Was tun mit nicht übenden und wenig begabten Schülern - außer rausschmeißen??

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Jeanpaul5

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11. Feb. 2011
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Ich habe zur Zeit eine Schülerin (9 Jahre), die fast immer unvorbereitet oder fast unvorbereitet in den Unterricht kommt. Sie ist außerdem nicht mit einer besonders schnellen Auffassungsgabe im musikalischen Bereich gesegnet - das hängt natürlich z.T. auch mit der geringen Beschäftigung mit der Materie zusammen.
Manchmal muss sie auch zweimal die Woche kommen, weil ihr großer Bruder nicht in den Unterricht kommen kann, und die Eltern das gezahlte Unterrichtshonorar nicht verfallen lassen wollen :-)
Für mich wie für sie endlose 45 Minuten - eine Tortur.
Ich übe dann halt einfach mit ihr, wozu sie sonst wegen zu chaotischer Familienverhältnisse (Wohlstandsverwahrlosung: Eltern beide mehr als vollbeschäftigt als Arzt bzw. als Steuerberaterin, Kind oft bei den Großeltern und mit täglich anderen Hobby-Terminen beschäftigt) nicht oft kommt.
Mit den Eltern habe ich schon geredet, aber das bringt nicht viel.
Ich spüre bei ihr ein mäßiges, aber eben ein vorhandenes Interesse an einer musikalischen Beschäftigung.
Ich frage mich, was ich außer dem Mit-Ihr-Üben noch abwechslungsreiches im Unterricht machen könnte. Ab und zu machen wir ein Notenlesespiel mit Smarties.
Ich habe mit ihr auch schon wieder Schritte zurück gemacht zu einstimmigen Stücken auf beide Hände verteilt - was sie also fast vom Blatt spielen kann. Aber da sie auch rhythmisch oft durcheinander kommt, gibt es selbst da immer noch etwas zum "üben", bis einige Stellen klappen.
Ich werde in diesem Unterricht immer gaaaanz müde, weil es so anstrengend ist.
Dabei würde ich ihr gern einen netten, schönen Unterricht bieten, der vielleicht auch Lust macht zum häufigeren Üben. Aber mir fehlt einfach die Fantasie...
Was ich von euch bräuchte sind einfach gute Tipps für solche Art von Schülern, die ihr ja sicher auch kennt.
Ich behalte diese Schüler einfach deshalb, weil ich von dem Geld leben muss, und mir begabtere Schüler nicht unbedingt reihenweise die Tür einrennen - aber ich habe sie zum Glück auch - in der Mehrzahl!
 
Hallo Jeanpaul5,

anhand einiger Äußerungen kann ich mir als Außenstehender recht schnell ein Bild von einer Problematik machen, die in vielen Bereichen anzutreffen sein dürfte. Aufgrund eigener Erfahrungen und der Gewohnheit, selbstkritisch an künstlerischen Inhalten und deren Vermittlung zu arbeiten, konfrontiert sich manche Lehrkraft schnell mit der Schuldfrage: Warum bin ich nicht in der Lage, mein Gegenüber für das Musizieren zu motivieren? Nun ist Motivation ein Phänomen, das auf gegenseitigem Geben und Nehmen beruht: Aufgabe der Lehrperson ist es natürlich, Interesse am Unterrichtsgegenstand (Klavier spielen lernen) zu wecken. Wo aber nichts ist, kann auch nichts geweckt werden.

"Ich habe zur Zeit eine Schülerin (9 Jahre), die fast immer unvorbereitet oder fast unvorbereitet in den Unterricht kommt. Sie ist außerdem nicht mit einer besonders schnellen Auffassungsgabe im musikalischen Bereich gesegnet - das hängt natürlich z.T. auch mit der geringen Beschäftigung mit der Materie zusammen."
Die Schülerin befindet sich damit im Grundschulalter. Wenn die künstlerische Begabung nicht überdurchschnittlich stark ausgeprägt ist, kann der Lehrer allein die Aufgabe nicht abdecken, zu vermitteln, wie man richtig lernt. Ohne Regelmäßigkeit und kontinuierliches Vor- und Nachbereiten wird es von Stunde zu Stunde, von Woche zu Woche keine nennenswerte Weiterentwicklung geben. Weil es ohnehin keine großen Fortschritte und Erfolgserwartungen gibt, stagniert die Leistungsbereitschaft auf dem niedrigen Niveau - es stellt sich dann nur die Frage, wann einzelne oder alle beteiligten Personen diese trostlose Art der Freizeitgestaltung so satt haben, dass das Unterrichtsverhältnis beendet wird. Da sind die Eltern einfach zur Mitarbeit aufgerufen, das Kind zu mäßigem, aber wenigstens regelmäßigem Üben anzuhalten. Du schreibst: "Mit den Eltern habe ich schon geredet, aber das bringt nicht viel" - auch über die Notwendigkeit, am Lernfortschritt des Kindes Interesse zu zeigen? Ähnlich, wie es sie interessieren sollte, ob die in der Schule aufgegebenen Hausaufgaben auch wirklich erledigt werden, sollte sie das Weiterkommen ihres Kindes an den Tasten nicht gleichgültig lassen. Aber vermutlich liegt hier der Kern des gesamten Problems.

"Für mich wie für sie endlose 45 Minuten - eine Tortur.
Ich übe dann halt einfach mit ihr, wozu sie sonst wegen zu chaotischer Familienverhältnisse (Wohlstandsverwahrlosung: Eltern beide mehr als vollbeschäftigt als Arzt bzw. als Steuerberaterin, Kind oft bei den Großeltern und mit täglich anderen Hobby-Terminen beschäftigt) nicht oft kommt."
Zur Tortur wird diese Konstellation aufgrund der grundverschiedenen Einzelinteressen:
  • Die Eltern sind viel zu sehr mit sich selbst und ihren beruflichen Aufgaben beschäftigt. Das Betreuungsproblem wird durch ständig wechselnde beschäftigungstherapeutische Angebote nur scheinbar gelöst. Mal die Kinder bei den Großeltern "parken", dann mal ein Stündchen Klavierunterricht, anschließend zur Reitstunde, dann ab auf den Tennisplatz... - alles irgendwie und ohne wirkliche Nachhaltigkeit
  • Das Mädchen selbst wird einer Reizüberflutung in ständig wechselnder Umgebung ausgesetzt. Wirklich tiefgehende, motivierende, prägende Erfahrungen fehlen offensichtlich. Auch hier sind die Eltern gefordert: Ich kenne viele Ärzte, Steuerberater und andere Freiberufler, die sich offensichtlich besser zu organisieren wissen
  • Die Eltern sollten sich darüber im klaren sein, ob es um oberflächliches Bespaßen und Beschäftigen ihrer Kinder geht oder ob das Erreichen von Zielen ihrem Kind mitunter recht willkommen wäre - immer nur viel ausprobieren und nichts weitermachen macht auf die Dauer jedes Kind frustriert und unzufrieden

"Manchmal muss sie auch zweimal die Woche kommen, weil ihr großer Bruder nicht in den Unterricht kommen kann, und die Eltern das gezahlte Unterrichtshonorar nicht verfallen lassen wollen"
Beschäftigungstherapie im Doppelpack: Einerseits ist egal, ob Bruder oder Schwester die zu bezahlende Klavierstunde wahrnehmen. Andererseits ist ebenso unwichtig, wer von beiden angehalten ist, die bezahlte Zeit abzusitzen - Hauptsache versorgt und mit irgendetwas beschäftigt.

"Ich werde in diesem Unterricht immer gaaaanz müde, weil es so anstrengend ist. Dabei würde ich ihr gern einen netten, schönen Unterricht bieten, der vielleicht auch Lust macht zum häufigeren Üben. Aber mir fehlt einfach die Fantasie..."
Anstrengend ist das extreme Missverhältnis zwischen gegenseitigem Geben und Nehmen im Unterrichtsalltag: Die Lehrkraft investiert Unmengen an Lebensenergie und Tatkraft, um auf der Gegenseite ein wenig Interesse zu wecken. Dort wartet man in Seelenruhe, was als nächstes kommt, ohne besonders interessiert mitzuarbeiten. Dabei gibt es Parallelen zwischen der Tätigkeit eines Arztes und der Notwendigkeit des Patienten, bei der gerade durchgeführten Therapie aktiv mitzuarbeiten. Schüler, die keine Hausaufgaben machen, sind wie Patienten, die ärztliche Verordnungen ignorieren, einfach medizinische Anwendungen schwänzen, Medikamente nicht einnehmen etc. - eine Argumentationshilfe?

Da diese chaotischen, unstetigen und ziellos wirkenden Strukturen alle Familienmitglieder nachhaltig erfasst haben und deren gesamten Tagesablauf prägen, wirst Du im Alleingang mit einer allwöchentlichen Klavierstunde kaum ein nennenswertes Gegengewicht schaffen können - das ist Deiner Situationsbeschreibung schonungslos eindeutig zu entnehmen.

"Ich behalte diese Schüler einfach deshalb, weil ich von dem Geld leben muss, und mir begabtere Schüler nicht unbedingt reihenweise die Tür einrennen - aber ich habe sie zum Glück auch - in der Mehrzahl!"
Mit diesem Fazit gibst Du Dir die Antwort ja selbst: Solche Schüler brauchen das durch eine Lehrkraft gewährleistete Aufbewahrt Werden (Konservatorium = Bewahranstalt) - und Du siehst Dich als auf das Geld angewiesen sein an. Für die beiden Parteien im Unterrichtsverhältnis ergeben sich folgende Konsequenzen:
  • Schüler und Eltern akzeptieren, dass so kein nennenswertes Fortkommen am Instrument zu erwarten ist. Wenn die Aversion gegen diese de facto unproduktive Form der Freizeitgestaltung stark genug ist, wird irgendwann der Klavierdeckel für immer zugeklappt
  • Die Lehrkraft macht Dienst nach Vorschrift, kassiert illusionslos das Honorar und wartet auf bessere Zeiten, in denen sich begabterer Nachwuchs einstellt - dann kann sie ihre "hoffnungslosen Fälle" in die Wüste schicken...

"Was ich von euch bräuchte sind einfach gute Tipps für solche Art von Schülern, die ihr ja sicher auch kennt."
Auf die Dauer kann man solche Konstellationen nur bei allseitiger Bereitschaft ertragen, sich auf einen künstlerisch ganz niedrigen gemeinsamen Nenner zu einigen: Viel plaudern statt zu spielen, die Smarties-Dose bis zum Rand füllen und bis zum Stundenende leer futtern, die neueste DSDS-DVD vorführen - äh, nein, Spaß beiseite: Entweder bietet die Lehrkraft die gewünschte unambitionierte Beschäftigungstherapie an oder eben nicht. Übrigens rauben unerfreuliche und aus eigener Kraft nicht zu ändernde Unterrichtsverhältnisse eine Menge Energie, die bei begabteren Kandidaten besser aufgehoben wäre. Ob die sonst fehlenden ca. 150 € monatlich oder die allwöchentliche "Tortur" mehr Schmerzen verursacht - diese Entscheidung kannst Du leider nur selbst treffen, meint

Rheinkultur
 
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Hast Du es schon mit einem Verstärkersystem versucht?
Oder besorge der Kleinen ein Aufgabenheft mit der Möglichkeit die Übezeit einzutragen und lasse diese dann von den Eltern abzeichnen. Am besten sagst Du, dass das Aufschreiben nur der eigenen Kontrolle dient um zu sehen wie viel man pro Woche schafft damit Du die Hausaufgaben daran anpassen kannst. Du kannst es dann auch gleich sportlich angehen und dem Mädchen eine Belohnung in Aussicht stellen wenn sie es geschafft hat eine best. Zeit pro Woche zu üben.
Ganz wichtig: Ziele müssen sichtbar UND erreichbar sein! Sie wird nicht von heute auf morgen ihr Verhalten ändern. Etappenziele könnten sein: 3x/Woche üben (egal wie lang, wichtig ist das anfangen), 3x/Woche in drei aufeinanderfolgenden Wochen üben (für Übeverweigerer richtig schwer), insgesamt 40 Min. Übzeit in einer Woche schaffen....
Wenn Du dann noch herausfindest was sie gerne mag wird sich der Erfolg schnell einstellen. Jeder Mensch hat seine Schwächen für irgendetwas. Manche mögen Süßkram, andere Sticker und sehr viele reagieren auch nur auf Lob. Ein gutes Wort hilft mehr als drohen und schimpfen.
Über die Wochen in denen sie zweimal erscheint würde ich mich an Deiner Stelle eher freuen, so übt sie wenigstens zweimal mit Dir.
 
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......................
 
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Du könntest ihr ein paar Stücke vorspielen. Etwas, was du selbst gern spielst. Dann sind die 45 Minuten auch für dich besser erträglich. Oder das Innenleben deines Instruments zeigen.
Oft ist es doch so, dass Schüler in den Unterricht kommen, die gar nicht wissen, was alles man mit dem Klavier machen kann, da sie zu Hause nicht den nötigen Hintergrund haben.
 
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Hast Du es schon mit einem Verstärkersystem versucht?
Oder besorge der Kleinen ein Aufgabenheft mit der Möglichkeit die Übezeit einzutragen und lasse diese dann von den Eltern abzeichnen. Am besten sagst Du, dass das Aufschreiben nur der eigenen Kontrolle dient um zu sehen wie viel man pro Woche schafft damit Du die Hausaufgaben daran anpassen kannst. Du kannst es dann auch gleich sportlich angehen und dem Mädchen eine Belohnung in Aussicht stellen wenn sie es geschafft hat eine best. Zeit pro Woche zu üben.
Mein Kalauer mit der Smarties-Dose bezog sich auf etwas, was in Richtung Verstärkersystem gehen könnte (Lernen gegen Belohnung). Richtig, wenn man sich im klaren darüber ist, auf dieses Unterrichtsverhältnis aus wirtschaftlichen Gründen nicht verzichten zu können, sollte man es sich möglichst für alle Beteiligten angenehm gestalten. Deine und Nicas Vorschläge sind sicherlich in diesem Sinne hilfreich.

Freilich besagt der Aufenthalt am Instrument nichts über den Nutzen des Übens an sich. Da bleiben in der Tat die Eltern gefordert, die sich auch einen Überblick verschaffen über das, was in welcher Weise mit welchem anzustrebenden Resultat geübt werden soll. Ein Gefälligkeitstestat, um die Lehrkraft friedlich zu stimmen, ist sicherlich weniger wert als der Eindruck in der Klavierstunde, das Mädchen hätte wirklich zwischenzeitlich Fortschritte gemacht. Vielleicht lohnt sich der Einblick in das folgende Dokument als Grundlage für eigene Überlegungen: Lernen, was ist das eigentlich?

Ich erinnere mich sogar aus meiner eigenen Anfängerzeit (bald vier Jahrzehnte her) an die Existenz einer Schallplatte mit einem Hörspiel: Ein Junge namens Peter möchte Flöte spielen, hat aber keine Lust zu üben. Allerlei Erlebnisse bringen ihn schließlich zu der Einsicht, dass ohne die Bereitschaft zu üben kein Erfolg zu erwarten ist.

Da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, wäre die Möglichkeit, die Eltern als Unterstützer mit ins Boot zu bekommen, besonders wünschenswert. Ansonsten bleibt das ziemlich ziellose Herumspielen auf anspruchslosem Niveau wirklich nur eine Art von Beschäftigungstherapie, mit der sich alle Beteiligten zunächst arrangieren können, bei der sich aber die allseitige Begeisterung doch sehr in Grenzen halten dürfte. Es wäre ja schon ein Anfang, wenn die Eltern die ersten und letzten fünf Minuten einer Stunde mit anhören könnten und miterleben, dass in so einer Stunde wirklich etwas Produktives zustande kommt. Oder wird das Mädchen nur hastig ins Musikzimmer geschubst und nachher ebenso hastig wieder an die Hand genommen und zum nächsten Termin gekarrt?

LG von Rheinkultur
 
Liebe JeanPaul5,

um dieses Thema umfassend zu beantworten, müsste man viele Seiten schreiben. Dazu fehlt mir leider die Zeit. Fest steht: du hast ein Problem, denn du findest den Unterricht anstrengend und öde. Es besteht - wie Rheinkultur sehr treffend formuliert hat - ein extremes Missverhältnis zwischen Geben und Nehmen zu deinen Lasten. Ob die Schülerin ein Problem hat, wissen wir gar nicht. Es kann sein, dass sie sich mit ihrem wohligen Nichtüben arrangiert hat, es kann auch sein, dass es irgendwo ein massives Problem gibt.

Solche Situationen machen unsicher: als Lehrkraft weiß man nicht, welchen Anteil man nun an der mangelnden Motivation hat. Manchmal neigt man als engagierte Lehrkraft zu sehr dazu, Gründe dafür hauptsächlich bei sich selbst zu suchen. :p

Fest steht, dass über kurz oder lang das Übeverhalten der Schülerin zur Beendigung des Unterrichtsverhältnisses führen wird. Ich bin mir nicht sicher, ob dies deiner Schülerin und auch ihren Eltern wirklich klar ist. Daher wäre eines der Mittel, die ich wählen würde, ein Gespräch mit der Schülerin, in dem ich ihr mitteile, dass ich ein großes Problem mit dem Verlauf des momentanen gemeinsamen Unterrichts hätte. Da sie selten oder nie üben würde, müsste ich im Unterricht ständig das Gleiche machen. Ich fände das extrem anstrengend und langweilig und hätte im Moment schon gar keine Lust mehr auf den gemeinsamen Unterricht.

So konfrontierst du sie mit deiner Wahrnehmung. Das sollte in ruhiger, freundlicher, wertschätzender, aber sehr klaren Form geschehen und es wäre spannend zu sehen, wie sie reagiert. Man kann halt so oder so mit Schülern reden. Wie schon oft hier im Forum erwähnt :D, bevorzuge ich bei wirklichen Problemen diese Variante. Das Ziel einer solchen Gesprächsführung ist es, gemeinsam mit dem Schüler eine Lösung des Problems zu finden, woran der Schüler den entscheidenden Anteil haben sollte. Wenn es anfangs mit deiner Schülerin diese Probleme nicht gab oder andere positive Erfahrungen aufgetreten sind, würde ich ihr die auch rückmelden.

Deiner Schülerin sollte also klar werden, dass der Unterricht viel variabler, lebendiger und interessanter sein würde, wenn sie ihren Anteil (Üben...) dazu beiträgt. Um dieser Aussage gleich die Praxis folgen zu lassen und ihr einen kleinen Einblick zu geben, könntest du mit ihr verschiedene Dinge probieren (Liste unendlich), die auch mögliche Lücken an der Basis beheben könnten:

1. Vierhändig vom Blatt spielen (sehr einfache Sachen im 5-Tonraum/unisono wie Diabelli, Godowsky ......., evtl. eine Hand weglassen)

2. Lieder nach Gehör spielen, die sie mag (evtl. auch Weihnachtslieder), und begleiten, auch vierhändig

3. Notenlesespiele

4. Rhythmusspiele (gerade, wenn sie noch rhythmische Schwierigkeiten hat)

5. Improvisationen (ein schönes Buch auch für die vorherigen Punkte ist Tastissimo - Ideen Spiele Anregungen von Janett Seraina Hool Dieter portofrei im Stretta Noten Shop kaufen (innerhalb Deutschlands) )

6. evtl. mit einer anderen Schülerin (vielleicht hast du gerade eine passende), die im Anschluss oder vorher ihre Stunde hat, einen Teil (15 min. .....) gemeinsam Unterricht machen

7. ein Teil des Unterrichts sollte in diesem Stadium immer für das gemeinsame Üben verwendet werden: wenn sie lernt, dass bestimmte Herangehensweisen (kleine Abschnitte, Wiederholung, langsames Üben .......) erfolgreich sind und sie dann tatsächlich etwas kann, wird dies sie motivieren, zu Hause auch so zu üben. Dabei ihr nicht die Übeschritte vorkauen, sondern sie durch Fragen etc. zum Nachdenken bringen.

...................................

Es muss aber unmissverständlich klar sein, dass du nur dann bereit bist, dich in dieser Weise zu engagieren, wenn sie ihrerseits ihre Aufgaben erfüllt, wenn also das Geben und Nehmen in einem für dich akzeptablen Verhältnis steht. Es sollte klar werden, dass Üben dazu führt, dass man etwas kann, dass man Erfolg hat und dass sich Freude am Klavierspielen dann von selbst einstellt. Und es sollte klar werden, dass die Konsequenz, wenn alles so bleibt wie es ist, dazu führen wird, dass der Klavierunterricht erfolglos bleibt und beendet werden muss.

Liebe Grüße und viel Erfolg!

chiarina

P.S.: Übrigens finde ich einen ganz netten Vergleich, wenn es jemandem schwer fällt, sich überhaupt ans Klavier zu setzen, dass ein Flugzeug (nein, diesmal kein Auto :D ) beim Start am meisten Energie verbraucht - wenn es oben in der Luft ist, geht's fast wie von selbst. :p Beim Üben ist es oft genauso: der erste Schritt, sich ans Klavier zu setzen, ist oft der schwerste und anstrengendste. Sitzt man einmal dran, dann .......................... . Es hilft manchmal, das einfach zu wissen.
 
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Mir ging es als Schülerin früher so ... Ich konnte nicht regelmäßig zu festen Zeiten üben, wegen anderer Schul- Freizeit- etc. Terminen und mich auch nicht immer ans Klavier setzen wenn ich Zeit hatte z.b. nicht abens/ mittags wenn mein Vater Mittagspause /Feierabend hatte. Dies führte dazu das ich wenn ich dann hätte üben können es oft schlicht vergessen habe, obwohl es mir meistens spass gemacht hat wenn ich geübt habe. Erst recht spät habe ich dann aufgehört bzw. erkannt das es so nichts bringt (...oh mist gleich zum Klavier und die ganze Woche noch nicht geübt... nur noch ne halbe Stunde Zeit...) und ich Prioritäten setzen muss. Das war damals bei mir nicht das Klavier... Bei der Schülerin ist es vieleicht ähnlich wenn sie so viele Termine hat. Ich würde mal mit ihr drüber reden woran das liegt und wie wichtig ihr das Klavierspielen ist ...und ihr nahlegen/ Hifestellung geben etwas zu ändern ...wie die richtige Zeit zum üben zu finden. Oder eben evt. aufhören wenn sie das Klavierüben nicht mehr im Terminplan unterbringen kann/ will. Schließlich wird es für sie auch nur frustrierend sein, wenn ihr irgendwann bewusst wird wie wenig sie nach der ganzen Zeit Unterricht gelernt hat. Meine Lehrerin hat mir damals übrigens Klebeschnipsel zum abreißen für jeden Wochentag neben das Stück geklebt, vieleicht kannst du das mal probieren, bei mir hat es jetzt nichts gebracht aber mann sieht evt. ob sich was verbessert.
 
Vielen Dank für alle guten Ideen und Tipps!
Manche habe ich schon umgesetzt.
Das Tastissimo-Buch hatte ich schon, und nun mal wieder aus dem Regal geholt :-).
Manchmal braucht man einfach Anregungen von außen.
Also - nochmals Dankesehr!
 
Wir Lehrkräfte leiden unter der Grundprämisse, dass wir doch gefühlt zu den "Guten" gehören.
Und können nicht nachvollziehen, wenn das, was wir wollen, von der Gegenseite nicht auch so gewollt wird.
Also - sei Dienstleister.Und gib dem Affen, was er will. Gemeinsames Üben, Gespräche über Musik meinetwegen - oder auch über andere Themen.
Ansonsten auch mal abgefeimt sein - wenn die Leute Scheiße fressen wollen, kriegen sie das auch!
Oder Du nutzt jede zweite Stunde dazu, dem Mädel was vorzuspielen, das ist auch Bildung, und Du hast eine bezahlte Übestunde.

Wenn sie Dich zu sehr nervt und Du finanziell nicht drauf angewiesen bist - rausschmeißen. Hab ich letztes Jahr in einem ähnlichen Fall auch gemacht. Sowas tut auch dem Selbstwertgefühl gut.
 
Oha - 4,5 Jahre alten Zombie-Thread wiedererweckt ;)
Da haste ja noch einiges vor Dir im Forum *g*
 

Hab ja viel Zeit, immer wenn ich Schülern Übeaufgaben gebe und den Raum verlasse......:-D
 
Na, das kann ja lustig werden... Neuer Troll...
Vielleicht hat da jemand beschlossen, hier mal als Karikatur eines typischen schlechten KL aufzutreten und die Reaktionen auszutesten...
 
Was daran schlecht sein soll, nervige, nicht übende, unbegabte Schüler gern rauswerfen zu wollen, erschließt sich mir nicht. Vor allem, wenn noch fünf Interessierte (im Doppelten Sinne) auf der Warteliste sitzen.
 
Reaktionen auszutesten ist ein Hobby von mir.....

Aber im Ernst - manchmal geht es wirklich nicht anders - Abschnitt von Takt x bis Takt y auf folgende Arten üben: a) R alleine, b) L alleine, c) L+R in weiter Lage, d) ganz lagsam im ff, e) ganz langsam im pp, f) langsam staccatissimo im ff, g) dito im pp, h) legatissimo, i) mit folgenden Rhythmusvarianten etc.etc.etc.

Bei solchen Übeansätzen bleib ich doch nicht im Raum, das hör ich mir von nebenan an und gebe dann hinterher präzise Manöverkritik. Die Kids müssen ja auch lernen, wie das ist, wenn man alleine übt und nicht dauernd jemand daneben sitzt. Und wenn dann nicht geübt, sondern am Schmartfon gedaddelt wird, reiß ich die Tür auf und rufe laut rein, dass ich nix höre, ran an die Kiste, und zwar pronto!

Und bei schweren Fälllen gibt es im Wiederholungsfall auch schon Bootcampmethoden - Strafliegestütz und so. Dieser heilige Ernst der Pädagogen geht mir eh auf den Senkel, bin da aber viell auch selbst von früheren Pädagogen geschädigt...

Aber: Das ist natürlich nur für die Extremfälle, im Normalfall läuft es schon anders. (Hab grad eine schöne Dankeskarte für über 10 Jahre Unterricht von Schülereltern bekommen, zuletzt hab ich mit dem Schüler Schostakow Concertino an zwei Klv gespielt, aktuell Mozart-c-Moll-Fant. Solche Reaktionen kommen durchaus regelmäßig. Ein anderer hat just in Hannover und Lübeck die AufPrüf bestanden; aber auch Eltern von 5jährigen Schülern sind i.d.R. zufrieden. Also, immer nur schlechtgelaunt rumbrüllen geht natürlich nicht, gelt.) Und wenn dann ein Schüler plötzlich entdeckt, dass man mit differenzierten Handgelenks- Armbewegungen ganz andere Klänge hervorbringen kann, staunen die schon.

Wie sagte mein alter Geschichtslehrer (ein begnadeter und beliebter Pädagoge): Ich mache ein Angebot, wenn das aufgegriffen wird, gut, wenn nicht, muss man die Konsequenzen tragen. Sprich, schlechte Noten.
Dieses Rumwühlen in den Schülerpsychen, ob man nicht irgendwo einen Motivationshaken findet, an dem man ansetzen kann, finde ich etwas schräg, das ist nicht nicht mein Job. Intrinsische Motivation wird m.E. etwas überbewertet. Da bin ich knochenkonservativ. Und ein Verfechter der Anstrengungskultur. (Komisch, im Sport ist sowas kein Problem.) Und wer das so, wie ich es mache, nicht will, kann wieder gehen. Die Richtlinienkompetenz liegt bei mir. Punkt.
 
Ich wollte mich schon immer mal als Anfänger ausgeben und bei anderen Klavierunterricht nehmen... :teufel::teufel: Wobei ich glaube dass es wirklich schwierig ist, sich absichtlich blöd zu stellen. Vermutlich genauso schwierig, wie sich absichtlich schlau zu stellen...:dizzy:
 
(Komisch, im Sport ist sowas kein Problem.)
Die Chormusik kann ein anderes Beispiel dafür liefern, dass man sich im Sport selbstverständlich engagiert und in der Musik gerne mal anstrengungslos zum Erfolg kommen will. Da kann die Sportausrüstung gar nicht edel genug sein, wenn man sich dem örtlichen Turnverein anschließt - jeder zahlt und keiner meckert. Am gleichen Ort befindet sich ein Gesangverein, dessen Mitglieder mit raubkopierten Notenblättern auf die Bühne marschieren, weil man für eine kleine Kostenumlage zur legalen Anschaffung von Originalnoten zu geizig ist und der Vorstand den Mitgliederprotest wie der Teufel das Weihwasser fürchtet. Fahren die Mitglieder privat im laufenden Jahr zum fünften Mal in Urlaub, sitzt das Portemonnaie hingegen erstaunlich locker. Abhilfe: Verbindlichkeit wie in anderen Lebensbereichen auch. Wenn nicht mitgezogen wird, kann man den Verein eben dichtmachen - wird diese Botschaft unmissverständlich kommuniziert, tut dies so manchem Verein besser als viele Skeptiker befürchten. Allerdings brauchen sowohl die organisatorische (Vorstand) als auch die musikalische Leitung (Dirigent) dazu gleichermaßen Mut und einen längeren Atem. "Sensible Künstler" lassen sich oftmals viel mehr gefallen, als ihnen gut tut.

Ein weiterer Unterschied zwischen Sport und Musik liegt darin begründet, dass im Sport der Wettkampfgedanke und die Messbarkeit von Leistungen allgegenwärtig sind. Wer dagegen etwas einzuwenden hat, wendet sich erfahrungsgemäß zeitnah davon ab, während die grüblerische Duldsamkeit vieler "Kulturmenschen" der Gegenseite suggeriert, es ginge auch so - ohne Disziplin, ohne Gemeinschaftsgeist, ohne Durchhaltevermögen... .

LG von Rheinkultur
 
Ich wollte mich schon immer mal als Anfänger ausgeben und bei anderen Klavierunterricht nehmen... :teufel::teufel: Wobei ich glaube dass es wirklich schwierig ist, sich absichtlich blöd zu stellen. Vermutlich genauso schwierig, wie sich absichtlich schlau zu stellen...:dizzy:
Habe ich mal im Ballettunterricht an einer Konkurrenz Schule gemacht. War ehrlich gesagt sehr einfach und spaßig. :teufel:
 

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