Flügel gesucht, zig Fragen...

  • Ersteller des Themas Caspary
  • Erstellungsdatum

C

Caspary

Dabei seit
20. Jan. 2011
Beiträge
21
Reaktionen
8
Hallo liebe Forengemeinde,

wie der Titel bereits sagt, bin ich auf der Suche nach einem Flügel. Ich habe vor ca. 4-5 Jahren angefangen Klavier zu spielen (mit über 30) und seither wächst der Wunsch, das (billig) E-Piano gegen einen Flügel zu tauschen.

Jetzt zu meinen Erfahrungen bisher: Zuhause habe ich bis jetzt auf einem Yamaha E-Piano geübt, das absolut grausam ist. Zum Glück habe ich uneingeschränkten Zugang zu zwei Musikschulen, und dort bestimmt 80-90% meiner bisherigen Übezeit verbracht. Dort habe ich auf einem Yahama Flügel (ca. 160-170 cm), einem Kawai Flügel (ähnliche Größe), mehreren Yamaha und Kawai Klavieren und einem Steinway & Sons Klavier gespielt.

Das letzte Jahr habe ich mir zahlreiche Instrumente angeschaut und bin dafür quer durch Deutschland gereist (OK - ich war ohnehin auf Reisen und habe das nützliche mit dem angenehmen verbunden). Probegespielt habe ich so einige C. Bechstein Flügel, Steinways, Grotriane, Bösendorfer, Shigeru Kawai, Feurich, August Förster und Fazioli und mich mit einigen Verkäufern unterhalten.

All das hat mich leider überhaupt nicht schlauer gemacht. Eher das Gegenteil. Ich finde es fast unmöglich, Instrumente zu beurteilen, da es so viele Faktoren gibt, die einen Unterschied machen. Hier mal ein paar Beispiele, damit ihr wisst, was ich meine:

Gefällt mir die Mechanik eines Instruments, dann hat das sofort Auswirkungen darauf, wie ich den Klang empfinde und andersrum. Instrumente, mit einer Mechanik die mir gefällt empfinde ich sofort als wohlklingender. Es heißt aber immer (wenn mir eine Mechanik nicht gefällt): "Die Mechanik können wir regulieren. Leichter machen, schwerer machen - alles kein Problem." Oder ich bekomme gesagt: "Sie müssen sich - vor allem als Anfänger - an die Mechanik erst gewöhnen, achten sie beim Probespiel daher nur auf den Klang".

Empfinde ich ein Instrument als zu weich heißt es: "Härter / klarer machen ist kein Problem". Ist ein Instrument zu hart / spitz / klirrend bekomme ich gesagt: "Weicher geht immer".

Dazu kommt, dass alle Instrumente in anderen Räumen stehen und es so ohnehin absolut unmöglich ist, einen vernünftigen Vergleich zu haben. Außerdem sind die Probespieltermine eben zeitlich getrennt, so dass man immer wieder vergisst, wie die anderen Instrumente waren. Bei mir kommt erschwerend hinzu, dass ich hypernervös bin, wenn mir Leute beim Spielen zuhören und ich daher am liebsten nachts alleine für ein paar Stunden ein Instrument testen würde. Leider ist das in der Realität nicht wirklich möglich.

Trotz all der Verwirrung habe ich dennoch schon einige "Vorlieben" erkannt: Ich mag grundsätzlich scheinbar Mechaniken, die leichter sind und einen eher klaren Klang. Der Kawai Flügel, den ich am meisten spiele ist das absolute Gegenteil von dem was ich mir vorstelle: Er klingt als ob 100 Liter Milch auf dem Resonanzboden liegen. Alles ist viel zu verwaschen, der Klang überhaupt nicht differenziert oder klar (vor allem im mittleren und oberen Register) - die Mechanik kommt mir absolut unpräzise und extrem schwer vor. Gleiches gilt für Shigeru Kawai, von denen ich zwei unterschiedliche Instrumente mehrfach länger getestet habe (von denen haben mir die Verkäufer aber so sehr vorgeschwärmt, dass ich nach dem Probespielen mehr der Meinung war, mit meinem Geschmack stimmt was nicht, als mit den Instrumenten). Sehr ähnliche Erfahrungen hatte ich mit den Bechsteins und den Bösendorfern (Die Verkäufer umschreiben das mit "wunderbar romantisch" oder über einen Bösendorfer "da spricht die Melancholie der Wiener Seele direkt aus dem Instrument". Aha.)

Im Schnitt am besten hat mir Grotrian gefallen. Hier kommt mir die Mechanik präzise und leichtgängig vor und ich habe das Gefühl, die Lautstärke gut steuern zu können. Vom Klang hatte ich bei den meisten Instrumenten den Eindruck, dass sie klar und "dezent" klingen. Der mit Abstand beste Flügel den ich bisher angespielt habe war ein Grotrian Konzertflügel. Der stand aber in einem sehr gut klingenden Saal und ich hatte viel Zeit alleine darauf zu spielen. Das hat mein Bild der Marke eventuell stark positiv eingefärbt befürchte ich.

Noch etwas ist mir aufgefallen (für Profis liegt das wohl auf der Hand): Größer fand ich immer besser. Der angesprochene Grotrian war zum Beispiel über 2,70m lang und bei den Steinways die ich angespielt habe haben mir die 211er immer besser gefallen als die 188er. Hier drängt sich natürlich die Frage auf, ob man Zuhause so ein Monster will, oder ob da ein kürzerer Flügel nicht besser ist - der Platz wäre momentan vorhanden, aber die Frage ist, ob er es auch noch ist, falls man mal umzieht. B 211 ist allerdings außerhalb des Budgets...

Ein sehr guter langjähriger Freund von mir ist Klavierbauer, der sich um meinen potentiellen Flügel kümmern würde. Er kennt meinen Geschmack und kann auch ganz gut einschätzen, was mir gefallen würde. Er sagt, ich sollte meine Suche auf Steinway, Sauter oder Grotrian einschränken, weil er meint, dass diese Instrumente klanglich in die Richtung gehen, die mir gefällt, qualitativ hochwertig und wertbeständig sind. Ich frage mich, ob es für einen letztlich Anfänger auf dem Klavier Sinn macht, so ein Instrument zu kaufen, oder ob das nicht doch eher Leute tun sollten, die schon sehr gut spielen. Spass machen würde es mir natürlich und ein gewisses Budget habe ich mir auch zusammengespart.

Was haltet ihr zum Beispiel von diesem Instrument hier:

http://www.pianomovers.de/top-angebot-sauter-konzertfluegel-mod-omega-220-schwarz-5648

Rein optisch gefällt mir das seeeeehr gut. Allerdings hätte ich eine recht lange Anreise zum Probespiel. Ist der Preis ok? Ist der vielleicht viel zu groß und zu laut für Zuhause? Dann doch eher einen kürzeren Grotrian oder Steinway für das gleiche Geld?

Würde mich über Kommentare und Anregungen freuen!
 
Natürlich kann man einen Flügel immer noch in gewissem Maßen "verändern" - sowohl was Klang, als auch Mechanik anbelangt. Aber er sollte Dir erst einmal so, wie er dasteht, gefallen. Und die blumigen Sprüche von Verkäufern kannst Du allemal vergessen (so ähnlich, wie beim Wein: Je unseriöser der Anbieter, desto blumiger dessen Sprache ...).

Deiner Schilderung nach macht es den Anschein, als ob du schon sehr genau wüßtest, was Du willst. Wenn Du es vom Platz her realisieren kannst, rate ich ebenfalls zu 211 cm (S&S B-Mod.) als "Mindestgröße". Größer ist natürlich vom Spielgefühl angenehmer, weil sich die Hebelverhältnisse ändern. Aber das Volumen eines Konzertflügel kann man in einem "normalen" Wohnzimmer kaum ausfahren. (Aber auch pp klingt auf einem Konzertflügel in der Tat schöner).

Ob der angebotene Sauter Deinen Vorstellungen entspricht, weißt Du natürlich erst, wenn Du ihn gespielt hast. Wnn kein Pferdefuß an dem Instrument ist, halte ich den Preis angesichts von Marke, Alter und Größe für sehr akzeptabel.
 
Hallo @Caspary,
bitte bringe dein Können bzw. Nicht-Können keinesfalls mit dem Wunschinstrument in Zusammenhang. Wenn dies die Regel wäre, müsste ich auf einer Blockflöte spielen.

Du hast ja schon viele Flügel getestet und dich anscheinend schlussendlich für den Sauter entschieden. Keine schlechte Wahl übrigens!
Jetzt musst du nur noch heraus bekommen, ob dein Flügel auch bei dir zuhause so klingt, wie du ihn haben möchtest. Eine Möglichkeit dazu wäre z.B. ein Mietkauf. Die meisten Verkäufer gehen darauf ein. Dann kannst du in aller Ruhe z.B. ein halbes Jahr den Flügel spielen und wenn er dir tatsächlich so gut gefällt, dann kauf ihn. Der Mietpreis wird in aller Regel auf den Kaufpreis angerechnet. Die Größe ist vielleicht ein Problem, wenn dein Raum nicht entsprechend ausgestattet ist. In kleinen Räumen kann es schon sein, dass der Flügel den Raum erschlägt. Ob und was man da als Optimierung tun kann, werden dir die Profis hier gerne erklären. Für ein abschließendes "Urteil" wirst du einen Fachmann zu dir nach hause einladen müssen, so dass der Fachmann sich ein Bild vom Flügel und von deinem Raum machen kann. Und wenn dann alles stimmt: Herzlichen Glückwunsch!

Viele Grüße
hennes
 
Lackschäden lassen sich übrigens beheben. :super:
 
Er sagt, ich sollte meine Suche auf Steinway, Sauter oder Grotrian einschränken, weil er meint, dass diese Instrumente klanglich in die Richtung gehen, die mir gefällt, qualitativ hochwertig und wertbeständig sind.

In diese Reihe gehört noch Steingräber, und es wäre absolut schade, wenn Du Dir die nicht anschauen würdest. Vielleicht führt Dein Weg Dich ja mal nach Bayreuth oder dran vorbei. Steingraber hat immer eine ganze Reihe von Flügeln in seinem Geschäft stehen.
 
Hallo Caspary!

Zunächst mal zu dem von dir verlinkten Sauter:

Ich meine, der ist längst verkauft. Ich habe vor Jahren deswegen schonmal mit diesem Händler telefoniert.
Pianomovers Anzeigen werden nur selten gepflegt.

Hallo Jörg,

danke für den Hinweis, das ist wirklich schade wenn es so wäre. Die beiden Alternativen von Grotrian sind aber tatsächlich genau das, was ich suche. Nicht zu alt und eben Grotrian, die mir bisher wie gesagt immer sehr gut gefallen haben.

@sla019 ich habe bereits einen Steingräber getestet der mir auch sehr gut gefallen hat. Der war aber absolut unerschwinglich (war auch ein großer Konzertflügel, fast neu). Einen gebrauchten in meiner Preisklasse und Größe habe ich noch in keinem Laden stehen sehen und daher hab ich Steingräber für mich ein wenig beiseite geschoben. Ähnliches gilt auch für Fazioli - bisher selten gesehen und seeehr teuer. In Stuttgart habe ich ein paar neue angespielt. Die waren fantastisch, aber direkt daneben standen ein paar Grotriane, die ich fast besser fand (auf keinen Fall schlechter). Etwas leichtere Mechanik und klanglich nicht so "wuchtig".

Ist es tatsächlich so, dass es klanglich unterschiedliche Richtungen gibt, die ich schon (mehr oder weniger korrekt) eingeordnet habe? Bisher wollte ich mich nicht zu sehr von Internetmeinungen beeinflussen lassen und habe erst mal alles probegespielt was es so zu spielen gab und im Netz noch fast gar nix gelesen. Jetzt, wo es "ernst" wird und ich endlich zu einem Entschluss kommen möchte will ich aber dann doch noch den Rat von Leuten hinzu ziehen, die einfach mehr Erfahrung haben, als ich selbst sie habe.
Grotrian, Steinway und Sauter fand ich klanglich irgendwie vergleichbar. Relativ "klarer", "reiner" Klang, aber nicht schrill (der Yamaha, den ich auch viel bespiele ist sehr schrill im oberen Bereich, tut fast weh in den Ohren). Außerdem hatte ich bei diesen Instrumenten immer ein gutes Gefühl, was die Mechanik angeht. Bei Grotrian am besten, die wirken auf mich leichter (keine Ahnung, ob sie es tatsächlich sind). Ich habe aber noch nie einen Grotrian, Steinway oder Sauter an ein und demselben Ort gesehen und daher ergibt sich sofort wieder die Situation: Wie ist der Raum? Wie ist die Tagesform? Fühl ich mich wohl beim Probespielen oder hab ich das Gefühl einer schaut mir über die Schulter und denkt: "Der Typ will nen Flügel?? Der soll erstmal spielen lernen!".

:)
 
Mit Verlaub: Deine Unsicherheit steht Dir im Weg. Und zwar dahingehend, dass Du Dich noch als Anfänger siehst und Dich dann auch gerne verunsichern lässt. Dabei bist Du Dir - wie Jörg schon sagte - eigentlich viel sicherer als mancher Halbprofi. Ich schätze, Du bist "weiter" als 90% aller Flügelkäufer! Vertrau Dir selbst! Dein Stimmer hat das schon richtig gedeutet - mach einfach in der Richtung weiter. Wobei ICH mir nicht sicher bin, ob Sauter nun wirklich in diese Reihe hineinpasst - ist aber auch egal, weil Du Dich meiner Meinung nach ruhig fokussieren solltest.

Und: Gerade als Anfänger brauchst Du das Beste, was Du Dir leisten kannst!!!! Gönns Dir und freue Dich daran.

PS. Solltest Du tatsächlich noch mal nach Bayreuth fahren, dann spiele dort - ungeachtet Deiner Längenpräferenz - den A170 (mit Agraffen) an. (nicht nur) meines Erachtens ein Flügel, der sich hinter der 210er Größe nicht zu verstecken braucht. Könnte Dir in den Bässen einen Tick zu weich sein...

PPS: Warst Du schon mal bei Grotrian im Werk? Die sollten auch gute Gebrauchte haben oder von solchen wissen.

Und während Du noch suchst, vertreibst Du Dir damit die Zeit: http://www.amazon.de/verlorene-Klan...F8&qid=1422813036&sr=1-1&keywords=perri+knize
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie gesagt: Der Steingräber ist sicherlich eine Klasse für sich, auch oder vor allem in der Größe und probespielen würde ich ihn auf alle Fälle sehr gerne. Aber dass ich einen gebrauchten in meinem Budget finde, halte ich für unwahrscheinlich. Gibt es eine gute Quelle für gebrauchte Steingräber? Ebay hat mir gerade null Ergebnisse ausgespuckt - nur Klaviere.

Gibt es in Bayreuth bei Steingräber direkt gebrauchte Instrumente?
 

Weil er meiner Ansicht nach zu sehr mit dem Kopf bei der Sache ist. Da werden Marken verglichen etc. Vier baugleiche Bösendorfer habe ich als so unterschiedlich empfunden wie vier Flügel unterschiedlicher Hersteller. Das waren Gefühle zwischen völliger Ablehnung (der zweite) und "Nimm mich!" (der vierte). Ob es Sinn macht sich auf eine Marke zu fixieren?

Eines ist sicher: ER war noch nicht unter Deinen Fingern, denn das hättest Du, Caspary, nicht gehört, sondern gefühlt. Das können auch andere Clavionisten bestätigen. :)
 

Gibt es in Bayreuth bei Steingräber direkt gebrauchte Instrumente?

Klaviere eher. Flügel gibt es teilweise aus dem Gestellungsdienst, da reden wir aber immer noch über die Preisklasse 50 tEuro + deutlich mehr.
Demnächst soll ein generalüberholter 200er aus dem Jahr 1901 die Werkstatt verlassen (neuer Resonanzboden, neue Seiten+Hammerköpfe ...). Der Preis soll dann bei etwa 30 tEuro liegen.
 
Weil er meiner Ansicht nach zu sehr mit dem Kopf bei der Sache ist. Da werden Marken verglichen etc. Vier baugleiche Bösendorfer habe ich als so unterschiedlich empfunden wie vier Flügel unterschiedlicher Hersteller. Das waren Gefühle zwischen völliger Ablehnung (der zweite) und "Nimm mich!" (der vierte). Ob es Sinn macht sich auf eine Marke zu fixieren?

Eines ist sicher: ER war noch nicht unter Deinen Fingern, denn das hättest Du, Caspary, nicht gehört, sondern gefühlt. Das können auch andere Clavionisten bestätigen. :)

Eigentlich habe ich bisher einfach alles probe gespielt, was mir unter die Finger gekommen ist. Ganz unabhängig vom Hersteller. Mir ist halt dabei nur aufgefallen, das mit manche Marken einfach generell eher zu gefallen scheinen.

ER war auch schon unter meinen Fingern, nur leider war er nicht zum Verkauf und zu groß für meinen Raum (das war der Grotrian Konzertflügel). Von den "kleineren" hat mich ein B 211 absolut begeistert, aber der war weit über meinem Budget. Innerhalb meines Budgets (das gar nicht mal so klein ist wie ich finde) habe ich aber noch nichts gefunden was mich restlos begeistert hat. Und das sollte es wie ich finde schon. :)

Ach ja: Ich habe auch schon ein paar B 211 gespielt, die ich gar nicht mochte und auch einige Grotriane haben mir gar nicht zugesagt (vor allem ältere Instrumente).
 
Da bin ich ja ein richtiger Glückspilz, denn ich habe insgesamt nur sechs Flügel von zwei Herstellern angespielt und meiner war dabei.

Ich wünsche Dir, dass Du bald "Deinen" finden wirst.
 
Hallo Caspary,
zunächst mal: vergiss das mit "der soll erst mal spielen lernen" denn: je "besser" das Instrument auf dem Du spielst und übst, umso mehr Freude wirst Du haben und um so mehr wirst Du spielen - ergo: umso besser wirst Du. Als Grotrian-Eigener bin ich natürlich sicher etwas voreingenommen, kann Dir aber vielleicht doch den einen oder anderen Hinweis geben. Wenn es Dein Budget und die Räumlichkeiten erlauben, dann schaue - unabhängig von der Marke - nach Flügeln der Kategorie "Halbkonzerter", also irgenwo zwischen 220 und 235 cm Länge. Ich bin vor knapp 4 Jahren von einem Grotrian Cabinet (192 cm) auf einen Grotrian Concert (225 cm) umgestiegen und habe es keine Sekunde bereut. Ich bin auch nur ein durchschnittlich begabter Amateurspieler und als solcher nicht in der Lage, das Potential das in in dem Flügel steckt, auch nur ansatzweise auszuschöpfen. Aber die Unterschiede zum kleineren "Cabinet" sind für mich täglich "tastbar" und hörbar: der "Concert" spielt, was das Klanvolumen anbelangt - ich beschreibe es mal als "sonor" - in einer ganz anderen Liga; der Anschlag ist - keine Ahnung warum - irgendwie direkter, pp läßt sich auch in höherem Tempo gleichmäßig spielen. Und mit dem Concert habe ich zum ersten Mal erfahren dürfen, was mit "Klangfarbe gestalten" gemeint ist. Und falls Du Sorge hast, dass ein großer Flügel "zu laut" ist: vergiss es. Er kann laut aber muss nicht. Es wird Dir auf einem großen Flügel leichter fallen leise zu spielen, als auf einem kleinen.
Ansonsten kann ich Dir nur raten: genieße die Zeit der Suche und lass Dich nicht drängen - es gibt kaum etwas schöneres als "Flügel jagen".
Cornelius
 
Hallo Caspary,

willst du denn unbedingt ein nagelneues Instrument haben? Es gibt auch immer wieder sehr gute gebrauchte auf dem Markt. Die Suche ist da natürlich noch etwas mühsamer, kann sich aber lohnen. Du weißt ja, wie das bei Autos ist - Jahreswägen sind fast neu im Modell, im Preis aber nicht mehr...
Bei Gebrauchten aus Klavierläden ist es leider Gang und Gebe, dass vor allem die Optik renoviert wird, ohne den Klang immer maßgeblich zu verbessern (durch gute Mechanikteile und entsprechend sorgfältige Überarbeitung, Intonierung, Regulierung etc.), die ist teuer und nützt dir fürs Spielen wenig.

Bei Steinway ist die Sache die - du bezahlst den Preis mit. Für den Preis eines mittelmäßigen Steinways (gebraucht) kannst du u.U. ein Instrument einer anderen Marke haben, was dich mehr zufriedenstellt.

Zur Gewöhnung: In der Tat wirst du dich an ein Spielgefühl recht schnell gewöhnen. Wenn du jetzt von einem nebeligen Kawai kommst, fühlt sich vieles andere natürlich merkwürdig an. Versuche also zu differenzieren beim Spielen: Ist etwas ungewohnt oder unangenehm? Das ist ein wesentlicher Unterschied.

Und zum Wohnzimmer: Frag deinen Klavierbauer-Freund doch einmal, welche Größe er empfehlen würde für das Wohnzimmer. Weiterhin: Durch gewisse Veränderungen kann man die Akustik noch positiv beeinflussen, z.B. Teppich rein oder raus, Vorhänge (dünnere / dickere), mehr / weniger an den Wänden aufhängen, Akustikschaumstoff, Position des Flügels, Deckel auf / zu.

viel Vergnügen!
Liebe Grüße, Stilblüte
 
Hallo Caspary,
zunächst mal: vergiss das mit "der soll erst mal spielen lernen" denn: je "besser" das Instrument auf dem Du spielst und übst, umso mehr Freude wirst Du haben und um so mehr wirst Du spielen - ergo: umso besser wirst Du. Als Grotrian-Eigener bin ich natürlich sicher etwas voreingenommen, kann Dir aber vielleicht doch den einen oder anderen Hinweis geben. Wenn es Dein Budget und die Räumlichkeiten erlauben, dann schaue - unabhängig von der Marke - nach Flügeln der Kategorie "Halbkonzerter", also irgenwo zwischen 220 und 235 cm Länge. Ich bin vor knapp 4 Jahren von einem Grotrian Cabinet (192 cm) auf einen Grotrian Concert (225 cm) umgestiegen und habe es keine Sekunde bereut. Ich bin auch nur ein durchschnittlich begabter Amateurspieler und als solcher nicht in der Lage, das Potential das in in dem Flügel steckt, auch nur ansatzweise auszuschöpfen. Aber die Unterschiede zum kleineren "Cabinet" sind für mich täglich "tastbar" und hörbar: der "Concert" spielt, was das Klanvolumen anbelangt - ich beschreibe es mal als "sonor" - in einer ganz anderen Liga; der Anschlag ist - keine Ahnung warum - irgendwie direkter, pp läßt sich auch in höherem Tempo gleichmäßig spielen. Und mit dem Concert habe ich zum ersten Mal erfahren dürfen, was mit "Klangfarbe gestalten" gemeint ist. Und falls Du Sorge hast, dass ein großer Flügel "zu laut" ist: vergiss es. Er kann laut aber muss nicht. Es wird Dir auf einem großen Flügel leichter fallen leise zu spielen, als auf einem kleinen.
Ansonsten kann ich Dir nur raten: genieße die Zeit der Suche und lass Dich nicht drängen - es gibt kaum etwas schöneres als "Flügel jagen".
Cornelius

Danke Cornelius! Weiter oben hat mir Jörg ja einen 223cm vorgeschlagen - den werde ich auf alle Fälle Probe spielen. Genau das mit dem pp Spielen fällt mir auf Größeren Flügeln immer leichter. Mein "Klavierbauer-Freund" sagt, das liegt an den besseren Hebelverhältnissen. Ich glaube ihm das einfach mal. :)

@Stilblüte Ich suche ausschließlich ein gebrauchtes Instrument. Neue kann / will ich mir überhaupt nicht leisten. Mein Klavierbauer empfiehlt immer: "Je größer desto besser. Ist zwar auch lauter, kann aber leiser gespielt werden". Klingt zwar etwas paradox, aber doch nachvollziehbar für mich.


Herzlichen Dank an alle, die sich hier beteiligen. Ich hätte überhaupt nicht damit gerechnet, so viele nette und hilfreiche Antworten zu bekommen! Danke!
 
Caspari, das mit der Größe ist schon richtig. Trotzdem würde ich dir nicht raten, ein 2,70 m langes Insturment in einen 16 qm großen Raum zu stellen, das wirkt nicht und du machst dir nur die Ohren kaputt. Oder du musst das Instrument abdämpfen, das geht natürlich auch. Dann hast du den Anschlag vom Großen und auch die Schönheit des Klanges, aber eben etwas gedämpft, und dann stimmt das Verhältnis zwischen Bass und Diskant nicht mehr ganz so gut.
Noch ein Tipp: Schau mal bei (älteren!) Bechstein-Flügeln. Die, die ich in letzter Zeit gespielt habe, fand ich ausnehmend schön. Waren aber natürlich auch mit Sorgfalt ausgewählt und teilweise aufwendig überarbeitet.
 
Noch ein Tipp: Schau mal bei (älteren!) Bechstein-Flügeln. Die, die ich in letzter Zeit gespielt habe, fand ich ausnehmend schön. Waren aber natürlich auch mit Sorgfalt ausgewählt und teilweise aufwendig überarbeitet.


Hatte nicht mal jemand hier einen Katalgo mit "großen" untergegangen Marken zzusammengestellt? Ich kann ihn leider nicht mehr finden, aber der wäre sicher auch nutzbringend heranzuziehen: Ehrbar, Stingl, Duysen, Ibach ... Ah - Ibach: die Suche nach dieser Marke könnte auch das eine oder andere Juwel zu Tage fördern.
 

Zurück
Top Bottom