 60% mit China konkurrieren? Nur in der Oberklasse. Und die hat eben kein allzu großes Volumen.
 
In der Tat baut Feurich für den Preis einfach sehr sehr gute Instrumente, die man nicht mit der üblichen China-Ware vergleichen kann, wo einfach nur ein Label auf die Tastaturklappe kommt. Die 162er und 218er Flügel wurden von Stephen Paulello designed und auch mit dessen Saiten bestückt. Die Ausarbeitung der Intonation findet in Wien statt und sie haben z.B. im 123 Klavier eine echt sehr gut funktionierende Repetitionsmechanik eingebaut.

Wird das Feurich 123 nicht komplett ins Wien hergestellt?
https://www.feurich.com/de/innovationen/modell-123-vienna/

Ich will demnächst zu einem Feurich-Händler Probespielen, aber das 123 hat er nicht da, das dürfte denke ich auch deutlich teurer sein. Da gibt's dann wohl doch Qualitätsunterschiede zu den in China hergestellten?
 

Einfach bei Feurich in Wien anrufen und nachfragen. Wirkliche Details habe ich auch nicht.
 
Wäre aber in der Tat eine komische Markenstrategie. Erst versuche ich, den Goodwill einer traditionellen europäischen Marke mit chinesischen Klavieren abzuschöpfen, um dann, wenn den potentiellen Käufern immer klarer wird, daß die Instrumente aus China kommen, wieder ein Hochpreisinstrument aus Europa anzubieten.
 
Rönisch hat auch noch nach der Wende produziert - mit Rennermechanik. Zu DDR Zeiten - gut, die Pianic Mechanik war jetzt ned so der Renner mit ihrem Plastik´lump. Klanglich waren die aber ned die schlechtesten. Ich habe damals in Berlin in alten Ostklavieren ne Rennermechanik eingebaut, war schon was anderes. Qualität war in der DDR schon sehr gefragt, die Abnahme nannte sich dort "Gütekontrolle". Die Holzvorräte waren halt damals in der DDR sehr bemessen, dafür die chemische Industrie um so produktiver, somit wurde natürlich versucht Holzteile aus Polyvinylchlorid zu ersetzen....entsprechende Nachteile merkte man bei den Klavieren erst Jahre später.
Hallo,
ich würde gerne fragen, ob ein Blüthner aus den 1980ern eine Renner-Mechanik verbaut hat oder ggfs. noch das erwähnte Plastik-g´lump? Wir schauen uns heute Nachmittag so einen an, wurde für den Export gefertigt, und wir fragen uns jetzt, worauf wir da achten müssen. Der Staat soll damals den VEBs mächtig reingeredet haben hinsichtlich Materialwahl etc. ... ich wäre sehr dankbar für Hinweise!
Viele Grüße, Motte
 
Hallo,
ich würde gerne fragen, ob ein Blüthner aus den 1980ern eine Renner-Mechanik verbaut hat oder ggfs. noch das erwähnte Plastik-g´lump? Wir schauen uns heute Nachmittag so einen an, wurde für den Export gefertigt, und wir fragen uns jetzt, worauf wir da achten müssen. Der Staat soll damals den VEBs mächtig reingeredet haben hinsichtlich Materialwahl etc. ... ich wäre sehr dankbar für Hinweise!
Viele Grüße, Motte

Für den Export wurde in der Regel Renner Mechanik verwendet.

Aber Obacht, auch die DDR war da ned immer ehrlich.

Am besten daß Klavier mal öffnen und schauen was auf der Mechanik steht - wenn da steht "pianic" dann ists ne Ostmechanik....sollte bei Blüthner aber nicht vorgekommen sein.
 
Oh, Danke, Henry - ich hatte so gehofft, noch eine Antwort zu bekommen, denn wir müssen jetzt bald los!
Wenn es eine Pianic Mechanik sein sollte, würdest Du dann die Finger vom Blüthner lassen?
 

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