Übungsdauer von Konzertpianisten

  • Ersteller des Themas tomita3
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Ich glaube, es ist Neugier. Weniger allerdings eine voyeuristische, als vielmehr Neugier darüber, was menschenmöglich ist. Was ist schlimm daran, dass violapiano darob staunt?
 
@ marcus & Violapiano:
solche Reaktionen sind es, die mich bedauern lassen, doch was zu meinen Übungszeiten mitgeteilt zu haben...

Wieso, das ist eben schon ein Hammer, wenn Einige das in wenigen Tagen schaffen, woran Andere Jahre üben.

Aber nichts für ungut.

Wenn Du das schreibst, dann wird es dich doch auch nicht wundern, wenn der Eine oder der Andere darüber erstaunt ist.

Ich lerne zum Beispiel bei weitem nicht so schnell. Es dauert immer, bis ich ein Stück intus habe. Da fühlt man sich doch recht klein, wenn man das liest.;)

LG
violapiano
 
Ich glaube, es ist Neugier. Weniger allerdings eine voyeuristische, als vielmehr Neugier darüber, was menschenmöglich ist.

und manches ist menschenunmöglich, jedenfalls mir: trotz jahrelangem immer wieder Üben kann ich die Fuge aus Beethovens Sonate op.106 nicht mit Viertel = 144 - und da helfen mir weder Gaspard, noch Tannhäuser noch Petrouchka...

aber mir geht es um etwas ganz anderes: hier wurde ein "sich klein fühlen" angesprochen - genau das ist völlig unnötig!!! Ich mache nicht buhuhu und fühle mich auch nicht klein, weil Kasparov Lichtjahre besser als ich Schach spielen kann - trotzdem spiele ich gerne Schach und lerne da immer wieder was dazu, mit Freude und Interesse. Ist ein Hobby, macht mir Spaß, und selbst gegen einen sturztrunkenen Kasparov wäre ich nach 20 Zügen in aussichtsloser Position :)

Gruß, Rolf
 
Gut- erstmal sieht man natürlich den Abstand- was ja auch natürlich ist, wenn auf der einen Seite ein Profi und auf der anderen ein relativer Frischling steht.

Mir ist nun einmal ein Respekt vor großer Literatur zu eigen, so dass ich mich an größere Stücke mitunter gar nicht heranwage, selbst wenn ich sie spielen könnte.

Das sind andere Maßstäbe, und es wird mir nicht den diebischen Spaß verderben am Klimpern insbesondere und der Musik im Allgemeinen.:):)

Trotzdem darf man doch die Augen weit aufreißen angesichts solcher Darstellungen.

LG
VP
 
Trotzdem darf man doch die Augen weit aufreißen angesichts solcher Darstellungen.

klar darf man das - es gibt sogar noch andere Ansatzmöglichkeiten dafür:
- man kann in sieben Tagen siebzig Stunden üben
- man kann in sieben Tagen drei Stunden üben (jeden Tag ne halbe Stunde, sonntags ad gloriam dei wir nichts gemacht)

der eine betreibt das hauptsächlich, der andere nicht - da ergeben sich recht große Diskrepanzen!!!

es ist durchaus die Frage, wie viel z.B. in einer Woche geübt wird - das sollte beim Staunen mitbedacht werden.

ich hatte zu Strawinskis Danse russe vierzehn Tage tour de force geoutet - das kann man ausrechnen! Und man kann hochrechnen, wie viele Wochen jemand für diese Übungszeit bräuchte, der voll berufstätig ist, zu Hause Familie hat und das Klavierspielen als Hobby schätzt und sehr gerne macht.

Gruß, Rolf

und damit meine Gegenfrage: wie viel Zeit würde bei euch vergehen, bis sich 140 Übungsstunden angehäuft haben?
 
Lieber Rolf,
ich finde es hochinteressant, dass Du hier Deine Einstudierzeiten offenbart hast und bin Dir dankbar dafür. Ich kann auch nicht recht verstehen, warum Du das nun schon wieder bereust. Ich glaube nicht, dass Dir das peinlich sein muß, oder dass jemand hier das als Angbabe interpretiert. Natürlich hast Du recht, dass man dabei auch die große Zahl an Stunden bedenken soll, die ein Profi daran "pro Tag" benötigt und wie lange es gedauert hat, und welch harte Arbeit es war, bis er auf diesem hohen Niveau war. Dennoch: auch für begabte und geübte Dilletanten ist es wichtig, seine eigenen Übezeit in Relation zu einem Profi einzuordnen. Ich bin beispielsweise kein Anfänger, spiele schon sehr lange und spiele auch durchaus anspruchsvolle Stücke. Dennoch bin ich manchmal schockiert darüber, wie lange ich brauche, um Stücke einzuüben. An der Art wie ein Profi übt möchte ich einfach sehen, wo ich noch prinzipielle Fehler mache (vom Zeitaufwand eines Profis mal ganz zu schweigen, die Zeiten in denen Du etwas einstudierst möchte ich ja auch garnicht erreichen).
Hier meine typischen Einstudierzeiten:
Beethovens op.90 ca. 1 Jahr
Brahms op.118 Intermezzo 1+2+Ballade auch schon wieder fast 1 Jahr
zugegeben, ich mache nebenbei noch so manch andere Dinge.

Die Frage, die hier doch von Interesse sein müßte ist vielmehr: Gibt es neben der reinen harten Arbeit noch Tricks, Vorgehensweisen und Tipps, die einem dabei behilflich sein können schneller voranzukommen, effektiver zu sein?

herzliche Grüße,

Wolf
 
bei mir etwa 20 ;)

mit "stunden" allein wird man aber nicht viel ausreißen können wenn einem die technischen grundlagen fehlen...
 
Die Frage, die hier doch von Interesse sein müßte ist vielmehr: Gibt es neben der reinen harten Arbeit noch Tricks, Vorgehensweisen und Tipps, die einem dabei behilflich sein können schneller voranzukommen, effektiver zu sein?

hallo,

das ist natürlich eine sinnvolle Frage!

Eigentlich berührt sie ja insgesamt das Vorgehen beim üben - mal ganz allgemein gesagt:
erst die schwierigsten Stellen, und das in kleinen Abschnitten

so hab ich das auch immer gemacht und mache das auch nach wie vor so

hierbei zahlt sich Geduld aus, d.h. zunächst mal so lange langsam bleiben, dass man sich dabei 1000%ig sicher fühlt und sich regelrecht langweilt

allerdings: auch wenn man auf Ton Nr.1 quasi ewig wartet, kaum dass man ihn gespielt hat, sollte der richtige Finger schon längst auf Ton Nr.2 liegen und warten (vorausgreifen) - - daran gewöhnt man sich.

Ansonsten kann man kaum allgemeine "Effizienz-Tipps" geben, denn der eine mag z.B. gerne gleich alles mit beiden Händen probieren, der andere lieber einzeln - - das hängt auch vom bisher erreichten Stand ab.

Üben bedeutet, sich an ein Stück zu gewöhnen, sich darin nach und nach zu Hause zu fühlen - dieses Gefühl, darin zu hause zu sein, stellt sich am besten mit der empfohlenen Übeweise via vorausgreifen ein.

z.B. im Mittelteil der d-Moll Ballade von Brahms (op.10 Nr.1) hätte sich das angeboten: sehr langsam, aber mit blitzschnellen Bewegungen - das führt viel schneller zum Erfolg, als etwa Woche für Woche die Belastungsgrenze mit ein-zwei Metronomstrichen zu verschieben.

herzliche Grüße, Rolf
 
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Ich könnte meine Effizienz sicher um einige 100% steigern, wenn ich nicht lieber zwei Parts, die ich schon kann, ne halbe Stunde dudeln würde, anstatt den Übergang zwischen beiden 10 Minuten richtig zu trainieren.
 
......hierbei zahlt sich Geduld aus, d.h. zunächst mal so lange langsam bleiben, dass man sich dabei 1000%ig sicher fühlt und sich regelrecht langweilt

allerdings: auch wenn man auf Ton Nr.1 quasi ewig wartet, kaum dass man ihn gespielt hat, sollte der richtige Finger schon längst auf Ton Nr.2 liegen und warten (vorausgreifen) - - daran gewöhnt man sich.....

exakt! Genau so mache ich es und das ist auch erfolgreich. Ich habe daher auch weniger Probleme mit den schwierigen Stellen. Sind sie überhaupt für mein Niveau spielbar, so bekomme ich sie auf diese Weise auch hin. Ich habe aber ein anderes sehr merkwürdiges Problem, was die in diesem Faden angesprochene Problematik wohl auch eher trifft:
Er kommt vor, dass ich Stücke, bzw. Stellen aus Stücken ewig lange nicht sicher hinbekomme, obwohl ich in ihnen garkeine außerordentliche technische Schwierigkeit sehe. Ich will mal ein Beispiel geben:

Brahms Ballade 0p. 118, B-Teil (H-Dur): Ich empfinde diesen Teil eigentlich als nicht sonderlich schwierig, weder harmonisch noch technisch und konnte ihn auch sehr langsam sofort vom Blatt spielen. Ich übe nun schon seit Wochen an diesem Teil und gelange einfach nicht zu einer gewissen Sicherheit. Auch das Auswendiglernen fiel mir schwer. Das kam nicht von alleine, sondern ich mußte wirklich jeden Takt analysieren und mir jede einzelne Note merken. So langsam gehts, aber wirklich erst nach Wochen. Der A-Teil hingegen, obwohl ich den als deutlich schwieriger empfinde, war ganz schnell drinnen, obwohl ich gar keine Anstrengungen unternommen hatte, den wirklich auswendig zu lernen.

Anderes Beispiel:
Intermezzo a-moll Nr 1: Empfand ich von Anfang an als technisch ansruchsvoll. Habe so wie von Rolf beschrieben an den schweren Stellen geübt. War ganz automatisch nach einigen Wochen drinnen, sicher und auswendig.

Intermezzo A-Dur Nr.2: Langsam, und ich sehe nicht allzu große technische Schwierigkeiten (aber vielleicht liege ich da bereits falsch). Übe daran aber auch schon Monate. Geht mittlerweile, aber endgültige Sicherheit noch nciht erreicht. Warum? Auch bei diesem Stück mußte ich ganze Passagen ganz gezielt auswendig lernen, Note für Note, bis sie endlich halbwegs sicher saßen.

Warum ist es einmal so und einmal so? Ich sehe auch nicht recht die Korrelation mit dem Schwierigkeitsgrad der einzelnen Passagen.

Herzliche Grüße,

Wolf
 
Ich könnte meine Effizienz sicher um einige 100% steigern, wenn ich nicht lieber zwei Parts, die ich schon kann, ne halbe Stunde dudeln würde, anstatt den Übergang zwischen beiden 10 Minuten richtig zu trainieren.

Das ist auch mein Problem, kann mir das irgendwie nicht abgewöhnen :confused:

Beispiel: bei "Stars and Stripes forever" in das ich sehr viel Übezeit investiert habe, habe ich immer noch dieselben Probleme an der gleichen Stelle am Ende des Stückes. Aber anstatt diese Stelle seperat zu üben, spiele ich immer wieder das ganze Stücke durch und scheitere (wen wunderts) an meiner üblichen Problemstelle :rolleyes:

Muss an meiner Selbstdisziplin diesbezüglich dringend noch arbeiten :D

viele grüße
Marc
 
...Mir ist noch nicht ganz klar, was diese Fragestellung hier erbringen kann und vor allem was sie nützen kann...

Hallo,

ich kann auch nur sagen, daß ich diese Frage und die Antworten dazu sehr interessant fand (auch wenn der Thread schon ein paar Monate auf dem Buckel hat).
Was kennt man als Laien-Hobbyspieler wie ich? Man hat einige CD-Referenzaufnahmen, schaut ab und zu mal bei youtube rein, und spielt eben selber. Wie in meinem Fall, im Grunde die letzten 20 Jahre neben einigem Kleinzeug einige wenige Beethoven-Sonaten (Mondschein, Waldstein, Appassionata, Pathetique), wobei ich (wen's interessiert) technisch nur ein sehr mageres Level erreiche.

Aber zwischen diesen beiden Welten - kennt man eben: nichts. Ich kenne nicht die Abläufe an einer Musikhochschule - daß da ein oder zwei Wochen vorgegeben werden, und dann hat ein Stück vorspielreif zu sein. Und das "Staunen mit offenem Mund" wird wohl zwangsläufig bei jedem eintreten, wenn ein anderer offenlegt, was er in seinem Beruf zu leisten imstande ist. Nunja schließlich ist es sein Beruf, oder auch Beruf-ung und Leidenschaft. Ich hatte mir vorgestellt, daß Konzertpianisten die Stücke die sie präsentieren, wohl in einem Zeitraum von mindestens drei Jahren einstudiert haben. Das scheint aber gar nicht unbedingt der Fall zu sein. Kann sein, in manchen Fällen, muß aber nicht.

Wie gesagt, für mich ein interessanter Thread.

Schönen Gruß, Dreiklang
 
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