Erste Gehversuche im Kantionalsatz

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Jazzzzer

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Hallo zusammen,

vielleicht habt ihr es ja schon mitbekommen: Nachdem ich schon seit einiger Zeit komponiere, lese ich nun auch Bücher dazu und versuche, davon möglichst viel umzusetzen.

Im Anhang habe ich mal einen ersten Versuch einer Komposition im Kantionalsatz.

Um Verbesserungsvorschläge wird gebeten :).

Viele Grüße
Lukas

Kantionalsatz
 
Hallöchen Lukas,

tja, also wie soll ich sagen... Das ist jetzt noch kein Kantionalsatz.

Hör dir mal Bach-Choräle an, die klingen noch etwas anders. Warum? Einige Tipps von mir (Vollständigkeit wird nicht garantiert).

Die Melodie ist schon mal kein Choral (eher Ländler). Das macht das Kompinieren im reinen Kantionalsatzstil schwer, sogar manchmal unmöglich.

Bach hat z.B. dann die Melodien angepasst (z.B. bei Luther-Liedern, die noch ohne den Bachschen Harmoniehintergrund zu kennen, komponiert worden sind).

Dein Bass springt unvorbereitet in Vorhalte hinein (z.B. Takt 7 in die None). Auf Quintbässe würde ich verzichten, wenn du nicht einen verküzrten Dominantseptakkord bemühen möchtest. Der Terzbass in Takt 12 ist auch nicht legitim.

Der Tenor ist ziemlich tief insgesamt gesetzt. Und last but not least: Die Triolen und 16tel sind fehl am Platz: Der Kantionalsatz wird auf Text gesungen (da sind rhythmische Tonwiederholungen ziemlich an der Intention vorbei und einfach falsch).

Klingt eher wie ein heiteres, einfaches, bisweilen romantisches Stück für Bläserensemble :trompete::trompete::trompete::trompete:

Ich war jetzt streng, aber nimm's nicht persönlich, ich gehe davon aus, dass du lernwillig bist.

Dein Morn
 
Hallo Morn,

vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich erlaube mir mal, sie zu "zerpflücken"

Die Melodie ist schon mal kein Choral (eher Ländler). Das macht das Kompinieren im reinen Kantionalsatzstil schwer, sogar manchmal unmöglich.

Was zeichnet denn einen Choral (Ländler) aus und warum warum wird bei Nichtbeachtung das Komponieren im Kantionalsatz erschwert?

Dein Bass springt unvorbereitet in Vorhalte hinein (z.B. Takt 7 in die None). Auf Quintbässe würde ich verzichten, wenn du nicht einen verküzrten Dominantseptakkord bemühen möchtest. Der Terzbass in Takt 12 ist auch nicht legitim.

Den Vorhalt sehe ich ein ;). Ebenfalls weiß ich mittlerweile, das Quinten im Bass ungewöhnlich sind.
Was spricht denn gegen den Terzbass? Liegt es daran, dass der musikalische Sinnabschnitt dort aufhört und der Bass dann zum Grundton zurückkehren sollte?

Der Tenor ist ziemlich tief insgesamt gesetzt. Und last but not least: Die Triolen und 16tel sind fehl am Platz: Der Kantionalsatz wird auf Text gesungen (da sind rhythmische Tonwiederholungen ziemlich an der Intention vorbei und einfach falsch).

Klingt plausibel:rolleyes:...

Ich war jetzt streng, aber nimm's nicht persönlich, ich gehe davon aus, dass du lernwillig bist.

Ohja! Von Kritik kann man oftmals mehr profitieren als von Lob.
Deswegen hab ich es ja auch mal versucht und hier eingestellt.


Weitere Versuche werden Folgen! Über Antworten auf meine neuen Fragen würde ich mich sehr freuen.

Viele Grüße
Lukas
 
Was zeichnet denn einen Choral (Ländler) aus und warum warum wird bei Nichtbeachtung das Komponieren im Kantionalsatz erschwert?

Ich meinte damit, dass deine Melodie wie ein Ländler klingt. Halt ein wenig wie Volksmusik vom Lande (im positiven Sinne zu verstehen). Bestimmte Wendungen klingen einfach nicht so wie ein Choral (besonders bei Tonsprüngen ist Vorsicht geboten - versuch dich doch erstmal an einer schon bekannten Melodie).

Was spricht denn gegen den Terzbass? Liegt es daran, dass der musikalische Sinnabschnitt dort aufhört und der Bass dann zum Grundton zurückkehren sollte?

Naja, ein Terzbass ist nur dann sinnvoll, wenn er quasi als Dominante (mit kleiner Septe) zum nachfolgenden Grundtonakkord aufgelöst wird. Ist aber auch schon spätere Praxis. Ursprünglich ist jedes Zeilenende mit einem normalen Grundtonakkord abzuschließen.

Wenn du jetzt keine Choralmelodie auftreiben kannst: Probier mal aus, die F-Dur-Tonleiter als Melodie im Diskant und einmal im Bass zu harmonisieren. Da lernst du viel mehr weil du vermutlich nicht "vorbelastet" bist von anderen Harmonisationen von Meldodien, die du schon kennst.

Dein Morn
 
Hallo,

ich habe es nun zunächst mal, wie du sagtest, mit der F-Dur Tonleiter versucht:
F-Dur

Zunächst mit der Tonleiter im Sopran und anschließend im Bass.
Ich habe zur Harmonisation T, D, und S benutzt.
Die Intervallsprünge habe ich klein gehalten und auch sonst versucht, mich an die Regeln zu halten.

Gibt es noch mehr Dinge, die man beachten muss?

Viele Grüße
Lukas
 
Ja, du hast noch ne Terzverdopplung drin beim vorletzten Akkord.

Ich empfehle dir nun, die Harmonik zu erweitern (Mollparallelen, Dur-7-Klänge, Zwischendominanten). Steht in deinem Theoriebuch was zu Klauseln? Dass sind ganz wichtige Klischee-Wendungen im Kantionalsatz.

Dein Morn
 
Dein Kantionalsatz

Hallo zusammen,

vielleicht habt ihr es ja schon mitbekommen: Nachdem ich schon seit einiger Zeit komponiere, lese ich nun auch Bücher dazu und versuche, davon möglichst viel umzusetzen.

Im Anhang habe ich mal einen ersten Versuch einer Komposition im Kantionalsatz.

Um Verbesserungsvorschläge wird gebeten :).

Viele Grüße
Lukas

Kantionalsatz

Hallo, habe gerade mit Interesse Deinen Kantionalsatz gespielt. Ich stimme Morn zu, was "Kantionalsatz" betrifft, nenne man es eher eine vierstimmige Aussetzung oder Harmonisierung. Die Achtel und Sechzehntel-Attakken der Altstimme unbedingt weglassen, hat Morn auch Recht! Die erste 4-Takt-Phrase ist brav und kadenzierend geschrieben, was im Prinzip nicht schlecht ist, zumal das Motiv ja wiederkehrt, dann aber anders harmonisiert weniger Langeweile bedeutet. Verwende doch mehr Mollparalellen. Die Stellen wie Takt 3, wo Du einen harmoniefremden Ton anspringst auf betonter Taktzeit ist in der Tat nicht wirklich dolle oder erlaubt.( Harmoniefremde schön als Durchgangstöne hineinbasteln).
Ich hab Dir mal auf die Schnelle einen Vorschlag für die Takte 8, 9 und 10 gemacht:
Takt 8 mal mit dem Trugschluss (d-moll) harmonisieren. Takt 9: auf Viertel: C-Dur, cis6 (ist der Sextakkord der Zwischendominante zur Tonikaparalelle, also A-Dur mit cis im Baß), dann d-moll, Takt 10: die halbe Note mit G-Dur!, auf der zweiten Schlagzeit als Septakkord mit der 7 auffüllen und auf der vierten Taktzeit mit C-Dur beantworten (nette kleine Ausweichung über die Doppeldominante G-Dur nach C-Dur), dann brav weiter...
Devise: es gibt noch mehr als die 3 Grunddreiklänge.....
Viel Erfolg und Gruß! Stephan
 

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