Und gegen die Planmäßigkeit von Franz sträubt sich bei mir auch alles.
Das kann ich gut nachvollziehen, mir sträubt sich auch alles. Aber schauen wir uns das auf die Praxis bezogen an. Der kleine 7-Jährige Maxl*, hat erst mal überhaupt keine Vorstellung, was "Üben" bedeutet. Wenn ich dem sage, er braucht nur üben, wenn er Lust hat, was glaubst Du wieviel er dann "übt"?
Die besten Resultate habe ich, wenn ich Mama/Papa sage, Maxl soll täglich eine viertel Stunde Klavierspielen, ob's es braucht oder nicht. Dann sage ich ihm noch genau, er soll seine beiden neuen Stücke 5x durchspielen und die 7 alten einmal zur Wiederholung spielen, eine schwere Stelle im neuen Stück kreise ich ein und schreibe drüber 10X langsam!!
Bei der 12-jährigen Katrin* sieht es ganz anders aus, sie geht aufs Gymnasium G8 und hat 3x die Woche nachmittags Schule. Ohne Plan würde sie an den Tagen gar nicht üben. Mein Vorschlag, wenn's eng wird wenigstens 15 Min. Zeit nehmen und die Stücke einmal langsam konzentriert durchspielen. Funktioniert oft ganz gut, wenn die Hausaufgaben nicht zu viel sind.
Lisa* hat Leistungskurs Musik, muss einmal im Halbjahr ein Pflichtstück und ein Wahlstück, sowie ein Stück vom Blatt als Klausur vorspielen. Grober Plan: das Wahlstück muss bis 6 Wochen vor dem Prüfungstermin konzertreif sein, zu dem Zeitpunkt bekommt sie ihr Pflichtstück und kann das mit voller Aurfmerksamkeit einstudieren, das Wahlstück wird wiederholt und verfeinert. Da sie mit vom-Blattspielen Probleme hat, soll sie jeden Tag 15 Min vom Blatt spielen. Ob sie es tut? :rolleyes:
Dann gibt es noch den angehenden Studenten, der sich für eine Aufnahmeprüfung vorbereitet. Er hat ein Hauptinstrument, ein Zweitinstrument und die Theoriefächer Gehörbildung, Harmonierlehre, allgemeine Musiklehre, Analyse usw. zu bewältigen. Ohne lang- und mittelfristige Planung geht hier gar nichts.
* Maxl, Katrin, Lisa: Die Namen sind frei erfunden.
Wenn ich etwas übe, dan richtet sich die Dauer des Übens daran aus, welchen Erfolg das Üben hat und wie nötig das Üben an diesem Stück ist. Das stellt sich aber erst während des Übens heraus. Das Gefühl "Ich hab jetzt 15 Min. geübt, also ist es jetzt genug" hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie.
Genau das ist das Problem. Ob du nun 15 Minuten oder 5 Stunden übst, es ist nie genug, deshalb musst du festlegen, wann für heute genug ist.
So ein Plan darf den Schüler/Studenten natürlich nicht zum Sklaven machen. Auch darf die "abgesessene" Übungszeit nicht als Alibi dienen. Einen Zeitrahmen für eine definierte Aufgabe zu geben ist aber mMn von Vorteil. Man muss auch lernen, mit wenig Zeit zu haushalten.
Für manches ist auch ein längerfristiges "Training" notwendig, man kann nicht immer sagen ich muss jetzt bis dann und dann ein bestimmtes Ziel erreichen, wenn ich in der vorgegebenen Zeit nicht "fertig" werde ist das nicht schlimm, am nächsten Tag geht es ja weiter.
Manchmal verzettelt man sich ohne Plan aus lauter Begeisterung oder Perfektionswahn und vernachlässigt ein anderes Stück, das aber auch kontinuierlich gearbeitet werden will.
Nach meiner Erfahrung bringt regelmäßige Arbeit die größten Erfolge. Natürlich muss das Üben selbst immer lebendig, kreativ und intelligent bleiben, auch wenn der Zeitrahmen Routine ist.