Welche Kadenz ist das?

G

Gefallener

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Hallo, ich stehe grade auf dem Schlauch. Zugegeben Harmonielehre ist nicht mein Steckenpferd, aber das müsste doch eigentlich trivial sein?

Ich checks nicht. Also ja man kann die Noten beziffern, aber ich krieg´s nirgendwo für mich nachvollziehbar in eine Stufen- oder Funktionstheorie. Also von mir aus müsste man auch nicht jeden Akkord herleiten können, aber eigentlich doch schon.

Ich kann mir da grad keinen Reim draus machen. frage.jpg
 
Das ist ein Lamento-Bass bzw. ein passus duriusculus, wobei ein Schritt fehlt, nämlich das h im Bass, dies wäre der zweite Takt.

Aufgrund der bis auf den zweiten Takt chromatisch geführten Basslinie changiert die Harmonik zwischen Dur- und Molltonalität.
 
Wo kommt das vor? Ist das eine „real komponierte“ Kadenz oder ein Übungsbeispiel aus nem Harmonielehre-Buch? Wenn letzteres, aus welchem Kapitel bzw. unter welchem Oberbegriff?

edit: bereits beantwortet.
 
Warum geht denn die Septime des G7 nach oben? Oder ist da eine nicht im Notenbild zu erkennende Stimmenkreuzung (Alt/Tenor) gemeint?
 
Wo kommt das vor? Ist das eine „real komponierte“ Kadenz oder ein Übungsbeispiel aus nem Harmonielehre-Buch? Wenn letzteres, aus welchem Kapitel bzw. unter welchem Oberbegriff?

edit: bereits beantwortet.

Das ist so komponiert bzw. ich hab´s der Komposition entlehnt.

@Demian Muss / sollte man die Akkorde dann "klassisch" darüber schreiben, oder ist da eine akkordische Denkweise nicht eher unangebracht?

Und ist es noch ein gültiger passus, wenn auch ein Schritt fehlt?
 
Die Akkord-Schreibweise ist durchaus sinnvoll.

Dadurch, dass ein Schritt fehlt, ist es kein echter passus duriusculus mehr, der ja eine rhetorische Figur darstellt. Aber dieser Akkordfolge und dem Bassgang liegt auf jeden Fall die Idee zugrunde.
 
Sehe ich auch so. Man versucht bei solchen Linien die Chromatik möglichst «unbemerkt» einzubauen, dass möglichst wenige Tonartwechsel stattfinden. Hier sind es im Grunde zwei Tonarten: Der Gm fungiert hier wie ein Ersatz für einen C7, der dann zu F führen würde und danach übernimmt F die Rolle der vierten Stufe von C aus. Der Fm ist dann eingeschoben als eine Art Substitution und klingt wie ein G7sus mit b9.

Zusammengefasst…

Erster Teil:
  • Kadenz V V7 I in F-Dur wäre = C C7 F
  • Gm ersetzt hier einen C7(9), somit wird die Kadenz zu V ii I in F-Dur
Zweiter Teil:
  • Kadenz IV V7 I in C-Dur wäre = F G7 C
  • Eingeschoben ein G7sus(b9), verkleidet als Fm -> Kadenz wird zu IV iv V7 I
Alles nur damit die Chromatik nicht wie Chromatik klingt, sonst hätte man einfach C H B A Ab G C als Akkorde nehmen können…

Der Gm anstatt C7 erlaubt natürlich eine schönere Stimmführung für die untersten zwei Stimmen. Und zum Glück wurde der zweite Akkord weggelassen, sonst würde mir jetzt Monty Pythons Meaning of Life nachlaufen *too late*.
 
Ich muss nochmal nachhaken. Hier vielleicht eine etwas klarere Darstellung. Kann man die Kadenz nicht nur in der Tonart C glaubwürdig akkordisch benennen? Die zweite Zeile (siehe Bild) ist die Fortführung und, wenn ich da alles richtig gemacht habe, würde ich es so wie im Bild gedeutet haben:
 

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Ich würde gerne oben noch die zwei fehlenden Stufen drunter schreiben können.
 
Die Stufentheorie ist dabei nur bedingt hilfreich. Ich würde da doch eher funktionstheoretisch herangehen.
Dann wäre Takt 2 d
————————3

und Takt 4 s
———- —3

(Die Striche dienen nur der Formatierung, die „3“ soll jeweils unter d und s stehen. „3“ bedeutet Terzbass).
 
Zuletzt bearbeitet:

Meiner Meinung nach bringt es nichts, Stufen zu deuten nur der Ordnung wegen… Stufen sind harmonische Bewegungen, die unsere «westlichen» Ohren (meist unbewusst) wahrnehmen. So bringt es nicht so viel ein Gm innerhalb von C-Dur als Stufe zu deuten (wäre ja dann fünfte in Moll, also v) während nach Gehör klar eine Bewegung innerhalb von F-Dur stattfindet (wie im obigen Post beschrieben).

Ist nicht wertend gemeint, das kann man schon so machen… es bleibt dann einfach eine theoretische Übung ohne Bezug zu dem, was man tatsächlich hört.
 
Alles nur damit die Chromatik nicht wie Chromatik klingt, sonst hätte man einfach C H B A Ab G C als Akkorde nehmen können.
Verstehe ich nicht. Chromatik heißt doch nicht, dass man ganze Akkorde parallel verschiebt. Für einen chromatischen Quartgang im Bass gibt es etliche Möglichkeiten der Harmonisierung (beim alten Bach kann man in dieser Hinsicht viel lernen!). Chromatisch ist dabei der Bass, die übrigen Stimmen keineswegs.

Der Gm anstatt C7 erlaubt natürlich eine schönere Stimmführung für die untersten zwei Stimmen.
Wieso das? (Mal davon abgesehen, dass die Stimmführung in der hier aufgeschriebenen Kadenz eine völlige Katastrophe ist. Schlechter wird man es mit C7 kaum machen können. Und harmonisch stringenter ist C7 allemal - Gm ist sowohl zum vorhergehenden als auch zum nachfolgenden Akkord spannungslos.)
 
Es ist eine Abwandlung der im Jazz sehr häufig verwendeten SDM Kadenz (Subdominant-Moll-Kadenz).
Zu finden in den Takten 5 - 7 der A-Teile zahlloser Rhythm-Changes.
Analyse:
| I V7/IV | IV IVm | I/5th V7/I | I |
 
Ich würde gerne oben noch die zwei fehlenden Stufen drunter schreiben können.
@Gefallener du beziehst doch in deinem zweiten Notenbeispiel alles auf C, also C = I
der zweite Akkord (g-Moll7) kann dann nichts anderes als V mit alterierter Terz und kleiner Septime sein
der vierte Akkord*) (f-Moll) kann dann nichts anderes als IV mit alterierter Terz sein

aber was anderes: dieses Gerüst*) einer (frei) erweiterten Kadenz hat einen Nachteil, es klingt akkordisch gespielt wirklich nicht sonderlich gut. Das liegt an der Stimmführung, siehe @mick , und an dem merkwürdigen Umstand, dass V entweder mit Mollterz oder mit Quartvorhalt eingesetzt wird, was den Leitton vermeidet - dadurch wirkt die "Kadenz" nicht sonderlich zielstrebig.
Möglicherweise klingt das aber doch sinnvoll, wenn eine Melodiestimme diese Akkordfolge quasi "provoziert" und wenn die Begleitung ihren Klang weiter auffächert (tiefe Bässe) - hast du eine klangvollere Variante vorrätig?

Wie schon erwähnt ist Folge I-I7-IV-IVb3-V46-V(7)-I seit langem üblich (Standard quasi) z.B. Joplin Entertainer (der Bass geht c-b-a-as-g-g-c)

____________
*) wenn F-Dur IV ist, wird f-Moll nüscht anderes sein :-)
**) ich kann es nicht wissen, kenne ja das eigentliche Musikstück nicht: kann es sein, dass dieses akkordische Gerüst einfach nur ungeschickt gesetzt ist?
 
Was spricht denn dagegen, dieses Changieren von Dur und Moll in C-Dur mit T, d, S, s, D7, T zu beziffern? Das ist doch relativ unproblematisch. Die Frage ist, ob es wirklich erhellend ist. In der Mitte haben wir ja eine Kette von "verschobenen" Sextakkorden. Man könnte es als Fauxboudon-Modell deuten. Info s. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Fauxbourdon
Das ist ja ein ähnlicher Fall bei Quintfallsequenzen, die in Funktionen geschrieben eigentlich nicht viel Sinn ergeben.
 
... dieser miese hinterlistige Teufel hat aus einem lieben F-dur Dreiklang einen schauerlichen f-moll Dreiklang gezaubert...
Vom Wort her hast Du natürlich Recht, aber meines Wissens würde man seltenst bei Terzen von Alterationen sprechen, da sie ja die Säule der Harmonie darstellen. Wenn man sie verändert, dann ist ja quasi der gesamte Akkord perdü....
Siehe das teuflische Beispiel. Bei Dominanten bekräftigen die Alterationen von Quinten und Co doch erst den Charakter des Akkordes, fahren ihn aber nicht in den Hades.
 

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