Ich würde am ehesten mit Debbie Digitalis konform gehen.
Wenn das Spiel des Schülers im Lehrer etwas Positives auslöst, so daß er authentisch das Gefühl des Angetan- oder Begeistertseins spürt, dann soll der Lehrer dies natürlich auch aussprechen - es geht ja um eine ehrliche, authentische Beziehung zwischen den beiden.
In allen anderen Fällen ist Lob aber unangebracht bis schädlich, z.B. wenn der Lehrer lobt, "um zu motivieren" oder wenn der Lehrer nichts fühlt beim Spiel des Schülers, sondern nur denkt: "Dafür, daß er sonst so'n Krampen ist, hat er heute mal direkt ganz o.k. gespielt, also lobe ich ihn mal" oder "Na Gottseidank, jetzt hat er's beim 211. Mal endlich richtig gespielt".
Reinhard K. Sprenger schreibt in seinem sehr guten Buch "Die Entscheidung liegt bei dir" ganz richtig, daß Lob vor allem schädlich ist: Es teilt in "oben" (Lehrer) und "unten" (Schüler), und der Schüler spürt das; es ist leer, weil es in aller Regel nicht Substanzielles mitteilt; es verführt zu Selbstüberschätzung und falscher Bescheidenheit; es schwächt, weil vielen ohne Lob der eigene Antrieb fehlt (die sooo wichtige intrinsische Motivation wird geschwächt); es manipuliert, weil andere entscheiden, was für uns gut und richtig ist; es erniedrigt, weil der Gelobte im Grunde in eine kind-artige Rolle gerät. Zitate: "Lob engt die Handlungsfreiheit ein." - "Lob ist wie Falschgeld: Es macht denjenigen ärmer, der es empfängt." - "Lob verhindert Spaß am Tun." - "In ihrer Gier nach dem Applaus der Umwelt werden manche zwar alt, aber nie erwachsen."
Die leider extrem verbreitete Vorstellung, das Lob ein wichtiges pädagogisches "Mittel" sei, das man als guter Lehrer regelmäßig aus seinem "trick bag" zu holen habe, ist falsch und kontraproduktiv und verhindert eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung.
Etwas anderes ist natürlich, daß man nicht dauernd nur auf den Schwächen des Schülers herumreiten sollte, sondern Stärken fördern sollte. Dies geht aber ohne manipulatives "Lob".
LG,
Hasenbein