Was tun mit nicht übenden und wenig begabten Schülern - außer rausschmeißen??

  • Ersteller des Themas Jeanpaul5
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Wenn ICH Klavier spielen will, muß der Lehrer etwas für MEINE Motivation tun?

Ich glaub' es hackt!
Naja, zumindest sollte er nichts dagegen tun. Mich hat es von bis zu 5x Unterricht in der Woche und stundenlangem Üben (weil ich es unbedingt wollte) innerhalb nem halben Jahr auf gar nicht üben und ab und zu wöchentlichen Unterricht schwänzen demotiviert. Grund: Lehrerwechsel.

Vorherrschend ist der Ansatz: "es muss kindgerecht sein", und "das Kind soll Spass haben und sich entwickeln können".
Ob das die Werte sind, die ich meinen Kindern vermitteln will, weiss ich nicht.
Klingt schon etwas merkwürdig? :-)
 
Ich glaube alle Schüler , Lehrer und Eltern sollten etwas tun, um dem Kind/ Jugendlichen nicht den Spaß am Klavierspielen zu verderben. Dazu gehört, dass die Eltern die Kinder motivieren den Unterricht und den Lehrer ernst zu nehmen aber auch, dass der Lehrer merkt, wo's gerade harkt.

Wir haben damals akteztiert, als unsere Tochter mit 14 lieber Keybord in einer Musikschulband zu spielen als weiter klassischen Klavierunterricht zu nehmen. Wir sind zu jedem Konzert der Mädchenband gegangen und haben sie unterstützt, sie waren damals hier im Raum sehr erfolgreich. Leider haben die jungen Frauen nach dem Abitur sich in alle Winde zerstreut und das Projekt aufgegeben. Aber meine Tochter wird für ihr Leben all das nicht vergessen und vielleicht später ihre Freude am Klavier wiederfinden (wie viele von uns Spät-Wiedereinsteigern).

Die ältern Kinder unseres Sohnes spielen ebenfalls Klavier, ich sorge dafür, dass sie immer Noten bekommen, von Stücken, die sie interessieren. Obwohl meine Enkelkinder 400 km von uns entfernt wohnen, versuche ich immer Stücke, die sie gerade üben paralell zu erarbeiten. Wir spielen uns dann gegenseitig per Skype und Telefon die Stücke vor. Ich bin gespannt wie lange ich da mithalten kann.
 
Wir haben damals akteztiert, als unsere Tochter mit 14 lieber Keybord in einer Musikschulband zu spielen als weiter klassischen Klavierunterricht zu nehmen. Wir sind zu jedem Konzert der Mädchenband gegangen und haben sie unterstützt, sie waren damals hier im Raum sehr erfolgreich.

Die ältern Kinder unseres Sohnes spielen ebenfalls Klavier, ich sorge dafür, dass sie immer Noten bekommen, von Stücken, die sie interessieren. Obwohl meine Enkelkinder 400 km von uns entfernt wohnen, versuche ich immer Stücke, die sie gerade üben paralell zu erarbeiten. Wir spielen uns dann gegenseitig per Skype und Telefon die Stücke vor. Ich bin gespannt wie lange ich da mithalten kann.

Klasse! :-) Das sind die Omas von heute! Klaviervorspiel per Skype.

Das mit der Band kann ich übrigens gut verstehen. Unsere Söhne hatten damals eine gegründet, die leider aufgrund der von Dir genannten Gründe auch nicht mehr existieren konnte. Gecoverte und teils selbst geschriebene Songs. Und wir klassikorientierten Eltern sind brav zu den Auftritten. Kommentar eines jüngeren Kollegen von mir nach dem 2.Konzert "Na, gibt es schon Legendenbildung?" Wir haben herzlich gelacht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ICH Klavier spielen will, muß der Lehrer etwas für MEINE Motivation tun?

Ich glaub' es hackt!

Natürlich nicht.

Allerdings kann bestimmte Literatur für das Kind ein systematischer Motivationskiller sein. Bartok zähle ich mal ganz frech dazu.

Klavierliteratur ist zu reichhaltig, um ab ovo ewig-und-drei-Tage den sperrigen Mikrokosmos spielen zu lassen, wenn das Kind mit dieser Art von Literatur augenscheinlich nicht warm wird. Dann schlägt man bitteschön etwas Anderes vor, z. B. Sonantinchen. Oder das Kind findet Sonatinchen völlig unspannend, schwärmt aber für Bartok. Dann nimmt man eben Bartok.

Eine gewisse Flexibilität hinsichtlich der Literaturauswahl erwarte ich.
 
Allerdings kann bestimmte Literatur für das Kind ein systematischer Motivationskiller sein. Bartok zähle ich mal ganz frech dazu.
...
Eine gewisse Flexibilität hinsichtlich der Literaturauswahl erwarte ich.
Exakt. Die Situation eines Kindes ist eine andere als die eines Erwachsenen, der sich freiwiliig entscheidet, von seinem Geld Klavierunterricht auf eigene Verantwortung zu nehmen; außerdem sollte er über Lebenserfahrung verfügen, um mit schweren Phasen zurecht zu kommen.
Das Kind ist seinen Eltern zur Rechenschaft verpflichtet und de facto dem Lehrer untergeordnet; die Erfahrung, mit schweren Phasen umzugehen, fehlt noch weitgehend.

Wer Kinder/Jugendliche unterrichtet, muß also in der Lage sein zu motivieren; schlimmer ist noch, wenn er gar die Motivation nimmt. Eine angemessene Auswahl des Unterrichtsmaterials ist keineswegs eine hohe Anforderung.
Bei einem erwachsenen Schüler ist solche Motivationsfähigkeit des Lehrers nicht nötig, aber sicher ein sehr positives Merkmal.
@Clavica hat inzwischen ihre damalige Situation klar gestellt, so daß man ihren damaligen Lehrer nicht rausschmeißen bräuchte.
 
Leider kann man mit fast allen Kindern und Jugendlichen heutzutage nur noch Soft-Mucke im Klavierunterricht machen. Alles, was mal ein bisschen Spannung in Harmonik oder Melodik hat, ist aus der Musikschule verbannt.

In den 80ern und 90ern war das noch anders. Da gehörte es ganz normal dazu, dass man auch mal "Werke des 20.Jahrhunderts" durchnahm. Und Bartok galt da nicht als ultraschräg und ungenießbar, sondern als das, was er ist: ein gemäßigt moderner, rhythmusbetonter Komponist mit volkstümlichen Elementen.

Wenn ich heute gemäßigt modernen Jazz im Unterricht mache, dann bin ich schon der mit Abstand Modernste und Abgefahrenste in der gesamten Musikschule.

Das ist alles eine bedenkliche Tendenz, die aber irgendwie in die heutige Zeit passt. Rückwärtsgewandtheit allerorten.
 
So denken ja die meisten.

Und weil die meisten so denken, kann es ja nicht so verkehrt sein, ne?

Nein, die meisten haben schlicht keine Ahnung und sind durchdrungen vom allseitigen Konservativismus.

Ich bin kein Avantgarde-Musiker, aber dieses Phänomen geht auch mir als "gemäßigtem Jazzmusiker" mächtig auf den Keks.

Selbst Schüler, die die Aufnahmeprüfung bestanden haben und Schulmusik studieren wollen, kennen oft NICHTS aus dem 20.Jahrhundert. Wenn man denen was Entsprechendes vorspielt (z.B. als Aufnahme), verziehen die nur das Gesicht und greinen "uah, das ist GAR nicht meins..." Und so was soll dann unsere Kinder in der Schule in Musik unterrichten. Prost Mahlzeit.
 
ganz normal dazu, dass man auch mal "Werke des 20.Jahrhunderts" durchnahm. Und Bartok galt da nicht als ultraschräg und ungenießbar
,,,sind durchdrungen vom allseitigen Konservativismus. ... Ich bin kein Avantgarde-Musiker, aber dieses Phänomen geht auch mir als "gemäßigtem Jazzmusiker" mächtig auf den Keks.
Ja, da geb ich dir recht: die Moderne gehört dazu, und auch in Jazz sollte hineingeschnuppert werden. In eine gute Mischung - bei der je nach Geschmack des Schülers auch simplere Sachen überwiegen dürfen - muß das sogar mit hinein. So ein paar vereinzelte Ausflüge sollten auch Jugendliche / Kinder nicht aus der Bahn werfen - vielleicht finden sie mal Geschmack daran.
 
Meine Erfahrungen damit (auch wenn das mit dem Bartok bei mir damals nicht funktioniert hat): Ich kann mich mit sehr vielem anfreunden, wenn mir jemand hilft Zugang zu finden und ich die Zeit und Musse habe es kennenzulernen. Dann kann es eine sehr spannende Reise werden, die bleibende Eindrücke hinterlässt.
 
Nach langem "Genuss" von Bartoks Mikrokosmos muss ich zerknirscht einräumen, die Musik des 18. und 19. Jh. trotzdem lieber zu mögen.

Ich kann mir einfach nicht helfen, dass ich diesbezüglich so rückwärtsgewandt bin...

Schlimm. :cry:
 

@Barratt

Ich glaube @hasenbein ging es mehr um das Nichtkennen als das Nichtmögen. Man kann sich immer auch gegen etwas entscheiden das man kennt (z. B. Sellerie) :)
 
Ich erinnere immer wieder an den Film "Rhythm Is It", in dem dokumentiert ist, dass Unterschicht-Jugendliche, die sonst nur irgendwelchen Hiphop-Scheiß hören, begeistert eine Tanzperformance (gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern) zu Strawinskys "Sacre de Printemps" einstudiert haben.

Das sagt doch alles.
 
Ich erinnere immer wieder an den Film "Rhythm Is It", in dem dokumentiert ist, dass Unterschicht-Jugendliche, die sonst nur irgendwelchen Hiphop-Scheiß hören, begeistert eine Tanzperformance (gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern) zu Strawinskys "Sacre de Printemps" einstudiert haben.

Das sagt doch alles.

Mir fällt dazu der Film "Only The Strong" ein, mit Marc Dacascos. Dieser wird als Hilfslehrer engagiert, und viele Jugendliche, teils aus kriminellem Milieu UND Unterschicht, kommen durch die von (Dacascos als Schauspieler) vermittelte Kampfkunst Capoeira ( entstanden in den Brasilianischen sog. "Quilombos" oder noch weitaus früher, in Afrika, Wegbereiter: z.B. die "Mestres" ( Meister ) Pastinha und "Tres Pancados" Bimba ) zu einer anderen Lebensauffassung. Für Capoeira ist normalerweise Musik erforderlich, die stark rhythmisch ist, prägnantes Instrument ist die sog. "Berimbau".

https://de.wikipedia.org/wiki/Capoeira

Auf YT gibt es mehrere Beispiele, z.B. von Mestre Espirro Mirri.

LG, -Rev.-
 
In den 80ern und 90ern war das noch anders. Da gehörte es ganz normal dazu, dass man auch mal "Werke des 20.Jahrhunderts" durchnahm. Und Bartok galt da nicht als ultraschräg und ungenießbar, sondern als das, was er ist: ein gemäßigt moderner, rhythmusbetonter Komponist mit volkstümlichen Elementen.
Und wenn man sich mal vorstellt, dass er stilistisch bei den Neudeutschen angesetzt hat:



Wer als professioneller Musikvermittler ernstgenommen werden möchte, hat sich über stilistische Grenzen hinweg einfach auszukennen. So manches abfällig geprägte Klischee über die Musik nach 1900 beruht darauf, dass selbiges von irgendeiner Seite aus vorgelebt wurde.

LG von Rheinkultur
 
Ich glaube @hasenbein ging es mehr um das Nichtkennen als das Nichtmögen. Man kann sich immer auch gegen etwas entscheiden das man kennt (z. B. Sellerie) :)

Sellerie :lol:
Grübelte ich doch tatsächlich ein oder zwei Sekunden lang, ob ich von diesem Komponisten schon mal was gehört habe... :lol:

Spaß beiseite. Darum geht es aber eigentlich nicht (zumindest nicht in diesem Thread), sondern darum, wie/ob man Übemotivation von KINDERN fördern oder erfolgreich gegen Null fahren kann, u.a. auch durch die Auswahl von Literatur.

Kinder - so behaupte ich - finden den Zugang zur Musik allgemein und zu einem Instrument im besonderen eher über Literatur, zu der sie einen spontanen Zugang haben. Ganz böse und platt formuliert: die ihnen wenigstens irgendwie gefällt. Ich behaupte, Czerny-Etüden sind gefälliger als Mikrokosmos. Ein Kind, das man lange genug mit dem Mikrokosmos "gequält" hat *, feiert und preist sogar Czerny-Etüden als die Offenbarung der Musik. :heilig:

Die Literaturauswahl ist doch kein Selbstzweck, sondern gerade bei Kindern ein Mittel zum Zweck, nämlich das (nicht genialische, sondern normaldurchschnittliche) Kind bei der Stange zu halten und es dazu zu bringen, freiwillig und gern zu üben!



*
Wirklich borniert bin ich eigentlich gar nicht. Ich schwärme für Mahler und Strauss. In meiner Schallplattensammlung gibt es auch Strawinski, Ravel und weitere "Neuere". Ligeti finde ich durchaus ansprechend, de Falla, Satie, Orff usw sowieso. Seit meiner Kindheit bis zum Studium hatten meine Mutter und ich ein Opern- und Konzertabo in Mainz, später in Wiesbaden. Nicht oft, aber gewiss einmal im Jahr wurde auch Musik aus dem 20. Jh. bzw. Zeitgenössisches angeboten.

Die hiesige Premiere von Gottfried von Einems Oper "Jesu Hochzeit" in den Achtzigern geriet zu einem veritablen Skandälchen, was den Komponisten, seine Frau und den Regisseur veranlasste, sich im Anschluss der zweiten Aufführung (wo wir zufällig qua Abo zugegen waren) einer Aussprache mit fanatisch erbosten Katholiken zu stellen. Ich hatte bereits lange vor dieser Aufführung eine Gesamtaufnahme von von Einems "Dantons Tod" käuflich erworben und mich redlich bemüht, mit dieser Tonsprache warm zu werden. Die leibhaftige Anwesenheit des Komponisten in seiner eigenen Oper, der dann auch noch darüber spricht und sogar diskutiert, das hat schon einen besonderen Charme (was einem im Falle Mozart, Beethoven, Wagner & Co. leider regelmäßig verwehrt bleibt
:-(). Ehrensache, dass wir aus reiner Solidarität zu der Fraktion gehörten, die den ehrwürdigen weißhaarigen Komponisten bejubelten (auch wenn dieses Werk ... wie drücke ich es aus ... womöglich doch nicht die finale Antwort auf die Musik des 20. Jh. ist) , und nicht zur anderen, die ihn mit Schaum vor dem Mund ausbuhten.
 
Hm, irgendwie waren die Kinder, mit denen ich Musik gemacht habe, anders drauf. Mikrokosmos war nie ein Problem, und vieles andere, was wir zusammen entdeckt haben.
Natürlich entwickelt sich im Laufe der Zeit ein persönlicher Geschmack, aber ich denke, es hängt viel davon ab, wie man als Lehrende/r damit umgeht.
Mir würde ohne moderne Musik etwas fehlen. Und ich durfte in den ersten Jahren Unterricht nicht mal Bartok spielen.
 
Ich liebe diese typischen Musikerdebatten - immer schön assoziativ-mäandernd... ;-)
Motivation - die Erwartung der meisten Eltern ist, dass wir sie entlasten. Wir werden als Dienstleister gesehen, die so arbeiten, dass Eltern möglichst keinen Aufwand mehr haben, der Unterricht aber trotzdem Ergebnisse bringt. Und Stress daheim ("Hast du heute schon geühübt???") ist ein Motivationskiller nicht nur für Schüler, sondern auch für Eltern. Zu oft = Kündigung.
In der heutigen pädagogischen Debatte wird dem Faktor "intrinsische Motiavtion" ein sehr hoher Wert beigemessen."Zwang" ist völlig out.Dahinter steckt eine Sehnsuchtsprojektion von Erwachsenen, die sich im Alltag von vielen Zwängen umgeben sehen und ihren Kids das möglichst lange ("unbeschwerte Kindheit/Jugend") ersparen wollen. Auch, um notwendigen Konflikten daheim aus dem Weg zu gehen. Also sollen die Kids alles "von sich aus mit Freude" machen. Dann hat man selber nix damit zu tun, wunderbar.
Dass es sich mit Spaß an der Sache leichter lernt, ist unbestritten (Anhänger der neumodischen Neurodidaktik holen jetzt die Dopamindusche raus). Aber da das Leben nunmal kein Ponyhof ist, geht es eben darum zu lernen, wie man auch mit negativen Aspekten klarkommt.(Dazu ein schönes Buch der schweizer Pädagogin Maria Spychinger, Prof an der Musikhochschule Frankfurt/M: "Lernen ist schmerzhaft") Und ja, zuweilen zwinge ich meine Schüler dazu, sich mal mit Bach&Co (für Pubertiere in der Regel nur "bäh!") oder auch mit der Moderne zu beschäftigen. Gerade bei zeitgen. Werken sind Widerstände auf allen Seiten hoch. Nach einigen Monaten wird aber in 80% der Fälle die Neugierde und plötlzich auch der Spaß entdeckt. Vor zwei Jahren hat ein Schüler (14 Jahre) ein Werk mit rüder Faust-Tastenklopperei, Spiel mit Fingern und Schlägeln im Flügel, Tastenklappenzuhauen etc. vorgespielt. Es war mucksmäuschenstill und gab hinterher Riesenapplaus. "Spannend, sowas ist ja mal was anderes, ganz toll!" - häufige Elternrückmeldung. Wobei der "Eventcharakter" unter Berücksichtigung des optischen Erlebnisses dabei wichtig war.
Aktuell spielen zwei 12jährige vierhändig den "Nebelkanon" aus Kurtags "Jatekok". Zuerst "Häh, was'n das für'n Scheiß?", mittlerweile "Geiles Teil!". Notwendig ist aber eben ein Beharren darauf - "Das spielst du jetzt, punktum, keine Debatte!" - bei Schülern wie Eltern.
Ich selber habe keine Berührungsprobleme auch mit extremen zeitgenössischen KlimperWuchtSpielarten, da ich im Erststudium Komposition studiert hab und mich oft in Donaueschingen etc. rumtrieb.
Andererseits erstelle ich regelmäßig Arrangements für zwei Klaviere zu acht Händen. Als vor einigen Jahren meine Schüler mal ein Medley von Abba-Songs gespielt haben, gab es einige Mütter, die hinten im Saal mit glänzenden Augen tanzten.So funktioniert emotionale Kundenbindung. Und bitte - in der darauffolgenden Unterrichtsstunde dann die lang geplante Preiserhöhung (nein, -anpassung, natürlich) bekannt geben, das wird dann problemlos hingenommen, weil die Mütter noch völlig high sind: "Das war ja soooo toll, genau bei dem Song hab ich damals meinen Mann kennengelernt, hach, wie schön...!" . ;-)

Ein Kind (7 Jahre) das sichtlich nicht wollte, nie übte, dauernd Aufgabenheft und Noten vergaß, hab ich nach der Probezeit wieder rausgeschmissen.
Die üblichen Nichtübereien muss man sortieren zwischen sachorientierter Unlust (falsches Instrument? - hatte ich auch mal, nach einem Jahr Quälerei war der Wechsel auf Trompete bestens), vorübergehendem Durchhänger (so geht es mir immer mit der Steuererklärung), altersbedingter Phase oder charakterlicher Schluffigkeit. Und für sich muss man sehr kühl kalkulieren, ob man sich den Rausschmiss eines Schüler auch finanziell erlauben kann oder ob man sich weiter prostituiert.

Wir neigen dazu, uns und unsere eigene Motivation "damals" als Erwartungshaltung auf unsere Schüler zu übertragen. Aber bei weitem nicht alle sind so begabt wie wir, nicht so diszipliniert etc. Sonst würden ja alle Musik studieren. Da bildeten wir früher schon eine Ausnahme. Ich hab gerade wieder Hospitanten von der Hochschule in meinem Unterricht, die schockiert sind, wie der Alltag so läuft. Ein medaillengekrönter Hochleistungssportler erwartet ja auch nicht, dass alle seine Schützlinge vom TuS Dorfverein Europameister werden. Wir gerieren uns aber oft wie Fußballtrainer mit Bundesligalizenz, die gezwungen sind, in der Kreisliga zu arbeiten und dann über das beschissene Niveau und die schlechte Bezahlung jammern. Mehr pragmatischer Realitätssinn schon in der Ausbildung wäre hilfreich, weil desillusionierend. Ich finde auch z.B. die Seminare der EPTA oft etwas arg abghoben, Debatten über Interpretationsansätze bei Liszt haben mit meinem Unterrichtsalltag kaum zu tun. Mir selber mag es was bringen, aber der Transfer in den Alltag kann strukturbedingt kaum stattfinden.

Bin ja schon froh, wenn die Kinners überhaupt ihre Finger sortiert bekommen ("Wo ist das F? Ja, wooo ist das F???? Feinnnn.....)
 

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