KL will sich selbst verwirklichen - was tun?

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sonnenblume77

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15. Aug. 2010
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Hallo Ihr Lieben!

Habe seit kurzem Klavierunterricht. Mein KL schwärmt von Jazz und ich glaube, dass er sich selbst verwirklichen will. Ich habe ihm schon gesagt, dass ich hauptsächlich Klassik spielen will. Jetzt ist es so, dass ich mit dem Takt Probleme habe. Deshalb lässt er mich Stücke wie "Morning has broken" und die "Love Story" spielen. Letztes Mal hat er mir die zwei Stücke vorgespielt, mit Improvisationen. Es sind ja beides schöne Stücke. Aber es gibt doch auch klassische Stücke, bei denen ich den Takt lernen kann.
Was meint Ihr dazu?

Liebe Grüße
sonnenblume
 
Hä? Warum gehst Du nicht zu einem Klassiklehrer, wenn Dir ein Jazz-Rock-Pop Lehrer mißfällt?

Und wenn Dir die genannten Stücke gut gefallen, warum willst Du diese dennoch partout nicht spielen, sondern "Klassik"? Hast Du irgendwo gehört, daß man erstmal Klassik spielen muß, damit man vernünftig Klavier spielen lernt??

LG,
Hasenbein
 
Hallo Sonnenblume,

In mir regt sich der Verdacht, daß du den falschen Klavierlehrer erwischt hast. Vielleicht täusche ich mich ja, aber ich denke, es gibt wenige KL oder auch Musiker, die von Jazz und Klassik gleichermaßen angetan sind.

Weißt du welche Ausbildung er hat? Spielt er selbst klassische Stücke? Wenn ja, sag ihm halt mal, du willst vorerst nur Klassik spielen. Und es gibt nichts was man mit Klassik nicht lernen könnte, außer Jazz :D, und auch in der klassischen Ausbildung kann (sollte?) man improvisieren, das ist nicht dem Jazz vorbehalten.

LG, PP
 
Hallo Hasenbein und Piano Puppy!

Danke für Eure Antworten.
@Hasenbein: Ja, ich habe mir auch schon überlegt, dass ich mir einen anderen KL suche.
Ja, ich weiß, dass man nicht nur Klassik spielen muss. Einerseits sagt er, dass es für mich für die Mondscheinsonate noch zu früh ist (wegen der Triolen). Andererseits sagt er mir, dass ich komponieren soll. Das ist doch irgendwie paradox.

@Piano Puppy: Ja, du hast Recht. Bei unseren ersten Telefonat hat er mich sofort gefragt, ob ich auch Jazz spielen will. Da habe ich ihm schon gesagt, dass mich hauptsächlich Klassik interessiert. Jetzt habe ich wirklich schon das Gefühl, dass er mich ganz von der Klassik wegbringen will.
Wegen seiner Ausbildung weiß ich nur, dass er studiert hat. Ich glaube nicht, dass er klassische Stücke spielt, aber er komponiert. Unlängst hat er eine ganze Mappe gehabt, von der er mir "Morning has broken" weiß ich wie lange vorgespielt hat.

Liebe Grüße
sonnenblume
 
Wenn es tatsächlich so ist, wie Du es beschreibst, ist er einfach kein guter Lehrer. Schon deshalb wäre ein Wechsel angezeigt.

LG,
Hasenbein
 
Hallo Hasenbein!

Danke für den Tipp. Ich bin froh, dass du das sagst, ich dachte schon, dass ich nur empfindlich bin.

Liebe Grüße
sonnenblume
 
Das mit der Mondscheinsonate finde ich ist auch irgendwie die falsche Begründung. Die Triolen (denke wir reden vom ersten Satz) sind doch ultra-langsam... die Interpretation und die Gleichmäßigkeit dabei ist das schwierige für Anfänger.

Ich habe auch schon 2-3 Mal meinen Klavierlehrer gewechselt. Wenns nicht passt macht das einfach keinen Sinn.
 
Das mit der Mondscheinsonate finde ich ist auch irgendwie die falsche Begründung. Die Triolen (denke wir reden vom ersten Satz) sind doch ultra-langsam... die Interpretation und die Gleichmäßigkeit dabei ist das schwierige für Anfänger.

Wenn ein Schüler Probleme damit hat, den Takt zu halten, kann ich schon nachvollziehen, daß Stücke mit Triolen nicht gerade die erste Wahl sind. Außerdem ist die Mondscheinsonate ein Stück für weit fortgeschrittene Klavierspieler. Es gibt genug Stücke für Anfänger, die sehr klangschön und interessant sind und eben eher der Fingerfertigkeit und sagen wir mal "musikalischen Reife" des Anfängers entsprechen - Stücke an denen man wachsen kann, sowohl in technischer als auch in musikalischer Hinsicht.

Es spricht ja nichts dagegen, sich auch mal mit "höherer" Literatur zu beschäftigen. Man kann die Musik bewußter hören, man kann die Noten mitlesen, kann sich mit dem Notentext an sich beschäftigen, etwas über den Komponisten, die Entstehungsgeschichte des Werkes lesen. Dabei spricht ja nichts dagegen, hier auch ein bißchen an den Tasten zu arbeiten, das Motiv nachklimpern, damit herumspielen, sich die Harmonien anschauen, vielleicht auch diese mal in vereinfachter Form nachspielen. Herausfinden, welche Variationen es gibt, etc. Also mir macht sowas sehr viel Freude und es motiviert mich auch, weiter zu üben.

LG, PP
 
Ja, wie gesagt, die Gleichmäßigkeit und die Interpretation sind das schwierige, wir sind also im Grunde einer Meinung^^ Das mit den Triolen hatte ich ein wenig falsch aufgefasst.
 
Hallo Sonnenblume,

mit Empfindlichkeit hat das bestimmt nichts zu tun. Der/Die KL hat sich Deinen Wünschen zu fügen; Es sei denn er hat schlagende Argumente, dann soll er die verständlich deutlich machen. Oder er kann es nicht dann ist er der Falsche. Du bist der Auftraggeber!

Was für Taktprobleme hast Du denn? Stockst Du einfach, weil Du in den Noten noch unsicher bist, oder verlierst Du das Tempo beim Spiel?
Für 1. gibt es einen super Thread für Übetechniken und für 2. hilft vielleicht konsequentes Einsetzen des Metronom.

Gruß
Jörg
 
"unterrichtet" der KL zufällig in Heidelberg,....? ^^ Erinnert mich an meine erste Begegnung mit meiner Klavierschule dort...~
 

Der/Die KL hat sich Deinen Wünschen zu fügen; Es sei denn er hat schlagende Argumente, dann soll er die verständlich deutlich machen.... Du bist der Auftraggeber!


Jörg

So, hanapha-Jörg, dann füge dich jetzt mal meinen Wünschen und höre mit dieser Art dämlichen markthörigen Geschreibsels auf. Ein guter Klavierlehrer ist kein Auftragnehmer, und ein Klavierschüler ist kein Kunde, der sich Klavierspielen kauft. Lehrer und Schüler begegnen sich im Unterricht *nicht* auf Augenhöhe. Der Lehrer kann nämlich etwas, was der Schüler noch nicht kann. Die Kenntnisse, Fertigkeiten, die Bildung und der Geschmack des Schülers sollen entwickelt werden. Daher übernimmt ein guter Lehrer ein gehöriges Maß an Verantwortung.
Sollte Dir, lieber Jörg, das unverständlich vorkommen, dann erarbeite dir schleunigst die Begriffe "Respekt" und "Demut vor der Kunst".
 
, dann erarbeite dir schleunigst die Begriffe "Respekt" und "Demut vor der Kunst".

Sorry, dass ich Dir da widerspreche und da helfen Dir auch die Like´s nicht.

Respekt hat überhaupt nichts damit zu tun, dass ich als Schüler - selbstverständlich im Rahmen des Sinnvollen - die Vorgaben mache. Respekt hat auch nichts mit Unterricht und auf einer Augenhöhe zu tun, sondern gebietet sich im Umgang mit Menschen grundsätzlich.
Selbstverständlich bin ich Kunde; ich bezahle eine Dienstleistung - nichts Anderes.

"Demut vor der Kunst", mit Verlaub, halte ich in diesem Zusammenhang für Quatsch!

Gruß
Jörg
 
(1)
Selbstverständlich bin ich Kunde; ich bezahle eine Dienstleistung - nichts Anderes.
(2)
"Demut vor der Kunst", mit Verlaub, halte ich in diesem Zusammenhang für Quatsch!

zu (1)
das ist nicht so.
-- weder als Schüler an der Regelschule (Schulpflicht) wie Grund-, Haupt-, Realschule oder Gymnasium noch als Student an einer Hochschule (FH, Universität, Musikhochscule) ist der Lernende Kunde, und er "bezahlt" auch in keiner Weise eine "Dienstleistung" - weder die Lehrer an Schulen noch die Professoren an Hochschulen sind Angestellte an Dienstleistungsunternehmen.
-- dass traurigerweise Musikschulen nur noch seltenst staatliche Lehranstalten sind, ist für die Kulturpolitik unseres Landes zwar eine Schande, aber es macht den kostenpflichtigen Unterricht damit noch nicht zur "Dienstleistung".

...man kann im Falle eines Wasserschadens einen Klempner beauftragen, dieser behebt den Schaden - pfuscht er dabei, kann er regresspflichtig gemacht werden; hier also kauft eine Reparatur -- es sollte einsichtig sein, dass man weder Lerninhalte noch die Ausbildung von Fähigkeiten kaufen kann... wer das nicht glaubt, kann ja versuchen, einen Anwalt zu beauftragen, um Schadenersatz zu fordern, weil man nicht wie Horowitz spielt... ... :D:D

zu (2)
das kann man so sehen, ob man damit gut beraten ist, scheint eher zweifelhaft... ich kann verstehen, wenn man den christlich (gar klerikal) geprägten Begriff der Demut ablehnt - nun ja, man kann dafür ja Wertschätzung einsetzen, dann ist man aus dem Dunstkreis der Pfaffen heraus. Denkt man freilich einen kleinen Schritt weiter, ist einsichtig, das "Demut vor der Kunst" eine metaphorische Ausdrucksweise ist.
kurzum: man kann sich vor ein Klavierstück hocken, cool und sachlich denken "aha, paar Akkorde, paar Stimmen, paar Tasten so und so in diesem timing drücken" - bon, kann man gerne, aber das Ergebnis wird dieser Haltung entsprechen und damit wenigstens für dritte (z.B. frei- oder unfreiwillige Zuhörer) wenig erbaulich sein ;)
 
Hallo Rolf,

zu (2)
ich kann verstehen, wenn man den christlich (gar klerikal) geprägten Begriff der Demut ablehnt - nun ja, man kann dafür ja Wertschätzung einsetzen . . .
kurzum: man kann sich vor ein Klavierstück hocken, cool und sachlich denken "aha, paar Akkorde, paar Stimmen, paar Tasten so und so in diesem timing drücken" - bon, kann man gerne, aber das Ergebnis wird dieser Haltung entsprechen und damit wenigstens für dritte (z.B. frei- oder unfreiwillige Zuhörer) wenig erbaulich sein ;)

. . . das ist vielleicht der Grund, warum ich immer noch nicht viel besser spielen kann :D

Nein - ich halte nur nichts davon diese Aussage im Zusammenhang mit dem Lehrverhalten, -Auftrag zu bringen. Ansonsten ist mir der Glaubenszusammenhang ziemlich wurscht - auch die Hörnerhelme hatten . . sagen wir ehrfurcht vor der Kunst. (dazu gehören natürlich auch die Brau- und die Schmiedekunst)

noch einmal zum Hauptpunkt. Wir sprechen hier über den privaten Wunsch etwas zu erlernen. Wenn ich das nicht kapier kann ich selbstverständlich keine Regressansprüche geltend machen. Ausser vielleicht in Amerika!
Was meinst Du wie die wahrscheinlich überwiegende Zahl der Meister ihren Lebensunterhalt verdient haben. Ich bin musikgeschichtlich nicht so enorm bewandert (grammatikalisch auch nicht), aber ich könnte mir vorstellen nicht jeder hätte gesagt "Ihre Tochter wird nie Klavierspielen lernen". Ich meine nach wie vor: Es gibt einen Auftraggeber und einen Auftragnehmer. Selbst bei der UNI - passt mir der dortige Stil nicht, suche ich mir was anderes. (wenn ich es mir leisten kann)

Wir sind in diesem Tread ja nun von deutlichen Missverhältnissen zwischen Wunsch und Durchführung des Unterrichts ausgegangen. Und das ist auch nicht das erste Mal, dass ein Einfordern der Schülerwünsche thematisiert wurden. Meine Meinung ändert dabei selbstverständlich nichts an dem gegenseitig zu erbringenden Respekt.

Gruß
Jörg

PS kleiner Nachtrag:

Ich persönliche komme hervorragend mit meiner derzeitigen KL. Wir orientieren uns (ohne irgendeine Anmahnung) an barocken, klassischen und romantischen Stücken, die nicht zu populär sind.
Den ersten Auftrag habe ich abgebrochen, weil dort keinerlei Vorbereitung stattgefunden hat und keine pädagogische Erfahrung vorhanden war.
 
Selbst bei der UNI - passt mir der dortige Stil nicht, suche ich mir was anderes. (wenn ich es mir leisten kann)
auch auf die Gefahr hin, dass Dich das schockiert:
-- kommt einer zu mir und sagt "ich erwarte, dass ich das da lerne" dann antworte ich "ja, das erwarte ich auch, denn sonst hier bald Schluß mit lustig" :D:D
-- kommt einer zu mir und sagt "hab hab da einen Auftrag" dann sage ich freundlich "durch die Tür, der Weg zum Sekretariat ist ausgeschildert, vielleicht nimmt man dort Aufträge entgegen, vielleicht auch nicht, dass musst du dort klären" :D:D
(so jedenfalls läuft das mit Klavierstudenten, egal ob in einem kostenpflichtigen Kurs oder in einer Lehrveranstaltung der Hochschule)

was die Meister betrifft, so findet man in deren sehr unterschiedlichen Biografien alles von bettelarm (Schubert, Smetana, Bizet) über gut bürgerlich (Brahms, Tschaikowski) bis sehr reich (Verdi, Puccini) - - diese Meister lieferten durchaus auch Auftragskompositionen, aber spielen können konnte man auch bei denen nicht erwerben (man konnte Unterricht erhalten, oft sehr teuer (z.B. bei Chopin) hin und wieder auch kostenlos (Liszt))

ich kenne keine Form des Lehrens, welche eine Dienstleistung wäre, und das auch dann nicht, wenn das Lehren (der Unterricht) kostenpflichtig ist.

dass im privaten und/oder hobbymäßigen (also hobbymäßig schülerseits) Unterricht individuelle Absprachen getroffen werden, ist ganz selbstverständlich - hierbei können beide Seiten das Unterrichtsverhältnis aufkündigen, wenn sich Unzufriedenheit einstellt.
 
Dieser Einstellung von Schülern (oder Schülereltern), daß der Unterricht eine Dienstleistung sei, begegne ich leider immer öfter.

Sehr unangenehm.

Wegen der paar Piepen, die sie rüberrücken, machen solche Leute den großen Max und halten sich für "König Kunde", dem gefälligst in den Hintern zu kriechen ist.

Paßt natürlich ins Gesamtbild der ekelhaften Durch-Monetarisierung aller Lebensbereiche heutzutage. Es geht ÜBERALL wirklich NUR NOCH um Geld! Zum Kotzen!
Noch in den 90er Jahren war Derartiges nach meinen Erfahrungen völlig unüblich.

LG,
Hasenbein
 
Nach der klassischen Einteilung gehört Unterricht zum Tertiär- also Dienstleistungssektor, denn weder bestellt der Lehrer ein Feld, noch schuftet er im Bergwerk, er erzeugt keine materiellen Güter und handelt auch nicht mit solchen. Der "Handel mit geistigem Gut" gehört entweder zum Dienstleistungs- oder zum Informationssektor (Quartärsektor), wenn man die erweiterte Einteilung verwendet.

Aber egal in welchem Sektor wir uns bewegen, es gibt einen Käufermarkt - der Kunde hat die größere Macht, da viel Angebot und wenig Nachfrage - und einen Verkäufermarkt - die Machtverhältnisse sind umgekehrt. Eindeutige Verhältnisse sind selten, meist kommt es zu einem Mischmarkt. Hat sich ein KL durch sein Können einen gewissen Ruf verschafft, so ist der Unterricht für ihn ein Verkäufermarkt - er kann einen höheren Preis verlangen und sich zudem die Schüler aussuchen. Pech für den Schüler/Kunden - will er exzellenten Unterricht haben, muß er nicht nur mehr berappen, sondern auch noch kuschen, gell Rolf. :D:D:D

Hat der Schüler/Kunde einen guten oder gar exzellenten Lehrer gefunden, ist er gut beraten, sich an dessen Instruktionen zu halten, denn immerhin bezahlt er dafür, daß ihm ein Wissen und Können vermittelt wird, über das er selbst nicht verfügt. Natürlich kann und soll der Schüler in einem vertretbaren Rahmen die Möglichkeit haben, auf den Unterricht Einfluß zu nehmen, allerdings wird er sich selbst nichts Gutes tun, wenn er den KL dazu zwingt, wider besseren Wissens zu handeln.

Ich brauche keinen KL, damit er für mich "Manderl" macht, sondern er soll mir was beibringen - das kann er aber nur tun, wenn ich ihn seine Arbeit machen lasse und das ist im Wesentlichen die Gestaltung und Lenkung des Unterrichts. Wenn man als Schüler mit dem Unterricht nicht klar kommt, ist es besser sich einen anderen Lehrer zu suchen, denn Kompromisse sind zwar manchmal erforderlich, aber selten die beste Lösung. Wer nach dem Motto "wer zahlt, schafft an" Stunden nimmt, ist selber Schuld, wenn er dann nicht das bekommt, wofür er letztendlich zahlt, nämlich qualifizierten Unterricht.

LG, PP
 
Ich finde, dass ist ein sehr interessanter Faden geworden, auch wenn es in meinen Augen eigentlich um was anderes ging - nämlich darum, dass die Musikstile von Lehrer und Schüler nicht zusammenpassen. Es gibt sicherlich Schüler, die einen Lehrer suchen, der gern Jazz spielt, aber wenn ein Schüler auf einen Lehrer trifft, der dies bevorzugt lehrt und dieser Schüler lieber klassischen Unterricht hätte, dann passt es meiner Meinung nach nicht.

Zum Thema Dienstleistung oder nicht sehe ich es so, dass es durchaus eine Dienstleistung ist, mein KL bietet mir gegen Bezahlung Unterricht an. Dennoch würde ich ihn nie wie einen Klempner betrachten, der gefälligst mein Bad anständig renovieren soll. Für mich ist es so, dass der Lehrer sein Bestes tun soll, um mir Klavierspielen beizubringen und ich muss mein Bestes tun, um es mir beibringen zu lassen. Scheint nicht immer selbstverständlich zu sein, dass auch der Schüler sein Bestes gibt, denn ich erlebe es fast wöchentlich, dass sich mein KL total drüber freut, wenn er merkt, dass ich die Woche über wieder mal geübt hab ohne Ende. Für mich ist das selbstverständlich, ich würde es als Frechheit empfinden, wenn ich dies nicht tun würde. Damit würde ich ihm - trotz Bezahlung - die Zeit stehlen. Nach 1,5 Jahren Unterricht ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass ich mir die entsprechenden Tasten über die Woche selber zusammensuche und wenn ich zum Unterricht aufschlage auch finde (mal abgesehen von dusseligen Fehlern, wie das ich mal wieder ein Vorzeichen verschnarcht habe). Das zeigt in meinen Augen den Respekt vor dem Lehrer, dass man übt und sich vorbereitet und er merkt, dass man versucht hat umzusetzen, was er einem gesagt und gezeigt hat. Und WENN ich die ganze Woche mit einem Radiergummi auf der Hand übe und finde, dass ich doof dabei aussehe. Ich vertraue ihm, dass er weiß was er tut und mache das auch, weil nämlich ER der Lehrer ist. Wenn ich es schon könnte, würde ich nicht einmal die Woche da hocken.

Das ist für mich Respekt. Auch, wenn es sich in meinen Augen um eine Dienstleistung handelt. Aber eben eine Dienstleistung, wo auch ich gefragt bin und nicht nur rumsitzen und erwarten darf, dass er mir das Spielen per Hypnose beibringt oder so.
 
Ich finde, dass ist ein sehr interessanter Faden geworden
Ja, das finde ich auch.

-- dass traurigerweise Musikschulen nur noch seltenst staatliche Lehranstalten sind, ist für die Kulturpolitik unseres Landes zwar eine Schande, aber es macht den kostenpflichtigen Unterricht damit noch nicht zur "Dienstleistung".
(...)
-- es sollte einsichtig sein, dass man weder Lerninhalte noch die Ausbildung von Fähigkeiten kaufen kann... wer das nicht glaubt, kann ja versuchen, einen Anwalt zu beauftragen, um Schadenersatz zu fordern, weil man nicht wie Horowitz spielt... ...

Na ja, genau genommen ist der private Unterrichtsvertrag schon ein Vertrag über Dienste („höherer Art“) gegen Entgelt, also ein Dienstvertrag.

Indes, was den Anwalts“auftrag“ angeht:

Tatsächlich schuldet der Unterrichtende nur „Bemühungen“, keine Erfolge :D

Selbiges gilt für den Anwalt übrigens auch :D:D

Natürlich gibt es Märkte. Und der eine Klavierlehrer macht sich vielleicht, leider, aufgrund eben dieser zur Not auch mal zum Hänschen, während der andere dies nicht nötig hat.

Nur: Ob man als Unterricht Nehmender gut damit fährt, zu sagen: „Der Kunde ist König“, das ist eine ganz andere Frage. Es ist ja nun einmal dem Unterrichtsverhältnis immanent, dass der Lehrende erheblich umfangreichere Kenntnisse besitzt als der Lernende. (Zumindest sollte es so sein.)

dass ich als Schüler - selbstverständlich im Rahmen des Sinnvollen - die Vorgaben mache.

Wenn man das Sinnvolle vom Sinnlosen zweifelsfrei unterscheiden kann:
Wofür dann noch ein Lehrer?

Wenn ich dich richtig verstanden habe, hannapha, geht’ dir nicht primär um die Unterrichtsmethodik, sondern um die Auswahl der Stücke. Da finde ich schon, es macht Sinn, die grundsätzliche Entscheidung, welche Stücke zu welchem Zeitpunkt geeignet sind, und welche am besten voranbringen, dem Klavierlehrer zu überlassen. Warum also zum Beispiel auf Teufel komm raus die Mondscheinsonate spielen, wenn der Klavierlehrer meint, dass das noch nichts taugt? Ich betrachte Klavierspielen eher als eine längerfristige Angelegenheit. Wenn man die Mondscheinsonate spielen möchte: Irgendwann wird’s sicher einen geeigneten Zeitpunkt dafür geben. ;-)

Zu einem sinnvollen Klavierunterricht gehört es sicherlich auch, ein musikalisches Verständnis zu schaffen, und nicht nur „Lieblingsstücke“ herunterzuklimpern.

Allerdings taugt es gewiss auch nichts, wenn der Lehrer völlig am Schüler vorbei unterrichtet.

Im nicht professionellen Bereich, und gerade bei erwachsenen Anfängern, handelt es sich in erster Linie um ein Hobby. Und als solches soll es Freude machen (sic!).

Das meine ich nicht im Sinne von:
„Boah, super easy und lauter coole Songs“,

sondern vielmehr:
„Ich investiere sehr viel Zeit und Mühe hinein, und am Ende freue ich mich, wenn ich nach alldem ab und an etwas spielen kann, das ich wirklich mag und bei dem ich denke: 'Mensch, so was Schönes kannst du nun spielen'. "

Ich finde, diesbezüglich sollten sich im Klavierunterricht keine Kompromisse, sondern Gemeinsamkeiten finden lassen.

Wenn das gar nicht geht, weil nichts gefällt, was taugt und nichts taugt, was gefällt, dann ist’s vielleicht tatsächlich der falsche Schüler für den falschen Lehrer. Und umgekehrt.

Liebe Grüße,
Nuri
 

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