
sadagio
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, wenn man sagen kann, dass man alle Balladen und Scherzi von Chopin spielen kann. Für konservativ geschätzt 99 % der Amateure wird das jedoch ein Traum bleiben
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, wenn man sagen kann, dass man alle Balladen und Scherzi von Chopin spielen kann. Für konservativ geschätzt 99 % der Amateure wird das jedoch ein Traum bleiben
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Das ist wieder 'ne ganz andere Hausnummer als: Muss man eine Sonate immer vollständig (kronenzackenabbrechend) spielen?Ich bin also dafür, dass wer eine Sonate spielen möchte, sogleich auch das gesamte Klavierwerk lernen muss.
Wenn es um die Gesamtwiedergabe im Rahmen eines Konzerts geht, dürfte es natürliche Grenzen geben. Alle Waldszenen sind in weniger als zwanzig Minuten zu schaffen, alle Chopin-Balladen hintereinander dauern schon knapp doppelt so lang. Möchte der Interpret im Verlaufe seines Klavierabends eine gewisse stilistische Bandbreite präsentieren, reduziert sich die dann noch verfügbare Zeit entsprechend. Soll das komplette Schaffen eines bestimmten Komponisten möglichst umfassend präsentiert werden, sieht die Sache natürlich anders aus. Meist wird durch die Konzeption eines Werkes (die Teile sind dann inhaltlich oder dramaturgisch aufeinander bezogen) bereits deutlich, ob eine Konzentration auf einzelne Sätze künstlerisch akzeptabel ist. Bei irgendwelchen Gala-Programmen dominiert sogar eine Art "Häppchen-Ästhetik", bei der am besten nur der jeweils populärste Werkteil aufgeführt wird, da man sonst ab der fünften Minute gepflegte Langeweile befürchtet. Demnach kommt es schon auf den jeweiligen Anlass an, wobei die erwähnten Gala-Programme vermutlich am wenigsten nach Arraus Geschmack gewesen sein dürften.Nun, Claudio Arrau sagte soweit ich weiß auch, dass man immer alle Werke eines Zyklus spielen muss. Ob damit nun sowas wie die Waldszenen als Ganzes oder alle Balladen Chopins als Ganzes gemeint sind - das weiß ich nicht.
Der Haken ist nur der, dass man vor ein oder zwei Jahrhunderten generell andere Programmkonzeptionen wählte. Das Konzert mit wissenschaftlich-fundiertem Anspruch zur Dokumentation künstlerischer Inhalte, bei dem man gefälligst lautlos konzentriert zuzuhören hat, hat sich eigentlich erst in den letzten Jahrzehnten in der heutigen Gestalt durchgesetzt. Dazu kommt eine veränderte Art des Hörens, wenn durch die Verbreitung auf Ton- und Bildträgern festgehaltener Darbietungen Werke auch abschnittweise auf Knopfdruck verfügbar sind. Außer der Live-Darbietung gab es einst gar keine Möglichkeit, Musik überhaupt hörend und sehend mitzuerleben.Man kann sich auch mal ansehen, wie die Komponisten selbst mit ihren Zyklen umgegangen sind. Hat Liszt jemals alle Etudes d'exécution transcendante zyklisch aufgeführt? Hat Skrjabin* op.11 immer komplett aufgeführt? Nein, haben sie nicht. Warum sollte man sich also heute dazu genötigt fühlen, es so zu machen?
*Der hatte nicht mal ein Problem damit, nur einzelne Sätze aus Sonaten im Konzert zu spielen.
Wie gesagt, wenn man die Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule bestehen will, wird dies so sein. Ist dies nicht der Fall, weil keine Kommission über einen verfügt oder man sich seine Programme selbst nach Wunsch zusammenstellen darf, muss man im Prinzip gar nichts. Müssen muss man lediglich aufs Klo oder eines Tages mal ins Gras beißen. Egal, ob man alle Sätze der Sonate geübt hat oder nicht.Das ist wieder 'ne ganz andere Hausnummer als: Muss man eine Sonate immer vollständig (kronenzackenabbrechend) spielen?
Ach, heutzutage kann doch jeder "Die Mondscheinsonate" bzw. "Moonlight Sonata" spielen.Das ist wieder 'ne ganz andere Hausnummer als: Muss man eine Sonate immer vollständig (kronenzackenabbrechend) spielen?
Ja, da könnte man aber genau so gut auch andere Werke wählen, die auf dem Weg zur Lösung der jeweiligen technischen Schwierigkeiten des angestrebten Werkes hilfreich sind. Aber es hört sich schon verdammt gut an, wenn man sagen kann, dass man alle Balladen und Scherzi von Chopin spielen kann. Für konservativ geschätzt 99 % der Amateure wird das jedoch ein Traum bleiben
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Das Ziel, ausgerechnet die vermutlich schwierigste vierte Ballade einzustudieren, lässt sich durchaus auch auf anderem Wege erreichen: Einige der heikelsten Aufgaben werden in anderen Werken Chopins thematisiert und verarbeitet. Wer also bestimmte Einzelnummern aus den Etüden-Zyklen der Opera 10 und 25 drauf hat, kommt mit der Ballade auch schon besser zurecht. Weitere Alternativen wurden in diesem alten Faden bereits genannt:Ich denke meine ehemalige Klavierlehrerin wollte mir bei den Chopin-Balladen vor Allem sagen: Wenn du nicht die ersten drei schonmal gespielt hast, bist du musikalisch noch nicht "reif" genug, um dich an die vierte zu wagen. Für mich stellt sich aber die Frage, ob es mir so viel weiter bringt, die beiden Balladen (2, 3) zu spielen, an denen sich mein Interesse (zumindest zum selbst spielen) in Grenzen hält, nur um "musikalisch reif" zu werden.
Die 4 Balladen von Chopin sind kein Zyklus sondern einzelne Werke, jede steht für sich selber da.Nun, Claudio Arrau sagte soweit ich weiß auch, dass man immer alle Werke eines Zyklus spielen muss.
Das macht mir Hoffnung, denn bis auf wenige Ausnahmen (op. 10 nos. 6 und 10; op. 25 no. 10) habe ich bisher alle Chopin Etuden durch. Zwar sicher nicht alle auf einem Niveau, dass man als "wirklich (!)" bezeichnen kann (d. h. 25/6 nicht ganz so schnell wie die Profis), aber ich würde schon behaupten, dass ich mehr als 12 davon zumindest einmal wirklich konnte...., dann sollte man von den 24*) Chopinetüden mehr als die Hälfte wirklich (!) können - dann werden die Balladen nur an ein paar wenigen Stellen spezielles technisches üben benötigen**)
(dann empfehle ich, erst noch eine Weile die chromatischen aufwärts Terzskalen in den Etüde zu üben, damit du dich nicht mit den Terzen der Coda herumärgern musst)(d. h. 25/6 nicht ganz so schnell wie die Profis)
Hast du op. 10,7 vergessen, oder wie würdest du die Doppelgriffe dort sonst bezeichnen?repetierte Doppelgriffe tauchen in den Etüden nicht auf
Das zweite Scherzo habe ich bereits vor knapp 10 Jahren gespielt, das erste auch (aber nicht vor 10 Jahren). Gefallen mir beide gut, aber nicht so wie die Balladen (wohl eher wegen dem "Gere").das sieht doch ansonsten nach relativ guten Karten austrotzdem die Frage: warum nicht was überschaubareres von Chopin, z.B. das 2. Scherzo? Das ist flott, wirkungsvoll und nicht so schwierig wie die f-Moll Ballade.
Ansonsten kannst du dir ja die Noten der Ballade anschauen (und heutzutage auch unschwer anhören, gerade hier empfehlenswert mit Rubinstein wegen der Deutlichkeit und Präzision) und dann mit dem vergleichen, was du von den Etüden schon technisch kennst (z.B. kurz vor der Coda eine Reminiszenz an op.25,12) -- und dann überlegen, was von den Etüden abweicht und was da genau passiert (da gibt es an Skrjabin erinnernde polyrhythmische Stellen, gelegentlich eine brachiale Akkordprügelei, ein beinah lisztiges vollgriffiges quasi Liebestoddickicht usw.) und ob du ähnliches schon mal gespielt hast, oder ob das eher mehr Neuland für dich ist. Wenn zu viel manuelles Neuland drin sein sollte (ich weiß ja nicht, was du alles kannst oder nicht kannst) dann warte noch mit der Ballade und spiel erst mal paar andere Sachen.
(da dir op.25,10 bislang fehlt, könnte es sein, dass dich ein paar sehr schnelle linke Hand Oktaven in 16tel Triolen plagen werden)
Genau das war bei mir auch der ZeitpunktHast du op. 10,7 vergessen, oder wie würdest du die Doppelgriffe dort sonst bezeichnen?Ich hab die Etüde damals gespielt, nachdem mir die Coda der 2. Ballade recht angenehm lag.
@Stilblüte ...ungemein perspicaque, dein Einwand...Hast du op. 10,7 vergessen, oder wie würdest du die Doppelgriffe dort sonst bezeichnen?![]()
...schau an, gibt es nur "die Oktavpassage" in Liszts Sonate, oder plagt der Franz aus Ungarn die Leute mit mehr davon in diesem Stück?aber ich spiele generell viel (seit ich keinen Unterricht nehme sogar fast nur noch) Chopin und Liszt. Wenn ich mir die Noten der 4. Ballade ansehe, habe ich den Eindruck, dass sie (für mich persönlich) schwieriger ist, als Liszt h-moll Sonate, die ich abgesehen von den ganzen Oktav-Passagen recht gut im Griff habe (die Oktavpassagen fallen mir so schwer, dass ich daher niemals behaupten würde, ich könnte die Sonate spielen)
...schön dass die Liszt Sonate mittlerweile leichter als die f-Moll Ballade ist!! Hoffen wir, dass diese Entwicklung zügig voranschreitet, sodass dann nachfolgend auch Petrouchka und Gaspard leichter werden![]()
doch prima zwischendurch als Vorübung einschieben.Zitat von Hector Berlioz:scheußlich jaulenden Streicherfigur
Eine Sonderform sind dann wohl große Sammlungen in mehreren Bänden, deren komplette Darbietung mindestens einen kompletten Klavierabend lang dauert, beispielsweise Griegs Lyrische Stücke oder Mendelssohn-Bartholdys Lieder ohne Worte. Wenn Du mit den "Wanderjahren" allerdings Liszts "Pilgerjahre" meinst, hast Du im Gegensatz zur Kreisleriana oder den Bildern einer Ausstellung wieder so ein mehrbändiges Großwerk erwischt, mit dem Du gleich drei Klavierabende füllen kannst.Die 4 Balladen von Chopin sind kein Zyklus sondern einzelne Werke, jede steht für sich selber da.
Nicht anders ist es mit den meisten Klaviersonaten (Beethovens 32 sind eben so wenig Zyklus wie Skrjabins 10 oder Liszts 2)
Kreisleriana, Wanderjahre, Bilder einer Ausstellung - das sind Zyklen.