Unkonzentriert im Unterricht/beim Vorspiel vor'm Lehrer

Zitat von Hasi:
Du solltest mit der Einstellung vorspielen: "So, egal, ob das jetzt gut klappt oder nicht, lieber KL, ich spiel Dir jetzt mal so IN ETWA vor, wie das Stück mittlerweile so geht, damit Du einen ungefähren Eindruck erhältst und Du mir vielleicht noch ein paar Tipps bezüglich Fingersätzen, Ausdruck, Technik usw. geben kannst." Mehr nicht!
Sehr schön! Genau diese Einstellung erlange ich beim KL nach den ersten 5 Minuten. Bis dahin bin ich aufgeregt. Ich spiele, ich verspiele mich, und dann geht´s unter dem Mottto "ist der Ruf erst ruiniert..." viel lockerer und entspannter weiter. Dann denke ich nicht mehr an Verspieler sondern nur noch an das Stück, an die Musik, an das Spielen selbst und alles läuft besser. Nach 2 Bier ist es übrigens ähnlich. :-D

Zitat von Hasi:
Ach so, und wichtiger Test: Bitte mal gucken, wie es ist, wenn man sich zu Hause selber aufnimmt! Erstens kann man dadurch die Frage klären, ob man zu Hause tatsächlich gut spielt und sich nicht nur z.T. was einbildet; zweitens trainiert man die Situation, "abliefern" zu müssen, das Stück wirklich mal in einem Stück vorspielen zu müssen.
Kann ich komplett bestätigen. Gerade bei dem "sich was einbilden" wird man dabei ganz schnell in die Realtität zurück geworfen.
 
Die Stücke, die im Unterrichht behandelt werden, sollten möglichst wenigstens ein oder zwei Tage vorher sehr, sehr langsam geübt werden. Das aber sowieso nach jeder Übeeinheit. Das steigert die Sicherheit. Das Bewusstsein, dass man beim "KL" nur sog. Zwischenergebnisse abliefert, kann auch helfen.

Klavirus
 
Quatsch! Unbedingt mindestens 4 Stunden üben am Tag des Unterrichts! Dann zur Entspannung bisschen am PC zocken oder RTL gucken. Dann klappts auch mit der Umkonzentriertheit!

Zerstreute Grüße
KAsper
 
Ich hab mir folgenden Text abgeschrieben und ans Klavier geklebt, da ich das auch in ähnlicher, wenn auch nicht so schlimmer Form wie du, kenne (glaub sogar, den hat mal jemand hier im Forum so gepostet):

Du. Spielst. Für. Dich.
Nur für Dich. Du bist allein. Fühlst Dich wohl. Die Leute im Saal sind nur eine Projektion.
Du freust Dich, dass Du jetzt für Dich alleine - in aller Ruhe - an diesem Flügel spielen wirst.
Das müssen Deine Gedanken sein, sobald Du auf dem Hocker sitzt.
Nur für Dich. Nur für die Musik. Für niemanden sonst. FREU DICH DRAUF! Freude über die Musik, Freude über das Leben, Freude über Dein Spiel. Nichts sonst.
 
Du. Spielst. Für. Dich.
Nur für Dich. Du bist allein. Fühlst Dich wohl. Die Leute im Saal sind nur eine Projektion.
Du freust Dich, dass Du jetzt für Dich alleine - in aller Ruhe - an diesem Flügel spielen wirst.
Das müssen Deine Gedanken sein, sobald Du auf dem Hocker sitzt.
Nur für Dich. Nur für die Musik. Für niemanden sonst. FREU DICH DRAUF! Freude über die Musik, Freude über das Leben, Freude über Dein Spiel. Nichts sonst.

Dass Du diese Dinge auf den Zettel geschrieben hast, zeigt, dass Du genau diese Dinge NICHT tust.

Ein Selbst-Beschwörungs-Versuch, der mich ehrlich gesagt amüsiert.

Das ist so ähnlich wie eine Ehefrau, die 40 Jahre mit ihrem mittlerweile in grummeliger Routine erstarrten Mann verheiratet ist und sich einen Zettel hinhängt: "Mein Mann ist ein toller Mensch! Ich liebe ihn! Ich möchte mit keinem anderen zusammen sein!" :-D
 
und am Frühstückstisch denkt sie: "er liest gar nicht die Zeitung - heimlich blättert er dahinter in einem Fotoalbum von mir und den Kindern".
 
Dass Du diese Dinge auf den Zettel geschrieben hast, zeigt, dass Du genau diese Dinge NICHT tust.

Ein Selbst-Beschwörungs-Versuch, der mich ehrlich gesagt amüsiert.

Das ist so ähnlich wie eine Ehefrau, die 40 Jahre mit ihrem mittlerweile in grummeliger Routine erstarrten Mann verheiratet ist und sich einen Zettel hinhängt: "Mein Mann ist ein toller Mensch! Ich liebe ihn! Ich möchte mit keinem anderen zusammen sein!" :-D

Es soll Menschen geben, die Dinge, die sie tun sollen, sich auf einen Zettel schreiben, damit diese Dinge getan und nicht vergessen werden.

Die post-it Industrie lebt davon.

Daraus ableiten zu wollen, dass jemand nicht genau das tut, was aufgeschrieben wurde ist schon etwas weit hergeholt und könnte auch für ein gewisses Amüsement sorgen.
 
Wenn sie eigentlich die natürliche Neigung hätte, die Dinge zu tun, die sie auf den Zettel geschrieben hat - also z.B. wenn aus intrinsischer Freude heraus zu musizieren für sie etwas Normales, Bekanntes wäre -, dann hätte sie den Zettel nicht gebraucht.

Wenn ich ein ordentlicher Mensch bin, muss ich mir nicht Post-its mit "Klo putzen! Küche aufräumen!" hinhängen, dann mache ich das aus einem automatischen Bedürfnis heraus.
 

So wie ich es auffasse geht es beim dem was sie auf den Zettel aufgeschrieben hat darum, eine wie auch immer geartete Vorspielsituation (z. Bsp. vor dem KL), so zu entschärfen, dass der Vorspielangst, die immer etwas mit der Sorge um Blamage zu tun hat, begegnet werden kann.

Ist in der Psychologie bei der Behandlung von Angsterkrankungen ein gängiges Verfahren.
 
Ich schließe mich hasenbeins Ausführungen grundsätzlich an. Ich fand die Notiz befremdlich.
Aaber: Gerade eben habe ich die Nachbar-Begegnung gehabt, die mein Spiel am darauf folgenden Tag beeinträchtigt hat. Normalerweise spiele ich freier und wie mir der Schnabel/die Hände gewachsen sind. Einzig die protestierenden Griffe ins Klavier bei Ärger verkneife ich mir. Selbstoffenbarung und so ;)

Es gibt Personen, die sich in solchen Dingen noch viel mehr einschüchtern lassen, noch viel zögerlicher sind und vielleicht auch in anderen Dingen an viel zu viel anderes denken und ständig für andere Personen mitdenken. Für einen persönlich kann das normal sein oder auch eine Last bedeuten.
In solchen Fällen kann es geradezu eine verhaltenstherapeutische Komponente sein, wenn man mit derartigen Notizen arbeitet.

Ganz ähnlich ist es, wenn man als Kind keinen Reinigungsplan vorgelebt bekommt und auch keine Sauberkeitsbedürfnisse entwickelt. Möchte man das und sich irgendwann ändern, muss man womöglich auch mit To-Do-Listen und Plänen arbeiten, ganz einfach weil man noch kein Gefühl dafür hat, wie es funktionieren kann.

Es ist in ganz vielen Bereichen so: Viele Leute empfinden Spaß und Freude am Sport und an der Bewegung. Manche aber auch nicht. Trotzdem machen sie es, weil sie das Gefühl haben, sie müssten das eben machen. Dabei, und das sind nicht meine Worte, "könnte man es doch auch einfach sein lassen, wenn es einen so viel Überwindung kostet". Fühlt man aber nach dem Pflichtprogramm ein bisschen in sich hinein, wird man doch meist feststellen, dass man sich tatsächlich ganz gut fühlen kann. Und das motiviert einen, seine Ziele weiterhin im Auge zu behalten. Manchen muss dieses Gefühl erst wieder zugänglich gemacht werden. So wie viele ja auch kein gesundes Essverhalten zeigen können, weil das Gefühl hierfür fehlt.

Ich schweife ab. Sicherlich wäre es perfekt, wenn das alles ohne Notizen geht. Wenn aber ein gewisses Gefühl sich noch nicht einstellen kann, sind es individuell hilfreiche Stützen.
 
Wenn sie eigentlich die natürliche Neigung hätte, die Dinge zu tun, die sie auf den Zettel geschrieben hat - also z.B. wenn aus intrinsischer Freude heraus zu musizieren für sie etwas Normales, Bekanntes wäre -, dann hätte sie den Zettel nicht gebraucht.

Wenn ich ein ordentlicher Mensch bin, muss ich mir nicht Post-its mit "Klo putzen! Küche aufräumen!" hinhängen, dann mache ich das aus einem automatischen Bedürfnis heraus.
Auf den Zettel gehören nur Dinge außerhalb von Selbstverständlichkeit und Alltagsroutine. Das Durcheinander in der Küche ist nicht deshalb zu beseitigen, weil das auf irgendeinem Zettel steht, sondern weil man sich die Ordnung wünscht. Mit der sauberen Toilette ist es dasselbe. Ein Lied dazu von Spezialisten für Qualitätspunkrock:



Freude am Musizieren ist einfach da - und nicht, weil das auf einem Zettel steht. Letzteres ist Autosuggestion, ein zeitloses Phänomen:



Endlich ist bekannt, was dieses Fremdwort bedeutet: Wer nicht motorisiert ist, aber sich einbildet, ein Auto zu haben, praktiziert Autosuggestion (das war der gespielte Witzzzz des Tages, wünsche viel Vergnügen gehabt zu haben).

LG von Rheinkultur
 
Funktioniert so aber nicht, 40er.

Was hingegen funktioniert, ist, die Lampenfiebersymptome zu akzeptieren und einfach als solche wahrzunehmen und dies auch immer wieder mit dem KL zu thematisieren.

Dann gehen sie VIELLEICHT irgendwann weg bzw. werden weniger, weil der Schüler einfach in jeder Klavierstunde erneut feststellen muss, dass es die imaginierte "Blamage" absolut nicht gibt, sondern er in seinem Sosein völlig vom KL akzeptiert wird (etwas, was er vielleicht sonst in seinem Leben nicht so kennt, weswegen er überhaupt erst diese Ängste entwickelt hat).

So ein Zettel hingegen ist, als wenn einer zu einem anderen sagt: "So, jetzt bitte LUSTIG sein! Sei LUSTIG! Wie, immer noch nicht? Nun mal looohooos, LUSTIG!!!" Erzeugt evtl. nur zusätzliche Unzulänglichkeits- oder gar Schuldgefühle, weil man es schon wieder nicht schafft, freudig zu musizieren.

Bitte also, bevor Du hier mit der "Psychologie" als Argument kommst, erstmal über selbige informieren.
 
Funktioniert so aber nicht, 40er.
Bitte also, bevor Du hier mit der "Psychologie" als Argument kommst, erstmal über selbige informieren.

Vergleich es mit dem Effekt von Homöopathika. Da ist auch nichts was funktionieren/wirken könnte, trotzdem tut es eben genau dies in einer überraschend grossen Anzahl von Fällen. Der Zettel hilft es eben dem einen oder anderen dabei sich so auf das wesentliche Konzentrieren zu können. Was soll`s!

Die von Dir verallgemeinernde Aussage, dass dies nutzlos ist, ist wie schon geschrieben etwas gewagt!

Selbst R. Schumann hat in seinen privaten Haus- und Lebensregeln eine solche Regel aufgeschrieben: "Wenn Du spielst, kümmere Dich nicht darum wer neben Dir steht", oder dir zuhört, oder so ähnlich.

Auch wenn es Dir nicht passt - ist das Anfertigen von Notizzetteln in der Psychologie gängige Praxis. Angsterkrankungen behandelt man indem die Ursachen der Ängste und ihre physischen Auswirkungen notiert werden. Man personalisiert die Angst dadurch.

Das Akzeptieren der Ängste und vor allem deren physischen Auswirkungen ist bereits Teil der Problemlösung. Dies geht aber nur wenn man den Schritt gewagt hat, sich diesen Ängsten zu stellen und Vermeidungsstrategien zu vermeiden.
 
pssst..., seid mal kurz ruhig!
Ich kann grad' die Nachbarin stöhnen hören. Zur Mittagszeit...
 
nein, es war die Enkelin - sweet sixteen! Ich habe jetzt auch vestanden, was sie gestöhnt hat: "Oma, deine Möbel sind so schwer...".
Genaugenommen war es auch mehr ein Ächzen als ein Stöhnen. Ich glaube, sie ist Alkoholikerin und raucht Zigarre.
 

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