Was ist als Lob, was als Kritik zu werten?

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Rachmaninov22

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Wenn der Lehrer abwesend in die Hände klatscht und dabei emotionslos "Bravo! Klasse! Super!" ruft, ist das dann nicht fast schon offensichtliche Kritik? :)
 
Das kommt auf die Intelligenz des Lehrers an. Je niedriger die ist, desto versteckter ist die Kritik. Du weißt ja, kleine Kinder verschwinden schon, wenn sie sich die Augen zuhalten :D
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hast Du Deinen Lehrer inzwischen gefragt?
 
Wenn der Lehrer abwesend in die Hände klatscht und dabei emotionslos "Bravo! Klasse! Super!" ruft, ist das dann nicht fast schon offensichtliche Kritik? :)

Ja, ganz sicher... wobei ein Lehrer sich solcherlei "Ironie" verkneifen sollte, da diese wohl nicht sehr konstruktiv ist.
Schließlich ist ein Lehrer ja dazu da, zu kritisieren, und um Verbesserungsvorschläge oder -anweisungen zu geben. Lob im Klavierunterricht gibt's bei uns selten, und sollte nach meiner Meinung auch selten sein.

Gruß
Klairus
 
... ist das dann nicht fast schon offensichtliche Kritik? :)
Natürlich, aber in einer Art und Weise, die ich mir höchstens im Freundeskreis gefallen lassen würde. Von einem Lehrer, für dessen konstruktive Zuwendung ich schließlich bezahle, fände ich das höchst befremdlich sowie unprofessionell, und ich würde mich umgehend nach einem besseren umschauen.
 
Es ist natürlich auch möglich, dass der Lehrer vom Können des Schülers so überwältigt war, wobei diese Reaktion dann nur zeigen würde, dass Du den Lehrer überflügelt hast...;)

Frag ihn doch mal, vielleicht hast Du die Situation ganz falsch eingeschätzt, kann ja sein...

Klavirus
 
Lob im Klavierunterricht gibt's bei uns selten, und sollte nach meiner Meinung auch selten sein.

Das sehe ich etwas anders. Auf der einen Seite bringt konstruktive Kritik natürlich viel.

Auf der anderen Seite ist man als Schüler enttäuscht, wenn man sich die Woche über den A... aufgerissen hat, viel geübt hat und Fortschritte gemacht hat. Wenn man dann statt anerkennender Worte oder Lob gleich zur Kritik schreitet, ist das aus pädagogischer Sicht nicht gerade toll.

Was in jedem halbwegs modernen Hundeerziehungsbuch oder Kindererziehungsbuch steht, kann auch für Klavierunterricht nicht schlecht sein: nämlich, dass Lob und positive Bestärkung ein unglaublich große Wirkung hat. Und zwar egal, ob für den Hund, das Kind, oder den Erwachsenen.

Daher, Lob sollte nicht selten sein, sondern oft - natürlich nur echt gemeintes Lob, wenn Fortschritte erkennbar sind.
 
ich denke es kommt auf das alter bzw. das können des klavierspielers an, wie viel kritik angebracht ist. denn wenn man ein kleines kind bzw. anfänger nur kritisiert, wird das kind die lust am klavierspiel verlieren, genauso wie der anfänger (vielleich nimmt das kind die kritik persönlich und glaubt das der lehrer was gegen ihn hat..)

hingegen ein erwachsener bzw. fortgeschrittener wird (hoffentlich) besser damit umgehen können und sie auch mehr umsetzen und schätzen.

mir persönlich hilft und motiviert (konstruktive) kritik mehr als lob, wobei ein ehrlich gemeintes lob natürlich nie verkehrt ist :p
 
Ich denke mal, wenn man als Erwachsener zu viel Lob im Unterricht bekommt und das deckt sich nicht mit meinen Leistungen, die ich ja einschätzen kann, dürfte es eher demotivierend sein.
So in dem Sinne: Vom Erwachsenen wird ja gar nicht mehr so viel verlangt, da reicht das Wenige schon!

Außerdem hat man ja ein Gespür für die Anerkennung des Lehrers, auch ohne seine (hehren) Worte.

Gruß
Klavirus
 
Also ich würde so etwas als Kritik werten; wobei man da natürlich vorsichtig sein muss, wenn man nicht dabei war und es selbst mitbekommen hat....
Für den Fall das es Kritik war, ist es allerdings recht unverschämt... In diesem Fall würde ich mir einen neuen Lehrer suchen.
 

Ich werte das als äußerst merkwürdige Äußerung- ich finde so ein Verhalten unangemessen im Klavierunterricht.:confused: Was das wohl soll???
 
Ich kann mich nur anschließen und würde so ein Verhalten sehr befremdlich finden, wobei ich der Mensch wäre, der in diesem Moment direkt nachfragen würde, ob denn alles in Ordnung sei, angesichts solcher Gefühlsregungen des Lehrers.
 
Wenn der Lehrer abwesend in die Hände klatscht und dabei emotionslos "Bravo! Klasse! Super!" ruft, ist das dann nicht fast schon offensichtliche Kritik? :)

Hallo miteinander,

Lob ist meines Erachtens ganz wichtig im Klavierunterricht. Allerdings sollte es immer ernstgemeint und berechtigt sein. Solches Lob kann enorm motivieren und den Schüler voranbringen. Ernstgemeintes Lob im Klavierunterricht ist allerdings selten uneingeschränkt, sondern geht häufig auch mit einer Kritik für andere (häufig nachgeordnete) Aspekte des Vorgespielten einher, die auf diese Weise dann wesentlich besser aufgenommen wird.

Lob im Klavierunterricht sollte auf jeden Fall immer und unbedingt ehrlich gemeint sein und nicht zu einer lapidaren nicht mehr ernst zu nehmenden Floskel verkommen.

LG

Debbie digitalis
 
Ich würde am ehesten mit Debbie Digitalis konform gehen.

Wenn das Spiel des Schülers im Lehrer etwas Positives auslöst, so daß er authentisch das Gefühl des Angetan- oder Begeistertseins spürt, dann soll der Lehrer dies natürlich auch aussprechen - es geht ja um eine ehrliche, authentische Beziehung zwischen den beiden.

In allen anderen Fällen ist Lob aber unangebracht bis schädlich, z.B. wenn der Lehrer lobt, "um zu motivieren" oder wenn der Lehrer nichts fühlt beim Spiel des Schülers, sondern nur denkt: "Dafür, daß er sonst so'n Krampen ist, hat er heute mal direkt ganz o.k. gespielt, also lobe ich ihn mal" oder "Na Gottseidank, jetzt hat er's beim 211. Mal endlich richtig gespielt".

Reinhard K. Sprenger schreibt in seinem sehr guten Buch "Die Entscheidung liegt bei dir" ganz richtig, daß Lob vor allem schädlich ist: Es teilt in "oben" (Lehrer) und "unten" (Schüler), und der Schüler spürt das; es ist leer, weil es in aller Regel nicht Substanzielles mitteilt; es verführt zu Selbstüberschätzung und falscher Bescheidenheit; es schwächt, weil vielen ohne Lob der eigene Antrieb fehlt (die sooo wichtige intrinsische Motivation wird geschwächt); es manipuliert, weil andere entscheiden, was für uns gut und richtig ist; es erniedrigt, weil der Gelobte im Grunde in eine kind-artige Rolle gerät. Zitate: "Lob engt die Handlungsfreiheit ein." - "Lob ist wie Falschgeld: Es macht denjenigen ärmer, der es empfängt." - "Lob verhindert Spaß am Tun." - "In ihrer Gier nach dem Applaus der Umwelt werden manche zwar alt, aber nie erwachsen."

Die leider extrem verbreitete Vorstellung, das Lob ein wichtiges pädagogisches "Mittel" sei, das man als guter Lehrer regelmäßig aus seinem "trick bag" zu holen habe, ist falsch und kontraproduktiv und verhindert eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung.

Etwas anderes ist natürlich, daß man nicht dauernd nur auf den Schwächen des Schülers herumreiten sollte, sondern Stärken fördern sollte. Dies geht aber ohne manipulatives "Lob".

LG,
Hasenbein
 
Klingt ziemlich extrem.
Ich könnte mir vorstellen, dass das bei sowieso bereits motivierten Schülern funktioniert, die sich selbst durch das Erlernen belobigen können.

Bei allem anderen würd ich gern wissen, wie Sprengers Kinder wohl geraten sind.
 
Nein, Lob motiviert nicht.

Lob bringt nur dazu, mehr Lob zu wollen und ohne genug Lob keine Lust mehr zu haben, weiter nichts.

Ist der Schüler nicht ausreichend intrinsisch motiviert, Musik zu machen, sollte man ihn nicht loben, sondern dafür sorgen, daß der Erlebniswert des Klavierspiels für ihn steigt und er somit wieder mit mehr Lust und Interesse spielt. (Z.B.: Stückauswahl; gute Tipps zur Übeweise und zum Hinkriegen schwieriger Stellen geben; zusammen mit dem Schüler detailliert wahrnehmen, so daß er überhaupt mitkriegt, was in der Musik alles Spannendes los ist etc.)

Das alles heißt ja nicht, daß man nichts Nettes, Positives zum Schüler sagt, im Gegenteil! Eine wirklich freundlich & zugewandt formulierte, fundierte und nachvollziehbare Kritik wird ein Schüler mühelos akzeptieren können und sich daraufhin motiviert fühlen, an Verbesserungen zu üben, weil er versteht und hört, daß die Kritik berechtigt war, und weiß, wie er zur Verbesserung vorgehen kann (und aus der Vergangenheit weiß, daß die Ratschläge des Lehrers auch wirklich funktionieren). Genau daran hapert's aber bei sehr vielen Klavierlehrern, und deswegen meinen sie, in ihrer Hilflosigkeit auf "Lob" zurückgreifen zu müssen.

LG,
Hasenbein
 
Hi, Hasenbein, nicht nur, dass Du einen wunderbaren - und vor allem merkbaren - Nick hast; Du schreibst auch sehr interessante Posts. Danke!
 

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