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Erst mal in Ruhe das lesen:
https://derstandard.at/200008075466...avierwelt-Yuja-Wang-begeistert-im-Musikverein
Der Rezensent im Standard ist in der Tat nicht unbedingt für sein tiefgehendes Verständnis komplexer Musik bekannt. Die 20minütige La Valse Exegese von Pogorelich fand er ebenfalls großartig, auch wenn es in Wirklichkeit ein Graus war, nicht nur in rythmischer, sondern auch klanglicher Hinsicht. Die entsprechende Aufnahme findet man auf youtube, so dass sich der geneigte Hörer ein eigenes Bild machen kann.
Was Frau Wang angeht, nun ja, ich war in dem Konzert und muß leider aus der Phalanx der Jubler ausscheren.
Ich fand's grauenhaft.
Ich schrieb das bereits als Antwort im Forum vom Standard: "Es irritiert eher, dass das Treffen der richtige Töne in hohem Tempo schon als perfekte Technik angesehen wird.
Technik, die begeistert, hört sich anders an: Sie geht an die dynamischen Grenzen des Klaviers, versteht es, auch noch in den dichtesten Passagen Klarheit zu vermitteln, schichtet Klänge aufeinander und erzeugt dadurch die Illusion von Registern.
Perfekte Technik berücksichtigt die vom Komponisten notierte Artikulation. Sie pedalisiert so, wie es der Raum verlangt, nicht wie es im Übezimmer einstudiert wurde.
All das war gestern abend nicht zu hören.
Wer im Februar Pierre-Laurent Aimard an gleicher Stelle mit Skrjabin 10. Sonate gehört hat, der konnte sich gestern nur die Ohren reiben ob des Klassenunterschieds."
Ich erlaube mir, an dieser Stelle ein wenig ausführlicher mein Urteil zu begründen, aber um es vorweg zu nehmen: Der ORF hat's aufgenommen und wird's auch ausstrahlen und ich gehe davon aus, dass die Aufnahme gar nicht mal so schlecht klingen wird. Ihr Pedalisieren war jedenfalls für die direkt am Flügel stehenden Mikrofone sicherlich besser als das, was man als Zuhörer im leider klanglich für Soloklavier nicht so tollen Musikverein hören konnte. Kurz: Es war ein undifferenzierter Klangbrei. Sie hat geradezu stoisch so pedalisiert, als würde sie in einem furztrockenen Studio spielen. Harmoniewechsel mit entsprechendem Pedalwechsel wurden von ihr immer so gespielt, dass es permanentes Verwaschen der Übergänge gab. Halbpedal gab's gar nicht, nur manchmal komplettes Weglassen des Pedals, was sich dann wiederum wie einigermaßen sinnfreies Rumgehacke bei begleitenden Bassfiguren anhörte.
Im gesamten Rachmaninov-Teil habe ich vor allem eines vermisst: Einen Sinn für Dramatik und Hinarbeiten auf einen Höhepunkt. Abweichend vom gedruckten Programm fing sie mit dem g-moll Prelude Op.23 No.5 an und schon hier wurde klar, dass das in musikalischer Hinsicht eher biedere Hausmannskost war. Keine dramatische Steigerung, dafür aber jede Menge sinnfreie Mittelstimmen/Einzeltöne im Mittelteil, die aus dem Pianissimo-Gesäusel heraustraten. Mein Lieblings-Prelude, das h-moll Op. 32 No.10, war ebenfalls vor allem durch einen Mangel an Dramatik gekennzeichnet, nebst einem doch recht kleinen Ton und recht begrenzter Dynamik. Ein Vergleich zu z.B. Volodos oder Kissin wäre hier komplett unangebracht; das sind zwei verschiedene Ligen.
Im h-moll Prelude wurde dann ganz besonders etwas deutlich, was mich wirklich genervt hat: Sie hat schnelle Finger, aber schnell und laut gleichzeitig, das kann sie nicht. Wenn also kurz vor der Reprise diese herrliche Steigerung mit girlandenartigen Läufen, die mit einem Crescendo ins Forte gehen sollen, kommt, dann gerät das unter ihren Händen leider zu einem Mezzoforte-Brei - und da kann ich nur sagen: Thema verfehlt.
Skrjabin 10. Sonate, seufz. Ich bin mehr als großer Skrjabin-Fan und freue mich immer wieder, wenn Pianisten seine Spätwerke im Konzert spielen. Skrjabin-Spiel hat schon seine Historie was Aufführungspraxis angeht und wenn man sich die lange Reihe von großartigen Interpreten wie Sofronitsky, Igumnov, Zhukov, Richter, Horowitz anhört, dann ist eines der tragendenen Elemente das Herausarbeiten der klanglichen Register, die sich vielfach schon in der Notation auf drei separaten Zeilen erkennen läßt. Davon hat Frau Wang leider noch nie etwas gehört. Stattdessen sucht sie verkrampft nach Mittelstimmen oder Einzeltönen, die zwar vorhanden sind, aber nicht zum eigentlichen Thema und Fluß der Musik gehören. Mutwilliges Weglassen des Pedals, um solche Figuren als Staccato hervorzuheben, hat dann schon fast komischen Charakter. Auch hier war in meinen Ohren zu spüren, dass das Hinarbeiten auf Höhepunkte nicht zu ihrem musikalischen Repertoire gehört. Die gigantische Steigerung hin zu den doppelhändigen Tremoli, die bereits im Forte beginnt und mit "Puissant, radieux" überschrieben ist, kulminiert bei großen Pianisten zu einem ekstatischen Klangrausch im (von Skrjabin notierten) dreifachen Fortissimo mit zusätzlichen Crescendi vor den Führungsnoten.
Bei Aimard gerät diese Stelle zum allumfassenden Höhepunkt, der praktisch die Erklärung für das gesamte Stück ist. In dynamischer Hinsicht geht Aimard an dieser Stelle an die absoluten Grenzen des Instrumentes. Ich weiß leider nicht, ob Aimard und Wang dasselbe Instrument gespielt haben, aber dank Stefan Knüpers Vorbereitung war das bei Aimard ein gigantischer Moment, nochmal einen Extraschub an Power geben zu können.
https://drive.google.com/open?id=1Z-d5R_MbCDfe3SGOT9_h292kLC3x0HGo als direkter Vergleich für diejenigen, die sich nicht auf mein Urteil verlassen möchten.
Zum Ligeti mag ich jetzt weniger etwas sagen, da war die Akustik dann doch zu ungünstig, um wirkliche Details herauszuhören. Was ich in der 3. Etüde "Touches Bloquées" jedoch überhaupt nicht gehört habe, das war das Stottern, was auch in der Partitur als Spielanweisung drinsteht, aber vielleicht war auch das der Akustik geschuldet.
Ich liebe Prokofievs 8. Sonate; sie ist von den drei 'Kriegssonaten' mein absoluter Liebling. Ihre Wiedergabe jedoch ließ mich allerdings befremdet und enttäuscht zurück. Befremdet einerseits, weil die bereits angesprochene Frage von gleichzeitig laut und schnell zu spielen hier sehr deutlich wurde. Damit trifft man einfach nicht den Charakter des Stückes, wenn man sich groß angelegte Steigerungen entgehen läßt. Das Knallen der Bässe in der Coda zum ersten Satz ersetzt nicht die Fähigkeit, die chromatischen gebrochenen Akkorde und die darüberliegenden Figuren mit einer konsequenten dynamischen Steigerung zu verbinden. So hatte das abschließend hingedonnerte oktavierte Subkontra-B keinen wirklichen Zusammenhang.
Ganz ehrlich, der zweite Satz der Sonate hat mich dann doch schon ziemlich geärgert. Prokofiev hat akribisch klare Artikulationsvorgaben für das Thema und dessen Begleitung gemacht. Davon war bei Frau Wang nichts, aber auch gar nichts zu hören. Alles konsequent auf die Viertel pedalisiert und damit den eigentlichen Witz des Stückes komplett verfehlt. Das Finale war dann wie zu erwarten schön schnell gespielt, leider ohne irgendwie spürbare Binnendynamik und auch wieder komplettes Ignorieren von Prokofievs Noation der gewünschten Artikulation, z.B. die Martellati kurz vor der Coda. Dass im pochenden Mittelteil der eigentliche Höhepunkt, also die sich in die Höhe schraubenden beidhändigen Sechzehntel, überhaupt nicht als Steigerung zu erkennen war habe ich an dieser Stelle des Abends schon als voraussehbar akzeptiert.
Oh, ja, die Coda - da hat sie verdammt viel richtige Töe gespielt. Die Coda ist halt wirklich so ein brutal schweres Teil, vor dem praktisch jeder Pianist ins Schwitzen gerät. Mir fehlt es auch hier am letzten Quäntchen Dynamik und Steigerungswillen, aber gut, diese letzten 20 Takte sind in praktisch keine Live-Aufnahme irgendwie notenperfekt *und* steigernd zu hören. Selbst Richter dreht da ein wenig herunter.
Wie zu erwarten haben die 5 Zugaben wahre Begeisterungsstürme entfacht. Das ganz nette Lied ohne Worte Op. 67#2 war durchaus hübsch anzuhören. Dem folgte Prokofievs Toccata Op. 11. Rasend schnell und für meine Ohren ohne viel Esprit, aber dafür mit umso mehr Pedal. Ebenso das Finale der 7. Sonate als Zugabe - not my cup of tea. Genausowenig wie mich Argeich mit ihrem aberwitzigen Tempo vom Hocker haut, ging es mir hier auch. Ich sehe hier immer einen unerbittlichen T34, der ohne Rücksicht auf Verluste alles plattmacht, was ihm im Wege steht. Horowitz, Richter, Zhukov nehme eher gemächliche Tempi, legen aber ein dramtisch gestiegertes Finish hin, in dynamischer Hinsicht. Ein T34 ist ein Panzer und kein Rennwagen, aber gut.
Gluck/Sgambati ist ein wirklich schönes Zugabenstück, aber das habe ich schon wirklich deutlich poetischer und anrührender gehört. Und 'Gretchen am Spinnrade' als finale Zugabe war dann doch nur ein recht liebloses Herunterrasen.
Fazit: Muß ich nicht nochmal haben. Gleichzeitig bin ich sicher, dass der Hype um sie in den nächsten Jahren nicht abebben wird.
https://derstandard.at/200008075466...avierwelt-Yuja-Wang-begeistert-im-Musikverein
Der Rezensent im Standard ist in der Tat nicht unbedingt für sein tiefgehendes Verständnis komplexer Musik bekannt. Die 20minütige La Valse Exegese von Pogorelich fand er ebenfalls großartig, auch wenn es in Wirklichkeit ein Graus war, nicht nur in rythmischer, sondern auch klanglicher Hinsicht. Die entsprechende Aufnahme findet man auf youtube, so dass sich der geneigte Hörer ein eigenes Bild machen kann.
Was Frau Wang angeht, nun ja, ich war in dem Konzert und muß leider aus der Phalanx der Jubler ausscheren.
Ich fand's grauenhaft.
Ich schrieb das bereits als Antwort im Forum vom Standard: "Es irritiert eher, dass das Treffen der richtige Töne in hohem Tempo schon als perfekte Technik angesehen wird.
Technik, die begeistert, hört sich anders an: Sie geht an die dynamischen Grenzen des Klaviers, versteht es, auch noch in den dichtesten Passagen Klarheit zu vermitteln, schichtet Klänge aufeinander und erzeugt dadurch die Illusion von Registern.
Perfekte Technik berücksichtigt die vom Komponisten notierte Artikulation. Sie pedalisiert so, wie es der Raum verlangt, nicht wie es im Übezimmer einstudiert wurde.
All das war gestern abend nicht zu hören.
Wer im Februar Pierre-Laurent Aimard an gleicher Stelle mit Skrjabin 10. Sonate gehört hat, der konnte sich gestern nur die Ohren reiben ob des Klassenunterschieds."
Ich erlaube mir, an dieser Stelle ein wenig ausführlicher mein Urteil zu begründen, aber um es vorweg zu nehmen: Der ORF hat's aufgenommen und wird's auch ausstrahlen und ich gehe davon aus, dass die Aufnahme gar nicht mal so schlecht klingen wird. Ihr Pedalisieren war jedenfalls für die direkt am Flügel stehenden Mikrofone sicherlich besser als das, was man als Zuhörer im leider klanglich für Soloklavier nicht so tollen Musikverein hören konnte. Kurz: Es war ein undifferenzierter Klangbrei. Sie hat geradezu stoisch so pedalisiert, als würde sie in einem furztrockenen Studio spielen. Harmoniewechsel mit entsprechendem Pedalwechsel wurden von ihr immer so gespielt, dass es permanentes Verwaschen der Übergänge gab. Halbpedal gab's gar nicht, nur manchmal komplettes Weglassen des Pedals, was sich dann wiederum wie einigermaßen sinnfreies Rumgehacke bei begleitenden Bassfiguren anhörte.
Im gesamten Rachmaninov-Teil habe ich vor allem eines vermisst: Einen Sinn für Dramatik und Hinarbeiten auf einen Höhepunkt. Abweichend vom gedruckten Programm fing sie mit dem g-moll Prelude Op.23 No.5 an und schon hier wurde klar, dass das in musikalischer Hinsicht eher biedere Hausmannskost war. Keine dramatische Steigerung, dafür aber jede Menge sinnfreie Mittelstimmen/Einzeltöne im Mittelteil, die aus dem Pianissimo-Gesäusel heraustraten. Mein Lieblings-Prelude, das h-moll Op. 32 No.10, war ebenfalls vor allem durch einen Mangel an Dramatik gekennzeichnet, nebst einem doch recht kleinen Ton und recht begrenzter Dynamik. Ein Vergleich zu z.B. Volodos oder Kissin wäre hier komplett unangebracht; das sind zwei verschiedene Ligen.
Im h-moll Prelude wurde dann ganz besonders etwas deutlich, was mich wirklich genervt hat: Sie hat schnelle Finger, aber schnell und laut gleichzeitig, das kann sie nicht. Wenn also kurz vor der Reprise diese herrliche Steigerung mit girlandenartigen Läufen, die mit einem Crescendo ins Forte gehen sollen, kommt, dann gerät das unter ihren Händen leider zu einem Mezzoforte-Brei - und da kann ich nur sagen: Thema verfehlt.
Skrjabin 10. Sonate, seufz. Ich bin mehr als großer Skrjabin-Fan und freue mich immer wieder, wenn Pianisten seine Spätwerke im Konzert spielen. Skrjabin-Spiel hat schon seine Historie was Aufführungspraxis angeht und wenn man sich die lange Reihe von großartigen Interpreten wie Sofronitsky, Igumnov, Zhukov, Richter, Horowitz anhört, dann ist eines der tragendenen Elemente das Herausarbeiten der klanglichen Register, die sich vielfach schon in der Notation auf drei separaten Zeilen erkennen läßt. Davon hat Frau Wang leider noch nie etwas gehört. Stattdessen sucht sie verkrampft nach Mittelstimmen oder Einzeltönen, die zwar vorhanden sind, aber nicht zum eigentlichen Thema und Fluß der Musik gehören. Mutwilliges Weglassen des Pedals, um solche Figuren als Staccato hervorzuheben, hat dann schon fast komischen Charakter. Auch hier war in meinen Ohren zu spüren, dass das Hinarbeiten auf Höhepunkte nicht zu ihrem musikalischen Repertoire gehört. Die gigantische Steigerung hin zu den doppelhändigen Tremoli, die bereits im Forte beginnt und mit "Puissant, radieux" überschrieben ist, kulminiert bei großen Pianisten zu einem ekstatischen Klangrausch im (von Skrjabin notierten) dreifachen Fortissimo mit zusätzlichen Crescendi vor den Führungsnoten.
Bei Aimard gerät diese Stelle zum allumfassenden Höhepunkt, der praktisch die Erklärung für das gesamte Stück ist. In dynamischer Hinsicht geht Aimard an dieser Stelle an die absoluten Grenzen des Instrumentes. Ich weiß leider nicht, ob Aimard und Wang dasselbe Instrument gespielt haben, aber dank Stefan Knüpers Vorbereitung war das bei Aimard ein gigantischer Moment, nochmal einen Extraschub an Power geben zu können.
https://drive.google.com/open?id=1Z-d5R_MbCDfe3SGOT9_h292kLC3x0HGo als direkter Vergleich für diejenigen, die sich nicht auf mein Urteil verlassen möchten.
Zum Ligeti mag ich jetzt weniger etwas sagen, da war die Akustik dann doch zu ungünstig, um wirkliche Details herauszuhören. Was ich in der 3. Etüde "Touches Bloquées" jedoch überhaupt nicht gehört habe, das war das Stottern, was auch in der Partitur als Spielanweisung drinsteht, aber vielleicht war auch das der Akustik geschuldet.
Ich liebe Prokofievs 8. Sonate; sie ist von den drei 'Kriegssonaten' mein absoluter Liebling. Ihre Wiedergabe jedoch ließ mich allerdings befremdet und enttäuscht zurück. Befremdet einerseits, weil die bereits angesprochene Frage von gleichzeitig laut und schnell zu spielen hier sehr deutlich wurde. Damit trifft man einfach nicht den Charakter des Stückes, wenn man sich groß angelegte Steigerungen entgehen läßt. Das Knallen der Bässe in der Coda zum ersten Satz ersetzt nicht die Fähigkeit, die chromatischen gebrochenen Akkorde und die darüberliegenden Figuren mit einer konsequenten dynamischen Steigerung zu verbinden. So hatte das abschließend hingedonnerte oktavierte Subkontra-B keinen wirklichen Zusammenhang.
Ganz ehrlich, der zweite Satz der Sonate hat mich dann doch schon ziemlich geärgert. Prokofiev hat akribisch klare Artikulationsvorgaben für das Thema und dessen Begleitung gemacht. Davon war bei Frau Wang nichts, aber auch gar nichts zu hören. Alles konsequent auf die Viertel pedalisiert und damit den eigentlichen Witz des Stückes komplett verfehlt. Das Finale war dann wie zu erwarten schön schnell gespielt, leider ohne irgendwie spürbare Binnendynamik und auch wieder komplettes Ignorieren von Prokofievs Noation der gewünschten Artikulation, z.B. die Martellati kurz vor der Coda. Dass im pochenden Mittelteil der eigentliche Höhepunkt, also die sich in die Höhe schraubenden beidhändigen Sechzehntel, überhaupt nicht als Steigerung zu erkennen war habe ich an dieser Stelle des Abends schon als voraussehbar akzeptiert.
Oh, ja, die Coda - da hat sie verdammt viel richtige Töe gespielt. Die Coda ist halt wirklich so ein brutal schweres Teil, vor dem praktisch jeder Pianist ins Schwitzen gerät. Mir fehlt es auch hier am letzten Quäntchen Dynamik und Steigerungswillen, aber gut, diese letzten 20 Takte sind in praktisch keine Live-Aufnahme irgendwie notenperfekt *und* steigernd zu hören. Selbst Richter dreht da ein wenig herunter.
Wie zu erwarten haben die 5 Zugaben wahre Begeisterungsstürme entfacht. Das ganz nette Lied ohne Worte Op. 67#2 war durchaus hübsch anzuhören. Dem folgte Prokofievs Toccata Op. 11. Rasend schnell und für meine Ohren ohne viel Esprit, aber dafür mit umso mehr Pedal. Ebenso das Finale der 7. Sonate als Zugabe - not my cup of tea. Genausowenig wie mich Argeich mit ihrem aberwitzigen Tempo vom Hocker haut, ging es mir hier auch. Ich sehe hier immer einen unerbittlichen T34, der ohne Rücksicht auf Verluste alles plattmacht, was ihm im Wege steht. Horowitz, Richter, Zhukov nehme eher gemächliche Tempi, legen aber ein dramtisch gestiegertes Finish hin, in dynamischer Hinsicht. Ein T34 ist ein Panzer und kein Rennwagen, aber gut.
Gluck/Sgambati ist ein wirklich schönes Zugabenstück, aber das habe ich schon wirklich deutlich poetischer und anrührender gehört. Und 'Gretchen am Spinnrade' als finale Zugabe war dann doch nur ein recht liebloses Herunterrasen.
Fazit: Muß ich nicht nochmal haben. Gleichzeitig bin ich sicher, dass der Hype um sie in den nächsten Jahren nicht abebben wird.