Flügel Ferd. Manthey

  • Ersteller des Themas kinderklavier
  • Erstellungsdatum

kinderklavier

kinderklavier

Dabei seit
24. Okt. 2017
Beiträge
93
Reaktionen
125
Durch einen glücklichen Zufall bin ich zu diesem Flügel gekommen. Meine Tochter die Klavier spiel hat sich sicherlich am meisten darüber gefreut. Dennoch ist an dem Guten Stück noch einiges zu machen bis er wieder bespielbar ist. Derzeit hält er gerade in der Mittellage einige Töne nicht mehr. Es fehle leider auch schon ein paar Saiten. Das ist leider dem Vorbesitzer passiert als er ihn über 444 Hz stimmen wollte. Laut meiner Recherche im Netzt ist er anhand der Seriennummer wohl auf 1930-1931 einzuordnen. Da wurde wohl noch auf 435 Hz gestimmt. Korrigiert mich wenn ich falsch liege.
Nächste Woche kommt der Klavierbauer für eine Einschätzung. Ich rechne nicht damit das er mir optimistische Hoffnungen macht. Er klang am Telefon schon so als wenn das nicht zu machen ist. (oder er nichts machen will)
Die Tasten und die Mechanik brauchen sicherlich neue Filze. Es klappert doch recht hörbar. Sehe ich jetzt allerdings nicht als unlösbare Aufgabe.
Fürs erste würde ich gerne mehr über das Instrument wissen wollen. Hier mal die Infos die ich bisher zusammen Sammeln konnte.

Flügel Ferd. Manthey mit 162 cm länge
Seriennummer 13185
Auf dem Rahmen steht "Legato-Steg" und "Binfornix-Resonanzboden".
Dazu habe ich leider gar nichts finden können. Weis da jemand mehr?
Die Mechanik ist von "Lexow" aus Berlin. Gibt es darüber mehr Infos?
Manthey in Berlin soll es von 1868-1987 gegeben haben. Viel mehr habe ich über die Firma bisher nicht in Erfahrung bringen können, außer das sie in den 60ern Kleinstklaviere bauten, die bei Klavierbauern wegen der Stimmbarkeit nicht beliebt sind. Einen Bericht über eine Flügel von 1960 habe ich gefunden.

Erstes Ziel ist das Instrument erst mal bespielbar zu machen. Die komplette Restaurierung hebe ich mir für das nächste Jahr auf. Derzeit fehlt mir die Zeit und das Geld mich dem ganz zu widmen.

Ich werde euch über den Fortschritt auf dem laufende halten.

Grüße

Linus

full
 
Den Flügel kannst du mit hoher Wahrscheinlichkeit auf 440Hz stimmen, noch höher würde ich aber bei alten Instrumenten nicht gehen, bzw. sehe ich auch keine Notwendigkeit. Wofür der Flügel gebaut ist, kann man nur einschätzen, wenn man sich die gesamte Mensur ansieht und die Auslastung der Saiten nachrechnet. In den dreißiger Jahren war noch der Kammerton von 435Hz gültig, die Festlegung auf 440Hz erfolgte auf der Stimmtonkonferenz 1939. Jedoch ist eine Festlegung auf eine neue Frequenz in diesem Zusammenhang immer nur der Nachgang einer ausgeübten Praxis, so dass man unterstellen kann, dass in den dreißiger Jahren gebaute Instrumente problemlos höher gestimmt werden können als nach damals gültiger Norm. Bei alten Instrumenten muss man natürlich den Zustand der Saiten berücksichtigen, bevor man hoch zieht.

Die gerissenen Saiten zu ersetzen sollte nicht das größte Problem darstellen. Ob in der Mechanik Filze getauscht werden müssen, lässt sich erst nach eingehender Begutachtung sagen. Klappern muss erstmal nicht viel heißen, das verschwindet oft, wenn alle Schrauben fest gezogen worden sind.

Es gibt Klavierstimmer/Klavierbauer die nicht gern mit alten Instrumenten arbeiten. Such dir jemand, der Freude am Umgang mit alten Instrumenten hat und dann kann man sehen, welche Schritte bei der Überarbeitung oder Überholung Sinn ergeben.

Die Manthey Kleinklaviere sind übrigens weniger wegen der Stimmbarkeit nicht beliebt, die ist durchaus normal. Das Problem ist hier, dass die Tasten über Tangenten mit der Mechanik verbunden sind. Die Mechanik lässt sich nur umständlich aus dem Klavier nehmen. Es müssen alle Tangenten aus- und beim Einbau wieder eingehängt werden, was enorm viel Zeit kostet.
 
Wie versprochen will ich euch auf dem laufenden halten. Genau wie ich es erwartet hatte, hatte die erst eingeholte Fachmeinung das Instrument alls unrettbares Kostengrab beurteilt. "Wie ich nur auf die Aberwitzige Idee kommen konte den Flügel in meine Wohnung zu schaffen, ohne ihn vorher anzurufen. Überhaupt wird mich alleine das Verschotten mindersten 200€ kosten und überhaupt passt ein Flügel gar nicht zu uns und wir sollten uns lieber eine Klavier holen."
Ich sagte artig Danke und überweiste die Rechnung für die "Beratung" sofort. Kapittel abgeschlossen. Nachfolgen wurde aller nur erreichbarer Dreck der letzten 80 Jahre entfernt.
Wunderbarer weise habe ich einen Experten hier aus dem Forum gewinnen können. Der meinte nur, bei einem Bier kann man sich den ja mal nebenbei ansehen.
Das endete dann darin, das die Bassseiten die ich schon geordert hatte und auch alle anderen fehlenden mit neuen Wirbeln wieder im Flügel ergänz wurden. Nur eine Woche später wurde das gute Stück wieder in stimmung versetzt.
Seit dem ist meine Tochter nicht mehr davon weg zu bekommen. Gut das wir so nette Nachbarn haben.
Mein erstes Ziel ist nun erreicht.
Es ist sicherlich noch einiges zu tun, aber erst mal muss ich meine Prüfungen hinter mir haben, bevor ich die große Baustelle aufmache. Bis dahin werde ich an Kleinichkeiten weiter arbeiten, die ich selber erledigen kann, so wie den Filz an der Tastenklappe, den ich gestern angebracht habe.
Wenn mal Zeit und gutes Licht ist, werde ich vom aktuellen Zustand Fotos anfertigen.
Bis dahin bin ich weiterhin auf der Suche nach Informationen zu dem guten Stück.
Klanglich ist er besser als ich erwartet hatte. Aber da ist sicher noch mehr möglich, wenn er noch die ein oder andere neue Seite bekommt und irgendwann mal neuen Filz auf die Hammerköpfe.
Ich bereue nichts und bin froh mich für dieses Instrument entschienden zu haben. Es wird nur zu Folge haben, das ich jetzt doch selber wieder anfange Klavier zu spielen.
 
Sooooo wild war das auch nicht. Auf jeden Fall hat es Spass gemacht. Schade eigentlich das ich erst eine Flügel brauchte um Henry kennen zu lernen. Aber besser späht als nie.
 

Ich find des nebenher gesagt auch sehr angenehm, man trinkt gemütlich ein Bierchen miteinand, unterhät sich über Gott und die Welt eben so über Politik und anderen Scheußlichkeiten und verrichtet mal so nebenher die Dinge die da anstehen. Ich empfinde es als bedauerlich daß ein Handwerkerl oftmals diese Zeit heut nimmer hat und zum nächsten Kunden eilen muß. Gerade als Klavierbauer sollte man sich doch in Ruhe mit dem Kunden und dessen Instrument befassen ....es kann im Klavierbau einfach mal nicht ums Geld gehen - reich wird man damit ohnehin nicht, aber die Liebe zum Klang macht des allemale wett. Ich muß keinen Porsche fahren und brauche auch keine Villa in Bogenhausen. mir langen meine glückliche Ehe drei wundervolle Buben und ein Beruf dem ich gern nachgehe. Ich benötige für meine Arbeit keine Anstrengung oder Konzentration , wie so einige Kunden es mutmaßen, ich brauche menschliches Miteinander und das habe ich bei @kinderklavier (und auch anderen aus diesem Forum) erlebt.
Und nun möchte ich es nicht versäumen, allen hier welche mich eingeladen haben, sich mal ihr Instrument so nebenher zu betrachten,mit einem herzliches "vergelts Gott" zu bedanken.

LG
Henry
 
Zuletzt bearbeitet:
man trinkt gemütlich ein Bierchen... und verrichtet mal so nebenher die Dinge die da anstehen. ...Ich empfinde es als bedauerlich daß ein Handwerkerl oftmals diese Zeit heut nimmer hat
Wenn ich das praktizieren würde würde mich die Kundschaft zu Recht vom Dach jagen. ;-)
Danach trinke ich auch gerne mal ein Bierchen mit der Kundschaft.

Damit wäre ich auf jeden gekommen aber nicht auf Henry. :lol:
 
Wenn ich das praktizieren würde würde mich die Kundschaft zu Recht vom Dach jagen. ;-)
Danach trinke ich auch gerne mal ein Bierchen mit der Kundschaft.

Schon mal " der Baulöwe" gesehen? :-D
Aber gut...
So in der früh schon in schwindende Höhe....ja, des wär vielleicht n bisserl arg. Ich sag immer "kein Bier vor 4" ....ist normalerweise die Zeit wo man Feierabend hat - nur auch die Zeit will man ja irgendwie beschäftigt sein :-D

LG
Henry
 

Zurück
Top Bottom