Warum ist Steinway so beliebt?

Mir gefällt Lang Lang auch nicht besonders, aber ich denke kaum, dass er überhaupt keine bzw. kaum Klangfarben ins Spiel bringt, sonst wäre er nicht so bekannt geworden.

Auch hier (unter anderem): gute Werbung, für Lang Lang und für S&S. Eine interessante Parallele.


Trotzdem hätte ich gerne eine Zaubernuss und würde dann dem Konzerttreiben so um 1870 eine Zeitlang lauschen. Da waren die Unterschiede wahrscheinlich nicht auf winzigste Nuancen beschränkt.

Ich hatte ein derartiges Vergnügen auch ohne Zaubernuss und zwar vor einigen Wochen beim Meisterkurs von Andreas Staier im Kammermusiksaal in Bonn. Dort konnte ich den wundervollen Klang der historischen Instrumente des Beethoven-Hauses genießen. Dort standen ein D 274 (er wurde beim Meisterkurs zum Glück nur für op. 110 bespielt), der Broadwood-Flügel von 1817 und der Graf-Flügel von 1824. Der Klang der beiden letztgenannten Instrumente ist hinreißend. Es war eine Bereicherung für Augen und Ohren (und für mein Klanggefühl).
 
Auch hier (unter anderem): gute Werbung, für Lang Lang und für S&S. Eine interessante Parallele.




Ich hatte ein derartiges Vergnügen auch ohne Zaubernuss und zwar vor einigen Wochen beim Meisterkurs von Andreas Staier im Kammermusiksaal in Bonn. Dort konnte ich den wundervollen Klang der historischen Instrumente des Beethoven-Hauses genießen. Dort standen ein D 274 (er wurde beim Meisterkurs zum Glück nur für op. 110 bespielt), der Broadwood-Flügel von 1817 und der Graf-Flügel von 1824. Der Klang der beiden letztgenannten Instrumente ist hinreißend. Es war eine Bereicherung für Augen und Ohren (und für mein Klanggefühl).

einige Pianisten die sich mit historischen Flügel beschäftigen sind der Meinung Frederic
Chopin liebte die Conrad Graf Flügel, das Gegenteil war der Fall diese Instrumente waren ihm viel zu laut. Seine grosse Liebe galt den Pleyel- und Erard Flügel. Was würde Chopin wohl zu den heutigen Konzertflügel sagen ??? :rolleyes::D:D:D
 
einige Pianisten die sich mit historischen Flügel beschäftigen sind der Meinung Frederic
Chopin liebte die Conrad Graf Flügel, das Gegenteil war der Fall diese Instrumente waren ihm viel zu laut. Seine grosse Liebe galt den Pleyel- und Erard Flügel. Was würde Chopin wohl zu den heutigen Konzertflügel sagen ??? :rolleyes::D

Er würde sich weigern.

Wie er es auch oft als Zumutung befand, vor großenm Publikum spielen zu sollen. Er machte es, bis zuletzt, weil er immer mal wieder klamm war mit seinem Lebensstil, schicke Kleidung, Diener, Pferdekutsche, und durch seine Krankheit auch (und teils die Revolution, 1848) daran gehindert, zu stolzen Stundensätzen den Klavierlehrer für die Hautevolée Frankreichs und der Emigranten zu machen, Klavierlehrer, seine ureigene Profession.

Die große Bühne war eher für seinen Freund Franz Liszt. Dessen Hobby, auf der Bühne einen, manchmal zwei Konzertflügel zu schrotten, hatte Chopin allerdings nicht. Im Gegenteil. Es ist nichtbekannt, und es wäre mir eigntlich nicht recht denkbar, dass überhaupt mal je eines der Klaviere Chopins unter seinen Fingern defekt gegangen sei. mehr als Mezzoforte entlockte er ihnen nicht, und sein Spiel wurde - bei aller Raffinesse, Perfektion und Eleganz- IMMER dafür kritisiert, dass es für große Auditorien nicht genügend laut gewesen sei.

Chopin ist Salonmusik. 30 Zuhörer, Endegelände. Die zeit vor Napoleon, vor dem Wiener Kongress, der Neuordnung Europas. nach den Napoleonischen Kriegen. Das, was schon zu seiner Zeit nach hinten kam, was der "Alten Zeit" der unumschränkten Fürstenherrschaft angehörte, der er sich - trotz bürgerlicher Abkunft - hingezogen fühlte. Chopin war Adliger, nicht von Geburt, aber aus aller Seele.

Er hätte einen Steinway D angefasst - und sich ganz gewiss sofort erschreckt zurückgezogen: sowas hartes schweres, och nee.. Er hätte auch so flink mit einem D niemals spielen können, denn seine Spielkunst der Verzierungen etc. lebte geradezu von dem leichtesten Anschlag, den es bei den mit englischen Mechaniken, mit Stößeln werkelnden Klavieren überhaupt gab, und das waren eben die Flügel von Camille Pleyel.

Mich würde zum Spiel Chopins wirklich mal interessieren, ob die Zeitangaben, schläge per Minute etc, korrekt und verifizierbar seien, ob das, was Chopin dranschrieb, überhaupt von ihm selber so gemacht wurde..

..und wenn ja, gar nichtmal ausgeschlossen, dann eben nur an jenen flinken Klavieren leichtester Spielart.

Hätte er gewusst, dass der Bass eines Steinway D 52 gr Niedergewicht braucht, bei dynamischer gewisser Trägheit per Gegengewichtung mit Blei, und hätte er geahnt, dass es mal berufliche Pflicht edler Tastentäter sei, seine Musik in solche Dickschiffe zu senken: er hätte, sorgsam wie er war, edel, hilfreich, gut, adlig eben, er hätte wohl den Speed auf ca. 75-80% gedrosselt..

.. was Myriaden heutiger Pianisten ihre RSI, Sehnenscheidenentzündungen und so weiter erspart hätte.

Meine Vermutung.

Chopin und Steinway D - da kannst auch versuchen, mit dem Rolls Royce Silver Wraith, der ja bekanntermaßen ein sehr feiner Wagen ist, auch mit getunter Maschinerie, V12er von BMW mit Blower, die Rekordrunde des Nürburgringes zu knacken. Das wird sehr lange dauern, das wird auch sehr lange sehr viel Spass machen, in aller elefantiger Eleganz, aber das wird niemals gelingen.

Chopin hätte das auch mit V12, aber Ferrari gefahren.

(Und er wäre knapp unter 6 Minuten geblieben. Das würden sie heute noch zu knacken versuchen - erfolglos. Denn Pianisten der Art Chopin oder Lizst oder Mozart oder Art Tatum sind Jahrhundert-Genies der hochintelligenten Bewegung. Das ist besser als alle Schumachers und Airton Sennas und Juan Manuel Fangios und Rudolf Carracciolas und Bernd Rosenbauers. )
 
Ja, alles richtig, gut und schön. Aber das Thema sind/waren ja nicht unbedingt historische Instrumente, auch wenn ich mit meiner Zaubernuss selbst drauf angespielt hatte :p, sondern ob es dem ambitionierten Laien oder dem noch nicht ganz entwickelten Konzertpianisten überhaupt möglich ist, die klanglichen Charaktere der Spitzenflügel in puncto Klangfarben herauszukitzeln. Da hat Mick schon recht, wenn er das bezweifelt.

Ich für meinen Teil kann auf meinem ollen Blüthner, weil ich ihn allmählich kenne, so halbwegs dessen Möglichkeiten anschöpfen (sage nicht ausschöpfen). Und ich würde niemals für mich in Anspruch nehmen, das klangliche Potential eines neuen Spitzenflügels ausspielen zu können. Weil der Name hier schon gefallen ist: Sokolov kann das, und der dürfte dann auch mäkeln, dass dieser Steinway oder jener Bechstein nicht seinen Anforderungen genügt.

Insofern ist die Diskussion um ein Mehr oder Weniger an Klangfarbe natürlich schon ein bißchen albern. Aber das ist nur meine Sicht.

LG, Sesam
 
Weil der Name hier schon gefallen ist: Sokolov kann das, und der dürfte dann auch mäkeln, dass dieser Steinway oder jener Bechstein nicht seinen Anforderungen genügt.

Das tut er auch. Wenn Grigory Sokolov endlich mit seinem Instrument zufrieden ist, ist der Konzertstimmer am Ende seiner physischen und nervlichen Kräfte. Sokolov geht dann eine rauchen und spielt danach ein Konzert wie von einem anderen Stern. Unfassbar.

Gruß, Mick
 
Ja, alles richtig, gut und schön. Aber das Thema sind/waren ja nicht unbedingt historische Instrumente, auch wenn ich mit meiner Zaubernuss selbst drauf angespielt hatte :p, sondern ob es dem ambitionierten Laien oder dem noch nicht ganz entwickelten Konzertpianisten überhaupt möglich ist, die klanglichen Charaktere der Spitzenflügel in puncto Klangfarben herauszukitzeln. Da hat Mick schon recht, wenn er das bezweifelt.

Ich für meinen Teil kann auf meinem ollen Blüthner, weil ich ihn allmählich kenne, so halbwegs dessen Möglichkeiten anschöpfen (sage nicht ausschöpfen). Und ich würde niemals für mich in Anspruch nehmen, das klangliche Potential eines neuen Spitzenflügels ausspielen zu können. Weil der Name hier schon gefallen ist: Sokolov kann das, und der dürfte dann auch mäkeln, dass dieser Steinway oder jener Bechstein nicht seinen Anforderungen genügt.

Insofern ist die Diskussion um ein Mehr oder Weniger an Klangfarbe natürlich schon ein bißchen albern. Aber das ist nur meine Sicht.

LG, Sesam

Sesam, Du hast das Stichwort gegeben, wir müssen einen neuen Faden " historischen Instrumente " aufmachen, ein schönes Thema. Wiedereinaussteiger mach den ersten Schritt !!!!!!!!!:D:D:D
 

Das tut er auch. Wenn Grigory Sokolov endlich mit seinem Instrument zufrieden ist, ist der Konzertstimmer am Ende seiner physischen und nervlichen Kräfte. Sokolov geht dann eine rauchen und spielt danach ein Konzert wie von einem anderen Stern. Unfassbar.

Gruß, Mick

trifft sicher zu, auch für andere Pianisten ( siehe Pianomania film), ABER : diese Leute unterliegen in ihren Klangvorstellungen auch oft Irrtümern.

Nicht nur Mohr beschreibt das in einem seiner Bücher, dass ein Pianist (weiß nicht mehr ob es naheliegender weise Horowitz war oder doch ein anderer Star) absolut nicht zufrieden mit der Intonation war, egal was er versuchte, schließlich änderte er gar nichts, erzählte aber eine Flunkergeschichte was für tollen Hokuspokus er da vollbracht habe, und siehe da, der Star war glücklich und zufrieden ;)

Ähnliches kam bei Oleg Maisenberg vor: er suchte im Werk (!) einige Zeit vor einem lange geplanten Konzert einen Bösendorfer Imperial aus, der dann in den Konzertsaal zugestellt wurde, dort spielte er ihn dann an und sagte, auf so einem schlechten Instrument könne er unmöglich spielen... (offenbar hatte er vergessen, dass er ihn höchst persönlich ausgesucht hatte).

Richter sagte ganz offen, dass ihm der Klang mehr oder weniger egal sei, den Flügel solle der Klavierstimmer aussuchen und nichts hasse er mehr, als -wie in New York-unter zwanzig Flügeln einen fürs Konzert auszusuchen. Er spielte dann auch meist auf Yamahas...obwohl solche Äußerungen nicht gerade Top-Reklame Botschaften waren;), vermarktete Yamaha Richter sehr heftig (quasi als "Yamaha Artist")in ihren Werbebroschüren, Bösendorfer tat und tut das natürlich auch ( fing mit Liszt als Werbeträger an), ebenso Fazioli, die haben auch "ihre" artists und hier im Süden gibt es etliche Konzertsäle wo statt S&S ein Fazioli steht, da gewisse "Fazioli-Pianisten" hier sehr oft gastieren.
Dass berühmte Solisten als Werbeträger genutzt werden, trifft also auf alle Firmen zu, warum auch nicht, finde ich auch gut so, eine Firma kann zu Recht stolz drauf sein, dass Maestro xy exklusiv ihre Instrumente bevorzugt.

@ Wiemalte: Dein Faden ist ja leicht erkennbar tendenziell formuliert, du möchtest recht gerne negatives über S&S hören, da kam ja auch schon einiges, aber da ist eben auch sehr viel positives, auch wenn du das nicht so gerne hörst.
Die großen Fazioli, S&S, Bösendorfer Imperial etc sind alles tolle Instrumente, hör dir mal die CD "what about this Mr.Clementi" an, hier wurde Yamaha, S&S, Bösendorfer, Bechstein und Fazioli (jeweils das größte Konzertinstrumet der Marke)mit dem selben Stück unter völlig identischen Studiobedingungen von Tacet aufgenommen. Man muss genau hin hören, aber der Klang unterscheidet sich schon, echte Präferenzen sind trotzdem schwierig auszumachen, jeder hat eben seinen eigenen Charakter.
 
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Sesam, Du hast das Stichwort gegeben, wir müssen einen neuen Faden " historischen Instrumente " aufmachen, ein schönes Thema. Wiedereinaussteiger mach den ersten Schritt !!!!!!!!!:D

Hallo Destenay,

eine gute Idee. Peter liest ja mit und nimmt diese Anregung vielleicht auf. Ich steuere dann gleich noch etwas dazu bei:

einige Pianisten die sich mit historischen Flügel beschäftigen sind der Meinung Frederic Chopin liebte die Conrad Graf Flügel, das Gegenteil war der Fall diese Instrumente waren ihm viel zu laut.

Laut? Aber nicht die beiden weiter oben erwähnten im Kammermusiksaal. Herr Staier hat aufgepasst dass es nicht zu lebhaft wurde und einem temperamentvollen Pianisten zu bedenken gegeben, dass man doch sicherlich noch länger als einige Wochen Freude am Instrument haben wolle. Denn der Pianist befand sich beim Spielen im Grenzbereich des dem Flügel zumutbaren pianistischen Einsatzes. Aber als laut habe ich die Instrumente nicht empfunden.
 
Grigory Sokolov hat auf einem ausgelutschten Musikschulklavier ganz sicher noch mehr Klangfarben als Lang Lang auf einem Top-Instrument.

(ich kenne Sokolov. Und ich kenne (bzw. habe) das Carnegie-Konzert von Lang Lang. Und ich habe Sokolov noch nie in einer vergleichbaren Qualität spielen hören. @all: können wir uns öffentliche Pianisten-Streite und -Vergleiche nicht einfach ein für allemal verkneifen...? Seit ich weiß, wie problematisch diese sind (irgendeiner regt sich nämlich immer auf, egal gegen welchen Pianisten/Pianistin es nun geht) hab' ich schon längst aufgehört, solche Vergleiche öffentlich anzustellen (völlig wurscht, was ich von einem oder von anderen Pianisten halte))
 
(ich kenne Sokolov. Und ich kenne (bzw. habe) das Carnegie-Konzert von Lang Lang. Und ich habe Sokolov noch nie in einer vergleichbaren Qualität spielen hören. @all: können wir uns öffentliche Pianisten-Streite und -Vergleiche nicht einfach ein für allemal verkneifen...? Seit ich weiß, wie problematisch diese sind (irgendeiner regt sich nämlich immer auf, egal gegen welchen Pianisten/Pianistin es nun geht) hab' ich schon längst aufgehört, solche Vergleiche öffentlich anzustellen (völlig wurscht, was ich von einem oder von anderen Pianisten halte))

Bitte Dreiklang , erwähne nicht immer Lang Lang und die " CARNEGIE- HALL. Lege ich morgen 100000 Dollar hin , dann habe ich sie. so einfach läuft es !!!!!!!!!!!
versuchs doch mal !:D:D:D
 
Bitte Dreiklang , erwähne nicht immer Lang Lang und die " CARNEGIE- HALL. Lege ich morgen 100000 Dollar hin , dann habe ich sie. so einfach läuft es !!!!!!!!!!!
versuchs doch mal !:D

okay, wenn Du sie mir pumpst :D:D:D Kann ich mir dafür auch kaufen, gut Klavierspielen zu können? Aber bitte: nun wieder stop mit dem offtopic und zurück zum Thema. Hoffentlich hören die Pianistenvergleiche (und -Schelte und -Vermutungen und...) irgendwann mal auf...

@Friedrich: nein nein, und - stop. Nicht böse sein.
 
@Friedrich: nein nein, und - stop. Nicht böse sein.

Ich hab Dich etwas gefragt, nicht Dich angegiftet. Und ich habe Dich gefragt, weil Deine Formulierung

ich habe Sokolov noch nie in einer vergleichbaren Qualität spielen hören

impliziert, daß du ihn häufiger gehört hast. Und da war er nach Deinem Urteil jedesmal Deinem Lieblingspianisten unterlegen? Könnte es dann etwa sein, daß jedesmal Dein Urteil Opfer Deines "Fan-Status" geworden ist? Oder teilst Du nicht die Befürchtung, daß man allzu leicht das hört, was man zu hören wünscht?
 

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