Unterrichten nur "Ausweg" fuer "schlechte" Konzertpianisten?

Es freut mich, dass Lehrer hier i.a. eher nicht als unter den ausfuehrenden Musikern stehend betrachtet werden und eine Personalunion zwischen Lehrer und auftretendem Kuenstler als normal angesehen wird. Je besser der auftretende Kuenstler, desto eher wird er begabte, "nach hoeherem strebende" Schueler unterrichten koennen. Auch wenn das Anfaenger sind. Beeindruckend, wieviel Zeit und Geduld Piasecki mit Anfaengern (z.B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=hJ1pwd_dpQA) verbringt aber gleichzeitig ja auch z.B. den dritten Preistraeger des heurigen Tschaikowsky-Wettbewerbes unterrichtet (z.B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=5_1k6W9EqtQ).
Was die Subventionen betrifft, so bin ich voellig einer Meinung mit koelnklavier. Klassische Musik gehoert wie Theater und Museen zur Bildung. Schulen werden auch finanziert, ohne dass man von "Subventionen" spricht. Leider musz ich mich aber von der Hoffnung verabschieden, dass Musik oder andere Bildung (zwingend) die Menschen verbessert und "humaner" macht, im Sinne eines humanistischen Bildungsideals. Das kann sein aber muss nicht sein. In gewisser Weise wird die klassische Musik in Russland meiner Meinung nach sogar von staatlicher Seite missbraucht, aber das waere eine anderer Faden.
Jannis
 
Speziell die klassische Musik wird in Deutschland massiv vom Staat subventioniert.
Da muss man aber sorgfältig unterscheiden. Einerseits gibt es Institutionen, in denen konzertiert und unterrichtet wird, ohne auch nur annähernd kostendeckend oder gar gewinnorientiert wirtschaften zu können. Andererseits gibt es eine immer größere Anzahl von Hochschulabsolventen, die in den mit öffentlichen Geldern geförderten Einrichtungen keine Anstellung finden. Während im erstgenannten Falle öffentliche Mittel dazu dienen, die entstandenen Defizite auszugleichen, muss die sogenannte "Freie Szene" selbst schauen, wie sie über die Runden kommt. Hinter der stetig zunehmenden Anzahl freiberuflich tätiger Musiker verbirgt sich eine ganze Menge an verdeckter Arbeitslosigkeit: Wer niemals in ein Angestelltenverhältnis übernommen wurde, kann sich auch nicht arbeitslos melden und es bleibt somit nur die Alternative "Selbständigkeit" in der Hoffnung, irgendwie über die Runden zu kommen. Diese Konstellation kann sich wettbewerbsverzerrend auswirken: Freiberufliche Musiklehrer müssten drastisch höhere Unterrichtshonorare als kommunale Musikschulen fordern, um gewinnorientiert wirtschaften zu können - nicht um sich zu bereichern, sondern um von ihrer Tätigkeit überhaupt leben zu können, weil ihnen eine wichtige Finanzierungskomponente (Zuwendungen aus Steuermitteln) fehlt. In der Praxis senken viele Freiberufler lieber ihre Honorarforderungen und hoffen auf bessere Zeiten. Lieber mit dürftig bezahlten Aufträgen irgendwie am Markt verbleiben als gar nichts mehr erwirtschaften und aufgeben, so könnte man die Situation vieler schlecht verdienender freischaffender Künstler charakterisieren.

Redet man im Falle von Bildungsausgaben von Subventionen?
Es handelt sich eher um Investitionen, da die an den öffentlichen Bildungseinrichtungen ausgebildeten Nachwuchskräfte ihrerseits den erlernten Beruf ausüben und von ihrem Einkommen Steuern und Abgaben an den Staat abführen. Warum nicht einige Jahre in Studium und/oder Ausbildung investieren, wenn danach jahrzehntelang ein Vielfaches von den einst aufgewendeten Fördermitteln der Allgemeinheit zugute kommt?

Sind Ausgaben für Infrastruktur, Feuerwehr und Polizei, sind Sozialleistungen Subventionen?
Bei Subventionen könnte man ebenfalls differenzieren: Liegt es in der Natur der Sache, dass man in bestimmten Bereichen nun mal nicht kostendeckend oder gar gewinnbringend wirtschaften kann? Oder werden Besitzstände und verkrustete Strukturen wirtschaftlich gestützt, weil sich die begünstigten Personen in dem Automatismus behaglich eingerichtet haben, dass im Zweifelsfall immer die Gelder der Allgemeinheit verfügbar sind? Da bemüht sich nämlich so mancher nicht im nötigen Maße um einen sorgfältigen Umgang mit öffentlichen Mitteln, weil er darauf vertrauen kann, niemals den Geldhahn abgedreht zu bekommen. Gerade die Verantwortlichen in der Politik haben es bislang parteiübergreifend immer geschafft, Versorgungsfälle irgendwo unterzubringen oder notfalls eine Unterbringungsmöglichkeit eben zu schaffen.

Wer redet von "subventionierten" Sportanlagen und Stadien für randalierende Fußballfans?
Vermutlich nimmt man auf diesem Gebiet ein Missverhältnis eher hin, weil einfach ein viel höherer Prozentsatz der Bevölkerung mit dem Angebot unserer Fußballvereine erreicht wird. Jedes Wochenende Zehntausende von Zuschauern im Stadion - von so viel Präsenz in der Öffentlichkeit können kulturelle Anbieter nur träumen. Wo Erfolgshunger gestillt wird, schaut so mancher nicht mehr allzu genau hin, ob da wirklich so alles Gold ist, was da glänzt.

LG von Rheinkultur
 
Es ist doch ein Luxus unserer Zeit, dass ein Künstler überhaupt von seiner Kunst leben kann.
Diesen Satz finde ich sehr merkwürdig, denn er passt meiner Meinung nach nicht in den Kontext und ist zudem noch unwahr. Künstler konnten schon immer von ihrer Kunst leben - nur nicht alle, damals wie heute. Früher gab es sogar noch ab und zu den Fall, dass man "bei Hofe" angestellt wurde und tun und lassen konnte, was man wollte. Zum Beispiel in Ruhe 555 Klaviersonaten komponieren oder Sinfonien, die den Adel aus dem Dämmerzustand reißen sollten. Tschaikowsky wurde gar nur unter der Auflage finanziert, dass er seine Sponsorin zu ihren Lebzeiten niemals persönlich treffen durfte (!).
 
Da bemüht sich nämlich so mancher nicht im nötigen Maße um einen sorgfältigen Umgang mit öffentlichen Mitteln, weil er darauf vertrauen kann, niemals den Geldhahn abgedreht zu bekommen. Gerade die Verantwortlichen in der Politik haben es bislang parteiübergreifend immer geschafft, Versorgungsfälle irgendwo unterzubringen oder notfalls eine Unterbringungsmöglichkeit eben zu schaffen.

Das stimmt, und das kann mitunter zum Problem werden (betrifft nicht nur "die Politik", sondern auch andere Großorganisationen, Gewerkschaften zum Beispiel). Dabei handelt es sich gern um Geschäftsführerposten (oder Vergleichbares) in "privatisierten Tochterunternehmen" der öffentlichen Hand, ggf. noch Sparkassen oder ähnliche Institutionen. Feuerwehr, Polizei, Bildungsinstitutionen sind allenfalls auf der administrativen Ebene betroffen. Die Arbeit an der Front ist eher wenig lukrativ. ;-)

Gleichwohl - eine funktionierende Staatlichkeit lebt von "subventionierten" (= öffentlich bezahlten) Strukturen. Wo auch immer all das "privat" finanziert ist (ganz oder größtenteils), müssen noch ganz andere Rücksichten genommen werden, und bei Abbruch der privaten Finanzierungsfreude fallen bestimmte Bereiche eben weg oder werden nur nach Gusto der Geldgeber betrieben. Im Vergleich dazu finde ich die Tradition der "öffentlichen Finanzierung" der Daseinsvor- und -fürsorge besser und selbst dann noch "gerechter", wenn Führungspositionen nicht ohne i.w.S. politischen Einfluss besetzt werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also, die ganze Diskussion hier verwundert mich schon etwas. Ich denke, in der Musik ist es nicht anders als in anderen Bereichen. Es gibt die Ausnahmetalente (bei denen ist wahrscheinlich schon vom Beginn des Studiums alles klar), es gibt sehr begabte, begabte, weniger begabte und, oh Schreck, unbegabte Menschen. Diese Mischung möchte gerne Musik studieren, natürlich aus Neigung, aber natürlich auch in der Hoffnung, einmal davon gut leben zu können.

Leider gehen nicht alle Jugendblütenträume in Erfüllung. Aber wenn wir ehrlich sind: Wer ein Studium als Konzertpianist durchführt, hat natürlich bekannte Pianisten als Vorbild im Auge, möchte selber einer werden. Der Unterichtsvertrag mit einer Musikschule, egal wo, ist sicher NICHT das Lebensziel derer, die hoffnungsvoll das Studium beginnen, besonders dann nicht, wenn ihnen klar ist, welches Salär man damit erreichen kann.

So ist das Leben, Zufälle spielen in der Karriere sicher auch noch eine Rolle. Aber man landet dann doch eher unfreiwillig in der Musikschule. Das spricht nich dagegen, daß diese Leute sehr gut Klavier spielen können. Und sie mögen bessere oder schlechtere Pädagogen sein. Es liegt mir fern, jeden Klavierlehrer als gescheiterte Existenz zu betrachten, ich habe ja selber einen, den ich sehr schätze. Auch er hatte aber einmal weitergehende Pläne. Und wenn ich es mit meiner Karriere als Physiker betrachte, sieht das Bild nicht anders aus. Auch ich hätte mir einmal gewünscht, mehr zu erreichen. Aber nicht alle Träume gehen in Erfüllung.
 
Ich glaub nicht dass man Künsterberufe gut mit anderen Berufen vergleichen kann.

Z.B. Ein guter Physiker wird seinen Berufsweg viel zuverlässiger / geplanter gehen können als ein guter Pianist. Natürlich brauchts überall im Leben etwas Glück/Beziehungen/Individualität/etc. um das "ganz große Los" zu ziehen - aber selten derart stark wie bei Musikern.

Die finanzielle Schere zwischen bekannten Größen und unbekannten Musikern ist gewaltig, letztere schwimmen selten ins mittleren Einkommensfeld, selbst wenn sie noch so gut sind. Z.B. selbst ein schlechter IT-ler mit 9-to-5 Attitüde und Faul@Uni zieht da oft mühelos dran vorbei. Das ist sicherlich ein wenig optimaler Zustand, aber einfach dem Markt geschuldet.

Es gibt sicher eine Menge herausragender Musiker, die nicht per se schlechter als die bekannten Größen sind - sie hatten einfach nur nicht das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein - und bei einem derart engen Markt muss man da schon außergewöhnlich viel Glück haben.

Talent und Fleiß allein bringen da gar nix. Ich glaub es gibt relativ ehrliche/nüchterne Youtube-Interviews z.B. von Yujia Wang, wo gut rauskommt, dass neben all ihrem Talent und Fleiß letztlich entscheidend war, dass sie sich ein gutes Stück Individualität / Interessantheit gewahrt hat, um sie aus der Masse aus ähnlich talentierten und fleißigen Pianisten herauszuheben, um letztlich - mit obendrein viel Glück - diese Karriere zu ermöglichen.

Der Markt ist schlicht unglaublich eng und bei allem Talent, man kanns kaum verlässlich steuern und die Wahrscheinlichkeit, sich nur als konzertierender Pianist komfortabel zu finanzieren dürfte gering sein. Sofern man sich in diese Richtung bewegen will, sollte sicherlich von vornherein auch das Interesse dasein auch Lehrtätigkeiten wahrzunehmen.
 
Gleichwohl - eine funktionierende Staatlichkeit lebt von "subventionierten" (= öffentlich bezahlten) Strukturen. Wo auch immer all das "privat" finanziert ist (ganz oder größtenteils), müssen noch ganz andere Rücksichten genommen werden, und bei Abbruch der privaten Finanzierungsfreude fallen bestimmte Bereiche eben weg oder werden nur nach Gusto der Geldgeber betrieben.
Das Wort "Subvention" ist lateinischen Ursprungs - letztlich bedeutet es, mit entsprechenden finanziellen Mitteln für unverzichtbar und notwendig gehaltenen Produktions- und Dienstleistungsabläufen zum Gelingen zu "verhelfen" (so die zutreffende Übersetzung). Wenn dies nicht die Allgemeinheit, sondern ein privater Geldgeber übernimmt, ist man als Begünstigter in anderer Weise abhängig, als wenn die Politik oder vergleichbare Instanzen über die Förderungswürdigkeit entscheiden. Da ist der auf freiberuflicher Basis erteilte Klavierunterricht ein ganz typisches Beispiel. Der Unterricht macht keinen Spaß mehr? Keine Lust mehr zu üben? Wunderbar: Unterricht gestrichen, Klavierlehrer hat mal wieder einen Kunden verloren, ja und? Lieber vom gesparten Geld einmal mehr im Jahr in Urlaub fahren und/oder die Anschaffung des Drittautos ist in Kürze gesichert. Ähnliches kenne ich von chorleitersuchenden Gesangvereinen: Genommen werden nicht unbedingt Bewerber mit innovativen Ideen. Diese zu realisieren, das könnte ja anstrengend werden: Neue Literatur, Fremdsprachen, anspruchsvolle Rhythmik oder gar Choreographien einüben - dazu müsste man ja regelmäßig zur Probe kommen oder gar konzentriert mitarbeiten. Da sowieso kein Nachwuchs mehr zum Verein kommt, nimmt man lieber den Bewerber, der weiterhin die seit Jahrzehnten im Notenschrank befindlichen "ollen Kamellen" singen lässt. Parallelen zu dem Szenario, das ein auf wenig interessierte Schüler angesetzter Privatmusiklehrer vorfindet, sind natürlich rein zufällig.

Allerdings sollte man auch nicht in jedem Fall vorschnell Trübsal blasen: Vor fast acht Jahren habe ich einen Männerchor als Dirigent übernommen, den ich unter meinen Vorgängern einst bei Konzerten an Klavier und Orgel begleitet hatte. In seinen Glanzzeiten war der Verein mal hundertvierzig Sänger stark und absolvierte mit Weltstars als Solisten und Orchestern glanzvolle Konzerte, war aber inzwischen auf unter zwanzig Mann zusammen geschrumpft - alle alt, kränkelnd und mutlos. Der Vorsitzende gab mir zu verstehen, dass man vor der Auflösung des ohnehin sterbenden Vereins noch mal ein paar Monate das bisschen alte Zeug singen wolle, was man mit den paar Mann irgendwie so hin bekäme. Als die Presse von meiner Verpflichtung berichtete, war bereits der Überschrift des Artikels zu entnehmen, man wolle so vielleicht das laufende Kalenderjahr überstehen, danach sei ja wohl sowieso Schluss - und der seit über dreißig Jahren amtierende Vorsitzende hob hervor, dass er seinen Posten am liebsten auch hinschmeißen wolle. Und heute? Totgesagte leben länger: Der Verein existiert immer noch, hat einige Neumitglieder dazu bekommen und projektbezogene Kooperationen mit anderen Vereinen in die Wege geleitet. Obwohl der Verein verkündet hatte, für immer von der Bühne abgetreten zu sein, führt er dieses Jahr auch wieder ein eigenes Herbstkonzert durch.

Auch eine Parallele, aus der gebeutelte Musiker und Musiklehrer wieder ein wenig Mut und Kraft für die eigene Arbeit herausziehen können?

LG von Rheinkultur
 
Ich glaub nicht dass man Künstlerberufe gut mit anderen Berufen vergleichen kann.
Eines haben alle Berufe miteinander gemeinsam: Erfolgreich ausüben kann man sie letztlich nur dann, wenn der Ausübende sich mit der jeweiligen Tätigkeit identifiziert. Und genau dies gelingt nicht, wenn die Entscheidung für diese überwiegend oder ausschließlich aus einer Notlage heraus gefallen ist - aus der Notlage, für das ursprüngliche Berufsziel nicht gut genug gewesen zu sein. Gescheiterte nehmen die Erfahrung des Scheiterns nur mit in die nächste Lebenslage, solange es ihnen nicht gelingt, negative Inhalte durch positive zu ersetzen. Identifikation mit der aktuellen Aufgabe gehört zu diesen positiven Inhalten - gleichgültig, ob man sich als Physiker oder Musiker betätigt.

Der Markt ist schlicht unglaublich eng und bei allem Talent, man kanns kaum verlässlich steuern und die Wahrscheinlichkeit, sich nur als konzertierender Pianist komfortabel zu finanzieren dürfte gering sein. Sofern man sich in diese Richtung bewegen will, sollte sicherlich von vornherein auch das Interesse dasein auch Lehrtätigkeiten wahrzunehmen.
Für die aus eigener Kraft beeinflussbaren Handlungsbereiche gilt das vorab Gesagte: Es muss der Lehrkraft gelingen, den Vorgang der Musikvermittlung als positiv geprägt anzusehen und sich mit der Lehrtätigkeit zu identifizieren. Dann spielt es in der Praxis keine Rolle mehr, ob die Tätigkeit als erfolgreicher Konzertsolist ein zusätzliches Betätigungsfeld hätte sein können oder auch nicht.

LG von Rheinkultur
 

Diesen Satz finde ich sehr merkwürdig, denn er passt meiner Meinung nach nicht in den Kontext und ist zudem noch unwahr.
Das passt zu 100% in den Kontext. "Professionell Klavierspielen" bedeutet doch, dass man ausschließlich vom Klavierspielen leben kann.
Künstler konnten schon immer von ihrer Kunst leben - nur nicht alle, damals wie heute. Früher gab es sogar noch ab und zu den Fall, dass man "bei Hofe" angestellt wurde und tun und lassen konnte, was man wollte.
Das waren aber nur ein paar Hansel und es war ebenfalls schon Luxus, den sich der reiche Gönner geleistet hat. Da unsere Gesellschaft momentan sehr reich ist, können auch viele Künstler bezahlt werden. Heute kommt zu dem Luxusaspekt auch noch das Verantwortungsgefühl dazu, eine spezielle Kunstform für die Nachwelt zu erhalten. Genau das geschieht mit der klassischen Musik. Ich selber bin Hobbymusiker und höre gern Musik und bin dankbar, dass ich das machen kann. Die Konzertpianisten sollten sich einfach im klaren sein, dass sie vom Staat als erhaltenswerte Kunstform gefördert werden. Ein Popmusiker finanziert sich und seine ganzen Anhang selber und belastet nicht die Staatskasse. Im Gegenteil durch seine "Gewinn"-Steuer kommt Geld rein. Ob es wohl irgendwann mal eine Zeit gibt in der man die Popmusik als erhaltenswert erachtet?
 
Die Konzertpianisten sollten sich einfach im klaren sein, dass sie vom Staat als erhaltenswerte Kunstform gefördert werden.

Welcher Konzertpianist wird denn für's Konzertieren vom Staat bezahlt? Ich kenne keinen einzigen. Die Länder leisten sich ein paar Konzertpianisten als Hochschullehrer - genauso, wie sie sich Germanisten, Linguisten, Historiker, Physiker, Mathematiker etc. leisten. Damit erfüllen sie ihren Bildungsauftrag.

Grüße, Jörg
 
Welcher Konzertpianist wird denn für's Konzertieren vom Staat bezahlt? Ich kenne keinen einzigen.
Direkt vielleicht nicht, aber am Ende der Geldkette ist sehr wohl ein staatlicher Geldtopf beteligt. Ein Konzerthaus, Theater, Oper, ... ist in der Gesamtbilanz immer ein Zuschussbetrieb. Wie ein Hallenbad auch.
Die Länder leisten sich ein paar Konzertpianisten als Hochschullehrer - genauso, wie sie sich Germanisten, Linguisten, Historiker, Physiker, Mathematiker etc. leisten. Damit erfüllen sie ihren Bildungsauftrag.

Grüße, Jörg
Deren Bildungsauftrag bringt aber in erster Linie Berufe hervor die ordentlich Geld in die Staatskasse einzahlen.
 
Direkt vielleicht nicht, aber am Ende der Geldkette ist sehr wohl ein staatlicher Geldtopf beteligt. Ein Konzerthaus, Theater, Oper, ... ist in der Gesamtbilanz immer ein Zuschussbetrieb. Wie ein Hallenbad auch.

Richtig. Eine Schule ist auch immer ein Zuschussbetrieb. Sogar eine Straße ist immer ein Zuschussbetrieb. Man nennt das Infrastruktur.

Deren Bildungsauftrag bringt aber in erster Linie Berufe hervor die ordentlich Geld in die Staatskasse einzahlen.

Das gilt vielleicht für Ingenieure, Betriebswirte und noch ein paar andere wirtschaftsnahe Studiengänge. Für die allermeisten gilt das nicht. Oder zahlen Lehrer, Hochschullehrer, Beamte und Forscher an staatlichen Instituten etwa mehr Steuern, als sie vom Staat als Gehalt bekommen? Trotzdem kann man auf all diese Berufe nicht verzichten – ebenso wie ein funktionierendes Gemeinwesen auf Musiker nicht verzichten kann.

Ein erfolgreicher Konzertpianist zahlt von den Eintrittsgeldern seines Publikums Umsatzsteuer und Einkommensteuer, seine Veranstalter tun das ebenfalls. Außerdem kann der Staat seine teuren historischen Säle gewinnbringend vermieten, die Garderobenfrauen haben Arbeit und das zufriedene Publikum lässt das schöne Konzert noch gemütlich beim Italiener ausklingen - der dann auch wieder Steuern zahlt und Arbeitsplätze schafft.

Grüße, Jörg
 
Richtig. Eine Schule ist auch immer ein Zuschussbetrieb. Sogar eine Straße ist immer ein Zuschussbetrieb. Man nennt das Infrastruktur.
Das sind ja auch wohl elementar wichtige Dinge. Sonst würden wir im Chaos versinken.
Das gilt vielleicht für Ingenieure, Betriebswirte und noch ein paar andere wirtschaftsnahe Studiengänge. Für die allermeisten gilt das nicht.
D.h. die meisten Arbeitnehmer zahlen kein Steuer???
Oder zahlen Lehrer, Hochschullehrer, Beamte und Forscher an staatlichen Instituten etwa mehr Steuern, als sie vom Staat als Gehalt bekommen? Trotzdem kann man auf all diese Berufe nicht verzichten
(Hochschul-)Lehrer sind elementar notwendig für "produktive" Berufe die dem Land zu ausreichend Wohlstand verhelfen. Beamte sind elementar notwendig, damit im Land kein Chaos herrscht. Forscher müssen früher oder später Dinge hervorbringen die dem Land einen Vorteil (oft leider finanzieller Art) verschaffen.
Der "Normal"-Berufsmusiker (Pop/Rock/Schlager/Jazz/...) ist ebenfalls in ein kostendeckendes System eingebunden, das ohne staatliche Hilfe auskommt.
– ebenso wie ein funktionierendes Gemeinwesen auf Musiker nicht verzichten kann.
Dazu braucht es aber keine vom Staat finanzierten Musiker bzw. Konzertveranstalter. Das gibt es nur in der Klassik.
Ein erfolgreicher Konzertpianist zahlt von den Eintrittsgeldern seines Publikums Umsatzsteuer und Einkommensteuer, seine Veranstalter tun das ebenfalls. Außerdem kann der Staat seine teuren historischen Säle gewinnbringend vermieten, die Garderobenfrauen haben Arbeit und das zufriedene Publikum lässt das schöne Konzert noch gemütlich beim Italiener ausklingen - der dann auch wieder Steuern zahlt und Arbeitsplätze schafft.

Grüße, Jörg
Die ganze Veranstaltung wird aber mit staatlichen Mitteln stark unterstützt. Für eine Kostendeckung müssten die Eintrittsgelder erheblich höher sein. Eine Alternative wäre, das der Konzertpianist ehrenamtlich spielt oder nur ein Taschengeld bekommt und sich sein Unterhalt anderweitig verdient, so wie es die Jazzmusiker machen müssen. Denen würde eine staatliche Förderung auch gut tun. D.h. ohne Staat würde es einen finanziell erfolgreichen Konzertpianisten eigentlich gar nicht geben. Dies führt uns zu ursprünglichen Fragestellung zurück. "Erfolgreicher" Konzertpianist hat nichts mit gut oder schlecht zu tun, er hat neben Talent und Fleiß lediglich Glück gehabt.
 
Versteht mich bitte nicht falsch. Ich finde es gut und richtig, dass Kunst und Kultur in Deutschland erhalten und gefördert wird. An der Schule meines Sohnes ist das Sinfonieorchester eine super Sache. Die klassische Musik hat in Deutschland halt ein außerordentliches Privileg, das den anderen Musikstilen leider nicht zu teil wird. Für den Jazz würde ich mir das z.B. auch wünschen.
 
Forscher müssen früher oder später Dinge hervorbringen die dem Land einen Vorteil (oft leider finanzieller Art) verschaffen.
Das hängt davon ab, was man unter ,,Vorteil fürs Land'' versteht und je nachdem unterscheidet sich der Forscher dann nicht so sehr vom Kunstschaffenden. Die Arbeit eines Literaturwissenschaftlers dürfte beim besten Willen nur sehr wenigen Menschen nutzen und auch was ein (theoretischer) Physiker so macht, kann zwar praktisch Nutzbares abwerfen, ich würde aber behaupten, dass das weder die Regel noch Sinn und Zweck des ganzen ist.

Edit:
D.h. die meisten Arbeitnehmer zahlen kein Steuer???
Das war wohl darauf bezogen, dass die meisten Studiengänge nicht darauf ausgelegt sind, auf Berufe auszubilden, die viel Geld in die Staatskasse spülen.
 
Die ganze Veranstaltung wird aber mit staatlichen Mitteln stark unterstützt. Für eine Kostendeckung müssten die Eintrittsgelder erheblich höher sein. Eine Alternative wäre, das der Konzertpianist ehrenamtlich spielt oder nur ein Taschengeld bekommt und sich sein Unterhalt anderweitig verdient.

Welcher Staat unterstützt beispielsweise Herrn Sokolov, wenn er im Münchner Herkulessaal einen Klavierabend gibt? Wenn ca. 1.800 Zuhörer im Schnitt 40 Euro für eine Karte bezahlen, ergibt das Roheinnahmen in Höhe von 72.000,- Euro. Der Saal kostet ungefähr 10.000,- Euro Miete, die der Freistaat kassiert. Auf die Roheinnahmen werden noch ca. 5.000 Euro Umsatzsteuer fällig, die ebenfalls der Staat kassiert. Vom Rest muss der Veranstalter seine Kosten decken (Fixkosten, Werbung, Provisionen an Vorverkaufsstellen etc.) – und dann bleibt immer noch ein mittlerer 5stelliger Betrag übrig. Warum soll Herr Sokolov nun ehrenamtlich oder für ein Taschengeld spielen? Selbstverständlich bekommt er seine vereinbarten 20.000,- Euro (oder wieviel auch immer), von denen er auch wieder einen gehörigen Anteil Steuern zahlt. Und der Veranstalter zahlt auch noch Körperschaftssteuer, Gewerbesteuer, Soli etc.

Wer subventioniert nun wen – der Staat den Pianisten, oder doch eher der Pianist den Staat?

Subventioniert werden in der Klassik im wesentlichen Opernhäuser und Orchester, die es ohne Subventionen tatsächlich nicht geben könnte - zumindest nicht auf hohem Niveau. Kleine Ensembles und erst recht Solisten müssen sich ganz überwiegend selbst finanzieren. Im Jazz ist das übrigens nicht anders; es gibt ein paar subventionierte bzw. aus Rundfunkgebühren finanzierte Bigbands; die kleinen Ensembles müssen auch hier selbst sehen, wie sie klar kommen.

Grüße, Jörg
 
Der Saal kostet ungefähr 10.000,- Euro Miete, die der Freistaat kassiert. Auf die Roheinnahmen werden noch ca. 5.000 Euro Umsatzsteuer fällig, die ebenfalls der Staat kassiert.
Ich glaube nicht, dass die Miete von 10.000,-€ annähernd kostendeckend ist. Das müsste vermutl. erheblich mehr. Die Stadt München, bzw. Bayern kann sich das halt leisten, weil viele Firmen ordentlich die Kasse füllen.
 

Zurück
Top Bottom