Hanon - schon wieder - immer noch

Man könnte zum Beispiel folgern dass sagen wir man übt täglich 1h (als Bsp.), davon 5 Minuten Hanon zum Einspielen durchaus sinnvoll sein können ...
Ich finde solche Folgerungen sehr lustig. Es ist völlig egal, ob man als Gavrilov fünf Minuten Hanon spielt, zehn Tonleitern, eine Chopinetüde oder eine kurze Impro. Wenn es denn stimmt, mag er es offenbar, sich mit irgendeiner einfachen Fingerbewegung aufzuwärmen.
Der Umkehrschluss, dass man mit fünf Minuten Hanon am Tag richtung G. zielt, stimmt leider nicht. Aber ich sage es gerne nochmal: An Hanon kann man einiges lernen, wenn man ihn richtig anwendet. Das kann man aber auch woanders lernen. Ist eine Typfrage. Manche Menschen mögen Fingerübungen, andere nicht.
 
Servus @Stilblüte , es ist klar dass man etwas anderes zum Einspielen verwenden kann.

Den Hanon überhaupt zu verwenden wirft aber eben viel Fragen auf wie:
  1. Warum muss man sich überhaupt einspielen? Was muss hier warm gemacht werden?

  2. Die Hanon Fingerübungen bedienen ja hauptsächlich die lokale Fingertechnik. Ist diese lokale Technik entscheidend für den Top Spieler? Weil ich selbst würde das warm machen, was später entscheidend ist.

  3. Ebenso beim Üben zu Hause. Wird durch ein Einspielen das Üben besser oder nicht? Oder genügt es sofort das Stück zu üben?

  4. Ist dieses warm spielen gar Zeitverschwendung beim Üben zu Hause? Oder gar in der Klavierstunde zeitverchwendung (auch wen nes nur 5 Minuten) sind.

  5. Hanon ist ja ein mechanisches spielen/einspielen. Wenn man sich einspielt dann zumindest etwas musikalisches?

  6. Kann man mit derartigen Fingerübungen das Klavier schneller kennen lernen und somit das Stück sicherer machen?
An Hanon kann man einiges lernen, wenn man ihn richtig anwendet.
Wie wäre das?
 
@playitagain ...meine richtige Antwort darauf ist: man könnte lernen, Stumpfsinn klaglos und geduldig zu ertragen.

Nebenbei: sich ein- oder warmspielen funktioniert auch gänzlich ohne "Hanon". Warum man das muss? Wohl aus demselben Grund, der es zumeist verhindert, dass man schupps wenn der Wecker schellt sofort die Eigernordwand himmelan kraxelt ;-)
 
Sorry, hab vergessen zu antworten, weil ich das schon hundertmal geschrieben habe. Melde mich später.
 
@playitagain ...meine richtige Antwort darauf ist: man könnte lernen, Stumpfsinn klaglos und geduldig zu ertragen.
die User die Stumpfsinn bei Hanon empfinden sind diejenigen die ihn einfach nur Ton für Ton runterrasseln und die Gehirnzellen dabei in Urlaub schicken.
Hanon ist eine Sammlung von rudimentären Figurationen die angewendet werden wollen! Solches braucht man wenn man z.B. Musik machen möchte. Kein schnödes vom Blatt Spiel!
Klar dass Klassiker damit meist wenig bis gar nichts anfangen können, da sie alles nur Ton für Ton abspielen. :-)
Ich hatte schon ein paar Vorschläge gemacht wie diese Figuren umgesetzt werden könnten. Aber dazu braucht es Spontanität und Erfinder-Witz. :-)
Nichts für ungut.
 
Naja, einige Namen aus dem Telefonbuch sind auch nicht schlecht,
z. B. Koester-Löschenkohl oder Leutheusser-Schnarrenberger.
 

:lol:
Das ist schon knall warm, du hast es nur noch nicht erkannt. Prost (Bier Symbol fehlt)

Zur Erläuterung an die Leser: Mir kommt vor je länger ich spiele (in Jahren und nicht in Tagesstunden ;-)), desto weniger muss ich mich warm spielen. Ich glaube das ist eine Frage der Technik. Denn müssen die Fingerlein warm gemacht werden? (zum Nachdenken)

Warm spielen um das neue Klavier-Gerät kennen zu lernen: Ja logisch und auch hier würde ich die Übungen wählen, die mich am schnellsten und effizientesten an das (neue) Gerät gewöhnen ...
Und diese zu finden ist wohl hier des Pudels Kern.
 
Warum muss man sich überhaupt einspielen? Was muss hier warm gemacht werden?
Man muss sich nicht einspielen, aber vielen hilft es. Warm werden dabei die Finger, Arme und Schultern (besser durchblutet), dadurch werden sie beweglicher und schneller. Warm wird auch das Hirn, das sich aufs Spielen einstellt - sowie die Ohren, die sich auf den Klang einstellen. Auch der Rest des Körpers gewöhnt sich an die Sitzposition, Stuhl, Geräuschkulisse etc.
Die Hanon Fingerübungen bedienen ja hauptsächlich die lokale Fingertechnik. Ist diese lokale Technik entscheidend für den Top Spieler? Weil ich selbst würde das warm machen, was später entscheidend ist.
Hanon bedient nicht nur lokale Technik, auch wenn man sie daran üben kann. Und ja, für einen Top Spieler ist die unerlässlich.
Ebenso beim Üben zu Hause. Wird durch ein Einspielen das Üben besser oder nicht? Oder genügt es sofort das Stück zu üben?
Die Frage ist zu pauschal. Eingespielt ist man auch ganz von allein nach 5-30 Minuten (je nach Spieler und Situation, Raumtemperatur etc.), wenn man sofort am Stück übt. Das Üben wird also nicht besser, wenn man vorher etwas anderes spielt als die Literatur, die man sowieso übt.
Ist dieses warm spielen gar Zeitverschwendung beim Üben zu Hause? Oder gar in der Klavierstunde zeitverchwendung (auch wen nes nur 5 Minuten) sind.
Zeitverschwendung ist es dann, wenn du es als solche empfindest (ohne Ironie). Ich spiele mich nie speziell ein, weil ich das nicht brauche (auch ohne Ironie). Wenn ich Lust habe, ein bisschen herumzuspielen, tue ich das, wenn nicht, fange ich direkt mit dem Stück an. Manche fühlen sich wohler, wenn sie erstmal x Minuten Tonleitern spielen etc., da gibt es kein Patentrezept.
Hanon ist ja ein mechanisches spielen/einspielen. Wenn man sich einspielt dann zumindest etwas musikalisches?
Bingo. Hier liegt die Crux: Natürlich kann man auch Hanon musikalisch spielen, aber er gibt halt an Musik nicht viel her. Gemeint ist aber auch nicht, dass man etwas "Schönes" daraus macht, was es nicht ist, sondern dass man die musikalischen "Grundbausteine" nicht ignoriert - bzw. wenn man das tut, dann absichtlich und aufmerksam (falls man z.B. meint, alle Töne exakt gleichlaut spielen zu müssen). Du siehst - fast alles kann sinnvoll sein, solange es absichtsvoll geschieht.
Kann man mit derartigen Fingerübungen das Klavier schneller kennen lernen und somit das Stück sicherer machen?
Die Frage ist schief gestellt - es gibt keine Abkürzung beim Klavierspielen lernen. Der schnellste Weg ist eine Kombination aus Fleiß, Intelligenz und gutem Unterricht. Dazu können auch Fingerübungen gehören, von mir aus sogar Hanon. Aber allein durch dreimal täglich durchspielen wird man weder besser noch schneller besser. Sicherer wird ein Stück dadurch auch nicht. Ich kann ja auch nicht Autofahren lernen, wenn Dreirad fahre.
 
  • Ebenso beim Üben zu Hause. Wird durch ein Einspielen das Üben besser oder nicht? Oder genügt es sofort das Stück zu üben?
  • Ist dieses warm spielen gar Zeitverschwendung beim Üben zu Hause? Oder gar in der Klavierstunde zeitverchwendung (auch wen nes nur 5 Minuten) sind.
  • Hanon ist ja ein mechanisches spielen/einspielen. Wenn man sich einspielt dann zumindest etwas musikalisches?

1. Wir leben in einem freien Land. Niemand wird gezwungen, gegen seinen Willen Hanon-Übungen zu spielen. Es steht jedem frei, es zu unterlassen. :puh:

2. Zeitverschwendung ist relativ. Kommt doch völlig drauf an, was das Ziel ist. Überspitzt kann man sogar sagen, dass Klavierspielen Zeitverschwendung ist.

3. Es sind Situationen denkbar, wo solche "stupiden" (da immergleichen) mechanischen Abläufe als hilfreich empfunden werden. Um den Kopf freizubekommen vielleicht.

4. Um den Kopf freizubekommen, reicht es sicher nicht aus, das in C-Dur durchzubolzen (das machen die Hände mechanisch, dabei können immer noch die Gedanken kreisen). Also könnte man sich für jede dieser Übungen willkürlich eine neue Tonart ausdenken, kreuz und quer durch den Quintenzirkel (oder entlang des Quintenzirkels, wie auch immer). Oder raufzus ist einer Tonart, runterzus in einer anderen. Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Das ist dann schon gar nicht mehr sooo stupide.;-)



Das sind nur einige hypothetisch-praktische Anmerkungen meinerseits.

Ich finde diese Übungen unangenehm zu spielen, weil sie sehr "auf die Finger gehen". Normalerweise würde man die Finger mit dem Arm bis rauf zur Schulter entlasten. Das ist bei Hanon praktisch nicht möglich. Aus sportphysiologischem Blickwinkel taugen sie daher zum Aufwärmen nur bedingt (die Bedingung ist, nicht von Anfang an hohes Tempo zu spielen).
 
Besten Dank @Stilblüte für deine ausführlichen Ausführungen. Schön dass es jemand gibt er Fragen zu lesen und richtig zu interpretieren versteht ...

Ich selbst spiele mich zu Hause nie ein. Dass ist für mich tatsächlich Zeitverschwendung. Wozu auch, das braucht es nicht und da muss man auch nichts warm machen.

Die Frage ist schief gestellt - es gibt keine Abkürzung beim Klavierspielen lernen.
Hier hast du mich falsch verstanden. Es geht darum wenn man auf einem unbekannten Klavier spielen muss. Z.Bsp. vor einem Auftritt.
Hier gilt es Übungen zu finden um das Gerät effizient kennen zu lernen ...Vom Pedaleinsatz bis zum Tastendruck etc., dazu braucht es auch den Hanon nicht ...
 
Es geht darum wenn man auf einem unbekannten Klavier spielen muss. Z.Bsp. vor einem Auftritt.
Hier gilt es Übungen zu finden um das Gerät effizient kennen zu lernen ...Vom Pedaleinsatz bis zum Tastendruck etc., dazu braucht es auch den Hanon nicht ...
Das kann Hanon sein, kann auch irgendetwas anderes sein. Ich spiele meistens chromatische Akkorde in beiden Händen, dann ein bisschen auf den weißen Tasten herum, und dann irgendetwas - ein Stück, eine kleine Improvisation etc.; je nach Situation teste ich noch genauer, z.B. Forte und Piano, Repetitionen, linkes und rechtes Pedal etc.
 
Was soll schlecht daran sein Fünffinger-Figurationen zu üben?
Wer das gedankenlos in C-Dur runterrasselt hat etwas nicht verstanden.
Die Übungen lassen sich aus dem Stehgreif in alle mögliche Oktatonische-, Heptatonische-, Hexatonische- und Pentatonische Tonleitern übertragen.
Dazu in der linken Hand eigene Begleitpattern erfinden, etc. etc.
Ein Füllhorn von Ideen auf dem Weg zur freien Gestaltung!
... und was ist mit Ragas, Shrutis, Svaras und 22 Tönen pro Oktave? Immer diese westliche Dominanz. :coolguy:
 

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