Was übt/spielt ihr gerade?

Und zur Musik der Indigenen Amerikas gibt es im Rätsel-Faden ein paar Einträge, die ich hier noch einmal zusammenfasse:

- Busonis Indianischer Tagebuch: Busonis Indianische Fantasie:- Paul Höffers Indianer-Suite,
- aus Natalie Curtis "The Indian's Book" bzw. "Songs of Ancient America"
Wobei diese Veröffentlichungen in der Regel nur Melodien und Motive (es gibt ja meist auch nur das) aufgreifen und sie eigenständig weiterentwickeln oder einfach nur mit einer simplen Begleitung versehen. Das eine wie auch das andere hat bei Volksmelodien ja eine lange Tradition. Bei Troyer handelt es sich um eine Transkription des Originals. Da fragt man sich, ob er schon mit einer Aufzeichnung gearbeitet hat. Ähnlich gelagert ist Farwells Navajo War Dance. Über dieser Musik hängt ja wie ein Damoklesschwert eine martialische Funktion. Kurz gesagt: Wenn das von den Indigenen original realisiert wurde, gab es hinterher ein Gemetzel. Kann man das mit einem Klavierstück vermitteln? Das ist sicher keine verklärende Indianerromantik. Im Grunde passen diese Stücke nur in sehr spezialisierte Programme. Sie müssen auch erklärt werden.
Das ist bei Busoni sicherlich anders. Busoni ist ja einer von den Komponisten, deren melodisches Talent leider etwas begrenzt war, und die besser fuhren, wenn sie Melodien aus anderen Kontexten verwendeten (gibt's bei anderen auch, z.B. Max Bruch). Der technische Anspruch ist hier sowieso höher. Die sogenannten Klavierschulbearbeitungen interessieren mich eigentlich nicht.
 
Versuche mich an einem Stück, was schon länger auf der Wunschliste stand. Tee Time von Woody Goss. Erstes Ziel ist fehlerfreies Spiel bei Tempo 80 bpm. Dann schaue ich mal, wie weit ich komme. Die Studioversion bringt es auf 140, das ist ziemlich wild. Im Madison Square Garden hat Goss es mit ca. 123 bpm gespielt, und mir gefällt das eigentlich besser, weil es nicht so gehetzt klingt. Ok, ist vielleicht 'ne Ausrede weil mir die 140 unerreichbar scheinen :lol:.
 
Ich versuche mich gerade an CPE Bachs Solfegietto in c-Moll.
Ein sehr interessantes Wechselspiel der Hände ... es ist garnicht so einfach, das so zu spielen, dass es klingt wie eine durchgehende Melodie.

Naja, die Noten habe ich nun drin und auch die Fingersätze schleifen sich langsam ein (will sagen, ich benutze seltener "falsche" Finger für richtige Töne und habe weniger "Finger-sortier-Pausen" drin).

Die Geschwindigkeit ist noch so ein etwas anderes Ding.
Über meinen Noten steht "Prestissimo" ... allerdings ohne Angabe eines Notenwertes.
Einige Fragen in die Runde:
Sind damit die Viertel gemeint?
Hat CPE Bach mit "Prestissimo" tatsächlich die auf meinem Metronom angegebenen 200+ bpm gemeint?
Oder bedeutet das eher so ein "gib mal ordentlich Gas" ohne festes Tempo-Intervall?

Ein Gedanke dazu:
Ich habe einige Aufnahmen des Stückes gehört. Viele spielen es in etwas über einer Minute ... manche brauchen aber auch anderthalb (und das finde ich fast zu langsam). Eine Aufnahme habe ich gefunden, die ist mit Vor- und Nachlauf gerademal 45 Sekunden lang ... das klingt so dermaßen gehetzt, dass ich es nicht mehr als schön oder musikalisch empfinde ... das ist nur noch virtuos (ich habe echt drauf gewartet, dass der am ende aufspringt, die Hände in die Höhe reißt und "erster" skandiert).

Wie schnell würdet ihr das spielen wollen, wenn ihr es spielen wolltet?
 
Wie schnell würdet ihr das spielen wollen, wenn ihr es spielen wolltet?

Idealerweise so schnell, dass es sauber, schlüssig, dynamisch und insgesamt rhythmisch klingt, Du Dich aber nicht verkrampfst oder ähnliches. Lieber etwas langsamer, dafür gut, als schnell und "hudelig".
Tut mir leid, kann keinen besseren Tipp geben, denn ich weiß ja nicht, wie Du spielst.

Edit: Ich hatte einen Schüler, der sich das selber beigrbracht hatte, und da ohne Sinn und Verstand "durchraste". Als ich ihm gezeigt habe, wie das aufgebaut ist, auf was man achten muss, Dynamik etc. hat er es verstanden. Und dann sogar etwas langsamer gespielt, aber sehr ausdrucksvoll.
 
CPE Bach mit "Prestissimo" tatsächlich die auf meinem Metronom angegebenen 200+ bpm gemeint?
Oder bedeutet das eher so ein "gib mal ordentlich Gas" ohne festes Tempo-Intervall?
Wann wurde das Metronom erfunden?
Kann CPE Bach die - unter uns unsinnigen!! - Zuordnungen auf modernen Metronomen gemeint haben, als er Prestissimo schrieb?
 
Ich danke euch für eure Meinungen ... ich werde mich beim Solfeggietto wohl auch daran orientieren, wie es mir am besten gefällt.
Idealerweise so schnell, dass es sauber, schlüssig, dynamisch und insgesamt rhythmisch klingt, Du Dich aber nicht verkrampfst oder ähnliches. Lieber etwas langsamer, dafür gut, als schnell und "hudelig".
Ich habe noch absolut keine Ahnung, wo ich entspannt in ein oder zwei Wochen sein werde, aber momentan brauche ich noch gut 2 Minuten für einen Durchgang. Mir ist das persönlich etwas zu langsam ... aber ich weiß, dass man Geschwindigkeit nicht erzwingen darf.
Tut mir leid, kann keinen besseren Tipp geben, denn ich weiß ja nicht, wie Du spielst.
Dafür musst du dich nicht entschuldigen ... ist doch normal so.

Ich bin zwar auch Autodidakt, aber ich höre ziemlich genau hin.
Meist suche ich mir Stücke aus, die mir gefallen ... und die gefallen mir meist in einigen Versionen, die es bei YT gibt ... also höre ich, wie es z.B. bei Richter, Lang-Lang, Gould oder Lisitsa klingt ... daran orientiere ich mich dann auch beim langsamen Üben.
Im Grunde versuche ich einfach, Pianisten und ihren Klang bei einem bestimmten Stück zu imitieren ... zumindest Anfangs, weil daraus nach und nach (im Laufe der Jahre) dann eben eine eigene Interpretation wird.

Soweit bin ich beim Solfegietto aber noch lange nicht ... ich habe das erst seit knapp einer Woche am Wickel. Da geht es noch darum, ohne Stocken durch zu kommen und in einem Tempo, wo das bereits geht, auf Dynamik, Betonungen etc. zu achten.
Ich kenne mich ... das baut sich langsam immer weiter aus ... in ein paar Monaten (evtl. auch Jahre) werde ich wahrscheinlich da sitzen, und mir denken: "das war zwar sauber ... für meinen Geschmack aber eigentlich etwas zu schnell".
 
Update ein halbes Jahr später (wie die Zeit vergeht!):
Inzwischen kamen noch Beethoven, Bagatelle 33/6 und Oginski, Polonaise a-moll hinzu. Mit der Kabalewskij-Wiederholung bin ich soweit durch, nun kommt als altes Stück Mendelssohn Bartholdy, Lieder ohne Worte 30/3 an die Reihe. Als nächstes Stück einer Komponistin habe ich Amy Beach, Scottish Legend 54/1 ins Auge gefasst. Auswendig versuche ich jeweils 10 Stücke warm zu halten, kommt ein neues hinzu, wird ein anderes aussortiert. Vorspielreif sind sie aber noch nicht...
Update - seither in Arbeit bzw. ins Repertoire aufgenommen:

Edvard Grieg, Lyrische Stücke Op. 12, Nr. 1 Arietta
Aram Chatschaturjan, Andantino c-Moll
Reinhold Glière, Acht leichte Stücke für Klavier, Op. 43, Nr. 7 Arietta d-Moll
Louise Farrenc, Vingt-cinq études faciles, Etüde C-Dur Op. 50 Nr. 1

Vierhändig: Ludwig van Beethoven, Sonate D-Dur, Op. 6, I Allegro molto, Secondo Part

In der Wiederholung von früher sind die „leichtesten“ fünf Kinderszenen…
 

Zuletzt bearbeitet:
Das habe ich auch sehr bewusst wahrgenommen. :-) Da ich 15,1 (meiner Meinung nach und für meine Verhältnisse) ganz passabel hinkriege, interessiert mich einfach, an welche ich mich ggf. noch ran wagen könnte. Danke für die Konkretisierung.
Habe eben nochmal nachgeschaut bei Wolters, neue Zeile heißt eine Stufe schwieriger:
15,1
15,6
15,2/4/6/8
15,5/7/9
15 ganz
(6 kommt tatsächlich zweimal vor)
 
Ich will jetzt nicht behaupten, dass op. 15,1 superschwer ist, ABER es ist doch merkwürdig, dass man dieses Stück fast nie auch nur korrekt gespielt hört. Schön und etwas geheimnisvoll (fremd!) noch seltener!
Es handelt ja ganz offensichtlich um ein Stück für 3 Hände (Bass, Triolen-Begleitung und Melodie) und fieserweise müssen die beiden Daumen die zweite und dritte Triole superleise, deutlich und gleichmäßig spielen!
Um nur einen typischen Fehler zu benennen: fast alle Interpreten spielen (absichtlich oder unabsichtlich) die letzte Triolennote des zweiten Taktes zu laut und damit als (falschen!!!) Melodieton.
 
Um nur einen typischen Fehler zu benennen: fast alle Interpreten spielen (absichtlich oder unabsichtlich) die letzte Triolennote des zweiten Taktes zu laut und damit als (falschen!!!) Melodieton.
Nanu ... haben die alle ihren rechten Daumen nicht unter Kontrolle?
.... ich versteh's nicht.
Vielleicht liegts bei mir ja auch nur daran, dass ich bei dieser Mittelstimme immer daran denken muss, wie man einen 3/4-Takt dirigiert (eine große und zwei kleine Bewegungen).
Ich konzentriere mich mittlerweile darauf, sogar den Bass und die erste Triole unterscheidbar laut zu spielen, und das finde ich auch etwas schwieriger, als einen Ton, der sogar alleine angeschlagen wird "superleise" zu spielen.
Wie gesagt ... ich verstehe es nicht.
 
Ich will jetzt nicht behaupten, dass op. 15,1 superschwer ist, ABER es ist doch merkwürdig, dass man dieses Stück fast nie auch nur korrekt gespielt hört. Schön und etwas geheimnisvoll (fremd!) noch seltener!
Es handelt ja ganz offensichtlich um ein Stück für 3 Hände (Bass, Triolen-Begleitung und Melodie) und fieserweise müssen die beiden Daumen die zweite und dritte Triole superleise, deutlich und gleichmäßig spielen!
Um nur einen typischen Fehler zu benennen: fast alle Interpreten spielen (absichtlich oder unabsichtlich) die letzte Triolennote des zweiten Taktes zu laut und damit als (falschen!!!) Melodieton.
Da sagst Du was Wahres. Ich habe 15,1 jetzt seit 3 Jahren in der Wiederholung und kann immer noch nicht alles so ausführen, wie ich möchte. Der typische Fehler war mir nach einiger Zeit immerhin selbst aufgefallen. 😅 Ein Stück, das sich nicht erschöpft und nicht langweilig wird!
 
Alegretto und Trio in AS Dur von Schubert. Gerade das Trio hats in sich, die Melodie raus zu arbeiten
 
Ich habe auch gerade noch zwei überbundene Noten entdeckt, die mir bisher entgangen waren ... (das g am Anfang von Takt 6, bzw. 20
Ähnliche Notierungen gibt es bei Schumann häufiger, u.a. auch in der Arabeske op. 18 und in der Kreisleriana. Mir stellt sich da folgende Frage: es ist eindeutig eine polyphone Notierung: Der Baß hat die beiden übergebundenen Viertel g, die Mittelstimme hat die gleichmäßigen Triolen. Wenn das erste Triolenachtel in T. 6 nicht angeschlagen werden soll, müßte es doch als Pause notiert sein. Bei Bach (ok, anderes Jahrhundert) werden Haltetöne erneut angeschlagen, wenn sie in einer anderen Stimme auftauchen. Gibt es irgendwelche Quellen, die belegen, daß es in der Musik des 19. Jhs. anders gehandhabt wird?
 

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