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  • Ersteller des Themas Pianojayjay
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Dennoch war die Missa lecta in kirchenmusikalischen Fragen nicht das Maß aller Dinge. Die Missa lecta an Sonn- und Festtagsgottesdienste war ja eigentlich nicht im Sinne des Erfinders.

Ja - da hat sich die vorkonziliare Kirche in eine aporetische Situation gebracht.

Wenn man bedenkt, wie einfach und fast basisdemokratisch das alles noch beim urgemeindlichen und frühchristlichen Brotbrechen gewesen ist - und wie es dann über die stadtrömische, klösterliche und gallikanische Liturgie immer stärker verkompliziert wurde, vor allem durch die erträumte Identität von Messfeier und alttestamentlichem Stiftshüttengottesdienst (als einem idealisierten Tempelgottesdienst): wie da um der kultischen Reinheit willen Klerus und Volk getrennt werden mußten, am extremsten durch den Lettner, und dem Volk keine Teilhabe mehr am Heilsgeschehen gewährt wurde außer durch die Elevatio, das Hochheben der Hostie, fürs heilsame Betrachten aus der Ferne... Aus demselben Grund galt die Missa lecta als rechtliche Grundlage des Meßgschehens: Kultisch verläßlich war es nur, wenn der Priester die Ordinariumstexte halblaut vor sich hinbetete; was Soli, Chor und Instrumentalisten von sich gaben, war rein ästhetische Dreingabe und stand immer unter dem Verdacht des liturgisch Defizitären.

Eine entscheidende Neuerung des Zweiten Vatikanischen Konzils war die aktive Beteiligung der Gemeinde am liturgischen Geschehen. Der Gemeindegesang wurde zur liturgischen Musik - was er vorher nicht war.

Und heute? Wenn man diese in Trainingsanzügen und Multifunktionskleidung vor sich hindösenden paar Gestalten betrachtet, die nicht einmal in Mitmach-Messen durch den schauerlichsten Sakropop aus ihrem Halbschlaf gerissen werden, dann muß man kein Lefebvrist sein, um sich die vorkonziliare Messe herbeizuwünschen.
 
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