Und auch wenn zugegebernermaßen die 4 Balladen unterschiedlich sind, so kann man sie in Bezug auf die Übezeit schon annähernd vergleichen.
hier muss ich Dir widersprechen
Die ersten drei Balladen enthalten keinen Abschnitt, der auch nur annähernd so furios schwierig und komplex ist, wie die Coda der vierten Ballade. Allein dieser Umstand erfordert eine deutlich längere Einarbeitungszeit. Meiner Ansicht nach kann man die vier Balladen
auf der rein manuellen Ebene nicht miteinander vergleichen: die dritte ist unproblematisch, die erste überwiegend auch, die zweite hat trainingsintensive Doppelgriffrepetitionen und ist deswegen schwieriger - die vierte aber ist ein Kaliber in Richtung Liszt-Sonate, was die Schwierigkeiten der Coda betrifft. *)
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Ich selber halte von der ungefähren Richtlinie "eine Woche" gar nichts - manche landläufig als schwierig bezeichneten Sachen habe ich in 1-2 Tagen gekonnt, andere erst nach einigen Monaten. Zudem spielt ja auch eine Rolle, wie umfangreich ein Klavierstück ist: manche irrwitzig schwierige Etüde hat ja nur eine Spieldauer von 2-3 Minuten, hingegen hat manche irrwitzig schwierige Sonate eine Spieldauer von ungefähr 30 Minuten. Angesichts der Tatsache, dass unsere Tage auf 24 Stunden begrenzt sind, wird man eine derartige Etüde wohl schneller drauf haben, als eine derartige Sonate... ;)
Mit Sicherheit verfügen wir alle hier nicht über das manuelle Talent von Vladimir Horowitz (vom musikalischen ganz zu scheigen). Horowitz erzählt, dass er für Skrjabins fünfte Klaviersonate ein halbes Jahr Üben brauchte, um sie konzertreif spielen zu können. Diese fünfte Sonate von Skrjabin ist ein technisch bösartig schwieriges Werk, gut zwei Drittel der Sonate sind ungefähr auf dem Schwierigkeitsniveau der Coda der Chopinschen f-Moll Ballade.
Es gibt nun mal extrem schwierige Sachen und an denen üben auch die Besten sehr sehr lange - ob nun eine oder zwanzig Wochen: letztlich spielt nur eine Rolle, wie das Ergebnis aussieht.
Was mich betrifft: nach 1-4 Wochen hatte ich bislang alles, was ich spielen musste und/oder spielen wollte, im Tempo gekonnt, aber oft hat es danach eine monatelange Probezeit gebraucht, bis es dann auch wirklich konzertreif war. ...bis auf eine Ausnahme: die Fuge aus Beethovens op.106 kann ich auch nach vieljährigem immer wieder Üben nicht im von Beethoven vorgeschriebenen Tempo spielen (Viertel = 144), deswegen spiele ich die Sonate op.106 nicht (denn langsamer
will ich die Fuge nicht spielen)
Andererseits relativiert sich die Übungszeit natürlich auch noch durch einen weiteren Umstand, jedenfalls bei mir: ich habe nie stur eine Woche lang nur ein einziges Werk geübt! Es waren immer gut 20 Sachen nebeneinander, mit denen ich mich - mehr oder weniger lange - beschäftigt hatte. Das ist bis heute so geblieben.
Praxisnahe Einschätzungen? Das hängt sehr davon ab, womit sich die Praxis gerade bschäftigt!
Gruß, Rolf
*) dieser Vergleich stimmt allerdings nur, wenn man schon mit einem ordentlichen Teil der virtuosen Literatur zurecht kommt!