Warum ist Steinway so beliebt?

In gewissem Sinne "zwingt" Steinway also die Konzerthäuser, Steinways zu kaufen, weil sonst keine Künstler mehr kommen? Ich dachte, die Steinway Artists kriegen, wenn kein Steinway zur Verfügung steht, einen geliefert!
 
Wobei A. Brendel auch in der Steinwayliste auftaucht. Die Pianisten sind also nicht gebunden.
Die letzte Gewinnerin in Warschau J. Avdeeva ist aber z.B. nicht in der Yamahaliste zu finden. Sie hatte aber einen Yamahaflügel beim Chopinwettbewerb gewählt.

Es gibt heute keine direkten vertraglichen Bindungen mehr per Steinway-Artist-Ernennung. Es ist - ich wiederhole ich mich da - nunmehr nach den Zeiten eines Anton Rubinstein, eines Ignace Paderewski, die durchaus noch materielle Vorteile hatten, mittlerweile nach Einsparungen im Concert & Artists-Programm bei Steinway in den 1930er bereits nur noch eine Art Ehre oder Auszeichnung, die über die Pianisten kommt, und die freuen sich meist. Wenn einer keine Lust hat, mit dem Flügelhersteller in Verbindung zu geraten, kann er gewiss auch dagegen protestieren und diese Ernennung nicht annehmen.

Selbst früher hatte Steinway schon fein differenziert. Ich jagte zB. ca. drei Jahre lang Informationen zu dem Flügel, den Franz Liszt von Steinway bekommen hatte, nachdem ihm der Centennial D seines Schwiegersohnes Richard Wagner sehr gut gefallen hatte. Und der schlaue Franz L dies den Cheffe William Steinway über Bande wissen ließ.

Das Signal war durchaus in New York angekommen, Franz Liszt, der jährlich auch einen neuen Bechstein-Konzerter bekam, bekam auch seinen Steinway - aaaber...

..das war kein D-Flügel. Es war ein kleinerer, kein Neunfüßer, sondern ein Siebener..

Liszt war damals schon ein alter Mann und für Steinway wohl nicht mehr so wichtig, da er nicht mehr selber auf der Bühne tastenvirtuosizierte, sondern sich als Kapellmeister etc. durchschlug und im Musikbetrieb als auf dem absteigenden Ast wahrgenommen wurde. Außerdem hatte sich gewiss die "einnehmende" Art von Franz Liszt herumgesprochen, der es nie an einem netten Brief mit lobesamen Worten an jedweden Klavierhersteller fehlen ließ...

Theo Steinweg schrieb mal seinem Bruder sinngemäß, er wünsche, er könne ein Klavier erfinden, dessen Anlieferung die Pianisten dumm mache, dann ende diese Aussaugerei der Klavierhersteller seitens der Pianisten betreffs Geld und Klavieren für lau und umme..

(Ich hatte nur angenommen gehabt, dass William einen D-Centennial an Liszt herausgerückt hatte, aber jetzt sah ich den Liszt-Steini, den ich auf meiner Fahndungsliste aller Centennials hatte, mit unbekannter Seriennummer, irgendwo angeboten..

...und es war eben KEIN D..., keine Konzerterlänge, es war ein uralter C-Vorläufer, der 85-tastige Parlor Grand II der letzten Ausführung schon mit Rim und Vollpanzerplatte, ca. 225 lang.)

= = =

Meines Wissens können die Teilnehmer des Chopin-Wettbewerbs vor Ort dann recht spontan entscheiden, auf welchem Flügel sie spielen, und sind auch im Laufe des Wettbewerbs nicht an vorige Wahl gebunden. Es stehen einfach immer mal paar verschiedene zur Wahl. Die testen sie durch, und was ihnen gefällt, wird dann in Klang versetzt. Könnte zB so gewesen sein, dass J. Avdeeva in der Endrunde den dicken Yammie spielte, zuvor aber einen anderen Flügi. Wer weiß?
 
Die Steinway-Liste soll durchaus auch mal dazu benutzt werden um einem Konzertveranstalter zu erläutern welche Pianisten nicht mehr bei ihm spielen wenn er sich bei einer Neuanschaffung für ein anderes Fabrikat entscheidet.

Steinway nun als das grosse Klavierungeheuer darzustellen ist ja schon ein dicker Hund. Diese Pianisten können alle Marken spielen, es kann auch kein Konzertveranstalter genötigt werden einen Steinwayflügel in einen Saal zu stellen. Gerade in der heutigen Zeit wo kaum noch Geld vorhanden ist, ist so eine Vorstellung ein Witz. Zudem scheint ja auch vergessen, dass es Gesetze gibt die so was untersagen. Es gibt natürlich gewisse Auflagen, die sind relativ leicht durch Absprache mit Steinway zu regeln. Schaut mal nach England dort findet man in den Konzertsaälen verschieden Marken, auch Italien , Spanien usw.
Ich glaube nicht , das Steinway Sozialhilfe an seine Pianisten auszahlen könnte:rolleyes::D:D
 
Habe ich das richtig verstanden? Steinway Artists sind also gar nicht mehr gezwungen, an einem Steinway aufzutreten?
 
Was habt Ihr eigentlich für ein Problem mit Steinway? Ich habe zwar zu Hause auch keinen, aber bei Vortragsabenden, Konzerten oder Wettbewerben habe ich mich darauf immer (!) sehr wohl gefühlt. Auch in der Schule haben wir einen (älteren) Steinway D, das ist ein tolles Instrument - sowohl für denjenigen, der spielt, als auch für die Zuhörer. Und ob ein Flügel "singt", hängt zu 99,3298% vom Pianisten ab. Bei vielen Pianisten (eigentlich: bei den meisten) singt weder der Steinway noch der Vorkriegs-Bechstein.

Ist nur meine persönliche Meinung. Aber wenn das Instrument gut ist, ist das Marketing des Herstellers doch schnurzpiepegal. Ist es so abwegig, dass viele Pianisten freiwillig einen Steinway spielen?
 
Habe ich das richtig verstanden? Steinway Artists sind also gar nicht mehr gezwungen, an einem Steinway aufzutreten?

Ja Du hast richtig verstanden. Es ist ja auch nicht logisch, Pianisten sind doch keine eintönige Ware, die spielen auch gerne mal ein anderes Instrument.
Als Beispiel Pletnev ein grosser Pianist, spielt liebend gerne einen Steinway vor dem zweiten Weltkrieg. Was ist er? ein BLÜTHNER -Artist. :p
Zu den Steinways, ich hatte vor einiger Zeit mit jemanden ein Gespräch aus dem Steinway Haus. Seine Aussage über die Steinways vor dem zweiten Weltkrieg:"Ja , das waren noch Instrumente":rolleyes::D:D
 
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Was habt Ihr eigentlich für ein Problem mit Steinway? Ich habe zwar zu Hause auch keinen, aber bei Vortragsabenden, Konzerten oder Wettbewerben habe ich mich darauf immer (!) sehr wohl gefühlt. Auch in der Schule haben wir einen (älteren) Steinway D, das ist ein tolles Instrument - sowohl für denjenigen, der spielt, als auch für die Zuhörer. Und ob ein Flügel "singt", hängt zu 99,3298% vom Pianisten ab. Bei vielen Pianisten (eigentlich: bei den meisten) singt weder der Steinway noch der Vorkriegs-Bechstein.

Ist nur meine persönliche Meinung. Aber wenn das Instrument gut ist, ist das Marketing des Herstellers doch schnurzpiepegal. Ist es so abwegig, dass viele Pianisten freiwillig einen Steinway spielen?
Ich denke, dass die wenigsten hier was gegen Steinway haben. Ich finde auch, dass Steinway sehr, sehr gute Instrumente baut. Da es aber auch andere Marken gibt, die sicher auch so gut sind, aber nicht sooo verbreitet, besteht die Frage, warum Steinway so beliebt ist. Und hier werden halt Gründe genannt. Das Marketing ist hierbei eben sehr wichtig. Das einzige, was ich gegen Steinway habe, ist, dass ich bisher fast nur auf ihnen gespielt habe, und ich auch gerne mal andere Marken spielen oder hören würde (wie ich es in Hamburg getan habe), und da Steinway ein sehr gutes Marketing hat, ist die Vielfalt nicht mehr so sehr vorhanden. Aber: Die Japaner kommen, und die sind auch nicht schlecht! Also ist es Quatsch, dass Steinway heute noch 98,9 % der Konzertbühnen weltweit beherrscht! ;-)

Und zum Singen des Flügels: Größtenteils liegt das auch am Pianisten, aber ich hörte mal: "Steinway ist gut spielbar, aber auf Bechstein kann man besser mit den Klangfarben variieren."
 
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Und zum Singen des Flügels: Größtenteils liegt das auch am Pianisten, aber ich hörte mal: "Steinway ist gut spielbar, aber auf Bechstein kann man besser mit den Klangfarben variieren."

Ja, mag sein. Aber auch da liegt es fast zu 100% am Pianisten. Grigory Sokolov hat auf einem ausgelutschten Musikschulklavier ganz sicher noch mehr Klangfarben als Lang Lang auf einem Top-Instrument. Und das Niveau, auf dem man sich darüber Gedanken machen sollte, erreichen wirklich nur sehr, sehr wenige. Ohne Dir jetzt zu nahe zu treten: Wenn Du mit 14 angefangen hast und kein ausgesprochenes Wunderkind bist, ist das alles ziemlich unwichtig.

Gruß, Mick
 
Ja, mag sein. Aber auch da liegt es fast zu 100% am Pianisten. Grigory Sokolov hat auf einem ausgelutschten Musikschulklavier ganz sicher noch mehr Klangfarben als Lang Lang auf einem Top-Instrument. Und das Niveau, auf dem man sich darüber Gedanken machen sollte, erreichen wirklich nur sehr, sehr wenige. Ohne Dir jetzt zu nahe zu treten: Wenn Du mit 14 angefangen hast und kein ausgesprochenes Wunderkind bist, ist das alles ziemlich unwichtig.

Gruß, Mick

Pfff, Mick... Jetzt rede mal nicht so, als wären Klangfarben nur für die Profis wichtig... :D Und wer weiß, vielleicht bin ich ja Wunderkind... :D :D :D
Und: Mir gefällt Lang Lang auch nicht besonders, aber ich denke kaum, dass er überhaupt keine bzw. kaum Klangfarben ins Spiel bringt, sonst wäre er nicht so bekannt geworden. Auch, wenn er sich noch so gut verkauft.
 


Ja, ohne Frage, das meinte ich auch nicht. Aber hier geht es doch wohl um winzigste Nuancen, die man vielleicht auf einem Bechstein oder was auch immer vielleicht noch eine Spur anders erklingen lassen kann als auf einem schnöden Steinway. Und diesen winzigen Unterschied können nur Pianisten auf allerhöchstem Niveau darstellen, wenn überhaupt.

Gruß, Mick
 
Ja, ohne Frage, das meinte ich auch nicht. Aber hier geht es doch wohl um winzigste Nuancen, die man vielleicht auf einem Bechstein oder was auch immer vielleicht noch eine Spur anders erklingen lassen kann als auf einem schnöden Steinway. Und diesen winzigen Unterschied können nur Pianisten auf allerhöchstem Niveau darstellen, wenn überhaupt.

Gruß, Mick

Ist der Unterschied wirklich so winzig? Das würde ja (nicht nur) meinen Eindruck bestätigen, dass sich die meisten der heute produzierten Spitzeninstrumente auf eine "Klangnorm" eingepegelt haben.
Trotzdem hätte ich gerne eine Zaubernuss und würde dann dem Konzerttreiben so um 1870 eine Zeitlang lauschen. Da waren die Unterschiede wahrscheinlich nicht auf winzigste Nuancen beschränkt.

LG, Sesam
 
Ist der Unterschied wirklich so winzig? Das würde ja (nicht nur) meinen Eindruck bestätigen, dass sich die meisten der heute produzierten Spitzeninstrumente auf eine "Klangnorm" eingepegelt haben.
Trotzdem hätte ich gerne eine Zaubernuss und würde dann dem Konzerttreiben so um 1870 eine Zeitlang lauschen. Da waren die Unterschiede wahrscheinlich nicht auf winzigste Nuancen beschränkt.

Wir haben zu Hause einen Yamaha S6 und einen Fazioli F228, beide relativ neu. Die sind schon recht unterschiedlich. Was ich meinte: Mir stehen am Fazioli nicht mehr unterschiedliche Klangfarben zur Verfügung als am Fazioli. Um dessen vielleicht größere Möglichkeiten auszukitzeln, muss man schon über eine unglaubliche fein ausgebildete Pianistik verfügen. Um es kurz zu formulieren: Ich bin noch lange nicht zu gut für den Yamaha. Trotzdem spiele ich auf dem Fazioli lieber; manches geht da etwas leichter. Aber ich übe meistens auf dem Yamaha (sonst gibt's Ärger :eek:)
 
Ich denke nicht, dass die Unterschiede so winzig sind. Ich habe nämlich an einem Tag auf neuen Bechsteins und Steinways hintereinander gespielt. Und ich habe es gut gemerkt.
 
spielt mal meinen grossartigen Blüthner-Konzertglockenflügel 1856 auf welchem Brahms sein erstes Klavierkonzert uraufgeführt hatte, dann werdet ihr diesen Faden schliessen:D:D:D:D
 
Meine bescheidene Meinung zu dem Thema: Beispielsweise Bösendorfer, C. Bechstein, Fazioli oder Steingräber & Söhne wären aufgrund der deutlich geringeren Produktionszahlen nicht in der Lage, den Bedarf an sehr guten Instrumenten zu decken. Insofern kann man eigentlich froh sein, dass es einen "Platzhirschen" wie Steinway gibt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde diese Vormachtstellung aus nachvollziehbaren Gründen besonders zementiert, the winner takes it all.
 
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Daher ist mir absolut unverständlich, wie es schon mal Besseres - betreffs der Klangfarben und ihrer Vielfalt - gegeben hatte (die Flügel von Pleyel und Erard der 1830er und 1840er Jahre).

Und dennoch - wohl nur wegen der Beschallbarkeit großer Konzertsäle - das simplere Zeug der Hämmerausrüstung aus New York so sehr nach vorn kommen konnte, dass es - wirtschaftlich betrachtet ... - alles plattmachen konnte, was mal zuvor im Paris dieser Jahre auf das Ausgefeilteste, wenn auch teuerst verarbeitete an Klangwerkzeugen entstanden war.

Insofern ist Steinways Sound eine Verarmung der Klavierwelt geworden.

Und die waren ja nicht doof, waren die nicht... Die hatten sich EIGENS - um ihre eigenen Flügel zu bauen - das Konzept von Erard untergeschnallt, das sich modular hatte nutzen lassen, um Flügel unterschiedlicher Längen mit weitenteils gleicher Konzeption der Klanganlage zu erschaffen..

Und sie hatten es nicht verstanden, nicht kapiert, u.U. nichtmal richtig GEHÖRT... *1* , was da Feines war ? Niemand, der Steinweg-Männer, hatte das Klangideal der Pariser Flügel vor Augen, Ohhren, als sie herübermachten, als MOTTO wählten, das beste Klavier zu bauen, das es gebe...

... und sie TATEN es dann nicht?

..weil sie wohl alle hörgeschädigt waren?

Undoder niemand Franz Liszt oder Frederic Chopin in einem Pariser Salon hatten spielen hören?

Es ist - trotz der Neigung zu einem erfolgreichen und extrem verdienstvollen Unternehmen - ein großer Verlust, dass das Erbe der Erard- und Pleyel-Flügel - nach 1848, 1853 -

einfach nur - im Lärm? - UNTERGING...?...

In Trauer

WEAS

*1* die Fertigungstechnik der Hämmer von Henri Hertz, mit bis zu neun Lagen unterschiedlich harter Materialien auf dem Holz des Hammerkopfes
 
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