Yann Tiersen Best Of

  • Ersteller des Themas Klaviersternchen
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Lieber Gomez,

daß Du in dieser Frage nicht lockerläßt, das habe ich befürchtet, und ich kann sie Dir nicht beantworten. Objektive Kriterien gibt es nicht (...)

Für mich ist diese Frage damit sehr wohl beantwortet. Es liegt dann nun mal in den Augen der Musikexperten, über die Qualität von Musik zu entscheiden. Für mich gewinnt die Musik damit eine weitere "charmante Unschärfe" gegenüber den Exakten Wissenschaften, die sie liebenswert macht.

Aber für andere ist es Musik. Der neueren Musik ist die Idee, Alltagslärm, Arbeits- oder Maschinengeräusche musikalisch abzubilden, nicht fremd (...)

Zur Einordnung, was Musik ist, und was nicht, bin ich noch auf das folgende gestoßen, das ebenfalls in die von Dir angedeuteten Richtungen geht:

"Sound can touch our emotions directly. Different sounds evoke different feelings.
But there are places in the heart, that only music can touch."


Da ist sicher etwas wahres dran. Ich möchte mich nochmal bedanken für die Erweiterung meines Horizonts; in neue und zunächst unbekannte Dinge einzudringen, wie etwa die Neue Musik, gelingt wohl immer am besten mit einem guten Führer. Und ich habe wieder einmal bemerkt, wie schnell man unbegründete Vorurteile aufgebaut hat - sei es gegenüber Musikstücken an sich oder ganzen Musikepochen.

Einen schönen Gruß!
Dreiklang
 
Lieber Rudl,

ich glaube, dass man Musik umso tiefer empfindet, je besser man sie versteht. Mir ist das in all den Jahren so gegangen. Habe ich früher als Jugendliche .... Musik gehört, hat die mich immer sehr angerührt. Doch jetzt ist das noch ein ganz anderes Empfinden, das viel tiefer geht. Denn mittlerweile verstehe ich die Strukturen viel besser und kann die Musik in ihrer Schönheit und Tiefe viel allumfassender wahrnehmen!!! Das eine bedingt das andere und man kann es nicht trennen!!! (Hilfe, warum versteht das denn keiner!)

Daher, lieber Dreiklang, bekomme ich bei deiner Trennung in musikalisch-gestalterische und musikalisch-emotionale Qualität graue Haare, erhebliches Magengrimmen und Falten, die mit einer verschrumpelten Apfelsine konkurrieren können. :)

Liebe Grüße

chiarina

Unterschreibe ich mit meinem Namen! :D:D:D
 
(1)
Widerspruch regt sich, wenn der Lore-Roman
als nobelpreiswürdig und Junkfood als Vollwertkost bezeichnet wird.

(2)
Aber zur Not kann man auch das hinnehmen, als ein soziologisch zu begreifendes Phänomen:
den Kampf der Massenkultur um Anerkennung. Liebhaber der Massenkultur verachten zwar
die sogenannte "bürgerliche Hochkultur", wollen aber die von ihnen favorisierten Produkte
mit dem Nimbus des Hochkulturellen versehen
, und ein guter Mediator kann das verstehen:
Wer läßt sich schon gerne sagen, daß er Dreck frißt?

(3)
Das Problem bei der Sache: Es geht nicht um hoch oder tief, sondern um gedankliche Anstrengung
und deren Verweigerung. Heftchenromane und synthetische Volksmusik zum Mitklatschen
werden zu Entspannungszwecken konsumiert, was jedermann gegönnt sei. Es ist das gute Recht
jedes Menschen, sich gedanklicher Anstrengung zu verweigern.
Aber den Nichtgebrauch seiner
Intelligenz als anerkennenswerte Leistung auszugeben?
.

(1) bis (3) beobachten exakt und beschreiben treffend - aber ich fürchte, selbst das wird mit innerem Grimm und Buhu rezipiert...

...tja, da kann man dann nüscht machen :D denn ein Satz wie buhu der Blanco Roberto löst mir aber Gefühle aus und deswegen will ich Buhu dass das hohe Kunst ist und meine Mutti und mein Kumpel wollen das auch" wird zwar durch penetrante Wiederholung und Variation nicht besser, aber wird wie Unkraut immer wieder emporschießen :D ...dass ein zünftiger Gertenhieb auf die blanke Kehrseite ebenfalls ziemlich deutliche Gefühle auslöst und das ziemlich sicher bei sehr vielen, welchen das widerfährt, könnte zwar begreiflich machen, dass dieses Gefühle-Bla argumentativ nichts taugt - - aber wie Du so schön und richtig geschrieben hast:
Es ist das gute Recht
jedes Menschen, sich gedanklicher Anstrengung zu verweigern
und dieses gute Recht wird immer wieder in Anspruch genommen werden :D:D
 
So, nun paß mal auf, Du kleiner jugendlicher Schlaumeier: Wenn Du ernstlich behauptest, dieses langweilige, repetitive Ödland namens "Comptine" sei "frischer und lebendiger" oder "moderner" als z.B. der 2. Satz von Beethovens Sonate op. 109, Bachs Präludium-Fantasie BWV922 oder Chopins "Revolutionsetüde", dann ist Dir einfach nicht mehr zu helfen, dann bist Du einfach von den modernen Massenmedien und Deinen Mitschülern und Freunden total kaputt-konditioniert, und man kann Dir nur sein Mitgefühl ausdrücken.

Aber ich nehme an, Du meinst das alles in Wirklichkeit gar nicht und willst nur mal aus Spaß "advocatus diaboli" spielen.



Das ist richtig - es ist ja auch schwer, "Hänschen klein" (nur rechte Hand) oder den Flohwalzer so zu spielen, daß irgendwer im Publikum darin eine künstlerische Leistung erblickt...

LG,
Hasenbein

Ich muss dir eigentlich dankbar sein. Wofür? Für die Bestätigung meiner Meinung über einige Forenteilnehmer hier. Unfassbar.

Übrigens, der "kleine, jugendliche Schlaumeier" ist mit 43 in einem Alter, in dem auch mal ein wenig geschlaumeiert werden darf. Und mit 1,90 Metern bin ich auch nicht ganz so klein. Auf den Rest deines Kommentars möchte ich nicht eingehen, da er genau so unsinnig ist.
 
Lieber Dreiklang,

was ich dir mal noch sagen wollte:
Schön, dass du noch im Faden bist - dein Interesse und deine offene Art, so Vieles zu überdenken, deinen Standpunkt darzustellen und nicht auszuweichen, evtl. aber auch Meinungen zu revidieren, wenn es denn erforderlich ist, machen dich sehr sympathisch!

Und ich habe wieder einmal bemerkt, wie schnell man unbegründete Vorurteile aufgebaut hat - sei es gegenüber Musikstücken an sich oder ganzen Musikepochen.

Da hast du ein wahres Wort gesprochen! Ich wünschte, diese Erkenntnis wäre mehr Leuten präsenter als sie dies manchmal ist!

Herzliche Grüße,
Partita
 
Ich muss dir eigentlich dankbar sein. Wofür? Für die Bestätigung meiner Meinung über einige Forenteilnehmer hier. Unfassbar.

Übrigens, der "kleine, jugendliche Schlaumeier" ist mit 43 in einem Alter, in dem auch mal ein wenig geschlaumeiert werden darf. Und mit 1,90 Metern bin ich auch nicht ganz so klein. Auf den Rest deines Kommentars möchte ich nicht eingehen, da er genau so unsinnig ist.

Na? Argumente ausgegangen? Deshalb mal schnell auf persönliche Pauschalverurteilung ("Sowieso zwecklos, da alles Arschlöcher hier") umgeschaltet?

Und das mit den 43 Jahren ist KEIN Argument - ich habe z.B. mit 45 keine Ahnung von Kochen, halte aber dementsprechend bei dem Thema auch die Klappe. Du aber machst als Musiklaie hier den dicken Max.

LG,
Hasenbein
 
@Gomez de Riquet
"Geh mal ins Kino oder sieh Dir eine beliebige Schmonzette im Fernsehen an,
und Du wirst überrascht sein, wie lebendig dieses Instrument, genauer gesagt:
wie omnipräsent dort der Klavierton ist"

Natürlich. Die tote Musik bezog sich nicht aufs Klavier, ich würde ja sonst nicht selbst spielen. Es bezog sich auf das klassische Klavier. Ich vergleiche das immer mit Latein.

"Liebhaber der Massenkultur verachten zwar die sogenannte "bürgerliche Hochkultur"

Anders herum wird ein Schuh draus. Anhänger der "bürgerlichen Hochkultur" verachten die "Massenkultur". Diese Teilung in E und U Musik ist vielen anderen Ländern übrigens eher fremd. Scheint ein sehr deutsches Phänomen zu sein. Wir hier oben, ihr da unten. Ist doch schön, wenn man sich abgrenzen kann, nicht?

"Wenn Du das Ganze in der 1.Person Singular wiederholst, wird vielleicht ein richtiger Satz daraus. Du müßtest Deine Hörgewohnheiten ändern. "

Es geht aber weniger um meine Hörgewohnheiten. Wenn man mal den "Markt" der talentierten Jung-Pianisten beobachtet und sieht, was von denen so veröffentlich wird, dann stellt man fest, dass deren Repertoire sich oft gleicht.

"Ansonsten fühle ich mich angesprochen,
da ich die 'Comptine' als Popmusik ohne Text bezeichnet habe. Ich gebe zu, daß der Vergleich
uncharmant gewesen ist, weil er die Popmusik diskriminiert. Es gibt sehr gut komponierten Pop."

Nein, du warst gar nicht gemeint, da ich in diesem Thread gar nicht weit genug kam, bis mir der Kamm geschwollen ist. Mit dem Begriff "Popmusik ohne Text" hätte ich kein Problem. Tatsache ist jedoch, dass Yann Tierssen (und nicht nur der) beim Publikum besser ankommt als das typische, klassisches Klavier. Dass Beethoven, Mozart, aber auch Debussy etc. beim Publikum nicht mehr besonders beliebt sind, hat nichts damit zu tun, dass die Mehrheit an Geschmacksverirrung leidet. Diese Musik wird einfach nicht mehr als "schön" und schon gar nicht als zeitgemäß empfunden. Deshalb bin ich übrigens der Meinung, dass klassische Musik eher einer Konditionierung bedarf als Pop-Musik. Das erklärt auch einige Initiativen, deren Ziel es ist, klassische Musik in die Schulen zu bringen.

Aber all das ist letztlich ein Frage persönlicher Präferenzen. Der Grund für mein etwas erbostes Posting war ein anderer.
 
Na? Argumente ausgegangen? Deshalb mal schnell auf persönliche Pauschalverurteilung ("Sowieso zwecklos, da alles Arschlöcher hier") umgeschaltet?

Und das mit den 43 Jahren ist KEIN Argument - ich habe z.B. mit 45 keine Ahnung von Kochen, halte aber dementsprechend bei dem Thema auch die Klappe. Du aber machst als Musiklaie hier den dicken Max.

LG,
Hasenbein

Argumente? Wozu? Dafür müsste inhaltlich erstmal was brauchbares von dir kommen. Statt dessen nennst du mich, mal wieder an Arroganz nicht zu überbieten, einen "Musiklaien". Geh mal ein paar Stunden in dich.
 
Natürlich. Die tote Musik bezog sich nicht aufs Klavier, ich würde ja sonst nicht selbst spielen. Es bezog sich auf das klassische Klavier. Ich vergleiche das immer mit Latein.

Nein, du warst gar nicht gemeint, da ich in diesem Thread gar nicht weit genug kam, bis mir der Kamm geschwollen ist.

wenn du diese beiden Erkenntnisse oder Beobachtungen publizierst, wirst du gewiß vielen Lesern große Freude bereiten :D:D:D:D also ich subskribiere eine solche Musikaphorismensammlung sofort!! fest versprochen!!!
 
Bist Du denn kein Laie?

Hast Du eine Musikausbildung? Bist Du professioneller Musiker? Oder hast Du schon mal klassische Musik auf einigermaßen hohem Level gespielt? Welchen Kenntnisstand hast Du - außer Vorurteilen aufgrund weniger gehörter Stücke - über klassische Musik vorzuweisen?

LG,
Hasenbein
 
Bist Du denn kein Laie?

Hast Du eine Musikausbildung? Bist Du professioneller Musiker? Oder hast Du schon mal klassische Musik auf einigermaßen hohem Level gespielt? Welchen Kenntnisstand hast Du - außer Vorurteilen aufgrund weniger gehörter Stücke - über klassische Musik vorzuweisen?

LG,
Hasenbein

Natürlich bin ich Laie. Aber deine Intention ging ja wohl in eine andere Richtung. Übrigens finde ich den Begriff "Vorurteil" etwas unpassend, wenn es um Fragen des Geschmacks geht. Ich spiele keine Klassik, aber habe geschätzte 150 der bekannteren Kompositionen auf diversen CDs.
 

Lieber Opus diaboli,

Klassik, insbesondere klassisches Klavier, ist im Grunde tote Musik. Wenn ich eine CD klassischer Klaviermusik (ich habe durchaus einige von denen) in den CD-Spieler lege, dann macht sich schon nach ein bis zwei Takten der meisten Stücke ein eigenartiges Gefühl von Vergänglichkeit breit. Es ist, als legt sich eine Zentimeter dicke Schicht aus Staub auf alles, wie ein schwerer Samtvorhang. Klassisches Klavier erzeugt bei mir aufgrund dieser altertümlichen Harmonik und Melodik Vorstellungen von Rost und Patina, teils auch Dekandenz. Ich muss schon in einer sehr morbiden Stimmung sein, um das zu hören.

Wenn mir nicht der Rest deines Beitrages eindeutig gezeigt hätte, dass es sich bei dir nicht um den wiedererstandenen John Cage handelt, würde ich kurz mal drüber nachdenken... ;)

Spaß beiseite. Ich stimme in höchstem Maße Gomez' Antwort auf deinen Beitrag zu, dem ich abgesehen von Chiarinas Beitrag ;) noch Folgendes hinzufügen möchte:

aufgrund dieser altertümlichen Harmonik und Melodik
Die "altertümliche Harmonik und Melodik" - ich weiß nicht ganz genau, was du darunter alles fassen möchtest, z.B. findest du auch Debussy, Ravel, Skrjabin,... altertümlich oder redest du von Bach, Mozart, Beethoven...? Magst du nur keine dur-moll-tonale Musik (freitonale?) und bezeichnest das alles als "altertümlich"? Hast du es wirklich schonmal mit Neuer Musik versucht? Es kann ja sein, dass dir diese gefällt. Jedenfalls findest du dort eine Menge hervorragender Komponisten, die ebenfalls keine "altertümliche Harmonik und Melodik" mögen und verwenden - siehe z.B. Gomez' Vorschläge.

Auf der anderen Seite wundert mich dann aber, dass dir die Harmonik und Melodik der Comptine gefällt - ist sie doch eigentlich nichts anderes als das "Übliche" nur viel, viel einfacher und immer wieder dasselbe.

Das ist kein Vorwurf, sondern eine ernst gemeinte Frage. Mir ist grade einfach nicht klar, wie man über die gesamte Klassik hinweg als "altmodisch" in Punkto Harmonik und Melodik urteilen kann, während man auf der anderen Seite die Reduktion dessen auf einfache Grundmuster und deren Wiederholungen "erfrischend" findet.

Liebe Grüße,
Partita
 
Lieber Opus diaboli,

Dass Beethoven, Mozart, aber auch Debussy etc. beim Publikum nicht mehr besonders beliebt sind, hat nichts damit zu tun, dass die Mehrheit an Geschmacksverirrung leidet. Diese Musik wird einfach nicht mehr als "schön" und schon gar nicht als zeitgemäß empfunden.

ok, da hast du schon eine meiner Fragen beantwortet.

Würdest du sagen, Neue/zeitgenössische Musik sei zeitgemäß?
Jedenfalls wimmelt es dort vielerorts nicht mehr von altertümlicher Harmonik und Melodik.
Ich fürchte allerdings, dass du die "klassische Musik" generell meinst und darin die neue klassische Musik mit einschließt.

Jetzt erstmal gute Nacht,
Partita
 
Parita,

ich möchte Tiersen bzw. seine Musik gar nicht verteidigen. Generell mag ich das, was man Minimalismus nennt. Dazu gehören meditative und repetitive Elemente, da sie einen großen Teil der musikalischen Wirkung ausmachen. Bezogen auf Einaudi ist es beispielsweise so, dass er durchaus auch klassische Strukturen verwendet, diese aber mit Formen der Pop-Musk verbindet. Kurioserweise bin ich auch ein Fan mittelalterlicher Musik. Aber da ist es vor allem das archaische in dieser Musik, das mich fasziniert.

Die Sache mit dem "altmodisch" kann ich nicht erklären. Es ist ein Gefühl, das sich beinahe augenblicklich einstellt, sobald ich klassisches Klavier höre. Altmodisch passt auch nicht so richtig. Ich habe es weiter oben präziser beschrieben.
 
Lieber Opus,

Generell mag ich das, was man Minimalismus nennt. Dazu gehören meditative und repetitive Elemente, da sie einen großen Teil der musikalischen Wirkung ausmachen.

ich weiß, was Minimalismus ist, danke :)
Kennst du z.B. Reich, Riley, Adams, Glass oder La Monte Young?

(Wo ich das hier grade so schreibe: Übrigens hatte ich mich die ganze Zeit gefragt, ob "Monte"s Forumsname eigentlich von "La Monte Young" oder "Monteverdi" herkommt...;) Vielleicht aber auch einfach von dem kleinen leckeren Dessert... ;))

Interessant, dass du mittelalterliche Musik magst. Welche denn - da gibt es sehr verschiedene Stile - eher Richtung Gregorianik oder eher der hochkomplexe Stil (Ars nova, Ars subtilior)?

Nun aber wirklich gute Nacht,
Partita
 
Die Sache mit dem "altmodisch" kann ich nicht erklären.
ja, das deutlich zu machen, gelingt dir überzeugend ;)


Es ist ein Gefühl, das sich beinahe augenblicklich einstellt, sobald ich klassisches Klavier höre. Altmodisch passt auch nicht so richtig. Ich habe es weiter oben präziser beschrieben.
das ist ein unglaublich fantastisches Kriterium -- ich wiederhole: deine Sammlung von Aphorismen zur Musik muss ein Bestseller werden!!! :D:D:D
 
Guten Abend, opus_diaboli!

[...] dass Dass Beethoven, Mozart, aber auch Debussy etc. beim Publikum nicht mehr besonders beliebt sind,
hat nichts damit zu tun, dass die Mehrheit an Geschmacksverirrung leidet. Diese Musik wird einfach nicht mehr
als "schön" und schon gar nicht als zeitgemäß empfunden.

Hast Du eine Ahnung davon, wie oft "Claire de lune" aus der "Suite bergamasque"
schon als Fimmusik eingesetzt worden ist?

Du übergehst die zentrale Aussage meines Beitrags und glaubst, mich mit einer wenig
aussagekräftigen Erklärung abspeisen zu können. Um Dir entgegenzukommen,
greife ich Deine Formulierung auf, führe den Gedanken aber noch weiter:
Die Musik wird von einer bestimmten Hörerschicht nicht als schön bzw. zeitgemäß empfunden,
weil es mit gedanklicher Anstrengung verbunden ist, sie hörend nachzuvollziehen,
und gedankliche Anstrengung scheut diese Hörerschicht wie der Teufel das Weihwasser.
Daß man für den gedanklichen Nachvollzug des Gehörten belohnt wird (u.a. auch emotional),
kommt einem 'easy listening'-Anhänger offenbar nicht in den Sinn.

Anders herum wird ein Schuh draus. Anhänger der "bürgerlichen Hochkultur"
verachten die "Massenkultur". Diese Teilung in E und U Musik ist vielen anderen Ländern
übrigens eher fremd. Scheint ein sehr deutsches Phänomen zu sein. Wir hier oben,
ihr da unten. Ist doch schön, wenn man sich abgrenzen kann, nicht?

Und mit Deinen 43 Lenzen bekommst Du vielleicht nicht mehr mit, was sich auch
auf gymnasialen Schulhöfen in Deutschland abspielt, wenn ein Schüler dort als Freund
klassischer Musik geoutet wird: Er wird von einer Meute höhnisch lachender Mitschüler
gemobbt und riskiert, wenn er nicht schnell genug fliehen kann, mit den Worten
"Du Opfer!" zu Boden getreten zu werden.

Soviel zum Thema Abgrenzung.

HG, Gomez

.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Guten Abend, opus_diaboli!
Hast Du eine Ahnung davon, wie oft "Claire de lune" aus der "Suite bergamasque"
schon als Fimmusik eingesetzt worden ist?

Verglichen mit der schieren Menge an Filmmusik eher selten. Craig Armstrong war glaube ich der letzte Filmkomponist, der dieses Stück in einem Film verwendete.

Die Musik wird von einer bestimmten Hörerschicht nicht als schön bzw. zeitgemäß empfunden, weil es mit gedanklicher Anstrengung verbunden ist, sie hörend nachzuvollziehen,
und gedankliche Anstrengung scheut diese Hörerschicht wie der Teufel das Weihwasser.
Daß man für den gedanklichen Nachvollzug des Gehörten belohnt wird (u.a. auch emotional),
kommt einem 'easy listening'-Anhänger offenbar nicht in den Sinn.

Musik als "gedankliche Anstrengung". Anstrengung = Arbeit. Auch wieder so typisch deutsch im Sinne einer Überhöhung deutscher Tugenden. Mich erinnert das an den Unsinn der "Beziehungsarbeit" oder "Trauerarbeit". Wenn etwas nicht mit Arbeit oder Anstrengung verbunden ist, dann kann es ja nichts gescheites sein. Wie wäre es einfach mal mit Kopf abschalten und genießen. Aber da gebe ich dir durchaus recht: mit vielen Stücken des klassischen Repertoires kommt man da meist nicht wirklich weit. Abgesehen davon ist Musik aufgrund der ungefilterten Rezeption (alle anderen Sinne passieren erstmal einen Filtermechanismus im Hirn) ohnehin eher eine Sache der Emotionen. Klassische Musik berührt eben nicht mehr. Mich nicht, und sehr viele andere auch nicht. Tja, und wenn es erst einer gedanklichen Leistung bedarf, um Emotionen zu wecken ... was soll ich dazu sagen? Mein Beileid!

Und mit Deinen 43 Lenzen bekommst Du vielleicht nicht mehr mit, was sich auch
auf gymnasialen Schulhöfen in Deutschland abspielt, wenn ein Schüler dort als Freund
klassischer Musik geoutet wird: Er wird von einer Meute höhnisch lachender Mitschüler
gemobbt und riskiert, wenn er nicht schnell genug fliehen kann, mit den Worten
"Du Opfer!" zu Boden getreten zu werden.

Nein, das glaube ich nicht. Jedenfalls ist sowas nicht die Regel. Wir sprechen vom Gymnasium, nicht von einer Hauptschule, richtig? Denn da habe ich ähnliches tatsächlich mitbekommen. Wer dort in bestimmten Kreisen ein Buch liest, wird tatsächlich nieder gemacht.
 

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