Ist euch beim Vorspielen die Anerkennung der Zuhörer wichtig?

  • Ersteller des Themas WittgensteinKlavier
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...echt?...hm... Trauermarschsonate & Feuerwerk?... das könnte Unmut....... :D:D

rolf, Du immer mit Deinen Extremen:D. Klar sind Chopin und Debussy als Kaufhausmusik geeignet. Ich denke da z.B. an den Minutenwalzer, cis-moll Walzer oder Es-Dur Nocturne op.9.2, bei Debussy z.B. die 1. Arabesque, Reverie oder La fille aux cheveux de lin. Das ist alles nicht aufdringlich, melodiös und dürfte auch Leute, die mit Klassik nichts anfangen können, zumindest nicht negativ in ihrem Kaufverhalten beeinflussen;).
 
Also, ich war neulich in einem Kaufhaus, während dort ein Streichquartett gespielt hat - und zwar alle möglichen ECHTEN Sachen...
Ganz abgesehen davon, dass ich mich natürlich gleich viel wohler gefühlt habe ;) - den anderen hat es auch gefallen. Und zwar, weil dadurch so eine, zitiere, "besondere und edle" Atmospähre entstand.

Die Leute assoziieren das schon ungefähr mit Klassik... und solange sie nicht stillsitzen und zuhören müssen, sind sie eh beschäftigt und "langweilen" sich nicht (aus Überforderung), sondern fügen sich eben in die Stimmung ein und fühlen sich gleich viel edler.

Was sollte man mehr wollen...
Nur Mut!
 
Was soll ich dann erst im Kaufhaus spielen? Ich habe dort keine Vorgabe

Also bist Du auch nicht an irgendwelche Musikgeschmäcker gebunden.

Ich habe vor einigen Jahrne auch mal was von TEY gespielt, aber das war nur kurz und ich habe mittlerweile eine richtige Abneigung davor.

Dann mach es nicht. Es gibt genug Klassik "Hits", die hinreichend bekannt sind… Mondscheinsonate, für Elise, Ave Maria, Ständchen, Blaue Donau, Rondo alla Turca, Ungarischer Tanz Nr.5, Clair de lune (die Du schon erwähntest) etc…

Was ich täte, wenn ich es könnte (kann ich aber leider nicht :D:D:D):
ABWECHSELN! Eine fetzige Chopin Polonaise nach dem Ave Maria, eine Gnossienne von Satie nach der Blauen Donau, einen Rach nach der Elise etc. und BEOBACHTEN, wie die Leute reagieren!

…und dann hier berichten! Mensch, Du hast jetzt die Möglichkeit, die Leute direkt zu testen. Ein Experiment! Beneidenswert!!! :D

Lg, Nessie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Vor ein paar Jahren habe ich in einer Fußgängerzone einen Pianisten gesehen, der einen echten Flügel mithatte und reihenweise Klassiker gespielt hat, mit Sicherheit waren Mozart- und Beethovensonaten dabei. Es standen viele Leute drum herum und haben sich das anhört. Neben der geschmacklichen Übereinstimmung spielt eben die Neugier auch eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wo kann man schon mal einem Pianisten so nah über die Schulter schauen und genau sehen, wie er virtuous in die Tasten greift? Ich finde auch, es ist eine super Gelegenheit, Leute mit guter Musik in Berührung zu bringen, die sonst die Hürde dazu (Eintrittskarte kaufen, konzertgemäßte Kleidung anziehen usw. ) nicht überwinden würden. Und damit in Zukunft der bei manchen klassischen Stücken in der Bevölkerung nicht mehr vorhandene Wiedererkennungseffekt eintritt, muß man die Leute einfach so oft wie möglich dieser Musik aussetzen. Dein Auftraggeber hat Dir keine Vorgaben zum Repertoire gemacht - also braucht man auch nicht in vorauseilendem Gehorsam sich selbst beschränken. Solange es keine massiv dissonante Musik ist, ist alles erlaubt, was dir gefällt.
 
Wieso gehst Du eigentlich davon aus, daß die Rezipienz der Laufkundschaft der Deiner Freunde entspricht?
Ich glaube, dort werden mehr Menschen sein, als Du denkst, die ein gut gespieltes Nocturne oder Prelude zu schätzen wissen.

Eine kleine Anekdote: Als ich mit dem Auto offen durch Frankfurt fuhr, lief im Radio gerade ein Nocturne von Choin, was ich seber auch gespielt habe. Ich konnte nicht umhin, die Lautstärke ein kleines bisschen höher zu drehen, als ich es sonst zur Vermeidung von Belästigungen zu tun pflege. Stellt sich ein Radfahrer neben mich, ich dachte schon, der will mir jetzt einen Rüffel verpassen, was mir einfallen würde, die Musik so laut aufzudrehen. Nein, ihm gefiel diese Musik und er empfand es wohl durchaus als Bereicherung, sowas zwischen dem Verkehrslärm auf der Straße zu hören.
 
Fazit: Kunst WIRKT! Pseudokunstkitsch verpufft. Peng. aus.
 
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich blamiere: ich hab keine Ahnung, wer oder was TEY ist. Hab's auf Anhieb auch nicht im Internet gefunden, jedenfalls nichts, was hierein passt. Kann's mir jemand erklären? Möchte gerne dazulernen.

an Nils: Ich gebe Dir vollkommen recht: Niemand hat den Auftrag, irgendjemanden zu erziehen. Jedoch: Wo ist die Grenze zwischen "Erziehen" und "Mit gutem Beispiel voran gehen" ? (Dass "mit gutem Beispiel voran gehen" eh nix nützt, ist ein anderes Thema ;-)

einen schönen Abend!
Romantikfreak
 
So langsam wird aber ein Wiki-Eintrag für "TEY" fällig. :D
TEY= Tierssen, Einaudi, Yiruma
 
an Nils: Ich gebe Dir vollkommen recht: Niemand hat den Auftrag, irgendjemanden zu erziehen. Jedoch: Wo ist die Grenze zwischen "Erziehen" und "Mit gutem Beispiel voran gehen" ? (Dass "mit gutem Beispiel voran gehen" eh nix nützt, ist ein

Das ist ja völlig in Ordnung wenn jemand "mit gutem Beispiel voran gehen will". Ich finde es auch sehr gut, dass es Leute gibt, die sagen: "Hey..., hör dir doch auch mal richtige Klassik an. Es gibt viel anspruchsvolleres als Einaudi"

Auch wenn die richtige Klassik nicht meine Musik ist, finde ich es wichtig darauf hinzuweisen, dass sie existent ist! Denn sie verschwindet immer mehr im Hintergrund und "verstaubt" zur Musik der Elite. Und nochmal: es ist nicht meine Musik. Dennoch ist sie wunderschön und unfassbar wichtig für unsere Kultur.

Jedoch: alles dort, wo es hingehört! In die Musikschule gehört Unterricht und "gute Beispiele, die voran gehen".

Jedoch nicht auf einen Gig, wo du den Auftrag hast, die Leute zu unterhalten. Dort geht es darum die Zuhörer zu bedienen und bei möglichst vielen einen musikalischen Nerv zu treffen.

Wenn mein Gast Eiswürfel in seinen 40 Jahre alten Whisky möchte, dann ist mir danach, ihm eine runterzuhauen und ihn der Tür zu verweisen. Aber was tue ich? Ich lächele und sage: "selbstverständlich gerne, mein lieber Freund!"

Warum? Weil es mein Gast ist und ich nicht das Recht habe ihn zu erziehen.
 
Es werden längst Studien zur Korrelation zwischen Musikgeschmack und Intelligenzquotienten fällig *ggg*

Was jedenfalls recht klar zu sein scheint, ist folgendes: Klassische Musik zu mögen ist etwas, das man üben muss.
Es ist längst bekannt, dass ein Schlaganfall mit Läsion in bestimmten Gehirnbereichen dazu führen kann, dass ein vormaliger Klassikliebhaber mit dieser Musik nichts mehr anfangen kann und es neu erlernen muss.

Klassische Musik ist weitaus komplizierter zu verstehen als TEY oder Popmusik; wenn jemand mit ihrer ganzen Bandbreite nichts anfangen kann, vermute ich Übungsmangel und damit Urteilsunfähigkeit...

Es ist doch ähnlich wie bei guter Literatur im (völlig unangebrachten) Vergleich zu Frauenzeitschriften und ähnlichem... ersteres erfordert weit mehr "Beschäftigung" mit der Materie, ohne eine gewisse Vorbildung ist sie kaum erschließbar - während Frauenzeitschriften für den in diese Richtung nicht vorgebildeten Menschen eine angenehme, nicht überfordernde Unterhaltung darstellen können, ganz im Gegensatz eben zu höherer Literatur, die bemerkenswerterweise dann nicht selten als "langweilig" bezeichnet wird ;)

Da kann man sich natürlich ein Schmunzeln kaum verkneifen...

Wir - also viele oder gar die meisten von uns, die hier lesen - können uns meiner Meinung nach nichts anderes als glücklich schätzen, dass wir die genetischen UND sozialen Voraussetzungen dafür mitbekommen haben, mit klassischer Musik etwas anfangen zu können.

Prost!
 
Hallo
Danke für alle Antworten!
Nils, es geht nicht darum, jmd erziehen zhu wollen! Aber ich möchte eigentlich keine Musik spielen, die ich selbst schlecht finde.

Ich denke, dass ich nur Klassik spielen werde und eben einige eingängliche Stücke (Claire de Lune, Mondscheinsonate, evtl. sogar Für Elise (das ganze Stück ist ja in der Originalfassung gar nicht mal schlecht) usw) dazwischen baue. Dazu dann immer mal wieder eine Chopin Nocturne, eine Liszt Consolation oÄ

Herzlichen Dank!
 

Klassische Musik zu mögen ist etwas, das man üben muss.
Da widerspreche ich vehement. Es ist vielmehr in der Klassik wie in ALLEN anderen Musiksparten, dass es eben Musik gibt, die eingängig ist (Claire de Lune z.B.) und wieder andere, mit der man sich beschäftigen muss und die eben von mal zu mal besser/verständlicher wird.

Das gilt für Jazz genau so wie für Rock und selbst für Pop.
 

Ich schließe mich dem Widerspruch an - und zwar sowohl, was Klassik, als auch, was Literatur betrifft. Beides kann man auch ganz einfach mögen.

Ein Beispiel: Ich habe erst mit Mitte 20 angefangen, Klassik zu hören. Warum? Weil ich damals in eine Gegend gezogen bin, in der alle "normalen" (=Pop/Rock) Radiosender wirklich grauenhaft waren. Nicht auszuhalten. Also habe ich angefangen, stattdessen den örtlichen öffentlich-rechtlichen Kultur-/Klassiksender zu hören... und habe auch danach, als ich glücklicherweise wieder woanders hingezogen bin, weiter Klassik gehört, in wechselnden Anteilen mit anderen Stilrichtungen gemischt.
 
Naja, klar muss nicht jeder das Hörenmögen von sämtlichen Stücken üben... soviel weiß ich auch, ihr süßen ;)
Aber ihr dürftet schon verstehen, was ich sagen will... für vieles in der klassischen Literatur gilt, was ich gesagt habe.

Und dass man für Popmusik üben muss, bezweifle ich, dazu ist sie nun wirklich zu simpel... deswegen kommt sie bei der breiten Masse ja dermaßen gut an.

Jazz ist wieder etwas GANZ anderes... das ist ja eine richtige Kunstform!

@ahc: inwiefern widerspricht deine Geschichte irgendetwas von dem, was ich gesagt habe? Wenn du unterfordert und genervt warst, kann ich das gut verstehen. Ich habe Freunde, denen es ähnlich ging wie dir. Für mich gibt das immer wieder Anlass zur Hoffnung im Bezug auf die Menschheit :P
Verstehst du, ich sage: wenn jemand die klassische Musik zum Großteil nicht mag, dann liegt das in meinen Augen eher daran, dass er sie zu selten gehört hat, um dafür rezeptiv zu sein (um sie in irgendeinerweise "verstehen" zu können), womit er urteilsunfähig wäre.
Damit bist du also eindeutig nicht betroffen...

(Ey, und keine Wortklaubereien jetzt... seid so gut. Ihr wisst doch in Wirklichkeit genau, was ich meine. Wenn man hier alles bis ins Detail spezifizieren muss, werden die Beiträge unerträglich lang, oder?)
 
@ahc: inwiefern widerspricht deine Geschichte irgendetwas von dem, was ich gesagt habe?

Naja, Du hattest geschrieben:

Klassische Musik zu mögen ist etwas, das man üben muss. [...] Es ist doch ähnlich wie bei guter Literatur im (völlig unangebrachten) Vergleich zu Frauenzeitschriften und ähnlichem... ersteres erfordert weit mehr "Beschäftigung" mit der Materie, ohne eine gewisse Vorbildung ist sie kaum erschließbar

Ich habe aber nicht "geübt", habe mich mit der Materie nicht beschäftigt, hatte keine Vorbildung... Und habe trotzdem diesen Sender eingeschaltet, weil mir dort viele Stücke gefallen haben. Einfach so. Ohne Verständnis, Vorbildung oder sonstiges Trara. Das braucht man alles nicht, es ist einfach eine Frage des persönlichen Geschmacks, man mag es eben oder man mag es nicht.
 
... Und das erklärt auch, warum Obdachlose, Drogensüchtige usw. am Bahnhof das auch nicht ertragen. ...

Das bringt mich auf eine Idee! Vielleicht spart man ein paar Polizeistreifen ein, wenn man am Bahnhof klassische Musik durch alle Lautsprecher spielen lässt, ehe der nächste Zug oder die nächste Verspätung ausgerufen wird... :D

Das ist durchaus ernst gemeint! :cool:

LG
Michael
 
Da widerspreche ich vehement. Es ist vielmehr in der Klassik wie in ALLEN anderen Musiksparten, dass es eben Musik gibt, die eingängig ist (Claire de Lune z.B.) und wieder andere, mit der man sich beschäftigen muss und die eben von mal zu mal besser/verständlicher wird.

Das gilt für Jazz genau so wie für Rock und selbst für Pop.

Ein wahres Wort gelassen ausgesprochen. Ich kenne wenige Jazzliebhaber, die z.B. neben Bebop oder Free Jazz auch gerne Dixieland hören:D.
 
Rebecca, das sollen keine Wortkalubereien werden. Aber nimm einen Klassik-Unbeleckten, bringe ihn in einen aufnahmebereite, entspannte Stimmung und spiele ihm ein paar klassische Gassenhauer vor: Pastorale, Vivaldi, was weiß ich. Fast immer stehen dann Tränchen in den Augenwinkeln. Das muss man nicht lernen!!! Dafür braucht es auch keine Bildung - übrigens totaler Schmarrn. Das Wesen von Kunst ist, dass sie bildungsübergreifend funktioniert/wirkt.

Übrigens gibt es im Pop-Genre so einiges, was dem normalen Pop-Hörer erst mal nicht zugänglich ist.

 

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