Goldberg-Variationen ohne Verrenkungen?

KlimperBerlin

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Liebe Leute,
ich habe mich mal an die Goldbergs gewagt. Meine Frage ist vielleicht etwas ketzerisch:
gibt es Notenausgaben, die die teilweise doch akrobatischen Verrenkungen der zweimanualigen Variationen bequemer auf die Hände verteilen?
Bei IMSLP habe ich die Arrangements von Michael Köhne gefunden, z.B.
Leider sind es nur drei Variationen, die abenteuerliche Nr. 26 zum Beispiel fehlt...
Kennt jemand vielleicht noch weitere Notationen in dem Stil? Bevor ich anfange, die Noten zu zerschneiden und neu zusammenzukleben:)
 
Kirkpatrick hat eine entsprechende Edition erstellt (ich glaube, sie ist bei Schirmer erschienen), von Barton gibt es den Scan eines Manuskripts. Bei KoelnKlavier.de findest Du unter Unterricht/Musikalien/ etliche Variationen, in denen die Stimmkreuzungen weitgehend vermieden werden.
 
wow, super, vielen Dank!
 
Wie sieht es unter Profis aus? Ist eine entsprechende Einrichtung verpönt oder wird das entspannt gesehen?
 
Was meinst du? Ein anderer Fingersatz oder eine vereinfachende Bearbeitung?
Normalerweise verwendet man den Fingersatz bzw. die Aufteilung der Stimmen auf die Hände, der/die das beste Ergebnis bringt.
Vereinfachend etwa im Sinne eines Stimmentausches, sodass die Hände nicht "ineinander geraten", was ich beim Klavier als deutlichen Vorteil sehen würde, da alles auf einem Manual gespielt werden muss und nicht auf zwei Manuale aufgeteilt werden kann.
 
Die Stimmen werden nicht getauscht, die bleiben so, wie sie komponiert sind. Wie der Profi sie auf die Hände verteilt, damit kein Knoten entsteht, das wird er wohl wissen und braucht dazu keine Extraausgaben.
 
Ja, um die Handverteilung geht es. Und da würde mich interessieren, ob die Profis die vorgesehene Art der Ausführung über Bequemlichkeit stellen.
Es gibt dazu einen Beitrag in einer der Zeitschriften „Üben und Musizieren“ von ca. 2006/07. Der Artikel heißt „Freundliche Übernahme“. Leider habe ich ihn jetzt nicht direkt vorliegen. (Vielleicht weiß z.B. @chiarina, welchen Text ich meine?) Darin schildert ein Klavierprofessor die Möglichkeiten und Grenzen der Übernahme einzelner Stimmen durch die andere Hand. Das könnte für dich aufschlussreich sein.
 
Nach Durchsicht einiger Videos gehe ich davon aus, dass das "Entknoten" der Goldberg-Variationen unter Profis nicht üblich ist.
 

Wenn ich diese alternativen Notationen mit "entknoteten" Händen anschaue, wird deutlich, was das Problem ist: man kann teilweise der Stimmführung nicht mehr folgen. Es wird zumindest visuell unklar, welcher Ton zu welcher Stimme gehört. Wenn man mit alternativer Handaufteilung spielt, sollte man zumindest im Kopf sehr klar haben, wie die Stimmen eigentlich verlaufen.
Es ist auf jeden Fall sauberer, wenn die Stimme wie in der Originalnotation in derselben Hand bleibt und nicht takt- oder sogar tonweise wechselt. Auch wenn das zu besagten "Verrenkungen" führt.
 
Wäre gut, diesen alten Artikel ausfindig zu machen.

Problem in der entknoteten Version wird der ständige Klangwechsel zwischen Sechzehntelkette (eher leggiero) und "Akkordik" (eher marcato) in ein- und derselben Hand sein.

(Bei Barton gucke ich nicht mehr hin, wie er's macht: er schummelt sowieso mit dem Pedal und in der Videotechnik, und seine Gummipfoten mag ich eh nicht zum Anschauen.)
 
Warum nur ist man bei dem protestantischen Bach päpstlicher als der Papst? Man verteilt doch auch bei andren Komponisten melodische Linien durchaus auf zwei Hände. Von ihrer Anlage her sind die Goldberg-Variationen für ein zweimanualiges Cembalo geschrieben. Unter sportivem Gesichtspunkt mag es ja reizvoll sein, ob man die Verknotungen ohne musikalisches Desaster bewältigt. Aber als Zuhörer ziehe ich ich eine musukalisch saubere Lösung vor.
 
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Unter sportivem Gesichtspunkt mag es ja reizvoll sein, ob man die Verknotungen ohne musikalisches Desaster bewältigt. Aber als Zuhörer ziehe ich ich eine musukalisch saubere Lösung vor.
Die Profis können das ja bewältigen. Insofern kann ich auch die Bedenken von @KlimperBerlin und @StefanN nachvollziehen. Wenn die Hände einander ablösen, muss eben entsprechend zusätzliche Übezeit aufgewendet werden, damit keine Brüche hörbar sind.
Am besten gleich zum zweimanualigen Flügel greifen:

 
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Das dürfte eine Glaubensfrage sein. Claudio Arrau bestand ja immer darauf, dass alles in der oberen Zeile mit rechts zu spielen sei und alles in der unteren mit links.
Nun ja, als Organist bleibt einem oft nichts anderes übrig, als polyphone Passagen geschickt zu verteilen, abgesehen davon, dass man nicht davon ausgehen darf, dass die moderne Ausgabe genauso verteilt wie der Urtext.
 

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