Klavier-Wunderkinder

R

Rubato

Guest
Beim ersten Erabeiten eines neuen Stücks schaue ich gelegentlich auch mal nach einem entsprechenden Youtube-Video. Zumeist gibt es ja mehrere, und vom Anfänger über den ambitionierten Hobbyspieler bis hin zum professinellen Pianisten ist alles dabei.

Ganz oft gibt es folgendes: Kinder im Alter zwischen vielleicht 5 und 8 Jahren, die - sehr ordentlich - lange und verhältnismäßig komplexe Stücke präsentieren. Nun kennt jeder die Geschichten von "dressierten Wunderkindern", aber mich würde mal interessieren, wie das wirklich in der Praxis aussieht.

Kennt jemand solche Kinder im persönlichen Umfeld und kann sagen, wie es zu dieser doch recht aussergewöhnlichen Leistung kommt ? Ist es ein "gesundes Umfeld", in dem diese entsteht, oder die schon angesprochene "Dressur" übereifriger Eltern ? Wie viele Stunden verbringen diese Kinder am Instrument - oder sind es besondere "Ausnahmetalente", die mit sehr wenig Üben und trotz der noch kleinen Finger sehr schnell sehr weit kommen ? Welche Rolle spielen Eltern und Klavierlehrer dabei ?

Gruß
Rubato
 
Wäre zu fragen, ab wann ein Kind ein Wunderkind ist. Ein sechsjähriger, der Mozarts C-Dur-Sonate spielt? Oder muss es mehr sein, gilt es erst ab WTK aufwärts? Oder noch schwieriger, erst ab Volodos-Version vom Türkischen Marsch?

Und reicht ein einziges Stück? Oder sollte es schon ein beeindruckender Zyklus sein?

Ich habe noch kein Wunderkind gesehen.

CW
 
Wäre zu fragen, ab wann ein Kind ein Wunderkind ist. Ein sechsjähriger, der Mozarts C-Dur-Sonate spielt?
...

Ich habe noch kein Wunderkind gesehen.

CW

Damit kann mal ja mal anfangen. Ich bin kein Klavierlehrer, vermute aber mal, dass "normale" Klavierschüler diese Sonate so nach 1 bis 3 Jahren gut spielen können. Ein Sechsjähriger, der das sehr schön spielt, dürfte also wahrscheinlich schon eine Ausnahmeerscheinung sein (?). Es geht ja nicht nur um das mechanische Einüben der Tastenbetätigung (was bei den kleinen Händen auch schon schwierig sein dürfte), sondern auch um ein allgemeines Verständnis oder Gefühl für Klang und Gestaltungsmöglichkeiten, was in so geringem Alter normalerweise nicht sehr ausgeprägt sein dürfte ? Und: Auf Youtube gibt es noch zahlreiche Videos, die wesentlich darüber hinaus gehen.

Gruß
Rubato
 
Der Begriff Wunderkind gefällt mir nicht so wirklich. Aber es gibt natürlich sehr begabt Kinder (und auch Erwachsene). Ein solches Kind habe ich persönlich kennenlernen dürfen. Es hatte bei dem gleichen Lehrer Unterricht, welcher mich als Jugendlicher unterrichtet hat. Der Junge war 10 Jahre jünger als ich, und mit 9 Jahren konnte er schon deutlich besser spielen, als ich mit 19. Er hat sicherlich wesentlich mehr geübt als ich, hatte aber trotzdem eine ganz normale Kindheit, saß also nicht viele Stunden täglich vor dem Klavier. Ich kannte auch seine Eltern recht gut, die haben ihn nie zum Klavier üben getrieben, teilweise eher im Gegenteil.

Mitlerweile hat er sein Klavierstudium abgeschlossen und arbeitet als Pianist. Er ist (bisher zumindest) nicht berühmt geworden, aber hat sicherlich sein außergewöhnliches Talent unter Beweis gestellt.

Aber, um es mit Edison zu sagen: "Genius is one percent inspiration, ninety-nine percent perspiration". Ohne viel Arbeit geht es nicht. Ein wichtiger Punkt am Talent mag sein, dass es der Person Freude bereitet sich regelmäßig und länger mit dem Klavier zu beschäftigen. Evtl. auch schon als Kind. Trotzdem (oder gerade deshalb) kann ein solches Kind ein glückliche Kindheit verleben. Das soll die tragischen Fälle nicht leugnen. Ich weiß allerdings nicht, ob diese in der Mehrheit sind. Mein Beispiel zeigt zumindest, dass es auch anders geht.
 

Zurück
Top Bottom