- Dabei seit
- 1. Apr. 2012
- Beiträge
- 10.991
- Reaktionen
- 11.000
Es geht immer darum, ein Ziel und den Weg dahin in Einklang bringen zu müssen. Das Ideal, einen schönen Ton auf der Violine zu entwickeln und das Instrument virtuos zu beherrschen, muss den Lernenden eben so nachhaltig motivieren, dass man auch die weniger angenehmen Praktiken annimmt - gerade im Frühstadium geht es ohne eine Menge an Nehmerqualitäten nicht. Auch wenn es die wenigsten zu einem neuen Menuhin oder Oistrach bringen: Zigtausende hierzulande oder anderswo zeigen, dass man diese nicht immer leicht verdauliche Materie meistern kann. "Drill" wirkt sich dann negativ aus, wenn er auf Dauer ein fremdbestimmtes Phänomen bleibt, das nicht von der eigenen Motivation und Leistungsbereitschaft getragen wird. Ein Lehrer soll Interesse und Begeisterung wecken - aber wo nichts oder zu wenig ist, gibt's auch nichts zu wecken... .Gewagte Behauptung. Da Du schon das Beispiel der Violine genannt hast: Da gibt es so einige Übungen, die wirklich stinklangweilig sind (Bogenführung, Fingerkraft, Vibrato, Lagenspiel...), gerade für ein Kind, aber ohne die geht es nicht. Dafür wirklich immer genügend Eigeninitiative aufzubringen...ich denke, genau auf so etwas muss man eben erst gedrillt werden, darauf, eine Disziplin dafür zu entwickeln.
"Studium generale" kann man dazu im akademischen Sinne sagen, im nicht-akademischen Sinne heißt das "Allgemeinbildung". Im Regelschulwesen gibt es allerdings eine Komplikation: Da sitzen neben Leuten, die das Fach später studieren und beruflich anwenden, andere, die in ihrem späteren Leben mit ein paar Basiskenntnissen in der Materie bestens auskommen, weil sie sich anders spezialisieren. Wie soll man als Lehrer bei einer solchen Bandbreite an Leistungsniveaus einen optimalen gemeinsamen Nenner finden, mit dem der angehende Spezialist nicht unter- und der angehende Fachfremde nicht überfordert wird? Sicherlich keine leichte Aufgabe. Vergleichbar wäre das mit einem Zehnkämpfer in der Leichtathletik, der im Regelfall nicht in allen Disziplinen Spezialist sein kann, trotzdem muss er auch die Disziplinen absolvieren, die ihm eher weniger Punkte einbringen. Das heißt: Das Leben ist kein WunschkonzertGleiches sehe ich in der Schulbildung: Nicht jedes Kind interessiert sich für jedes Fach. Trotzdem wird es darauf gedrillt, sich damit zu beschäftigen. Und das aber meiner Meinung nach oft nicht genügend konsequent (mal gesamtgesellschaftlich gesehen).
LG von Rheinkultur
P.S.: "Wir sind hier nicht bei 'Wünsch dir was', sondern bei 'So isses'!" (Autor unbekannt)