Für die Transkription geeignetes impressionistisches Werk gesucht

ist das eine Transkription eines impressionistischen Orchesterstücks?
Ist es - "L'Ascension" entstand 1932 zunächst als Orchesterwerk, das allerdings den Apparat nicht in allen vier Sätzen komplett nutzt.

Umgekehrt - Messiaen hat es später noch orchestriert.
Nein, die Orgelfassung entstand einige Monate später. Insofern ist das genau der Vorgang, den der Fadenersteller im Hinterkopf hatte. Wenn er diese Art und Weise des Vorgehens an einem existierenden Stück analytisch nachvollziehen möchte, wäre Messiaens Frühwerk dafür sehr gut geeignet. Bei den meisten Stücken, die es sowohl für Tasteninstrument als auch für Instrumentalensemble oder Orchester gibt, folgte die orchestrale Fassung später. Weit verbreitet ist der Sonderfall in Gestalt eines nachträglich erstellten Klavierauszugs, der ja in der Praxis meist durch den Spieler modifizierend auszuführen ist.

Ein anderes geeignetes Studienwerk, bei dem die Klavier- und die Orchesterfassung vom Komponisten stammen:
http://imslp.org/wiki/Le_festin_de_l’araignée,_Op.17_(Roussel,_Albert)
Übrigens existiert eine Studioaufnahme der Orchesterfassung mit dem Komponisten selbst am Pult, der auch ein paar Aufnahmen als Liedbegleiter eingespielt hat.

LG von Rheinkultur
 
Debussys "Nocturnes" und Ravels "Ma mère, l'oye" wurden schon genannt. Letztere machen es Dir besonders leicht, weil Du auch das Klavier-Original (à 4ms) übertragen könntest. Überhaupt: Wenn es Dir nur darauf ankommt, Dein Orgelrepertoire Richtung Impressionismus zu erweitern, könntest Du einfach Saties frühe Klaviermusik nehmen (Ogives, Sarabandes, Préludes, La Porte héroique du ciel, Le fils des étoiles etc.), die sich 1:1 auf der Orgel wiedergeben läßt.

Wenn es Dir auf die Transkription ankommt - von Fauré die Schauspielmusik zu "Pelléas und Mélisande", von Roussel die schöne Ballettmusik "Le festin de l'araignée", von Debussy bietet sich noch an: die Orchesterzwischenspiele aus dessen "Pelléas", das erste Orchester-Image ("Gigues") und der Mittelsatz aus dem nachfolgenden "Iberia", von Ravel die Habanera aus der "Rhapsodie espagnole" und das Menuett aus "Le Tombeau de Couperin" [Fehler: im Original für Klavier, aber trotzdem geeignet] , von Reger den geigenden Eremiten aus den "Böcklin-Tondichtungen", von Schönberg das Orchestervorspiel zu den "Gurreliedern" (aber dafür brauchst Du vielleicht einen zusätzlichen Arm).

A propos Böcklin - da bietet sich noch Rachmaninows "Toteninsel" an, auch wenn das Werk nicht zum Impressionismus zählt.

Was die Registrierung betrifft, so mußt Du vor allem auf Durchhörbarkeit achten. Also keine dicke Klangsoße!
 
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Nochmal zur Durchhörbarkeit:
In der Orgelmusik hat sich das Klangideal nach dem Barock sehr verändert. Hat man zu Bachs Zeiten die polyphone Klarheit bevorzugt, legte man in der Romantik (die Epoche, mit der @mick wahrscheinlich am wenigsten anfangen kann) Wert auf Tonfülle, -stärke und -kraft. Dies natürlich auf Kosten der Klarheit. Ergebnisse davon waren z.B. Orgeln wie die, die ich grade verlinkt habe.
Nach der Romantik wiederum hat sich das Klangideal wieder verändert in Richtung Barock. Man wollte die Barockorgel nicht kopieren, sondern nur die Hauptmerkmale (eben jene Klarheit, cf.-Fähigkeit in allen Werken und Farbigkeit). Dieses neue Klangideal übertrieb man leider häufig ins Negative, man hat sich sogar an originalen Barockorgeln vergangen und dort einiges "verschlimmbessert".
Jedenfalls war das Ergebnis Orgeln, die (wenn geschickt registriert!) ganz gut klangen, aber im Tutti fast unerträglich sind. Dafür waren hauptsächlich hohe Mixturen in großer Zahl und Aliquoten verantwortlich.

Und genau dieses Bild der verzimbelten Mixturorgel hängt den allermeisten im Kopf, wenn sie "Orgel" hören. Leider ...
 
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Hat man zu Bachs Zeiten die polyphone Klarheit bevorzugt, legte man in der Romantik [...] Wert auf Tonfülle, -stärke und -kraft.
...was 1.) einem Wechsel des kompositorischen Ideals entsprach: von der Polyphonie zur Homophonie. In der Romantik war - von Ausnahmen abgesehen - die Entwicklung einer differenzierten Harmonik wichtiger als der Umgang mit mehreren gleichwertigen Stimmen.
2.) mit einem Ortswechsel zu tun hat: Die Orgelpolyphonie kommt aus der norddeutsch-evangelischen Tradition (Choralbearbeitung), in der das Gemeindelied als c.f. - genauso wie das verwickelte Stimmengeflecht drumherum - durchhörbar, für den lutherischen Beter und Denker nachvollziehbar bleiben sollte. Die Orgelromantik hat ihren Schwerpunkt im katholischen Frankreich und spiegelt eine katholische Kirchenmusiktradition, nämlich Gottes שְׁכיִנָה (Schechinah, die Anwesenheit im Tempel) durch orgiastische Klangfülle sinnlich erfahrbar zu machen.
 
Ist das z.B. deiner Meinung nach eine Zumutung?


Das ist auf der Aufnahme schwer zu beurteilen, weil man das Orchester kaum hört. Aber ich denke, dass ich die Sinfonie so nicht in einer Kirche hören möchte. Da werden jede Menge Details im Nachhall untergehen, weil der Orchestersatz einfach sehr virtuos ist. Für mich gehört das Stück in den Konzertsaal und nicht in die Kirche. Die Orgel stört mich nur dann, wenn sie so registriert wird, dass sie das ganze Orchester erschlägt. Das hört man leider immer wieder - die Orgel ist in dieser Sinfonie aber kein Soloinstrument, sondern ein Orchesterinstrument, das sich unterzuordnen hat. Ebenso wie die Klaviere.

LG, Mick
 
Wie jedes Instrument hat auch die Orgel ihre Eigenheiten. Da ich selber nicht Orgel spiele, kann ich sie nicht treffsicher ausdrücken. Als Zuhörer habe ich den Eindruck, als ob die Einschwingdauern der verschiedenen Pfeifen arg unterschiedlich sind, bei tiefen länger als bei höheren (korrigiert mich, wenn ich das falsch interpretiert haben sollte). Und damit ergeben sich eben Schwierigkeiten, wenn rhythmische Exaktheit über einen großen Tonumfang benötigt wird.
Ich habe mal die Planeten von Holst auf einer Konzertorgel (Philharmonie an der Regnitz, Bamberg) gehört. Manche Szenen sind sehr schön, andere zum Davonlaufen.
Wenn ein Komponist aber die Eigenheiten einzusetzen weiß, ergeben sich wunderbare Werke. Wie der Schluß der Alpensinfonie von Richard Strauss.
 
In der Romantik war - von Ausnahmen abgesehen - die Entwicklung einer differenzierten Harmonik wichtiger als der Umgang mit mehreren gleichwertigen Stimmen.
Im Spätwerk von Brahms ändert sich dies erkennbar - und unter der Opuszahl 122 findet die Orgel erneut Berücksichtigung. Zu den Ausnahmen wären auch die Schumann'schen Opera für den Pedalflügel zu zählen, die aus verschiedenen Gründen oftmals eher von Organisten als von Pianisten ins Repertoire aufgenommen werden, nebst anderen polyphon angelegten Werken:



Auch Mendelssohn-Bartholdy hat sich nicht nur interpretatorisch, sondern auch kompositorisch etwa mit seinem Opus 35 an der Neukultivierung Bach'scher Polyphonie beteiligt:



LG von Rheinkultur
 

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