Noch ein Thema zum Thema "App und Klavierlernen"

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StefanL89

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13. Aug. 2020
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Einen gepflegten guten Tag.

ich muss leider eine Frage zum verpönten Thema "Klavierlernen mit einer App" stellen. Nur ganz... ganz kurz zu meinem Background: 3 Jahre Klavierunterricht, am Anfang extrem steile Erfolgskurve, dann Stagnation, am Ende Resignation. Gründe dafür unterschiedlicher Natur. Klavierunterricht dann gekündigt, Klavier zum Verkauf angeboten., Ende des Experiments geplant. Hin und wieder saß ich dann doch wieder am Klavier, und dass Interesse ist weiterhin da. Dann Klavier wieder aus dem Internet gelöscht mit dem Vorsatz, es nochmal zu versuchen. Aber jetzt auf meine Art und Weise.

Und da fiel mir wieder ein, wie ich mir 1996 mit einem Programm von Aldi das 10-Finger-Tastatur-Tippen beigebracht habe. Das war simple, aber logisch aufgebaut, und es machte Spaß. Da fuhren so auf einem Förderband Buchstaben über den Bildschirm, und obendrüber saß ein Chamäleon. Immer wenn der Buchstabe richtig getippt wurde, schnappte sich das Chamäleon den Buchstaben. Und so ging das immer weiter, bis irgendwann immer mehr Buchstaben, Zahlen, ganze Sätze, etc etc hinzukamen. Heute kann ich blind rasend schnell tippen, ohne je einen Lehrer oder Unterricht zum Tippen genommen zu haben.

Das gleiche muss doch für das Klavierspiel auch möglich sein. Die Apps die ich bislang so als Testversion oder Light-Abo ausprobiert habe, erscheinen mir aber allesamt viel zu kompliziert. Ich hab den Eindruck jeder will es möglichst so umfangreich und überladen aufbauen, dass auf keinen Fall der Eindruck eines logischen Aufbaus entstehen kann. Bei manchen wird der Klavierton noch untermalt von grässlicher Hintergrundmusik die kein Mensch braucht. Aus meiner Sicht alles Müll was nicht zum Ziel führt. Ist ganz nett anzusehen, und der ein oder andere fährt auch drauf ab, für mich ist das aber überhaupt nix.

Daher meine Frage:

Gibt es eine App, welche noch so billig daherkommt ohne viel Bling-Bling etc, aber die didaktisch 1a aufgebaut ist? Ich stelle mir das so vor, dass man wie das genannte Chamäleon erstmal Noten bolzt, erst im 5-Finger-Raum, bis man kurz vorm Exitus ist, dann immer weiter, bis zu den Akkorden in der Grundstellung, dann irgendwann Umkehrungen etc etc. Bis man beim Anblick der Noten direkt erkennt wie es gespielt wird. Wenn man 2 Wochen erstmal nur C-Dur, D-Moll und E-Moll in allen möglichen Umkehrungen spielt, dann sitzt das doch nach dieser Zeit und beim nächsten Spielen dieser Akkorde braucht man sich darüber wenig Gedanken machen. Wenn man dann 3 Akkorde perfekt kann, können simple Lieder gespielt werden, bis man dann weitere Akkorde lernt usw usw. Für mich (!!) wäre das der perfekte Weg Klavier zu lernen. Akkorde bolzen bis zum Umfallen, und dann nur noch abrufen.

Kennt jemand so eine simple App? Ich würde es mir selbst programmieren, hab davon aber leider keine Ahnung.

Danke.
 
Wer kontrolliert mich denn? Wer gibt das Tempo vor? Wo bleibt der Spaßfaktor?
 
Liebe Monique,

und ich sag dir: Es ist zu individuell das so pauschal zu sagen. Ich kenne das "Lernen mit einer Klavierlehrerin", nun wollen wir mal sehen wie das auf andere Art und Weise funktioniert.
 
Evtl. ist ja Piano Marvel etwas für. Ich kenne es nur aus einem Video von Josh Wright. Dort ging es speziell um Sight Reading.
 
Ich bin selbst noch sehr neu hier, deshalb habe ich überlegt, ob ich mich überhaupt in dieses Thema einmische - aber:

Ich habe versucht mit einer App das Klavierspielen zu lernen (zugegebenermaßen noch dazu auf einem sehr günstigen Digitalpiano, das inzwischen durch ein besseres ersetzt wurde). Nach drei Monaten habe ich endgültig gemerkt, dass das einfach nicht wirklich Musik ist, was ich mit Hilfe dieser App produziere. Das Piano stand dann erst einmal eine Weile in der Ecke, bis ich vor ca. 5 Monaten beschloss, mir einen Klavierlehrer zu suchen. Habe zum Glück einen für mich passenden gefunden und lerne nun von Grund auf mit der russischen Klavierschule. Er weist mich auf Dinge hin, die ich beim Benutzen der App nicht ansatzweise erahnen konnte (woher auch, die App prüft nur, ob die Note richtig gespielt ist). Klar bekommt man auch da erklärt, wie man sitzen soll, wie man anschlagen soll, wie man ...... Aber man meint, es richtig auszuführen und macht dabei aber doch Fehler. Leider kann ich z. Z. nur 14tägig zum Unterricht, aber selbst diese geringe Unterrichtszeit zeigt mir mehr als es eine App je könnte, weil man durch den Lehrer eben kontrolliert wird, ob das, was man lernt auch richtig gemacht wird.

Zu deinem Argument mit dem Tippen - ich unterrichte das 10-Finger-System und hatte die komische Idee, ich hätte dadurch am Klavier einen Vorteil. Hat man nicht, dass sind einfach zweierlei Welten: Beim Tippen ist es egal, wenn eine Taste etwas später gedrückt wird, wenn ich unterschiedlich fest drücke usw. Das kann man nicht ansatzweise vergleichen und ist eine grundlegend andere Technik (meine Finger fliegen beim Tippen viel mehr über die Tastatur, als das beim Klavierspielen sein soll - regelmäßíg bekomme ich die Ansage: halt deine Finger ruhiger) - so viel habe ich jedenfalls dazu gelernt.
 
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Liebe Monique,

und ich sag dir: Es ist zu individuell das so pauschal zu sagen. Ich kenne das "Lernen mit einer Klavierlehrerin", nun wollen wir mal sehen wie das auf andere Art und Weise funktioniert.
Wenn du „nur“ eine kennst und dort die Freude verloren hast, war es für dich die falsche Person. Gute Lehrer sind rar, aber es lohnt sich nach ihnen zu suchen. Dass dich das Frusterlebnis nicht dauerhaft vom Klavier fern hält und du konkrete Wünsche äußerst was du mit dem gelernten tun willst, ist für mich ein Hinweis dass du die Suche nicht aufgeben, sondern dich eher bemühen solltet jemanden entsprechend diesen Bedürfnissen zu finden. Und den wird’s geben.
 
Müsste diese App denn den Klavierinput abprüfen via MIDI oder Klanganalyse oder reichte es auch, wenn sie nicht nur die Noten anzeigt, sondern auch abspielt irgendwie und du fragst deine Ohren, ob das, was du spielst, das gleiche ist und du drückst dann die Knöpfe "richtig" oder "falsch"? Davon abhängig entscheidet dann ein Algorithmus, was er dir als nächstes "aufs Pult" legt.
 
Ich habe vor drei Jahren auch mit Apps experimentiert. Der Spassfaktor dauert da nur wenige Wochen, dann ist das, was man da lernt einfach zu wenig. Und brauchst du nach 3 Jahren Unterricht wirklich noch eine App, die dich beim Notenlesen unterstützt?

Mich würde das Üben mit App nach 3 Jahren Unterricht einfach nur musikalisch auf den Holzweg führen. Genauso übrigens wie das Üben allein. Ohne KL merke ich gar nicht, worauf es ankommt. Meine KL betreibt ja kontinuierliche musikalische Erziehung, verfeinert die Wahrnehmung, die Umsetzung...

Nach 3 Jahren an der Schreibmaschine interessiert dich das 10 Fingersystem doch nicht mehr. Aber wenn du darauf nun einen Roman schreiben willst, brauchst du literarische Expertise und Feedback.
 

Danke für die konstruktiven Antworten bei dem doch kontroversem Thema.

Habe ich mir notiert und werde ich mir ansehen. Vielen Dank für den Hinweis.

Leider kann ich z. Z. nur 14tägig zum Unterricht, aber selbst diese geringe Unterrichtszeit zeigt mir mehr als es eine App je könnte, …

Das war bei mir am Anfang genauso. Aber irgendwann kommst du an den Punkt, da muss der überwiegende Teil von dir kommen. Da hast du die Theorie drauf, da weißt du halbwegs wie die Griffe sind und worauf es ankommt, und dann musst du irgendwann selber laufen lernen. Vielleicht bist du einfach noch nicht an diesen Punkt?

… ich unterrichte das 10-Finger-System und hatte die komische Idee, ich hätte dadurch am Klavier einen Vorteil. Hat man nicht, …
Dazu hab ich eine andere Meinung. Auch diente der Vergleich dazu, dass man sich auch Dinge aneignen kann, die einem zunächst mal fremd sind. Auch ohne Lehrer. Wenn einer gut Fussball spielen kann, bringt er davon sicher einige Eigenschaft mit die ihm auch bei ähnlichen Sportarten helfen werden. Im übertragenen Sinne meinte ich dies mit der Fingerfertigkeit beim Tastaturschreiben.

Wenn du „nur“ eine kennst und dort die Freude verloren hast, war es für dich die falsche Person. Gute Lehrer sind rar, aber es lohnt sich nach ihnen zu suchen.
Nein, ich kenne zwei Lehrer. Der eine war einer der sämtliche Lust am Unterrichten verloren hatte, und seine Schüler am liebsten „verprügelt“ hätte wenn es nicht läuft, die andere war eine super nette und ehrliche Person. Ich bin sehr gerne zum Unterricht gegangen, aber irgendwann kam der Punkt der Stagnation. Ich kam nicht weiter und dann haben wir uns gütlich getrennt. Ich würde sagen von der Art wird es niemand besseres geben, vom Wissenstransfer vielleicht. Ich halte es für eine Syphilisaufgabe jetzt diesen einen Top-Lehrer zu suchen. Des Weiteren will ich, gemäß dieses Threads, einen anderen Weg ausprobieren. Wie weit ich damit komme wird man ja sehen. Noch bevor ich angefangen habe haufenweise Bedenken zu streuen ist mir aktuell zu einfach.

Müsste diese App denn den Klavierinput abprüfen via MIDI oder Klanganalyse oder reichte es auch, wenn sie nicht nur die Noten anzeigt, sondern auch abspielt irgendwie und du fragst deine Ohren, ob das, was du spielst, das gleiche ist und du drückst dann die Knöpfe "richtig" oder "falsch"? Davon abhängig entscheidet dann ein Algorithmus, was er dir als nächstes "aufs Pult" legt.

Der erstere Weg. Die App muss per MIDI o.ä. prüfen, ob das was ich gespielt habe, auch richtig ist. Der andere Weg, ich höre was, und muss das nachspielen, klingt zwar auch interessant, ist aber aktuell nicht das was ich suche.

Also, wenn Du den in einer App suchst, viel Erfolg!
Danke, ich höre den Unterton. Meinst du denn bei meinem ersten Lehrer hab ich den Spaß gefunden den ich suchte? Heute würde ich fristlos kündigen, oder gar nicht mehr kommen und drauf warten bis er mich verklagt. Das ging gar nicht was der abzog. Also tue nicht so, dass man nur real Spaß an etwas finden kann. Wenn eine entsprechende App didaktisch gut aufgebaut ist, kombiniert mit entsprechenden kleineren Motovations- und Spaßelementen, spricht nichts dagegen es zumindest mal auszuprobieren. Es gibt ganze Wirtschaftszweige die mit Apps das eine mit dem anderen verbinden, zB Sportapps. Das wichtigste ist doch, dass ich am Klavier sitze und irgendwas dran mache, dass ist doch allemal sinnvoller als es gar nicht mehr zu probieren.

Und brauchst du nach 3 Jahren Unterricht wirklich noch eine App, die dich beim Notenlesen unterstützt?
Jain. Also beim Betrachten einer Akkordfolge muss ich schon nochmal überlegen welche Akkorde da jetzt genau verwendet werden. Ich rede jetzt nicht von C-E-G, sondern schon von, zumindest für mich, verzwickteren Akkorden. Daher ist das erste was ich sowieso mache, die Analyse eines Stückes. Ich schreibe mir über die Takte auf welche Akkorde verwendet werden, dass macht es mir leichter. Ohne dies einfach vom Blatt losspielen, soweit bin ich nicht. Einzelne Noten kann ich natürlich auch so lesen, dafür brauche ich keine App.


Mich würde das Üben mit App nach 3 Jahren Unterricht einfach nur musikalisch auf den Holzweg führen. Genauso übrigens wie das Üben allein.
Also lernst du gar nicht alleine zu Hause, sondern nur im Unterricht a 45 min pro Woche? Dann wird dein Fortschritt bei 3 Std im Monat nicht sonderlich hoch sein. An manchen Tagen wo es gut lief hab ich 3 Std am Tag gelernt, einfach weil die Motivation voll da war. Die ging mir dann ab als ich nicht mehr weiterkam und mir der Weg der KL suspekt vorkam. Aber ich will deinen Weg gar nicht in Frage stellen, hauptsache jeder hat seinen Spaß dabei. Genauso wäre ich aber open minded wenn jemand mal einen neuen Weg ausprobieren möchte. Ich sag ja auch nicht das Lernen mit der App ist das Nonplusultra, da wir dazu alle viel zu individuell sind.

Nach 3 Jahren an der Schreibmaschine interessiert dich das 10 Fingersystem doch nicht mehr.
Das verstehe ich nicht. Natürlich interessiert mich das 10-Fingersystem, darauf fusst doch das Schreiben an der Tastatur. Aber es ist so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich überhaupt nicht mehr drüber nachdenke wenn ich schreibe. Und genau das, sehe ich als Ziel für mein Klavierspiel. Wenn mir einer zuruft G7, A-Moll add9 usw, dass ich dann gar nicht mehr anfange nachzudenken, sondern das ich einfach auf Abruf die Akkorde spielen kann. Und das, bin ich der Meinung, kann mir auch kein KL beibringen, sondern das muss selbst geübt werden, bis es aus den Ohren wieder rauskommt. Nicht alle möglichen Akkorde auf einmal, aber zunächst die gängigen und dann immer aufbauend immer weiter.
 
Danke, ich höre den Unterton. Meinst du denn bei meinem ersten Lehrer hab ich den Spaß gefunden den ich suchte?
Mein Unterton bezog sich nicht auf den schlechten Unterricht, sondern darauf, dass Du ja bereits weißt, was Du wie üben willst. Du bist längst über den Punkt hinaus, Anleitung oder gar Motivation von einer App bekommen zu müssen.

Wenn Du ohne App keinen Spaß am Üben findest: Pech. Dann geht es Dir wie mir. Ich bin davon überzeugt, dass es mit App auch bei Dir nicht besser wird. Es würde mich freuen, wenn ich falsch läge. Berichte bitte!

Aber einen Vorschlag will ich dennoch machen:
Als Alternative zu einer App kannste Dir auch einfach unzählige Patterns und Licks anschauen (YT und andere Plattformen), diese üben und kombinieren. Evtl. findest Du daran Spaß. Vermutlich gibt es für Patterns und Licks auch ne gute App.
 
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… dass Du ja bereits weißt, was Du wie üben willst. Du bist längst über den Punkt hinaus, Anleitung oder gar Motivation von einer App bekommen zu müssen.
Da hast du absolut recht. Vielleicht unterscheidet mich das von den üblichen App-Nutzern, die allesamt nach einiger Zeit scheitern und alle Apps verfluchen und nur KL toll finden.

Wenn Du ohne App keinen Spaß am Üben findest: Pech. Dann geht es Dir wie mir.

Sagen wir mal so: Ich brauch den spielerischen Teil, irgendwas was mich am Klavier hält und was es zu erfüllen gilt. Sei es das bei jeder Aufgabe das Chamäleon satt und zufrieden ist, oder das ich irgendeinen Highscore geknackt habe, oder das es das Ziel ist das immer mehr virtuelle Zuschauer applaudieren. Ich denke du weißt was ich meine. Ein trockenes Notenblatt ist tatsächlich für mich eher weniger motivierend.
 
Aber irgendwann kommst du an den Punkt, da muss der überwiegende Teil von dir kommen.
Den Punkt hat man meiner Meinung nach von Anfang an. Der Unterricht dient zur Anleitung und Erklärung, wie das Spielen geht; der eigentliche und viel größere Teil des Lernens erfolgt eigenverantwortlich durch stetiges üben und den Versuch, umzusetzen, was der Lehrer sagt.
Und das ist, denke ich, bei Klavierunterricht und App gleich, wenn man vorwärts kommen möchte.
 
Ich brauch den spielerischen Teil, irgendwas was mich am Klavier hält und was es zu erfüllen gilt. Sei es das bei jeder Aufgabe das Chamäleon satt und zufrieden ist, oder das ich irgendeinen Highscore geknackt habe, oder das es das Ziel ist das immer mehr virtuelle Zuschauer applaudieren.

Wie wäre es mit der Freude am Musizieren an sich? So richtige intrinsische Motivation?
 
Gerne, aber die Freude kommt doch wohl erst wenn ein Stück richtig sitzt und ich mich beim Spielen nach Herzenslust ausdrücken kann. Der Übeprozess darf gerne mit spielerischen Aspekten ausgeschmückt sein.
 
Gerne, aber die Freude kommt doch wohl erst wenn ein Stück richtig sitzt und ich mich beim Spielen nach Herzenslust ausdrücken kann.

Wenn du dich nicht schon beim Üben ausdrückst, woher soll dann der Ausdruck kommen?

Wenn du nur übst zur richtigen Zeit die richtigen Tasten zu drücken, wirst du am Ende nur zur richtigen Zeit die richtigen Tasten drücken können.

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