Ich bin der Meinung, daß man Begabungen (nicht nur pianistische) unbedingt fördern sollte, und zwar in vielfältiger Weise. Mich wundert sehr, wie weitverbreitet die Angst ist, den geförderten (und damit natürlich auch geforderten) Kindern könne dadurch ein Leid geschehen. Ich finde es eher ein Verbrechen wie Kinder hierzulande in ihrer Phase der größten Aufnahmefähigkeit nur verwahrt, ruhiggestellt und "bespielt" werden. Das Argument, man beraube die begabten Kinder ihrer Kindheit, will mir nicht einleuchten. Kinder wollen Aufmerksamkeit, Zuwendung und Anerkennung ihrer Leistung. Kinder lieben die Maskerade und schlüpfen in die Rolle von Erwachsenen. Und wenn ein Kind Gefallen daran findet, am Klavier herumzuwirbeln - was ist daran verwerflich? Andere Kinder erarbeiten sich mit derselben Hingabe den Highscore-Level irgendeines (blöden) Computerspiels.
Nach allem, was ich bisher an Kindern und Jugendlichen erlebt habe, halte ich begabte und entsprechend geförderte (geforderte) Kinder durchweg für ausgeglichener als diejenigen, die tun und lassen konnten, was und solange wie sie es wollten.
Von der Dokumentarfilmerin Irene Langemann gab es mal einen Film "Rußlands Wunderkinder", der die Problematik pianistischer Wunderkinder im nachsozialistischen Rußlands beleuchtete. Wobei deutlich wurde, daß nicht die Begabung und ihre Förderung das Problem darstellt, sondern die Erwartungshaltung und Projektionen der Erwachsenen.
Am 16.09.08 gab es im Feuilleton der FAZ ein aufschlußreiches und lesenswertes Gespräch mit dem Erziehungshistoriker Heinz-Elmar Tenorth u.a. über das verquere Verhältnis der gegenwärtigen Bildungspolitik zur Begabungsförderung: "Aufstieg durch Bildung - was das heißen kann und was nicht".
Huhu koelnklavier,
fördern und fordern muss man solche Kinder in jedem Fall, das ist doch gar keine Frage.
Ich meine, dass man darauf achten muss, dass solche Begabungen nicht "abdrehen" und den Anschluss verlieren an ihre Altersgruppe. Außerdem halte ich es für wichtig, trotzdem noch Alternativen zu pflegen, denn:
was ist, wenn eines Tages das Spielen nicht mehr klappt, aus irgendeinem Grund? Unfall, Verletzung, keine Lust mehr.......dann steht das Kind im Hemde da.
Ich habe selbst vor vielen Jahren einen Fall mitbekommen, ein junger Pianist, der einen internationalen Wettbwerb gewonnen hatte, bekam eine große Krise. Ein totaler Einbruch. Er konnte zwei Jahre lang nichts Neues lernen, nur noch ein Klavierkonzert spielen und hatte einen enormen "Kontaktbedarf", der den anderen Studenten tierisch auf die Nerven ging.
Ich finde, ein Kind muss für viele Gelegenheiten des Lebens gewappnet sein und darf sich nicht zu sehr auf eines fixieren. Es ist ja auch für die psychische Entwicklung nicht gesund, immer nur widergespiegelt zu bekommen, man sei etwas Besonders.
Ich bin ausdrücklich dagegen, Talente nicht zu fördern. Unterforderte Kinder sind genauso unausstehlich wie überforderte. Hoch begabte Kinder müssen gefördert und gefordert werden, damit sie zufrieden sein können. Es ist alles ein Frage des Ausmaßes.
Oliver Aldort spielt übrigens auch noch ziemlich gut Cello:
http://de.youtube.com/watch?v=zz4sMc_huXc&feature=related
tstststs... ein Multitalent.
LG
violapiano