Funktion von Filmmusik

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Debbie digitalis

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Hallo miteinander,

da zur Zeit wieder soundtrack Cologne - der bekannte Kongress zur Filmmusik - stattfindet, habe ich dieser Tage im Radio zufällig eine diesbezügliche Reportage gehört. Es ging darum, wie sich die Filmmusik im Laufe der Zeit entwickelt und wie sich ihre Bedeutung zunehmend gewandelt hat.

Angefangen von Stummfilmzeiten, in denen der Film völlig ohne gesprochenen Ton auskommen musste (und der Filmmusik daher, wenn auch mit primitivsten Mitteln erzeugt, eine äußerst wichtige Aufgabe im Film zukam) über die Zeiten der Ton- und Technicolorfilme bis zu den Zeiten der heutigen Filmproduktion: welche Rolle hat die Filmmusik im Film heute?

Es wurde in der Reportage zunächst sinngemäß behauptet, dass der Film die Grundlage und die Filmmusik lediglich das den Film unterstützende Beiwerk sei. Dem wurde aber von der Seite der Filmmusik-Profis energisch widersprochen: Die Musik mache einen großen, nicht zu unterschätzenden Teil des Filmgeschehens aus...

Wenn ich mir das als Laie so recht überlege, dann ist da viel Wahres dran: Wie wäre es wohl z.B. irgendeinen mainstream-film (den ich nie sehe!:D) oder einen besonderen Film ohne Musik zu sehen??? Kann man diese Frage mit der Gestaltung von Opern vergleichen, wo ja auch häufig gehadert wird, ob die musikalische Gestaltung und die des Librettos möglicherweise gleichwertig seien???

Erwähnt wurde in diesem Zusammenhang auch Patrick Doyle, der schottische Komponist von Filmmusik (der z.B. auch die Filmmusik für einen Hamlet-Film gemacht hat), sowie die Tatsache, dass die für Filmmusik eingesetzten Orchester häufig mit einer viel umfangreicherern und stärker Bläser- und Schlagwerkorientierten Besetzung ausgestattet sind als herkömmliche Orchester.

Freue mich auf eure Antworten!

LG

Debbie digitalis
 
Hallo Debbie,


Du hast den Thread "Funktion von Filmmusik" getauft. Damit hast du eigentlich alles nötige gesagt. Denn Filmmusik zählt zur "funktionalen Musik". Das heißt, sie hat nicht den Anspruch, welches ein symphonisches Werk hat, sondern wird gezielt und bewusst eingesetzt. Sie erhält eine Funktion. Entweder wird eine Filmsequenz kommentiert oder Spannung aufgebaut (hör dir z.B. mal die Musik zu "Psycho" an. Anschließend schau dir den Film an. Duwirst sehen, was ich meine).
Oder schau dir mal Tom und Jerry an und achte mal auf die Musik! Dort werden viele Effekte aufgrund der Musik erzeugt (da kommt dann auch oft das sogenannte Mickey-Mousing vor).

Du behauptest, dass oftmals ein größeres Orchester eingesetzt wird. Letztendlich hängt das damit zusammen, dass die großen Filmmusikkomponisten wie M. Rosza (hat zu vielen Monumentalfilmen in den 50er und 60er Jahren die Musik geschrieben und dafür einige Oskars bekommen), John Williams, E. W. Korngold (in den 40er Jahren aktiv), Jerry Goldsmith und andere häufig Wagners Musik als Vorbild genommen haben. Daher klingt Filmmusik manchmal auch so "groß" und "bombastisch" (auch Bruckner und Mahler haben sie sicherlich inspiriert).

Aber nicht zu allen Filmen passt das. Von daher ist hier eine Verallgemeinerung nicht nur schwierig, sie ist schlichtweg unmöglich. Filmmusik kann auch mit "schlichter" Besetzung auskommen.

Was man unbedingt kennen sollte: "Spiel mir das Lied vom Tod" --> Musik von Ennio Morricone
Meisterhaft!!!

Schöne Grüße
pp
 
Guten Abend!

Filmmusik und Theatermusik haben eines gemeinsam:
Sie sind nicht autonom, d.h. ihr Verlauf folgt nur bedingt innermusikalischer Logik.
Sie passen sich dem Handlungsverlauf an. Ziel ist die tonmalerische Unterstützung
von Bewegungsabläufen (Ballett, Film) oder die Verstärkung von Affekten (Oper, Schauspiel, Film).

Nun gibt es Schauspiele, die längst in Vergessenheit geraten sind, wie Daudets "L'Arlésienne",
deren von Bizet komponierte Schauspielmusik viel gespielt und als absolute Musik gehört wird.
Die Kenntnis des Handlungsverlaufs ist nicht zwingend notwendig, um diese Musik zu verstehen.

Dasselbe gilt für Griegs Schauspielmusik zu Ibsens Drama "Peer Gynt", das kaum jemand kennt,
der sich an der "Morgenstimmung" erfreut oder "In der Halle des Bergkönigs" gruselt.

Aus dem Film wäre Prokofieffs Musik zur Verfilmung von Tynjanows "Lieutetant Kishe"
zu nennen. Der Film ist eine cineastische Rarität, kaum bekannt; die Suite aus der Filmmusik
führt längst ein Eigenleben im Symphoniekonzert. Teile von ihr sind sogar als Hintergrundmusik
für neue Filme (u.a. Woody Allen: "Die letzte Nacht des Boris Gruschenko") oder als Refrain
eines Pop-Songs genutzt worden (Sting, "Russians").

Mit anderen Worten: Funktionale Musik kann ein zweites Leben als autonome Musik führen -
das hängt von der Qualität der Komposition ab.

HG, Gomez

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Hallo Debbie,


Du hast den Thread "Funktion von Filmmusik" getauft. Damit hast du eigentlich alles nötige gesagt. Denn Filmmusik zählt zur "funktionalen Musik". Das heißt, sie hat nicht den Anspruch, welches ein symphonisches Werk hat, sondern wird gezielt und bewusst eingesetzt. Sie erhält eine Funktion.

Hallo pianissimo,

so habe ich mir das bisher auch vorgestellt! Allerdings hörte es sich in dem vor wenigen Tagen gehörten Rundfunkbeitrag doch ein wenig anders an! Es war auch nicht nur von 'Filmmusik" sondern auch von "Medienmusik" die Rede, die offenbar mehr als untermalende Funktion habe.

Du behauptest, dass oftmals ein größeres Orchester eingesetzt wird..
Das "behaupte" ich nicht, ich habe es lediglich in einem Rundfunkbeitrag gehört! Es wurde dort eben berichtet, dass für Film- und Medienmusik heute meist eine größere Besetzung als in einem herkömmlichen Orchester eingesetzt werde. Insbesondere Bläser und Schlagwerke seien in größerer Zahl vertreten - ausserdem kämen meist auch Schlagzeuge zum Einsatz.

Filmmusik kann auch mit "schlichter" Besetzung auskommen..

Das ist sicher richtig! Allerdings bezog ich mich allein auf den von mir gehörten Rundfunkbeitrag! Darin ging es eher darum, dass die Filmusik heute eher aufwändig gestaltet werde. Es ging u.a. z.B. auch um die Musik für Computerspiele und ihre Rolle darin - dort ist sie offenbar weniger untermalend, da sie sich an das interaktive Geschehen anpassen soll.

Was man unbedingt kennen sollte: "Spiel mir das Lied vom Tod" --> Musik von Ennio Morricone
Meisterhaft!!

Dazu volle Zustimmung!

LG

Debbie digitalis
 
Hallo DD,

Wenn Deine ursprüngliche Frage war, wie wichtig die Film-Musik für den Film sei, dann muß ich antworten: für mich sehr wichtig...
Bei wirklich guten Filmen ist auch die dazu komponierte und eingesetzte Musik ganz bemerkenswert, und sie trägt viel zum Charakter, zur Plastizierung und zum Gesamtgenuß dieser Kunstform bei. Hat mich selbst überrascht, wie viel :D

Beispiele:

Indiana Jones Theme Song
Star Wars Musik: Star Wars-Main Theme - YouTube
Star Trek VI The Undiscovered Country - YouTube
BACK TO THE FUTURE THEME - YouTube

man muß die Musik bloß hören, und ist schon wieder halb im Film selbst :D

Schönen Gruß
Dreiklang
 
Es ist schon vieles gesagt worden, was auch ich denke. Von daher kann ich nur einen Blick von heute in die Zukunft werfen.

Ich habe erfahren, dass die Filmmusik zu "Fluch der Karibik" komplett im Computer mittels Soundlibraries gemacht wurde. Also keine große Besetzung mehr, sondern eine extrem kleine: ein Laptop. O.ä.

Diese Entwicklung ist beeindruckend und beängstigend zugleich. Beim ersten oberflächlichen (!) Hinhören merkt man gar nicht, dass da kein reales Orchester spielt. Beim zweiten Hinhören wird dann allerdings klar, dass etwas fehlt. Dieses "etwas" ist denn doch die fehlende Interpretation von lebenden Musikern.

Beängstigend dabei ist, dass die vom Filmemusikmacher ausgedachte, programmierte Interpretation schon eine Menge reißen kann. Und diese Entwicklung wird weiter gehen. Ich selbst freunde mich gerade mit Soundlibraries und dessen Möglichkeiten an.

Meine persönliche Prognose ist, dass der Computer im Filmmusikbereich die Orchester bald komplett ersetzen wird. Filmmusik ist funktional genug, dass dies schon jetzt mit einer sehr hohen Qualität möglich ist. Für die Funktionalität, wohlgemerkt. Die Filmmusik, die eine doppelte Funktion (im Sinne von Film + alleinstehende Konzertbühne ) in sich trägt, wird das reale Orchester noch brauchen. Aber auch dort warte ich auf die erste, virtuelle Interpretation, die aus einem Computer kommt und, wenn man die Augen schließt, von einem realen Orchester nicht mehr zu unterscheiden ist.

Musikalische Grüße

Musix
 
Ich habe erfahren, dass die Filmmusik zu "Fluch der Karibik" komplett im Computer mittels Soundlibraries gemacht wurde. Also keine große Besetzung mehr, sondern eine extrem kleine: ein Laptop. O.ä.


Hallo Musix,

würde mich mal interessieren, wo du das erfahren hast? Vielleicht hast du was verwechselt. Denn das stimmt nicht.

Die Vorgehensweise heutiger Filmmusikkomponisten in Hollywood ist die, dass die komplette Musik via Computer "eingespielt" wird (also ohne Orchester) und dann dem Regisseur vorgelegt wird. Meist werden noch Änderungen vorgenommen und im Anschluss daran erfolgt die Orchestrierung, also das Aufschreiben der Noten (in der Regel nicht vom Komponisten selbst. Er hat ja seine Leute. Die Computersoftware kann zwar das mit Computer Eingespielte als Notation ausgeben, doch meist sind da noch viele Unstimmigkeiten, die ausgemerzt werden müssen). Erst dann kommt ein (meist riesiges) Studioorchester zusammen. Die Aufnahmen können beginnen, während im Hintergrund für den Dirigenten der Film läuft.
Schließlich wird die fertige Aufnahme wieder im Studio verfeinert und tatsächlich noch mit einigen "Samples" aus der Library ergänzt. Außerdem spielt das "Sound-Design" (besonders auch bei Fluch der Karibik) eine wesentliche Rolle! Heutzutage ist es sogar ein Studiengang. Es ist faszinierend, was in diesem Bereich alles möglich ist.


Fazit: Bei großen Produktion, auch bei Fluch der Karibik (da bin ich mir 100 % sicher) gibt es noch die großen Besetzungen. Auch wenn die Computertechnik sehr weit fortgeschritten ist: Noch sind die "live" Einspielungen mit entsprechender Bearbeitung wirkungsvoller.

Bei kleineren Produktionen hast du aber Recht. Dann wird auf eine "Besetzung" verzichtet. Die Filmmusik kommt aus der "Konserve" via sound libraries. Beim Samstags-Abend Krimi im ZDF ist das z.B. der Fall. Denn das ist natürlich viel ökonomischer....

Die Tendenz geht aber ganz klar in Richtung Filmmusik von Computer. Der Arbeitsplatz als "Studiomusiker" (bezogen auf Filmmusik) wird bestimmt auch immer mehr zur Rarität ....

Gruß
pp
 
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Die Tendenz geht aber ganz klar in Richtung Filmmusik von Computer. Der Arbeitsplatz als "Studiomusiker" (bezogen auf Filmmusik) wird bestimmt auch immer mehr zur Rarität ....

Ebenso könnte man spekulieren, ob Schauspieler nicht auch irgendwann mal volldigital erzeugt würden. Versuche gabs ja - und diese wirken mickrig gegenüber einer gut ausgeleuchteten Realszene an einem Realset.
Bei der Musik ists nicht anders - das künstliche kommt an das schönste, was man konventionell machen kann, einfach nicht heran. Man hört es einfach.

Auch die Special-Effect-Technik ist nicht so computerversessen, wie man glauben könnte - Regisseure setzen oft auf (große) Modelle anstelle reiner Computerbilder - weil Modelle, richtig beleuchtet und gestaltet, einfach besser rüberkommen, und künstlich erzeugte Bilder einfach nicht so schön, echt und lebendig zu realisieren sind.

Schöne Grüße,
Dreiklang
 
Hallo PP

Filmmusik kann auch mit "schlichter" Besetzung auskommen.

Was man unbedingt kennen sollte: "Spiel mir das Lied vom Tod" --> Musik von Ennio Morricone
Meisterhaft!!!

C'era una Volta il West - 16/18 - YouTube

Dem möchte ich mich anschliessen. Dieser Film hat mich damals regelrecht umgehauen...



Ich mag solche schlichten Scores. Weitere Beispiele dafür:

Courtney Pines klagendes Sax in "Angel Heart" (ab ca. 1:28 ):





oder Neil Youngs hypnotische E-Gitarre in "Dead Man"



Lg, Nessie
 
Hallo Trisonus ;)

Bei wirklich guten Filmen ist auch die dazu komponierte und eingesetzte Musik ganz bemerkenswert, und sie trägt viel zum Charakter, zur Plastizierung und zum Gesamtgenuß dieser Kunstform bei. Hat mich selbst überrascht, wie viel :D

Beispiele: (...)
man muß die Musik bloß hören, und ist schon wieder halb im Film selbst :D

Wem sagst Du das! Als Jugendliche hab ich übrigens mithilfe zweier Videorecorder meine eigenen Trailer zusammengeschnippelt. Vorzugsweise von Filmen mit toller Musik.

Weitere meiner Favoriten: "Lawrence of Arabia" und "The Godfather"...

Lg, Nessie
 

@Pianissimo
sollte das stimmen, dann danke für die Aufklärung (ich habe das, glaube ich, von einem Besessenen der elektronischen Musik erfahren, bin mir aber nicht mehr 100% sicher, wo ich es her habe). Ich habe es selbst noch nicht wirklich überprüft, das werde ich noch nachholen müssen. Bei Herr der Ringe habe ich in den Specials gesehen, wie der Komponist, das Orchester, der Regisseur und die Technik alle Hand und Hand zusammen arbeiten. Eine verdammt spannende Sache das ist! Ich hoffe, dass ich selbst irgendwann mal die Gelegenheit haben werde, ein größeres Projekt zu "beschallen", bis dahin muss allerdings noch viel Zeit vergehen. Bisher laufen meine Sachen in Cafes als Barpiano (Teile aus "Des Jahres Monate"), als kleine Schnipsel von Radiofeatures oder demnächst als Untermalung zu einer Doku. Naja.

@Dreiklang
ich glaube, dass der Vergleich so nicht machbar ist. Allein von der Wirtschaftlichkeit her. Ein Computerschauspieler ersetzt einfach einen anderen Schauspieler, vielleicht mehrere Computerschauspieler mehrere reale Schauspieler. Da wird keine wirklich sinnvolle Kosten/Nutzenrechnung drin sein. Beim Soundbereich jedoch schon. Ein Orchester besteht aus unglaublich vielen Mitgliedern, die alle berzahlt werden müssen. Da wird die Technik wohl billiger sein, als dieses "Heer" an Musikern. Das Beispiel von Pianissimo (Tatort) zeigt ja schon, dass es kein Experiment mehr ist sondern längst in der Praxis voll produktiv eingesetzt wird. Im Unterschied zur Schauspielerei, wo jeder Laie noch sieht, was computeranimiert ist und was nicht. Wenn ich überlege, wie ein Gollum (aus Herr der Ringe) von einem Schauspieler gespielt wird und dann "nur" noch das ganze umgerechnet wird ...
 
Guten Abend!

Darf ich - nach soviel Schwärmerei und speziellen Überlegungen zur Technik -
noch einmal auf die Eingangsfrage zurückkommen?

Es gibt drei Möglichkeiten, Musik im Film zu nutzen:


  • zur 'Gefühlssteigerung' - eine Funktion, die sie aus der Oper übernommen hat,
    um Affekte in aller Intensität nacherlebbar zu machen. Musik verdoppelt die
    sich aus der Handlung ergebenden Gefühlsschwankungen, in einer Tonsprache,
    die ihre Vorbilder in der Orchestermusik der (Spät)Romantik und frühen Moderne hat.
    In Zeichentrick-/Animationsfilmen wird der Verdopplungseffekt gerne eingesetzt,
    um die Komik zu erhöhen: indem sich Figuren völlig synchron zum Rhythmus der Musik
    bewegen.


  • zur Distanzierung - das genaue Gegenteil der Verdoppelung. Hanns Eisler, der ein
    sehr versierter Filmmusik-Komponist gewesen ist, hat sich ihrer bedient, aus Abscheu
    vor dem 'kulinarischen' Filmtheater - und als akustischen Verfremdungseffekt.
    Die Musik bildet zu den Bildern einen Kontrapunkt. Der Kontrast zwischen Ton und Bild
    ist beabsichtigt, soll dem Zuschauer bewußt werden und zu einem Erkenntnisgewinn
    verhelfen.


  • überhaupt nicht. Es gibt Filme, die ohne jede Musikuntermalung auskommen, ohne darüber
    an Spannung zu verlieren, z.B. einige der späten Filme, die Bunuel in Frankreich gedreht hat.
    Musik ertönt darin nur als Bestandteil der Handlung, zum Beispiel aus einem plärrenden Radio
    im Hintergrund. Dies gilt auch für einige Kaurismäki-Filme, in denen aber die real erklingende
    Musik, z.B. der berühmte finnische Tango mit Gesang, eine wichtige Funktion hat:
    Sie kommentiert das Geschehen wie der Chor in der griechischen Tragödie
    (weshalb es sinnvoll ist, die Texte mit landessprachlichen Untertiteln wiederzugeben)

.
 
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Es gibt Filme, die ohne jede Musikuntermalung auskommen, ohne darüber
an Spannung zu verlieren, z.B. einige der späten Filme, die Bunuel in Frankreich gedreht hat.
Musik ertönt darin nur als Bestandteil der Handlung, zum Beispiel aus einem plärrenden Radio
im Hintergrund. Dies gilt auch für einige Kaurismäki-Filme, in denen aber die real erklingende
Musik, z.B. der berühmte finnische Tango mit Gesang, eine wichtige Funktion hat:
Sie kommentiert das Geschehen wie der Chor in der griechischen Tragödie
(weshalb es sinnvoll ist, die Texte mit landessprachlichen Untertiteln wiederzugeben)

Zu nennen wären hier auch die sogenannten Dogma-Filme (z.B. "Das Fest"). Ein Punkt des Dogmas, nach denen diese Filme gedreht wurden, ist, dass Musik nur als Bestandteil der Szene vorkommen, aber nicht nachträglich eingefügt werden darf.

Ansonsten fällt mir dazu sofort der Clint-Eastwood-Film "Die Brücken am Fluß" ein, in dem praktisch keine Musik vorkommt. Stattdessen wird im Verlauf des Films gelegentlich das Radio eingeschaltet, was eine Art Filmmusik-Funktion hat, aber immer Bestandteil der jeweiligen Szene ist. Die Intensität dieses Films speist sich meiner Meinung nach zu einem Großteil daraus, dass auf die übliche gefühlsstimulierende Musik verzichtet wurde.

Grüße von
Fips
 
Ich habe beim Schauen der Fantasy-Serie "Legend of the Seeker" überrascht festgestellt, dass die Filmmusik nicht soo beliebig gemacht ist, wie ich erst dachte. Tatsächlich ist nicht zu überhören, dass bestimmte Personen dort ihre eigene Erkennungsmusik besitzen.
Wie genau diese Filmmusik arbeitet, wäre einmal interessant zu untersuchen. Tauchen die "bedeutungslastigen" Musikschnipsel nur synchron zu ihrer jeweiligen Visualisierung auf? Erfahren sie im Verlauf der Handlung Abwandlungen? uswusf

lg marcus
 
Tatsächlich ist nicht zu überhören, dass bestimmte Personen dort ihre eigene Erkennungsmusik besitzen.
Wie genau diese Filmmusik arbeitet, wäre einmal interessant zu untersuchen.
Tauchen die "bedeutungslastigen" Musikschnipsel nur synchron zu ihrer jeweiligen Visualisierung auf?
Erfahren sie im Verlauf der Handlung Abwandlungen?

Nennt sich Leit- (oder Erinnerungs-)Motivtechnik, ist durch einen sächsischen Kapellmeister,
der sich zum Opernkomponisten berufen fühlte, zu einiger Berühmtheit gelangt und gehört
seit Korngolds Zeit in Hollywood zum Erfahrungsschatz versierter Filmmusikkomponisten.

HG, Gomez

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Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@Dreiklang
ich glaube, dass der Vergleich so nicht machbar ist. Allein von der Wirtschaftlichkeit her. Ein Computerschauspieler ersetzt einfach einen anderen Schauspieler, vielleicht mehrere Computerschauspieler mehrere reale Schauspieler. Da wird keine wirklich sinnvolle Kosten/Nutzenrechnung drin sein. (...)

Laßt uns hoffen, daß immer wieder cineastische Gesamtkunstwerke entstehen, die an den Stellen, wo es nunmal nötig ist, auch das notwendige Geld locker machen. In Deutschenland herrschen natürlich andere Verhältnisse als in Hollywood - außer in Sachen wirklich genialen Humors schaffen es die Deutschen n.m.M. nicht an die cineastische Weltspitze.

---


Hallo Nessie... :D

Hier auch noch zwei "nette":

Pink Panther Theme Song - YouTube
(wer könnte den vergessen?)

"Antz"

2. The Colony - Antz Soundtrack - YouTube
(Titelsong am Anfang. Stimmt einen schon richtig auf das irrwitzige dynamische Geschehen ein :))

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Wenn man bedenkt, eine wie geniale Leistung vieler Menschen ein wirklich guter Film ist, von den ersten Ideen bis zum letzten Cut, so muß sich die Filmmusik in dieses Kunstwerk nahtlos einfügen. Wobei sie durchaus nicht "hochgradig anspruchsvolle" Musik sein will - richtig ist es dann, wenn alles exakt paßt, wenn die Musik den Film erweitert und unterstreicht, bzw. eine passende neue Dimension hinzufügt...

Schönen Gruß
Dreiklang
 
wenn die Musik den Film erweitert und unterstreicht,
bzw. eine passende neue Dimension hinzufügt...

Ich erinnere mich an ein sehr anrührendes Interview mit Alfred Schnittke,
worin er sich zu seinen Filmmusiken aus sowjetrussischer Zeit äußert.
Ich habe leider das Buch nicht zur Hand und kann deshalb nicht wörtlich
zitieren.

Für viele in der Sowjetunion verfemte, direkt oder indirekt (via Komponistenverband)
mit Aufführungsverbot belegte Komponisten bot die Filmmusik ein Schlupfloch,
um überleben zu können. Die Filme konnten sie sich dabei nicht aussuchen.
Sinngemäß sagt Schnittke in dem Interview, daß die Filme trivial gewesen seien -
bis auf ein Werk, das er in Schutz nimmt. Die Handlung dieses einen Films sei zwar
auch unerheblich gewesen, aber - und dann spricht er das ganz Wichtige an:
Der Film hätte unterhalb der Handlungsebene eine 'zweite Schicht' besessen,
an der er durch seine Musik mitgearbeitet hatte: eine traurige Grundstimmung,
ein Gefühl von Fremdheit oder Verlorenheit.

Diese 'zweite Schicht' ist manchen Filmen zu eigen. Sie auch ohne Musik spürbar
und macht Filme sehenswert, deren Handlung eher belanglos ist.
 
@Musix:
Du liegst falsch.
Die Musik von Fluch der Karibik wurde am Computer KOMPONIERT, aber aufgenommen wurde sie von einem echten Orchester.
 

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