Warum ist Steinway so beliebt?

Hab jetzt zwar nicht den ganzen Topic gelesen, will aber mal meine Erfahrung mit einbringen, die natürlich höchst subjektiven Merkmalen untergeordnet ist :)

Als ich im April im Konzerthaus (Berlin) war hat z.B. Hamelin auf einem Yamaha gespielt, die anderen 2 (Paul Lewis, anderen kriege ich jetzt nicht zusammen) auf einen Steinway...
Ich persönlich habe einen Förster 170 Bj 1994 und bin recht zufrieden, nur das dieser Förster z.B. nicht so leichtgängig ist wie z.B. ein Steinway, hatte auch schon ein paar unter den Fingern... die Mechanik ist da irgendwie leichtgängiger, aber das sind nur höchst subjektive Eindrücke, kann man vieles sicher auch noch nachträglich verstellen... da wissen aber die Klavierbauer sicher besseres zu berichten. Ich hatte damals bei der Auswahl einen Steinway O und meinen Förster in Betracht und die Entscheidung fiel abgesehen vom Preis/Leistungsverhältnis auf den Förster da ich den irgendwie klanglich runder empfunden hatte, kann aber sein, das sich dieser Eindruck über die Jahre verändert, wenn die Stücke anspruchsvoller werden und ich die Mechanik eines Steinways zu schätzen lerne:)

Letztens war ich in Dresden, und habe dort auf einem alten Blüthner gespielt, der auch schön klang, Yamaha empfand ich als grausam, der Dämpferdruck war so hart, das man das Pedal als Percussionselement einbringen konnte... Vielleicht auch einfach nur schlecht justiert...

Interessant empfand ich als Anfänger, dass man auf einem Steinway weniger probleme hatte, betreffs der Anschlagfühlung, als das bei anderen Instrumenten der Fall war, das kam mir immer so vor. Bei anderen Instrumenten, klang vieles aufgrund schlechter Haptik wesentlich "unrunder". Insofern empfand ich den als Einsteigerfreundlicher :)

Lg Lustknabe
 
Man beachte, dass dein Gerät von1984 ist, da gab es das von Wiemalte angesprochene Prinzip wohl noch nicht. Heute ist mir aber bekannt, das Apple das von Wiemale angesprochene Prinzip nutzt.

Apple Nr. 1 ist von 1984 (wie bei mir übrigens auch). Aber alle funktionieren noch.

Oberklassencomputer mit Oberklassenflügel zu vergleichen macht aber überhaupt keinen Sinn
 
Nochmal nebenbei: Auch Audi soll dieses Prinzip nutzen: Die Autos, die am längsten halten, sind die wirklich alten Autos, die neueren gehen viel schneller kaputt. Und ich meine, dass ich auch ansprach, dass der Vergleich sinnlos ist... :P
 
Wiemalte, ich habe meinen Vergleich mit den Betriebssystemen nicht herangezogen um auf die Qualität hinzuweisen sondern auf die Fixierung auf Windoofs oder S&S die zu einem sehr hohen Anteil unseren Globus „bevölkern“. Beide (M$ und S&S) binden die Benutzer an ihre Produkte und lassen einem anderen somit kaum noch „Luft“. Diese Vormachtstellung – wie auch immer sie zustande gekommen ist – lässt in den Köpfen der Menschen schnell den Gedanken aufkommen: Diese Produkte verwenden mehr als 90 % der Menschheit, also will ich die auch haben. Und schon ist ein Blick zur Seite, zu den sehr guten Alternativen, verstellt.

Passend zur Diskussion über Steinway Artists und Druck von Seiten des Marketings ist mir wieder ein Interview mit Kissin, der ja selbst Steinway Artist ist, aus derer SZ in den Sinn gekommen:

Kissin: Oh nein, auf keinen Fall! Es geht nichts über einen Vorkriegs-Bechstein. Ein Bechstein singt! Ein moderner Flügel klingt vielleicht reiner, klarer, perfekter - aber er singt nicht.

SZ: Was haben Sie für einen Flügel zu Hause?

Kissin: Einen Steinway.

Diese Aussage gefällt mir (mit Ausnahme des letzten Satzes).

Und warum mag er den Steinway haben, kommt mir da in den Sinn? Vielleicht damit er sich vor einem Konzert vergegenwärtigen kann, dass der auf der Bühne stehende Flügel nicht singt und er sich nicht so sehr erschrecken muss beim Konzert?! Warum lässt er nicht einfach den Flügel auf die Bühne stellen den er möchte, der singt? Weil er S&S Artist ist? Könnte er auch nicht sein, oder?
 
Benchmark: Blüthner Modell 6, Baujahr 1887

:D Sesam

hehe Ätsch, mein Steinie hält schon 10 Jahre länger: er verließ das Werk, damals noch 4th Ave., Ecke 52. Straße Manhattan, am 12.9.1877. Hat die Häfen von New York, Liverpool, Dover und Calais gesehen, ist hinter einem Rennbenz im Anhänger gewesen, hat einer echten Lady und min. einem späteren Bischof gedient. Sowie ist im Priesterseminar zu Liverpool, anzunehmen, so richtig rangenommen worden in jungen Jahren..

Er hat alles überlebt, UND hat noch seinen originalen Resonanzboden.

:D :D
 
Diese "Steinway-Artist" Kiste ist doch aus Sicht der Pianisten eine sehr nützliche Sache, vorausgesetzt derjenige kommt mit S&S-Instrumenten grundsätzlich (also bzgl. Spielgefühl und Klangcharakteristik im allgemeinen - obwohl die einzelnen Instrumente natürlich sehr unterschiedlich sein können) gut zurecht.

Wer ungern Experimente macht und das Risiko für böse Überraschungen so klein wie möglich halten will, der ist doch hervorragend bedient, wenn an jedem Konzerttermin ein von S&S amtlich betreuter Flügel bereit steht. Und zwar auch wenn sich der Pianist dann in Saal X mit Akustik Y und für Stück Z bestimmt passendere Alternativen (Bösendorfer, Bechstein, Fazioli, Yamaha CF etc.) vorstellen könnte. Wegen seiner "Marktpower" kann eben nur S&S (und vielleicht noch Yamaha) eine weltweite technische Künstlerbetreuung realisieren. Die meisten anderen Hersteller können das nicht. Und egal ob man S&S nun mag oder nicht, wir reden hier ohne Wenn und Aber von der Premium-Klasse.

Wenn ein Pianist seinen Namen für die "Steinway-Artists" hergibt, dann bekommt er dafür ein in den meisten Situationen gut funktionierendes Sorglos-Paket, mit dem er/sie (so vermute ich) international sehr gut betreut wird. Im Sinne von "Da machste nix falsch", auf oberstem Niveau.

Wäre natürlich schön, wenn es da insgesamt noch mehr Vielfalt gäbe...
 
[...] Interview mit Kissin, der ja selbst Steinway Artist ist, aus derer SZ in den Sinn gekommen:

[...]
...er singt nicht.
[...]

Gestern habe ich das im WDR gesendete Debüt von Nobuyuki Tsujii in der Carnegie-Hall gesehen und mehr gehört. Wenn es auch schwierig ist anhand einer Aufnahme den Klang eines Flügels einzuschätzen so kam mir beim Vortrag des jungen Japaners aber das Wort „singen“ in den Sinn. Wenn meine Ohren mich nicht getäuscht haben, dann hat dieser Pianist den Steinway zum Singen gebracht. Und wenn ich ebenfalls richtig gehört habe, dann wird unser oberster „Clavio-Lang-Lang-Verehrer“ bald sicherlich eine neue Umfrage starten die da lauten könnte: „Mögt Ihr Nobuyuki Tsujii?“.

Von ihm – dessen bin ich sicher – werden wir noch viel hören und ich freue mich darauf.
 
manchmal haben Pianisten sowas auch... z.B. der alte Rubinstein mit seinem unverwechselbaren Klang, den er anfangs auf Bechstein und danach fast nur noch auf Steinway realisierte :) ...oder der alte Horowitz...

Thema "Prägung": ich kann so was bei mir schon irgendwie beobachten, als Teenager stand ich da im Plattenladen und hörte mit Kopfhörern die RCA Chopin Serie mit Horowitz aus den 40er und 50 er Jahren an, später kaufte ich mir all die Platten dann. War damals für mich die ultimative Interpretation vieler Werke der Romantik und Form des Klavierspiels, der dazugehörige Klang ist der von Steinway, das bleibt sicher im Kopf hängen und man sucht dann immer wieder diesen Klang.

Sicher, aber die Leute sind ja Steinway Artists, und ich glaube, die bekommen auch Geld dafür, denn sie machen ja Werbung für Steinway. Oder irgendwas anderes.

dafür bekommen sie kein Geld.

Aber die wirklich guten Pianisten müssen doch alle Instrumente spielen können!
...

wurde von fischi schon beantwortet, natürlich können sie ( siehe Lisitsa link am Pianino am Bahnhof) , aber sie müssen sich und die Werke in Top-Form präsentieren, und das geht eben am besten auf einem vertrauten Instrument.

: Aber die Steinway Artists spielen sicher nicht so viel in kleinen Gemeinden und Städtchen.

doch, das tun sie sehr wohl, auch exzellente Pianisten können nicht davon leben, nur auf die nächste Einladung aus der Carnegie Hall zu warten.
 
Gut, meinetwegen, aber Fakt ist dass es mir nicht gefällt, dass überall nur Steinways stehen! Wenn die Leute doch eh Steinway Artists sind und Flügel gestellt bekommen, dann müssen auch nicht überall schon Steinways stehen! Natürlich wird es teurer, aber nicht-Steinway Artists kommen auch mal in den Genuss, andere Instrumente zu spielen.
 

so neben bei ! es gibt auch noch Bechstein-Artists, Blüthner-Artists usw.:rolleyes::D

Hier ein Link von Pianisten/innen die auf Bechstein Flügel Aufnahmen gemacht haben. Bechstein: CDs & DVDs
 
Ich habe sogar gehört daß es auch Yamaha-Artists geben soll:
Artist Home
 
Ich habe sogar gehört daß es auch Yamaha-Artists geben soll:
Artist Home


Und warum forscht man ohne Erfolg nach den „Bösendorfer Artists“? Valentina Lisitsa wird als solche genannt aber ansonsten habe ich nur dies gefunden:

Bösendorfer - Wikipedia, the free encyclopedia

Und Widmungen der Pianisten:

Artists & Owners

Das gefällt mir besonders:

 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
...und auch die Bösendorfer "artists and Owners": Artists & Owners

Wenn man sich dann aber die ungleich längere Liste der Steinway Artists - Steinway & Sons anschaut, dann spiegelt der Vergleich die Realität und wahrscheinlich auch die Marktanteile im High-End-Flügel-Segment wider. Steinway schöpft aus dem vollen und die anderen wirken (leider) wie hinterherhechelnde Anfänger. Nur bei den Pop-Pianisten hat Yamaha die Nase vorn (und nennt sie intellektuell-verklärend "comtemporary piano artists"), aber darauf ist Steinway wahrscheinlich nicht wirklich neidisch. Bei der Künstlerbetreuung ist Steinway einfach mit großem Abstand Klassenbester. So siehts aus! Dass Steinway dieses Netzwerk aufbauen konnte und den Künstlern tatsächlich auch allerhöchste Qualität bietet, davor muss man schon den Hut ziehen.

Der einzige Steini, bei dem ich bisher wirklich weiche Knie bekommen habe, war ein durchrestaurierter 1953er M. Trotzdem hätte ich für mich lieber einen Bechstein oder Bösi ... :D
 
Die Steinway-Liste soll durchaus auch mal dazu benutzt werden um einem Konzertveranstalter zu erläutern welche Pianisten nicht mehr bei ihm spielen wenn er sich bei einer Neuanschaffung für ein anderes Fabrikat entscheidet.
 

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