Glaubt ihr eigentlich, dass es Menschen gibt, bei denen Gehörbildung nicht möglich ist?
Nein.
Daß Du es nicht hinbekommst, liegt an einem oder mehreren der folgenden Faktoren:
1) Dich interessiert "Gehörbildung" nicht ausreichend, weswegen die Lern- und Speichermotivation zu gering ist.
Wenn Dich ein Mensch nicht interessiert, vergißt Du seinen Namen auch wesentlich leichter sofort wieder, als wenn Du diesen Menschen voll spannend, attraktiv, wichtig o.ä. findest. Deswegen hat man ja auch noch lange keine Merkschwäche, bloß weil einem die Namen der ganzen langweiligen Leute, denen man immer so vorgestellt wird, nach 5 Minuten schon wieder entfallen sind.- Würdest Du bei einer Wette mitmachen, bei der es darum ginge, einen lohnenden Preis dafür zu bekommen, sich möglichst viele Namen zu merken, könntest Du Dir sogar die Namen langweiliger Leute plötzlich wesentlich besser merken. Motivation ist also entscheidend (wobei intrinsische Motivation nochmal 1000x besser ist als extrinsische wie bei so einer Wette).
2) Beim Stimmen: Da man ja weiß, daß es durch Stimmgerät schneller und einfacher geht als mit dem anstrengenden Hinhören, ist bei vielen nicht ausreichend Motivation zum Nach-Gehör-Stimmen vorhanden. Zumal man denkt: "Najaaa, als Profi braucht man das sicherlich, aber ich bin ja nur Hobbyspieler, für mich reicht doch das Stimmgerätstimmen völlig aus."
3) Du hast es nicht ausreichend geübt. Man muß schon engagiert bei der Stange bleiben. Die meisten, die mir (z.B. auch beim Klavierspielenlernen) sagen: "Ich krieg's einfach nicht hin, vermutlich bin ich einfach zu blöd / zu untalentiert", haben
einfach zu wenig (und meist auch noch falsch) geübt. So einfach ist das oft, da ist es nicht nötig, Hirnforschung, Psychologie, advancte Pädagogik etc. zu bemühen.
4) Die Herangehensweisen, mit denen Du bislang versucht hast, dein Gehör zu verbessern, sind unzweckmäßig. Nur ein wirklich kompetenter Lehrer im persönlichen Unterricht kann Dir zeigen, was für Dich die richtige nächste Aufgabe ist. Youtube-Videos sind dafür (wie auch für vieles andere) ungeeignet!
5) Jedermanns Gehör funktioniert unterschiedlich! Z.B. hören manche die tiefen Frequenzen besser oder schlechter (oder die hohen Frequenzen), manche hören Klänge "grundtönig" und manche wiederum hören sehr stark die ganzen Obertöne usw. usf. D.h., was für den einen als Gehörbildungs-Methode funktioniert, kann beim anderen versagen, weil er etwas ganz anderes wahrnimmt. Daher ist es Aufgabe des Gehörbildungs-Lehrers (der auch der Instrumentallehrer sein kann / sollte), zumindest grob herauszufinden, wie der Schüler in dieser Hinsicht "tickt", um Übungen auf ihn abzustimmen bzw. bei Fehlern zu wissen oder zumindest zu erahnen, woran diese liegen können, falls sie hartnäckig sind.
Trotzdem macht Musik mir viel Spaß und ich konnte auf der Gitarre sogar recht anspruchsvolle Sachen im Duo spielen.
Gib's zu: Eigentlich hast Du noch nie eingesehen, wozu Du diese olle Gehörbildung überhaupt brauchst - denn auch so klappt es ja super, ein Instrument zu spielen. Du hast nur irgendwie gehört, daß die richtig guten Musiker irgendwie immer auch ganz gut in Gehörbildung sind. Stimmt's?
LG,
Hasenbein