Eignungsprüfung Kirchenmusik

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Orgelpapa

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10. März 2019
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Hallo zusammen,

meineTochter hat sich entschlossen, nach dem Abitur sich intensiv auf das Kirchenmusikstudium vorzubereiten um 2023 sich für die Eignungsprüfung anzumelden. Ihr A-Musiker Lehrer unterstützt das, fleißig ist sie auch, also sollte man entspannt sein. Als Vater findet man das allerdings sehr spannend und aufregend. Nun die Frage: Ist die Durchfallquote bei der Eignungsprüfung zu Kirchenmusik genauso hoch, wie bei anderen musikalischen Studiengängen? Oder ist da vielleicht eine höhere Toleranz der Prüfer, geschuldet durch die vergleichsweise niedrige Zahl der Bwewerber? Wie seht ihr das: bei vielen Unis bewerben, oder nur die Wunschhochschule?
 
Auf jeden Fall bei mehr als einer Hochschule bewerben und die Aufnahmeprüfung machen. Wer weiß, vielleicht entpuppt sich eine andere Hochschule als noch interessanter als die, die jetzt als "Wunschhochschule" auf der Liste steht.
 
Ohne eine allgemeingültige Antwort geben zu können: Eher ja. Das war schon vor Jahren so, dass man gute Chancen mit Kirchenmusik hatte. Inzwischen gibt es ein paar Ausbildungsstätten weniger. Keine Ahnung, ob sich das ausgleicht. Der Job lohnt halt nicht mehr.
 
Auch für Schulmusik gibt es inzwischen mehr Plätze als Bewerber. Es ist ja bekannt, dass viele nur deshalb Schulmusik studieren, um eine hochwertige musikalische (Aus-)Bildung zu bekommen, um anschließend freiberuflich-künstlerisch zu arbeiten. Viele wollen also gar nicht in der Schule arbeiten. Mein Verdacht: Genau diese Leute fallen jetzt weg, und es bleiben nur die Bewerber übrig, die wirklich Musiklehrer werden wollen.

Ist das bei Kirchenmusik vielleicht ähnlich?
 
Es gibt generell weniger junge Menschen mit deutschem Migrationshintergrund.

Die starken Jahrgänge an den Hochschulen bestehen gut aus Leuten der "zweiten und dritten Migranten-Generation". (Schland ist bunt.) Und dann studieren sie "sichere" Fächer wie Elektrotechnik oder Chemie.

Mich wundert's eher, warum nicht mehr Koreaner in die Kirchenmusik kommen (ich kenne nur 1 koreanisches Ehepaar, das mal eine Kantorin vertreten hat).
Pfarrer aus dieser Weltecke gibt es ja schon einige.
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessant. Habe mich mal auf der HP der hiesigen Hochschule für Kirchenmusik umgeschaut.

- Im Zeitraum WS 2020 bis Ende 2021 gab es dort im Studiengang Kirchenmusik 10 Absolventen (9x Bachelor, 1x Master) aber lediglich 6 Neuaufnahmen (5x Bachelor, 1x Master). Für das Jahr davor sieht es noch deutlicher aus: 13 Absolventen (8x Bachelor, 2x Master, 3x Diplom A) stehen lediglich 5 neue Bachelor-Studenten gegenüber. Das klingt jetzt nicht nach Massenveranstaltung. Asiatische Namen sind in allen Gruppen vertreten.

- Seit kurzem gibt es den Kombistudiengang Schulmusik / ev. Kirchenmusik in Kooperation mit den Musikhochschulen. Dabei ersetzt in Ba-Wü die Kirchenmusik das wissenschaftliche Beifach für den Schulmusiker. In anderen Bundesländern ist ein zweiters Unterrichtsfach erforderlich. Vermutlich eine Reaktion auf die ebenfalls rückläufigen Zahlen bei den Schulmusikern.

Die Zahl der hauptamtlichen Kirchenmusikerstellen nimmt seit Jahren ab und wird es weiter tun. Spätestens mit dem Weggang des aktuellen Stelleninhabers wird i. d. R. der Stellenumfang reduziert oder zusammengelegt. Bei den evangelischen Kirchen ist nur noch etwa die Hälfte der B-Stellen Vollzeit. Ob das finanziell interessant ist, kann ich nicht einschätzen.
 
Spannend. Die niedrigen Neuaufnahmen sagen aber leider nichts darüber aus, wieviele Bewerber abgelehnt wurden. Kann ja auch nur am weiteren extrem hohem Standard liegen(?).
Die Diskussion über beruflichen Sinn oder Unsinn des Studiums wurde hier und bei den Pfeiffen Kollegen ausführlich geführt, deshalb will ich da gar nicht drauf eingehen. Wisst ihr, ob die Entscheidung für ein Doppelstudium, Kirchenmusik und Orgel, die Aufnahmeprüfung nochmal erschwert?
 
Dort wo ich nachgesehen habe, geht Orgel (künstlerisch) nur als Aufbaustudiengang zum vorherigen Bachelor Kirchenmusik bzw. dem früheren Diplom.
 
Was eventuell abschrecken könnte(!), ist, dass vom Kirchenmusiker oft auch Popularmusikkram verlangt wird, was nicht jedem Interessierten schmeckt, der eigentlich ganz ehrenvoll Matthäus-Passionen und Reger-Abende machen will.
 

Was eventuell abschrecken könnte(!), ist, dass vom Kirchenmusiker oft auch Popularmusikkram verlangt wird, was nicht jedem Interessierten schmeckt, der eigentlich ganz ehrenvoll Matthäus-Passionen und Reger-Abende machen will.
Sorry, aber was ist der Kern des Berufs Kirchenmusiker? Natürlich ist die Liebe zur "klassischen" Musik wichtig. Aber der Dienst an der Gemeinde nicht weniger. Und dazu gehört auch, der Erstkommunion altersgerecht zu begegnen. So weh es dem verwöhntem Musiker Ohr auch tut. Weil es wichtig für die Kirche/Gemeinde/ den Glauben ist.
Ich glaube, wer nur als Musikliebhaber, ohne Bezug zur Gemeindearbeit/Glauben in den Beruf geht, muss scheitern.
Ob die rückläufigen Zahlen an der Anzahl Bewerber oder an den hohen Anforderungen liegt, ist immer noch offen.
 
Ob die rückläufigen Zahlen an der Anzahl Bewerber oder an den hohen Anforderungen liegt, ist immer noch offen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auf diese Frage eine eindeutige Antwort gibt. Dazu sind Menschen zu verschieden und es spielen zu viele Faktoren mit hinein.

Wie alt ist denn Deine Tochter? Vielleicht wäre es ja sinnvoll, sie würde selbst mitdiskutieren, damit Du nicht die Relaisstation spielen musst.
 
Ist ja wieder herrlich, wie das rostige Klappmesser wieder aufgeht...
Sorry, aber was ist der Kern des Berufs Kirchenmusiker? Natürlich ist die Liebe zur "klassischen" Musik wichtig. Aber der Dienst an der Gemeinde nicht weniger.
Ist Chorarbeit (mit Konzertfahrten!) kein Dienst an der Gemeinde? Spielkreise, Kinderchor,...

>Und dazu gehört auch, der Erstkommunion altersgerecht zu begegnen.

Wieso Erstkommunion? Es gibt Kirchen (sogar von Rom mit gleicher Ehre bedacht), die das gar nicht haben.

Was ist "altersgerecht"? Ist "klassische" Musik schädlich für neunjährige Kinder? Muss der Pastoralreferent zwingend Gitarre spielen (obwohl eher ein Jugendinstrument)? Was soll das!?

So weh es dem verwöhntem Musiker Ohr auch tut. Weil es wichtig für die Kirche/Gemeinde/ den Glauben ist.

Das ist auch nur so ein Spruch. Nicht jedes NGL ist glaubensfördernd.
Ich glaube, wer nur als Musikliebhaber, ohne Bezug zur Gemeindearbeit/Glauben in den Beruf geht, muss scheitern.
Trivial.

Ob die rückläufigen Zahlen an der Anzahl Bewerber oder an den hohen Anforderungen liegt, ist immer noch offen.

Das schreibst erstmal nur Du.

Die Kirchenmusikszene ist schon weiter. Gesagt wird: schlicht weniger Nachwuchs; mehr Menschen ohne Religionszugehörigkeit.

Was lange schwierig war, in der EKD aber jetzt ein bisschen aufgehalten wurde: Wegfall von Kirchenmusikstellen, Herabstufung von A- auf B-Stellen und selbst die dann mit weniger als 100 %.

Viele Gemeinden (aber längst nicht "alle") wollen Kirchenmusiker mit Popularmusikanteil. Da muss dann aber auch Geld und Infrastruktur bereit gestellt werden (Equipment, Probenräume). Auch nicht easy.

Rostiges Klappmesser: Die Schlacht Sacropop vs "klassische" Musik schlage ich hier nicht. Die Diskussion läuft schon Jahrzehnte.

Ob man sich statt mit rauschendem Orgeltutti nun mit ungeliebt aufgeführtem Sacropop in der Erstkommunion sich das eine oder andere begabte Kind vollends vergrätzt, kommt für mich als Frage noch dazu...

So, wie sich das hier liest, empfehle ich dringend, dass die Tochter zur Studienberatung einer Hochschule mit Kirchenmusik geht und mal einfach 1-2 Kirchenmusiker anruft.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sicher hat sich der Job von Kirchenmusikerinnen und -musikern im Laufe der letzten 20, 30 Jahre verändert. Der von Musik- und/oder Instrumentallehrerinnen und -lehrern allerdings auch. So gesehen könnte man also auch fragen, ob man heute noch Klavierpädagogik studieren sollte, wenn man dann im Unterricht mit TEY oder Bearbeitungen von Musik aus Videospielen konfrontiert wird, wenn man doch eigentlich Beethoven- und Schumannsonaten und Chopin- und Farrenctüden unterrichten will. :party:

Mit der Schwierigkeit von Aufnahmeprüfungen an sich haben solche Überlegungen allerdings nur am Rande zu tun.
 
Wie alt ist denn Deine Tochter? Vielleicht wäre es ja sinnvoll, sie würde selbst mitdiskutieren, damit Du nicht die Relaisstation spielen musst.
Meine Tochter macht gerade ein Abi, das ihr alle Möglichkeiten offen lässt. Sie ist strukturiert und gelassen. Der aufgeregte bin ich, aber auch nicht panisch.


Rostiges Klappmesser: Die Schlacht Sacropop vs "klassische" Musik schlage ich hier nicht. Die Diskussion läuft schon Jahrzehnte.

Ich habe das Thema nicht angefangen, es wurde von Dir in den Raum geworfen, als möglicher Grund für rückläufige Zahlen.

Ist Chorarbeit (mit Konzertfahrten!) kein Dienst an der Gemeinde? Spielkreise, Kinderchor,...
Natürlich ist es das, habe ich nie in Frage gestellt
So, wie sich das hier liest, empfehle ich dringend, dass die Tochter zur Studienberatung einer Hochschule mit Kirchenmusik geht und mal einfach 1-2 Kirchenmusiker anruft.

Sie hat bei einem A-Kirchenmusiker Orgelunterricht und wir hatten auch schon ein erstes Vorstellen/Vorspielen bei einem Dozenten. Weiterhin singt sie bei einem anderem Kantor (Konzertexamen Orgel) im Chor. Dass sie das Jahr Vorbereitung für die Prüfung braucht, ist allen klar. Sie hat bis jetzt ihr Abitur priorisiert,nun ist die Musik dran.
:party:

Mit der Schwierigkeit von Aufnahmeprüfungen an sich haben solche Überlegungen allerdings nur am Rande zu tun.
Danke für das back to topic.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auf diese Frage eine eindeutige Antwort gibt. Dazu sind Menschen zu verschieden und es spielen zu viele Faktoren mit hinein.
Scheint so zu sein. Es ist einfach ein wahnsinnig spannendes Jahr, welches vor uns als Eltern liegt. Kennen andere Eltern sicher auch. Deshalb mein Fischen nach Informationen. In der Sache ist der Weg ziemlich strukturiert und klar. Es kommen auch noch Musik bezogene Praktika, die vielleicht auch noch alternative Ausbildungsmöglichkeiten aufzeigen können (Schulpraktika fielen ja leider Corona bedingt aus)
 
Also grundsätzlich dürfte es sehr von der Hochschule abhängen. An manchen Stellen dürfte man froh über Bewerber für Kirchenmusik sein, andere haben einen sehr guten Ruf im Orgelbereich und die Konkurrenz ist groß. Da fiele mir Stuttgart ein. In jedem Fall mehrere Bewerbungen schicken und auch vorher schon Kontakt aufnehmem und den Klüngel nicht unterschätzen. Was man auch gut trainieren muss, ist die Theorie- und Gehörbildungsprüfung. Das geht nicht von alleine.
Grundsätzlich kann ich nur dringend von dem Vorhaben abraten!
 
Wie ist denn so die gefühlte Hierachie unter den Hochschulen? Was sind eure Top 5? (Dann bin ich beruhigt, wenn unsere nicht dabei ist .:001: )
Gehörbildung hat sie enormen Respekt vor, aber dafür hat sie die Zeit zu üben
Pro und Contra ist für unseren Fall ausreichend diskutiert, trotzdem glaube ich Dir, dass die Warnung wohlwollend gemeint ist.
 
Es kommt vielleicht so ein wenig darauf an, wie man vorgehen will und was man erwartet. Ich hatte als Schüler schon eine Vorliebe für alte Musik. Ein Orgelprof., der da keine Ambitionen gehabt hätte, wäre die falsche Wahl gewesen. Damit waren damals einige Hochschulen klar raus. Vielleicht ist Orgel ihr aber auch völlig schnuppe und der Schwerpunkt geht in Richtung Chor.

Eine gute Hochschule ist ja auch immer eine Chance. Ob es dann wirklich okay ist, sieht man erst später. Man könnte auch beunruhigt sein, wenn die anvisierte Hochschule nicht dabei wäre.

Stuttgart gilt im Orgelbereich seit Jahren als sehr gut. Allerdings ist ein sehr netter und guter Orgelprof. gerade pensioniert worden. Wenn alte Musik eine Rolle spielen sollte, kann auch Bremen oder Hamburg ein Option sein. Die kirchlichen Institute haben meistens eher eine Ausrichtung auf Gemeindepraxis. Allerdings bin ich auch inzwischen nicht mehr so gut informiert, dass mir zu allen Hochschulen etwas einfiele.

Die Warnung ist einfach meine persönliche Erfahrung. Ich habe diesen Weg vor vielen Jahren auch eingeschlagen (A-Examen, IP-Orgel, Orgelexamen) und entnervt aufgegeben.
 

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