Gedanken während einem Vorspiel/Konzert

Mikifan

Mikifan

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Gedanken während eines Vorspiels/Konzerts

Was geht euch während dem Vorspielen eines Konzertstückes vor einem Publikum so durch den Kopf...?

Also mir gehen da immer so komische Sachen durch den Kopf :rolleyes: Ich überlege immer, was ich wohl morgen machen werde oder was ich mache wenn ich das alles vorbei ist oder ich denke mal wieder darüber nach, was ich während dem Vorspielen einen Konzertstückes vor einem Publikum eigentlich so denke :D

Geht das euch auch so oder bin ich der einzige verrückte :cool:

Bin gespannt wie es euch geht, Mikifan
 
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wenn ich unkonzentriert bzw müde bin geht mir beim spielen auch alles mögliche durch den kopf... liegt daran dass beide hirnhälften besonders aktiv sind :D

während eines vorspiels... hmm.... da denke ich nur daran wie ich möglichst heile aus der sache wieder rauskomme^^
 
Was geht euch während dem Vorspielen eines Konzertstückes vor einem Publikum so durch den Kopf...?

hallo,

über diese Frage muss ich nicht nachdenken, ich weiß für mich die Antwort seit langem.

Aber ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich meine Antwort auf diese Frage überhaupt mitteilen soll. Einer der Gründe, darüber nachzudenken, ist der saloppe Tonfall der Fragestellung - soll ich in saloppem Tonfall antworten? Wenn die Frage salopp und damit locker-beliebig ist, dann sollte die Antwort ebenfalls besser nur in diesem salopp-beliebigem parlando- und scherzando-Tonfall bleiben. Aber damit wäre sie inhaltlich nicht beantwortet!

Ich entscheide mich für eine Antwort, die die Frage ernst nimmt:
ich denke gar nichts während des öffentlichen Spielens, ich erlebe da die Musik und habe nichts anderes als diese im Kopf und will auch nichts anderes, als diese im Kopf haben! Fingersätze, Harmonien, technische Schwierigkeiten etc etc etc - das alles ist ausgeblendet, das alles ist weg (denn das alles war ja nur Vorarbeit) - - - nein, ich denke aktiv gar nichts, sondern ich bin in meiner Konzentration ganz im musikalischen Verlauf.

aber hilft oder nützt diese, d.h. meine Antwort (die man sicherlich nicht verallgemeinern sollte) irgend jemandem?

Gruß, Rolf
 
bei mir ist es immer so wenn ich übe, da denke ich über alles mögliche nach bis ich dank bemerke, dass meine finger von selbst das ganze stück schon durchgespielt haben...

jedoch bei einem vorspiel bin ich immer sehr aufgeregt und sobald es nicht perfekt klingt denke ich darüber nach ob esw die anderen gehört/bemerkt haben und was sie jez über mich denken ;)
 
Fingersätze, Harmonien, technische Schwierigkeiten etc etc etc - das alles ist ausgeblendet, das alles ist weg (denn das alles war ja nur Vorarbeit) - - - nein, ich denke aktiv gar nichts, sondern ich bin in meiner Konzentration ganz im musikalischen Verlauf.

aber hilft oder nützt diese, d.h. meine Antwort (die man sicherlich nicht verallgemeinern sollte) irgend jemandem?
In der Tat nützt die jemandem, mir nämlich. ;)
Danke!
 
Ich entscheide mich für eine Antwort, die die Frage ernst nimmt:
Danke, Rolf.
ich denke gar nichts während des öffentlichen Spielens, ich erlebe da die Musik und habe nichts anderes als diese im Kopf und will auch nichts anderes, als diese im Kopf haben! Fingersätze, Harmonien, technische Schwierigkeiten etc etc etc - das alles ist ausgeblendet, das alles ist weg (denn das alles war ja nur Vorarbeit) - - - nein, ich denke aktiv gar nichts, sondern ich bin in meiner Konzentration ganz im musikalischen Verlauf.
Ich finde, das hast Du gut beschrieben, und so ähnlich ist es bei mir auch, wenn es gut läuft.
An weniger guten Tagen schießen mir schon mal Gedanken durch den Kopf, die dann auch zu Konzentrationsschwächen führen können.... Am "schlimmsten" ist dieser Gedanke kurz vor Schluss: "Okay, soweit ging es ja ganz gut ohne Fehler, wäre toll, wenn das bis zum Ende so bliebe" -- und *schwupps* schon ist der Fehler da.... ;)

Mir persönlich hilft z. B. auch, wenn ich michs aufs innerliche "Mitsingen" meines Spiels konzentriere. Dann bin ich sehr fokussiert auf die Musik. (Wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir auf, wie konzentriert Sänger oft bei der Sache sind ...):)
aber hilft oder nützt diese, d.h. meine Antwort (die man sicherlich nicht verallgemeinern sollte) irgend jemandem?
Ja, definitiv - es ist hilfreich zu erfahren, wie jemand mit sehr viel Können und Erfahrung über diese Frage denkt. :cool:
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich muss da Mikifan zustimmen! Vor allem dieser Gedanke: "Was denke ich eigentlich beim Spielen, besonders beim Konzert" kommt oft vor. :D
Allerdings bin ich bisher noch nicht zu einem Ergebnis gekommen.
 
Präparieren für ein Konzert/Vorspiel

Mich würde in dem Zusammenhang interesieren:
wie präpariert ihr euch für ein Konzert, für ein Vorspiel, um während dessen ganz in der Musik sein zu können? Sozusagen Teil der Musik....

Für mich funktioniert wirkliches "Musikmachen" mit Haut und Haar nur, wenn ich mich nur auf die Musik und das, was ich dabei empfinde, konzentriere.

Ich meine, die Kunst ist, in einen solchen Zustand zu gelangen, in dem man sich ganz dem Erleben und Ausdrücken der Musik hingeben kann.
Und sich in eben diesem Zustand auch nicht stören zu lassen.

Wie soll ich sagen- wenns funktioniert, fließt sozusagen die Musik aus meinen Fingern in die Tasten, das ist absolut kein kognitiver Vorgang. Ich würde eher sagen, es funktioniert auf Rückenmarksebene wie ein Reflex.

Klingt vllt merkwürdig, aber so fühlt es sich an.
 
Vor einem Vorspiel bin ich immer total nervös. Mein Herz rast förmlich, obwohl ich noch nicht einmal wirklich weiß, wieso.
Ich denke auch immer: Kein Grund nervös zu sein. Sobald du den ersten Ton gespielt hast, wirst du alles ausblenden und einfach nur spielen und es wird schon werden usw. Aber das hilft nicht viel.
Vor allem stimmt das denn nie. Wenn ich allein für mich übe, klappt das, also ich versinke in der Musik. Aber bei einem Vorspiel denke ich immer an alle möglichen anderen Sachen. Halb habe ich die Leute im Blickwinkel und werde immer noch nervöser dadurch.
Es ist wirklich zum verzweifeln!
 
...Ich meine, die Kunst ist, in einen solchen Zustand zu gelangen, in dem man sich ganz dem Erleben und Ausdrücken der Musik hingeben kann.


Wie soll ich sagen- wenns funktioniert, fließt sozusagen die Musik aus meinen Fingern in die Tasten, das ist absolut kein kognitiver Vorgang. Ich würde eher sagen, es funktioniert auf Rückenmarksebene wie ein Reflex.

Klingt vllt merkwürdig, aber so fühlt es sich an.

Sehe ich genauso ... Wenn ich vorspiele, denke ich an nichts, ich höre einfach der Musik zu und geniesse sie... Wie wenn ich einfach nur zuhören würde... Wenn ich an alles denke was ich falsch machen könnte, und an manchen stellen extra aufpasse, macht es mich nur unnötig Nervös...
 
jetzt verstehe ich so langsam was damit gemeint ist...
Zitat von Kernbeisser:
Es ist u.a. dieser esoterische Tonfall, der mich schon seit längerem davon abhält, mich in diesem Forum zu beteiligen.

wir haben es mitnichten mit einem fluss der musik aus den fingern in das klavier zu tun.
auch das rückenmark spielt dabei eine untergeordnete rolle. von reflexen zu reden ist hierbei noch abwegiger.

wenn die finger einfach drauflos spielen ohne dass man die motorik bewusst steuert, ist das KLEINHIRN aktiv!

dieser effekt lässt sich jedoch zunichte machen indem man anfängt das gespielte zu kontrollieren bzw. BEWUSST zu spielen (wenn der präfrontale cortex überaktiv ist, was in stresssituationen leicht eintreten kann) und dieses "nur" im motorischen gedächtniss (im kleinhirn) abgelegt war (dem lässt sich freilich mit bewusstem auswendiglernen, takt für takt rückwärts, entgegenwirken).

es gilt also während eines vorspiels das kleinhirn auf 60%, die amygdalae auf 30% und den präfrontalen cortex auf 10% zu bringen :D

http://de.wikipedia.org/wiki/Präfrontaler_Cortex
http://de.wikipedia.org/wiki/Kleinhirn
http://de.wikipedia.org/wiki/Amygdala
 

Interessantes Thema :)
Also, ehrlich gesagt, achte ich während dem Klavierspielen gar nicht drauf..
aber oft fällt mir danach auf, dass ich i.wie nicht bei dem Stück war, sondern i.wie "in einer anderen welt" ;)
wie das bei nem vorspiel ist... hm ka. muss ich echt mal drauf achten :D
 
pianoman,
ich rede von einem geistigen Zustand beim vertieften Spielen, da denke ich nichts,
man sieht auch keine Pfütze von den rausgeflossenen Tönen auf den Tasten.
Das Kleinhirn bleibt auch da wo es hingehört.
Esoterisch ist es auch nicht, riecht nicht nach Räucherstäbchen.

Modis, ihr dürft das jetzt entfernen, aber dann bitte pianomans Beitrag auch^^.

LG
violapiano
 
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Für mich funktioniert wirkliches "Musikmachen" mit Haut und Haar nur, wenn ich mich nur auf die Musik und das, was ich dabei empfinde, konzentriere.

Ich meine, die Kunst ist, in einen solchen Zustand zu gelangen, in dem man sich ganz dem Erleben und Ausdrücken der Musik hingeben kann.
Und sich in eben diesem Zustand auch nicht stören zu lassen.

Wie soll ich sagen- wenns funktioniert, fließt sozusagen die Musik aus meinen Fingern in die Tasten, das ist absolut kein kognitiver Vorgang. Ich würde eher sagen, es funktioniert auf Rückenmarksebene wie ein Reflex.

Klingt vllt merkwürdig, aber so fühlt es sich an.


Hallo miteinander,

ich finde diese Beschreibung von violapiano absolut überzeugend und gelungen, auch wenn ich selbst längst noch nicht in dieser Phase angelangt bin.

Für mich ist ein Vorspielen immer noch mit einer enormen Aufregung verbunden, ich hinterfrage beim Spielen dann etliche Sachen, die ich beim Üben "im stillen Kämmerlein" selbstverständlich praktiziere und lasse mich von der geringsten Abweichung ganz schnell aus dem Konzept bringen.

Ich glaube, dass es einfach eine Frage des spielerischen Niveaus, der Vorspielpraxis und letztendlich auch der musikalischen Souveränität und pianistischen Reife ist, bis man zu solch einem Verhalten gelangt.

Man kann sich diesem Ziel meines Erachtens nur mit Gelassenheit und Geduld nähern - solange man beim Vorspielen noch Gedanken hat wie "stimmt das Tempo, wo bin ich jetzt gerade im Notentext, hier ist mir der Triller nicht gelungen .." etc. wird das noch nichts.

Es kommt darauf an, beim Vorspielen "cool" zu bleiben. Man wird niemals ein Stück zweimal ganz genau identisch spielen. Daher wird es beim Vorspiel auch immer irgendeine (und sei es auch nur eine minimale) Abweichung zu dem vorher Geübten geben. Und dann gilt es (etwas hinkender Vergleich) ähnlich wie beim Tennisspielen, sich nicht über den verschlagenen Ball zu ärgern, sondern unbeeindruckt nach vorn zu schauen und wie gewohnt weiterzuspielen.

LG

Debbie digitalis
 
man kann es auch so sentimental ausdrücken, ja.

mit pianistischem niveau hat das alles allerdings nichts zu tun.
man muss nur häufig vorgespielt haben, und beim 20. mal ist die aufregund auf null.
dann kommt automatisch in diesen zustand, indem die finger einfach spielen und man sich dem musikalischen ausdruck widmen kann.
 
Ich hatte mal eine seltsame Diskussion mit einer Freundin, die in ziemlich heftigem Streit endete. An den Anlass kann ich mich nicht erinnern, wir brauchten auch keinen. Kernpunkt der Diskussion war jedenfalls, ob es möglich sei, ohne Worte zu denken und ich weiß, daß das möglich ist, Musik ist so eine Denkweise, Bilder, Gefühle und was weiß ich noch ebenfalls, es gibt ja auch Erinnerungen ohne Worte. Zunächst glaube ich, daß meine Freundin mich nur provozieren wollte, aber gegen Ende der Diskussion war offensichtlich, daß sie tatsächlich glaubt, daß man ohne Worte nicht denken kann.
 
dass man ohne worte denken kann steht hier ja gar nicht zur debatte ;)
 
man muss nur häufig vorgespielt haben, und beim 20. mal ist die aufregund auf null.
dann kommt automatisch in diesen zustand, indem die finger einfach spielen und man sich dem musikalischen ausdruck widmen kann.
So einen Unsinn hab ich schon lang nicht mehr gelesen...
Ich bin schon mehr als 20 Mal aufgetreten und bin froh, dass die Aufregung noch da ist. Wenn die nämlich komplett verschwinden würde, würde ich schlechter spielen.
Es ist allerdings so, dass ich immer "größere" Auftritte brauche, um aufgeregt zu sein. Das kann ein großes Publikum sein oder auch ein wichtiges Publikum (Jury o.ä.)

@ Guendola: Sehr interessante Überlegung! Ich bin auch der Überzeugung, dass man ohne Worte Gedanken haben kann, schließlich können höher entwickelte Tiere auch in irgendeiner Form denken.
Ich denke aber, dass die Sprache das Denken strukturiert und ihm mehr Richtung gibt, denn wir merken ja selbst, dass vieles, für das wir keine Wort haben, schwerer fassbar ist, vor allem in der Kommunikation mit anderen.
 
Ich hatte mal eine seltsame Diskussion mit einer Freundin, die in ziemlich heftigem Streit endete. An den Anlass kann ich mich nicht erinnern, wir brauchten auch keinen. Kernpunkt der Diskussion war jedenfalls, ob es möglich sei, ohne Worte zu denken und ich weiß, daß das möglich ist, Musik ist so eine Denkweise, Bilder, Gefühle und was weiß ich noch ebenfalls, es gibt ja auch Erinnerungen ohne Worte. Zunächst glaube ich, daß meine Freundin mich nur provozieren wollte, aber gegen Ende der Diskussion war offensichtlich, daß sie tatsächlich glaubt, daß man ohne Worte nicht denken kann.

Ich habe schwer den Verdacht, dass ihr aneinander vorbeigeredet habt. Sie meinte bestimmt nur, dass propositionales Denken (Denken das wahr oder falsch sein kann) nur mit Sprache möglich ist. Was du anführst, würde ich persönlich auch weniger "Denken" als "Vorstellen" nennen.
 
Es ist allerdings so, dass ich immer "größere" Auftritte brauche, um aufgeregt zu sein. Das kann ein großes Publikum sein oder auch ein wichtiges Publikum (Jury o.ä.)
eben. und wenn die auftritte stets im selben (kleinen) rahmen verbleiben, dürfte die aufregung linear sinken...
 

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