Bach Goldberg Variationen (1-5)

Meine Lieben Nachteulen,

für die Aria egal ob Amateur oder Profi muss man geboren sein, da kann man alles sonst können, aber die Aria ist nur den allerwenigsten Auserwählten vergönnt.

Niemand kann die Aria zu sich zwingen!

Sie gar mechanistisch "übend" zu erpressen ist ein Verbrechen! Dafür gibt es Tonnen diverser "Bravurastückchen".

Die Aria schenkt sich zu gegebener Zeit als ein Stück vom Himmel!

Wem diese mystische Einigung nicht aufscheint, muss harren und geduldig sein.
 
Umgekehrt soll es sein: die Linke ist der Dirigent und die Rechte muss sich nach der unerbittlich genauen Linken richten - die Verzierungen (sowohl die französischen als auch die italienischen) dürfen selbstverständlich frei gespielt werden - aber bitte auf der Zeit.
Besonders bei Appoggiatura (Vorschlag auf der Zeit) entsteht durch Betonung bzw. Ausführung der Lautstärkenverteilung auf Vorschlag und Hauptnote Interessantes, bei einigen Interpreten wird stark synkopischer Höreindruck evoziiert (und ich habe den Eindruck, bei der Aria unterscheiden sich da die Geister in punkto Gefallen....)
Unter den vielen Notenausgaben auf imspl finde ich die von Roizman auf die Aria bezogen hervorhebenswert, da hier mit Strichelchen die richtige "Zeitigkeit" aufgezeigt wird.
https://imslp.org/wiki/Special:ImagefromIndex/274556/vyz

Das war nur ein kleiner Einwurf einer Amateurin....
 
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Wie chiarina schon schrieb, ist alles gleich laut. Das macht jede Phrase kaputt. Je mehr man Phrasen zusammenhalten kann, desto mehr kann man sich auch rhythmische Freiheiten erlauben.

Das wusste ich nicht, das J.S.Bach kaputte Phrasen komponiert hat …. den das Ursprunginstrument "Cembalo" hat praktisch keine Dynamik (=> gleich laut). Sachen lernt man hier!

Goldberg-titlepage.png
 
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Das wusste ich nicht, das J.S.Bach kaputte Phrasen komponiert hat …. denn das Ursprunginstrument "Cembalo" hat praktisch keine Dynamik (=> gleich laut). Sachen lernt man hier!

Beim Spielen einer Komposition des Barock auf einem Instrument der Romantik wird die Frage von "richtig" und "falsch" schwer entscheidbar.

Nachdem, wie gesagt, die technischen Schwierigkeiten bewältigt sind. Da kann man schon ein wenig rechthaben.
 
Jetzt will ich mich auch nochmal kurz zu Wort melden. Erstmal freut es mich ja, dass meine Einspielung so ausführliches Echo hervorruft. Das ein oder andere durchaus hilfreiche habe ich auch gelesen.
Manchen Beiträgen allerdings würde eine leicht EIntrübung durch Sachkenntnis durchaus nicht schlecht zu Gesicht stehen.
Zu Mystifizierungen ala @maxe habe ich mich im früheren Jahren auch manchmal hinreißen lassen. Ich bin davon überzeugt, dass Bach selbst dafür wenig Verständnis gezeigt hätte. Auch die größte Musik bleibt Menschenwerk!

Die vielen vorgeschlagenen meisterhaften Interpretationen der Goldbergs werde ich mir zur Zeit ganz bestimmt nicht anhören.

So lange, wie ich an einem Stück übe, vermeide ich es, mich durch das Anhören unerreichbarer Leistungen demotivieren zu lassen. Das ist eine ganz andere Liga als meine und dieses Niveau werde ich nie auch nur annähernd erreichen können.
Ich will meine Interpretation erarbeiten und keine schlechte Kopie von XY sein. Und so werde ich das auch weiter halten. Ich habe gerade gemerkt, wie schwer die "leichte" 7. Variation ist. Ich ahne, wie das bei den Großen klingt und versuche es so gut, wie es in meinen Kräften steht zu spielen.
Regionalliga (wenn ich mich mal optimistisch klassifizieren darf :001:) ist nun mal nicht Champions League.....
 
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So lange, wie ich an einem Stück übe vermeide ich es, mich durch das Anhören unerreichbarer Leistungen demotivieren zu lassen. Das ist eine ganz andere Liga als meine und dieses Niveau werde ich nie auch nur annähernd erreichen können.
Ich will meine Interpretation erarbeiten und keine schlechte Kopie von XY sein. Und so werde ich das auch weiter halten.
@motz-art mach das eine Zeitlang so - aber: versuche beim einarbeiten/einfühlen in die Aria zweierlei: 1. in der Melodielinie ganz genau von Ton zu Ton hören (und verschiedene Tempovarianten probieren von fast statisch-ruhig bis beinahe zu verspielt) und DABEI ganz genau beachten/raushören, wie das die Relationen im cantabile ändert. Natürlich ist das Ziel, eine singende/atmende kantable Linie zu erreichen - - gerne erstmal ohne Verzierungen bzw. nicht gleich mit allen
2. wie immer ist extrem reduzierte Klaviermusik*) sehr schwer überzeugend zu gestalten, weil die Gestaltung von Ton zu Ton und die Gestaltung der Relationen so fein wie nur möglich ausbalanciert sein muss - - das ist keine Jesus-Liebt-dich-oder-nicht-Mystik a la @maxe , sondern lässt sich an allerlei vergleichbaren Klaviersätzen**) verifizieren: Schumann (Dichter) Beethoven (Arietta op.111) etliche Sarabanden (Bach, Händel etc) Bartok (zehn leichte Stücke: Volkslied, Abend auf dem Land) Janacek (gute Nacht aus verwachsenem Pfad) - - mein Tipp hier ist: lass die Melodiestimme mal weg, spiel nur alles andere, und überleg dir: wo sind nur harmonische Stützklänge, wo leuchtet melodisches auf, wo artikuliert sich eine zweite Stimme usw

...darf ich noch ein paar Ratschläge erteilen? oder langt das erstmal

________________
*) wir spielen das auf dem Flügel mit all seinen Tugenden und Sünden, wir massakrieren das wohltönende Instrument nicht in Richtung dynamikloses Cembalo, ergo erübrigt sich bla-bla-aber-Bach etc
**) mit Vergleichbarkeit ist die Reduktion des Klaviersatzes gemeint (wenige Töne), Epoche und Stil sind davon nicht betroffen
 

So lange, wie ich an einem Stück übe vermeide ich es, mich durch das Anhören unerreichbarer Leistungen demotivieren zu lassen. Das ist eine ganz andere Liga als meine und dieses Niveau werde ich nie auch nur annähernd erreichen können.
Ich will meine Interpretation erarbeiten und keine schlechte Kopie von XY sein.

Das wiederum ist sicher auch schon ein weites Feld für sich. Und vielleicht auch eine Frage der persönlichen Herangehensweise. Gerade in Zeiten der ubiquitären Verfügbarkeit von Musik wird man oft durch eine schöne Einspielung auf ein Stück aufmerksam. Vorbilder zu haben, sich an den Großen zu orientieren, wird nie verkehrt sein, wenn es darum geht, den eigenen Geschmack zu bilden.

Aus meiner bescheidenen Praxis kann ich jedenfalls berichten, dass mich eine Aufnahme, wenn sie mich begeistert, auch zum Vorbild wird, und doch passiert etwas sehr Interessantes: Mit der Zeit, es können Wochen oder Monate sein, hat sich meine Interpretation (oder sagen wir die Vorstellung von dem, was ich umsetzen möchte) manchmal so sehr vom Vorbild entfernt, dass ich beim erneuten Hören der Aufnahme erstaunt bin, wie sie sich von meiner Vorstellung unterscheidet.

Von technischem Können kann man sich frustrieren lassen, von musikalischem eigentlich nicht, oder?
 
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Ok, Du machst ja hauptberuflich Musik, oder?
Dann bitte ... nicht so abgehackt, holprig, mit teilweise völlig zusammenbrechendem Klang. Die Pralltriller auf ! den Schlag. Die Mittelstimme als solche gestalten.
Und das Allerwichtigste: Bist Du Dir sicher, dass Du Dir beim Spielen wirklich zuhörst?
Bitte entschuldige die harsche Kritik, aber Wattebällchen-Werfen bringt Dich nicht weiter.
 
Ich höre sehr wohl zu und muss dir leider recht geben....Ich kriege das einfach nicht zum Klingen.
Ich spiel´s nur noch für mich....
 
Ne ne, jetzt erst recht! Mit etwas Pedal und ruhigem Puls. Und Mitbrummen könnte auch helfen...
 
wie schwer die "leichte" 7. Variation ist.
hier verschätzten sich auch so manche konzertierende Klavieristen, denn die markanten steten Punktierungen interessant und verwegen aufzuführen, bedarf es einer trollesken Leichtigkeit.
Die Variatio 7 ist eine Art scherzander und doch geheimnisvoller Tanz, wo mancher gar vermeintliche Trolle huschend hüpfend sieht.

Geschmackvolle Verzierung, die nicht allzu gewollt oder stereotyp und schulmäßig klingt , ist recht delikat zu applizieren ;-)
Sinnhafte Appoggiaturen bedürfen hier reiflicher Überlegung.

Wesentlich schlichter aber sehr erbaulich und unkomplizierter im Ausdruck ist Nummer 30, wenn man denn zur Sanglichkeit gewillt ist.
 
Ich höre sehr wohl zu und muss dir leider recht geben....Ich kriege das einfach nicht zum Klingen.
Ich spiel´s nur noch für mich....

Lieber motz-art,

so was ist sehr frustrierend und echter Mist! Ich möchte dich aber absolut ermuntern, dabei zu bleiben - wir profitieren alle sehr viel von deiner Einspielung!

Ich kenne diese Gefühle selbst sehr gut und jeder Profi hier wird sie kennen, wahrscheinlich sogar alle Forumsmitglieder und Clavioten. Man ist voll motiviert, gibt sich große Mühe, überlegt hin und her, probiert alles Mögliche aus, aber es will nicht so gelingen, wie man es sich vorstellt.

Was hab ich mir schon in meinem Leben die Haare gerauft, was hat man sich von Professoren anhören müssen, wie hat man bisweilen mit einem Stück gekämpft! Du bist da nicht allein - ich fürchte, bei so einem schweren Stück wie den Goldberg-Variationen ist dieser Teil eines Prozesses unausweichlich.

Dazu kommt eben, dass dein Wunsch ist, alte, lang erworbene Gewohnheiten abzulegen und vieles, was dich schon immer gestört hat, zu verbessern. Und das ist aus meiner Erfahrung heraus wirklich megaschwer! Die alten motorischen Abläufe wollen immer wieder die Kontrolle übernehmen und das Ohr hat sich teilweise schon daran gewöhnt. Daher meine Vorschläge, mal ganz anders ans Stück ranzugehen.

Ich fände es sehr, sehr schade, wenn du dein Projekt nur noch für dich angehst. Ich hoffe, dass du dir das nochmal überlegst und die momentane Frustration als bitteren, aber vielleicht sogar notwendigen Teil der Entwicklung siehst. Ich habe nicht gehört, was du hier heute eingestellt hast, aber ich würde mich wirklich sehr über weitere Variationen freuen!

Liebe Grüße! :blume:

chiarina
 

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