Impressionistische Improvisation nach Mompou

Z

Zoel

Guest
Nur gehobenes TEY-Geklimper oder etwas Anderes? Ich kann es selbst schwer einschätzen, aber man sollte diese Improvisation von mir nicht allzu ernst nehmen, eher als Wegmarke auf der Suche nach "neuen Klängen" abseits der eingeschliffenen Bahnen denn als Endpunkt. Meinungen und Kritik sind natürlich gerade deshalb besonders willkommen!


Eingespielt wurde das Ganze auf einem Digitalpiano. Thema bildete ein Motiv aus Nr. 1 der "Musica Callada" von Federico Mompou (am Ende hört man dann noch einen Schnipsel aus Nr. 2).

Viel Freude beim Hören und viele Grüße!
Zoel
 
Ich bin weiterhin an Meinungen interessiert. Vielleicht könnten diejenigen, denen es (nicht) gefällt, begründen, warum? ;)
 
Keine detaillierte Begründung sondern der Versuch einer Erklärung. Ich spiele selber gerne Stücke von Mompou weil er eine ganz eigene musikalische Sprache hat, man bei vielen seiner Werke so schön in Melancholie und Traurigkeit versinken kann und die technischen Schwierigkeiten auch als Amateur zu bewältigen sind. Die Profis hier mögen mir verzeihen ob dieser amateurhaften Äußerungen:-). Daher bekommt man ein like von mir wenn man sich mit diesem Komponisten beschäftigt und hier Aufnahmen postet;).

LG
Christian
 
Hallo!

Ich kenne Mompou bisher überhaupt nicht, also auch nicht Deine Orginalvorlage. Zunächst mal macht Deine Impovisation was her, klingt schön, klingt interessant. Es erinnert mich im Ansatz ein bisschen an Chick Coreas Solo-Improvisationen. Du variierst sowohl Dynamik als auch Rhythmik und Artikulation so, dass eine grobe Struktur (oder eher "Zyklen") erkennbar ist (und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass allein das nicht ganz einfach ist). Da ich das Stück und Mompous Stil nicht kenne, kann ich nicht einschätzen ob Du Dich an eine harmonische Grundlage und/oder einen Ablauf hälst, oder ob Du die rechte Hand einfach mit irgendwelchen Mompou Akkorden unterlegst. Die linke Hand wirkt trotzdem phasenweise etwas planlos.

Was (in meinen Ohren) fehlt ist, eine Weiterentwicklung des Grund-Motivs, Du reitest schon sehr ausführlich auf dem Thema herum ohne es nachvollziehbar zu variieren. Vielleicht würde ich es anders hören, wenn ich mit dem Orginal vertraut wäre, aber nach meinem unvoreingenommenen Höreindruck könnte man unterstellen, dass Du "einfach" das Mompou-Notenmaterial, das Du geübt hast, neu zusammenstückelst und "auslatschst" bzw. "auslutschst".

Eine gute Improvisation sollte trotz der spontanen Ausführung einen roten Faden haben, einen Spannungsbogen und eine erkennbare Struktur, so dass am Ende ein in sich geschlossenes Ganzes dabei herauskommt. Das hat Deine Interpretation bestenfalls im Ansatz.

Laut Wikipedia entstehen bei impressionistischen Werken "impressionistische Klangbilder, in denen die Atmosphäre und die Stimmung musikalisch dargestellt werden." Das bedeutet aber nicht, das man am Klavier einfach mal die Seele baumeln lässt, die Planlosigkeit zum Selbstzweck erklärt und dem ganzen dann mit "impressionistisch" ein vermeintlich hochwertiges Etikett aufpappt.



PS: Du hast ja um Kritik gebeten... Ich improvisiere selbst auf überschaubarem Niveau und weiß, dass eine gute Improvisation sehr schwierig ist ... im Prinzip eine Lebensaufgabe. In diesem Sinne...
 
Ich finde das eine schon wirklich gelungene Improvisation! Thumbs Up!

Allerdings gibt es ein paar Stellen - ich denke, Du weißt, welche ich meine, Zoel -, wo Du Akkorde lauter spielst und es so klingt, als würdest Du Dich in die Tasten "reinkrallen" bzw. "drücken", und da geht dann der Fluss flöten, es klingt krampfig und spieltechnisch schlecht beherrscht. Ist aber nur vorübergehend.

Was Tastenjunkie sagt, stimmt nicht, lass Dich davon nicht irre machen: Es ist keinesfalls vonnöten, sich vorher einen Plan zu machen oder so. Das kann im Gegenteil wirkliche Improvisation verhindern. Natürlich ist Deine Improvisation alles andere als perfekt und vieles noch sehr ausbaufähig, aber Du machst Musik, und mit TEY hat das zum Glück nichts zu tun.

Klar klaust Du "Licks", Akkorde und Stimmungen von Mompou - aber das ist ja genau richtig! Man muss beim Improvisierenlernen erstmal das imitieren, was einem besonders gefällt und was einen besonders berührt und was einem ständig in den Ohren herumgeht. Daraus kann dann eventuell etwas Eigenständigeres entstehen.

LG,
Hasenbein
 
Oh Mann, Hasi...tsss... Als ob ich das hier...
Es ist keinesfalls vonnöten, sich vorher einen Plan zu machen oder so. Das kann im Gegenteil wirkliche Improvisation verhindern.
...auch nur annähernd sinngefäß so behauptet hätte. Roter Faden, Struktur und Spannungsbogen im Zusammenhang mit improvisierter Musik haben definitiv nichts mit "vorher einen Plan machen" zu tun. Warum unterstellst Du mir so schwachsinnige Aussagen? Ich denke Zoel hat schon verstanden was ich gemeint habe.

Du gibst zwar keine Falschaussagen von Dir (jedenfalls ist mir noch nichts aufgefallen) aber Deine Argumentationsweise dient erkennbar nicht der Wahrheitsfindung sodern dem Ziel, dass Du am Ende Recht hast! Uncool! Kindisch!! Nervt!!! Lass das! Das dürfte auch der Grund sein, warum Du mir meine unaufwändig beantwortbare PN-Frage nicht geantwortet hast, weil PNs nämlich keine Clavio-Öffentlichkeits-Wirkung haben.

Du gibst wirklich größtenteils geistreiche und hochkompetente Sachen von Dir, was ich sehr schätze. Unterm Strich bist Du dennoch ein unangenehmer, rechthaberischer und im wirklichen Leben wahrscheinlich ziemlich verbitterter Stinkstiefel!
 
Reicht es nicht, wenn man einfach beim Thema bleibt?
 
Unterm Strich bist Du dennoch ein unangenehmer, rechthaberischer und im wirklichen Leben wahrscheinlich ziemlich verbitterter Stinkstiefel!
und was machst du:
- wenn sich herausstellen sollte, dass sich hinter dem Nicknamen "Hasenbein" eine Nymphomanin in schrill punkigem Outfit verbirgt, die sich als "Hasenbein" von ihren nächtlichen Eskapaden erholt?
- wenn sich herausstellen sollte, dass sich hinter dem Nicknamen "Hasenbein" der schwer gebeutelte gute Hirte von Limburg verbirgt, der seinen Unmut hier in der beliebten "Hasenbeinrolle" abreagiert?
bleibst du dann bei deiner psychologischen Begutachtung?

jaajaa... völlig o-t... sorry

nein, ich habe mir die impressionistische Improvisation nicht angehört, deshalb kann ich dazu auch nix sagen
 
Vielen Dank für eure Meinungen! Ich verstehe, was du meinst, Tastenjunkie (auch wenn Hasenbein offenbar anderer Meinung ist)! Ich arbeite noch daran, meinen Improvisationen auch etwas mehr "Struktur" zu geben. Daher nehme ich dir deine Kritik überhaupt nicht übel.
Vielleicht könnte man - als Vorschlag zur Schlichtung des Streits zwischen Hasenbein und TJ - sagen, dass Strukturen auch planlos und unvorhersehbar entstehen können (also ohne vorher gefassten Plan, aber dennoch als Ausgestaltungen einer sinnvollen Ganzheit)?
Viele Grüße
Zoel
 

Das würde natürlich voraussetzen, dass das Ganze weder am Anfang noch am Ende steht, sondern in jedem Moment gegenwärtig ist. Wer mag, kann ja mal ein wenig darüber nachdenken...

ich mag ;). Das hier

Vielleicht könnte man (...) sagen, dass Strukturen auch planlos und unvorhersehbar entstehen können (also ohne vorher gefassten Plan, aber dennoch als Ausgestaltungen einer sinnvollen Ganzheit)?

bedeutet im Endeffekt: daß man die musikalische Gestaltung auswürfelt, also den Zufall entscheiden läßt, oder? Das geht nicht gut... und eine "sinnvolle Ganzheit" wird auf diese Weise nicht entstehen. Das wäre ähnlich, wie wenn man einen Computer zufallsgesteuert Töne ausspucken lassen würde - etwas, das sich mit Fug und Recht Musik nennen darf, wird dabei nicht herauskommen.

In der Musik muß man aktiv gestalten (der Anschlag der Töne eines Akkords sollte nicht weniger kontrolliert und planvoll erfolgen wie die Gestaltung einer Melodie, die Gewichtung Stimme - Begleitung u.v.a.m., und natürlich die konsistente und schlüssige Darbietung des Musikstücks als harmonisches widerspruchsfreies Ganzes, eines der wichtigsten Ziele - das ist auch bei einer Improvisation wichtig).

Woher dieser "gestalterische Plan" kommt, darüber kann man natürlich wieder geteilter Meinung sein. Musikalische Erfahrung mit dem Instrument an sich, gepaart mit einem guten Gefühl/Gespür für musikalische Gestaltung, genügen meiner Meinung nach. Zuviel Rationalität, Analyse usw. scheinen da eher zu schaden - oder woher kommen "Unechtheit", "Hölzernheit", "Brüche", und ähnliches, das ich schon manchmal in Musik hören kann...? Ich weiß es nicht - aber Gefühl und Gespür für Musik scheinen dann eher nicht am Werk zu sein.

(zur Improvisation: gefällt mir nicht, der wichtigste Grund: ist nicht mein Musikgeschmack)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
daß man die musikalische Gestaltung auswürfelt, also den Zufall entscheiden läßt, oder? Das geht nicht gut... und eine "sinnvolle Ganzheit" wird auf diese Weise nicht entstehen. Das wäre ähnlich, wie wenn man einen Computer zufallsgesteuert Töne ausspucken lassen würde
Das wurde im Experimental-Labor der Neuen Musik bereits gemacht:
John Cage: Concerto for Prepared Piano and Chamber Orchestra (1950/1951) - YouTube
Ist das noch Musik? Das kommt drauf an, was man drunter versteht...

In der Musik muß man aktiv gestalten (der Anschlag der Töne eines Akkords sollte nicht weniger kontrolliert und planvoll erfolgen wie die Gestaltung einer Melodie, die Gewichtung Stimme - Begleitung u.v.a.m., und natürlich die konsistente und schlüssige Darbietung des Musikstücks als harmonisches widerspruchsfreies Ganzes, eines der wichtigsten Ziele - das ist auch bei einer Improvisation wichtig).
Interessant, dass du Absichtslosigkeit mit Willkür, Anarchie und Zufälligkeit gleichsetzt. Das ist sie nicht - aber in deinem Missverstehen zeigt sich nur ein grundsätzlicher Denkfehler, der in unserer Zeit weitverbreitet ist.
Weitere Denkfehler in deinem Beitrag: "Zuviel Rationalität, Analyse schadet" (als wären Rationalität und Gefühl/Gespür einander entgegengesetzt!).
Und: "Ein Ganzes ist immer widerspruchsfrei." Da kann ich nur mit Heraklit antworten: „Sie verstehen nicht, wie es (das Eine) auseinander strebend ineinander geht: gegenstrebige Vereinigung wie beim Bogen und der Leier.“ Das ist Harmonie, und nicht das, was du "Widerspruchsfreiheit" nennst...
 

(bist Du sicher, daß da ein Computer alleinig "komponiert" hat - und nicht vielmehr ein Mensch seine Finger ganz wesentlich im Spiel hatte?)

Interessant, dass du Absichtslosigkeit mit Willkür, Anarchie und Zufälligkeit gleichsetzt.

zumindest ist das sehr nahe beieinander - nach meinem Verständnis.

"Zuviel Rationalität, Analyse schadet" (als wären Rationalität und Gefühl/Gespür einander entgegengesetzt!).

Sind sie das nicht sehr oft im Leben? Man kann eine Entscheidung aus dem Bauch heraus treffen (=Gefühl) oder aus dem Kopf (=Rationalität). Ich kann auf eine Provokation rein gefühlsmäßig reagieren (meist nicht zu empfehlen), oder rational (meist besser).

Was unterscheidet ein Kleinkind vom erwachsenen Menschen? Das Kleinkind handelt oft emotional - der Erwachsene hat gelernt, seine Gefühle rational zu beherrschen, und nicht unmittelbar in Handlungen umzusetzen.

Und: "Ein Ganzes ist immer widerspruchsfrei." Da kann ich nur mit Heraklit antworten: „Sie verstehen nicht, wie es (das Eine) auseinander strebend ineinander geht: gegenstrebige Vereinigung wie beim Bogen und der Leier.“ Das ist Harmonie, und nicht das, was du "Widerspruchsfreiheit" nennst...

Natürlich kann ein Ganzes verschiedene Aspekte haben und in sich vereinen, und so Harmonie entstehen lassen - das kann sogar sehr sinnvoll sein, man denke an eine Sinfonie. Man kann aber auch ein Ganzes so zusammenbauen, daß man nicht gerade den Eindruck von Widerspruchsfreiheit und Harmonie bekommt (Beispiel: würde sich das genannte Stück von Cage als Satz einer Mozart-Sinfonie eignen? Wohl eher nicht).

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dass das Ganze weder am Anfang noch am Ende steht, sondern in jedem Moment gegenwärtig ist

Das Unterstrichene finde ich wichtig beim Musizieren. Man muß sich des musikalischen Ganzen, das man präsentiert, zu jedem Augenblick des Spiels bewußt sein, und im Auge haben. Denn man führt ja ständig musikalische Linien weiter, die in jedem Augenblick das musikalische Werk weiterzeichnen - ähnlich wie einem Maler, der sich von Anfang bis Ende auch keinen Ausrutscher des Pinsels erlauben sollte, bis das Werk dann fertig ist.

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Was das Improvisieren angeht: ich kann dabei schon mal die "Kontrolle" locker lassen und schauen, was dann entsteht. Aber nach einiger Zeit muß die Kontrolle wieder in die Hand genommen werden, und die mehr oder weniger zufällig entstandenen Linien müssen wieder sinnvoll weitergeführt, zusammengeführt etc. werden, damit die Harmonie am Ende nicht flötengeht. Das Gefühl hat bei mir die hauptsächlich führende Rolle intus - aber die rationale Überwachung im Hintergrund paßt ein wenig auf, daß ein gewisser sinnvoller Rahmen erhalten bleibt. So läuft es bei mir in etwa ab, wenn ich improvisiere.
 
Was das Improvisieren angeht: ich kann dabei schon mal die "Kontrolle" locker lassen und schauen, was dann entsteht. Aber nach einiger Zeit muß die Kontrolle wieder in die Hand genommen werden, und die mehr oder weniger zufällig entstandenen Linien müssen...
Ich glaube, Du hast eine völlig falsche Vorstellung vom Improvisieren.
 
Habe mir die Einspielung angehört, klingt echt schön. Werde mir mal Noten von Mompou besorgen. Cool durch dieses Forum lernt man immer wieder was neues kennen:)

Ein schönes sonniges Wochenende wünscht euch euer lustknabe
 
Ich glaube, Du hast eine völlig falsche Vorstellung vom Improvisieren.

Es kommt vielleicht ein wenig darauf an, wie und was man "improvisiert"...
Aber allem Improvisieren dürfte folgendes gemein sein:

a) man verwendet dabei "Bausteine", die man kennt und beherrscht. Je mehr das sind, und je komplexer diese ausfallen, desto besser kann eine Improvisation klingen. Es soll Leute geben, die improvisieren schon mal eine komplette Zugabe - und keinem der Zuhörer fällt auf, daß das keine Komposition war :D

b) man hat immer einen gewissen "Plan" während des Spielens, auch wenn dieser Plan nur ein paar Sekunden in die Zukunft reicht - man muß ja schließlich wissen, was man als nächstes tun will. Wie ein Kind, das noch nie klaviergespielt hat, einfach planlos alle Tasten betätigen, das funzt nicht.

Und ich gebe Dir recht: die Kontrolle dabei sausen lassen, das mache ich praktisch nie. Umso erstaunlicher, daß weiter oben davon so ausdrücklich die Rede war... (?)

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Das wurde im Experimental-Labor der Neuen Musik bereits gemacht:
John Cage: Concerto for Prepared Piano and Chamber Orchestra (1950/1951) - YouTube
Ist das noch Musik? Das kommt drauf an, was man drunter versteht...

ich wäre sehr vorsichtig, die genannte Komposition mit "Computermusik" zu assoziieren... zu dieser Zeit war an Home- oder Personal-Computer noch nicht zu denken, und die für Computermusik maßgeblichen Vertreter der Neuen Musik waren noch nicht mal geboren...

Das, wovon ich sprach (zufallsgesteuert Musik erzeugen), kann man sich z.B. hier anhören:

Random Computer Sound Effect - YouTube

abwechslungsreicher oder doller wird's nicht mehr, das geht die nächsten tausend Jahre so weiter :) - und spätestens für dieses hier:

Computer Glitch Sound Effect - YouTube

benötigt man eigentlich Ohrenschützer...

Die kreative Leistung bei der Schaffung dieser "Musik" beschränkt sich dann darauf, eine Maschine so zu programmieren, daß sie sich kompositorisch betätigt... naja, und was dabei herauskommt... ;)
 

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