üben/spielen ohne lust?

  • Ersteller des Themas lavendel
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Wenn man beispielsweise regelmäßig bestimmte Sendung im Fernsehen schaut und es sich angewöhnt, 20-30 Minuten davor konzentriert zu üben, hat man auch gleich etwas, worauf man sich freuen kann ...

Mit Verlaub, Fernsehen als etwas anzusehen, worauf ich mich beim Klavierspielen freue??? Das kann ich nicht.

Ich bin froh, wenn die Kiste nicht an ist, damit ich in Ruhe spielen kann!

Klavirus
 
Da sie mit vom-Blattspielen Probleme hat, soll sie jeden Tag 15 Min vom Blatt spielen. Ob sie es tut? :rolleyes:

Das ist eben der springende Punkt. Ob du den Schülern in die Noten reinschreibst üb dieses Stück x-mal und jenes y-mal - meiner Erfahrung nach macht es keinen Unterschied. Schüler, die üben (wollen), üben so oder so und Schüler die nicht üben (wollen), üben so oder so nicht. Ob garkein Drück, leichter Druck oder massiver Druck ausgeübt wird. Ich habs zur Genüge erlebt. Sowohl Eltern die völlig verwundert sind, weil ihre Kinder tatsächlich Stücke zum Üben aufhaben (schriftlich dokumentiert im Notenbuch - mit Datum) aber stets behaupten, sie hätten nichts auf. Und Eltern die sich die Hausaufgaben noch per email zuschicken lassen und genauestens darauf achten, daß es jeden Tag 1 Stunde klimpert :D Was da genau geklimpert hat, wird ein ewiges Geheimnis bleiben. Vielleicht waren es auch nur die Demosongs aus dem Digipiano.

Meine Einstellung dazu ist inzwischen die: wenn der Schüler daran interessiert ist, klavierspielen zu lernen / zu können, dann übt er. Wenn nicht dann nicht. Dann helfen auch keine Tricks. Man kann versuchen das Interesse zu wecken (kleine Abschweifung zum Thema "was ist interessant?"). Wenn man Glück hat klappt es. Ansonsten sollte man seinen Einfluß als Klavierlehrer auf das Leben seiner Schüler auch nicht überschätzen.
 
Planung nach Zeit und Planung nach Zielen schließen sich nicht aus. Um überhaupt an Zielen zu arbeiten, was ich auch mache, musst Du zuerst mal eine gewisse Zeit einplanen. Zeitplanung ist grundlegender als Zielplanung, wenn keine Zeit eingeplant wird, wird eben gar nicht geübt.

Stimmt, da hast du recht. Aber letztendlich sollte man in seine persönliche Zeitplanung einfach das Klavierspielen/-üben einplanen und genügend Zeit ermöglichen, wenn es geht. Das eigentliche Üben selber sollte jedenfalls so ablaufen, dass man sein Ziel in der gegebenen Zeit immer erreichen kann, notfalls kürzt man das Ziel eben.

Mit Verlaub, Fernsehen als etwas anzusehen, worauf ich mich beim Klavierspielen freue??? Das kann ich nicht.

Ich bin froh, wenn die Kiste nicht an ist, damit ich in Ruhe spielen kann!

Klavirus

Nur ein Beispiel. Was haltet ihr von der Idee dahinter, könnte das etwas bringen?
 
Mit Verlaub, Fernsehen als etwas anzusehen, worauf ich mich beim Klavierspielen freue??? Das kann ich nicht.

Ich bin froh, wenn die Kiste nicht an ist, damit ich in Ruhe spielen kann!

Klavirus

Das ist auf jeden Fall ein wichtiger Punkt! Wenn das Klavier im Fernsehzimmer steht, sieht's echt übel aus fürs Klavierspielen. Dasselbe gilt allerdings auch für den Computer.
 
Das ist auf jeden Fall ein wichtiger Punkt! Wenn das Klavier im Fernsehzimmer steht, sieht's echt übel aus fürs Klavierspielen. Dasselbe gilt allerdings auch für den Computer.

Oder eher für den Fernseher und den Computer! :D:D

Wenn da das Klavier daneben stehen würde, würde ich den Fernseher und Computer ständig ausschalten und ständig den Drang haben, mich ans Klavier zu setzten.

Wer Klavierspielen lernen will muß Spaß am Üben haben.

Ich hatte nie da irgend einen Schweinehund zu überwinden.
Für mich ist es eine Sucht.

Wieso? Beim Sport, wo man ja auch Spaß dran haben soll, ist doch auch oft die Rede vom " Überwindern des inneren Schweinehundes". Wo ist da der Unterschied?

Hallo Hacon,

ich habe mir vor einem Jahr vorgenommen, jeden Tag joggen zu gehen. Konnte aber meinen inneren Schweinehund nicht überwinden, und mußte mich manchmal zum Joggen zwingen, oder mir vorzunehmen jeden Tag mindestens 30 Minuten zu laufen. Und hab es dann doch wieder aufgegeben, es durchzuhalten.

Beim Klavierspiel brauche ich keinen inneren Schweinehund zu überwinden. Warum?
Beim Joggen muß mich enorm bewegen und komme ins schwitzen. Oft war ich dazu zu faul. Beim Klavierspiel ist das anders, da muß ich mich nicht körperlich so bewegen, wie beim Laufen.

Ich setze mich ans Klavier, so wie ich mich an den Computer setzte, oder den Fernseher einschalte. Ich entspanne mich beim Klavierspiel und fühle mich dabei wohl bei einer Sache, die ich liebe.

Manchmal vergaß ich wichtige Termine oder nahm sie nicht war, oder ließ wichtige Besorgungen im Stich, weil ich die Zeit wieder lieber mit Klavierüben verbrachte. Ich war besessen davon.

Liebe Grüße, Mario
 
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Muss man hier nicht eine Einschränkung auf die Erfahrung vornehmen? Ein Pianist kann völlig neue Stücke schon gut vom Blatt spielen, während ein Anfänger mit jedem Takt oder sogar jeder Note zu kämpfen hat. Dass das Üben dem Letzteren auf seinem Stand mehr Disziplin abverlangt ist wohl natürlich, oder nicht?

Selbiges für das Laufen, auch wenn der Vergleich etwas hinkt. ubik würde es Spaß machen im Wald eine Steigung hochzulaufen, weil er die sportliche Fähigkeit hat. Ein Anfänger würde sich hochkeuchen. Beide haben aber das selbe Ziel, nur hat der Eine es noch nicht erreicht.

Von dem Stand der Fortgeschrittenen aus ist das vielleicht schwer nachzuvollziehen, aber dass Üben umso mehr Spaß macht, je mehr Musikalität enthalten ist, ist wohl unbestritten.
 
Muss man hier nicht eine Einschränkung auf die Erfahrung vornehmen? Ein Pianist kann völlig neue Stücke schon gut vom Blatt spielen, während ein Anfänger mit jedem Takt oder sogar jeder Note zu kämpfen hat. Dass das Üben dem Letzteren auf seinem Stand mehr Disziplin abverlangt ist wohl natürlich, oder nicht?

Du meinst, der Anfänger braucht mehr Disziplin als der Profi? :D

Witziger Gedanke.

Ich weiß aber, worauf du hinauswillst. Und genau das ist der Punkt, an den man nicht kommen sollte. Daß man als Anfänger "mit jedem Takt oder sogar jeder Note zu kämpfen hat." In diesem Fall hat man einfach ungeeignete Stücke. Ich habe nie - also wirklich nie, beginnend bei meiner ersten Klavierstunde im Alter von 10 Jahren - mit jedem Takt gekämpft. Die Stücke waren meinen Fähigkeiten immer so angepaßt, daß ich das meiste vom Blatt spielen konnte. Und geübt - in dem Sinn wie es hier im Forum von allen Seiten propagiert wird - hab ich eigentlich nie. Klar hab ich geübt, sehr viel sogar - im Sinne von besser, richtiger, schöner spielen. Aber nicht im Sinne von Noten einpauken.

Selbiges für das Laufen, auch wenn der Vergleich etwas hinkt. ubik würde es Spaß machen im Wald eine Steigung hochzulaufen, weil er die sportliche Fähigkeit hat. Ein Anfänger würde sich hochkeuchen. Beide haben aber das selbe Ziel, nur hat der Eine es noch nicht erreicht.

Wenn man sich zu hohe bzw. steile Ziele steckt, dann macht man sich den Spaß selber kaputt.

Von dem Stand der Fortgeschrittenen aus ist das vielleicht schwer nachzuvollziehen, aber dass Üben umso mehr Spaß macht, je mehr Musikalität enthalten ist, ist wohl unbestritten.

Einspruch. Die Musikalität kommt ja nicht aus dem Stück. Die Musikalität kommt vom Spieler. Die oft gehörte Behauptung: "mir machts kein Spaß weil das Stück ist so blöd" klingt für mich schon sehr nach "Ich konnte nicht üben, weil der Hund meine Noten gefressen hat" :)
 
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D
Ich weiß aber, worauf du hinauswillst. Und genau das ist der Punkt, an den man nicht kommen sollte. Daß man als Anfänger "mit jedem Takt oder sogar jeder Note zu kämpfen hat." In diesem Fall hat man einfach ungeeignete Stücke. Ich habe nie - also wirklich nie, beginnend bei meiner ersten Klavierstunde im Alter von 10 Jahren - mit jedem Takt gekämpft. Die Stücke waren meinen Fähigkeiten immer so angepaßt, daß ich das meiste vom Blatt spielen konnte. Und geübt - in dem Sinn wie es hier im Forum von allen Seiten propagiert wird - hab ich eigentlich nie. Klar hab ich geübt, sehr viel sogar - im Sinne von besser, richtiger, schöner spielen. Aber nicht im Sinne von Noten einpauken.

Du hast neue Stücke von Anfang an vom Blatt musikalisch spielen können? Du bist mit diesem Ansatz von der ersten Stunde bis zu schweren Beethovensonaten gekommen? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie das einem durschnittlich Talentierten gelingen soll.


Wenn man sich zu hohe bzw. steile Ziele steckt, dann macht man sich den Spaß selber kaputt.

Bei zu niedrigen auch. Wenn ich jetzt statt einfacher Sonatinen, deren Noten ich pauken muss, nur Stücke vom Blatt spielen sollte, hätte ich keine all zu große Freude damit denke ich.

Einspruch. Die Musikalität kommt ja nicht aus dem Stück. Die Musikalität kommt vom Spieler. Die oft gehörte Behauptung: "mir machts kein Spaß weil das Stück ist so blöd" klingt für mich schon sehr nach "Ich konnte nicht üben, weil der Hund meine Noten gefressen hat" :)

Nehmen wir die beiden Extreme: Meinen Klavierlehrer und mich. Wenn er meine derzeitigen Stücke nicht perfekt vom Blatt spielen könnte, müsste er lediglich noch einzelne Verbesserungen vornehmen, hier und da eine Note anders spielen. Ich muss z.b. schon eine Woche üben, um überhaupt beidhändig eine Seite im langsamen Tempo spielen zu können.

Er hat die Möglichkeit musikalisch zu üben, ich nicht, von Hänschen Klein und co. abgesehen. Auch bei schweren Stücken kann er schon flüssig üben, es geht mehr um das Gestalterische als um das Koordinative. Für den Fortgeschrittenen und den Profi sprechen die Noten, sie geben eine Vorstellung, wie das Stück klingen soll, für den Anfänger weniger. Das in Frage zu stellen wäre vergleichbar dazu zu sagen, dass einem Anfänger in einer Fremdsprache Literatur und Filme in der Sprache so viel Freude bereiten wie dem Muttersprachler. Bei vielen Dingen kommt der Spaß erst mit den fortgeschrittenen Kenntnissen. Schach macht einem besseren Spieler mehr Spaß als demjenigen, der gerade die Regeln gelernt hat. Fallschirmspringen mehr dem, als dem, der gerade seinen ersten Tandemsprung gemacht hat. Musik aus Ideologie von diesem Zusammenhang aus Können und Spaß zu entfernen halte ich für fragwürdig.
 
Du hast neue Stücke von Anfang an vom Blatt musikalisch spielen können? Du bist mit diesem Ansatz von der ersten Stunde bis zu schweren Beethovensonaten gekommen? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie das einem durschnittlich Talentierten gelingen soll.

Es gibt auf fast jedem Niveau Stücke, die man halbwegs vom Blatt spielen kann. Bartoks Mikrokosmos 1 zum Beispiel - die anfänglichen Stücke dürften die meisten Anfänger wohl nach einer sehr kurzen Zeit spielen können.

Von da an kann man sich dann hocharbeiten.

Bei zu niedrigen auch. Wenn ich jetzt statt einfacher Sonatinen, deren Noten ich pauken muss, nur Stücke vom Blatt spielen sollte, hätte ich keine all zu große Freude damit denke ich.

Wie ich schonmal erwähnt hatte: Zu leichte Stücke unterfordern einen, zu schwere Stücke überfordern einen. An Stücken, die man problemlos vom Blatt spielen kann, wird man sich technisch wohl kaum weiterentwickeln. Daher sollte ein Lehrer dir einfach passende Stücke aussuchen, die deine Fähigkeiten langsam verbessern.


Nehmen wir die beiden Extreme: Meinen Klavierlehrer und mich. Wenn er meine derzeitigen Stücke nicht perfekt vom Blatt spielen könnte, müsste er lediglich noch einzelne Verbesserungen vornehmen, hier und da eine Note anders spielen. Ich muss z.b. schon eine Woche üben, um überhaupt beidhändig eine Seite im langsamen Tempo spielen zu können.

Der Anfang ist das Schwerste beim Klavierspielen. Noten lernen, grundlegende technische Muster einstudieren (Tonleitern, einfache Intervalle, grundlegende Koordination, später auch verschiedene Rhythmen, irgendwann auch 2 gegen 3 und so Krams etc.) - wenn man aber diese Grundlagen gemeistert hat, lassen sich die Teile der Stücke, die (fast) nur aus diesen Grundlagen bestehen, recht rasch meistern. Also nur nicht aufgeben, mit der Zeit geht es einfach schneller.

Er hat die Möglichkeit musikalisch zu üben, ich nicht, von Hänschen Klein und co. abgesehen. Auch bei schweren Stücken kann er schon flüssig üben, es geht mehr um das Gestalterische als um das Koordinative. Für den Fortgeschrittenen und den Profi sprechen die Noten, sie geben eine Vorstellung, wie das Stück klingen soll, für den Anfänger weniger. Das in Frage zu stellen wäre vergleichbar dazu zu sagen, dass einem Anfänger in einer Fremdsprache Literatur und Filme in der Sprache so viel Freude bereiten wie dem Muttersprachler. Bei vielen Dingen kommt der Spaß erst mit den fortgeschrittenen Kenntnissen. Schach macht einem besseren Spieler mehr Spaß als demjenigen, der gerade die Regeln gelernt hat. Fallschirmspringen mehr dem, als dem, der gerade seinen ersten Tandemsprung gemacht hat. Musik aus Ideologie von diesem Zusammenhang aus Können und Spaß zu entfernen halte ich für fragwürdig.

Da es immer ein Niveau von Stücken gibt, die du problemlos vom Blatt spielen kannst, hast du automatisch auch immer eine Reihe von Werken, die du beim Spielen musikalisch gestalten kannst. Zusätzlich dazu kannst du jede fertig erarbeitete Passage in einem aktuellen Werk auch sofort musikalisch "durchfluten" - auch wenn es sich nur um wenige Takte handelt, gibt es auch am Anfang genügend Gelegenheiten, sich musikalisch auszuleben.

Und nur wenn man das probiert, wird man allmählich die technischen Feinheiten erlangen, die zur genauen Kontrolle der Dynamik, Agogik, Akzentuierung und Artikulation nötig sind. Einfach immer wieder probieren... und Spaß dabei haben!
 
Musik aus Ideologie von diesem Zusammenhang aus Können und Spaß zu entfernen halte ich für fragwürdig.

Ich verstehe nicht, was du mit Ideologie meinst. Wie du selbst sagst, ist es einfach frustrierend, Stücke Ton für Ton und Takt für Takt einzupauken. In der Hoffnung worauf? Daß das nächste Stück einfacher wird? Wird es ja nicht.

Deshalb propagiere ich, mit dem wirklich Einfachen zu beginnen und dann entsprechend deinen Fortschritten langsam den Schwierigkeitsgrad zu steigern. Sonst kommst du von dem Gefühl, daß jedes neue Stück eine kolossale Hürde ist, nie weg..
 

Wie du selbst sagst, ist es einfach frustrierend, Stücke Ton für Ton und Takt für Takt einzupauken. In der Hoffnung worauf? Daß das nächste Stück einfacher wird? Wird es ja nicht.

In der Hoffnung darauf, dass ich durch die Probleme mit den vorherigen Stücken mich langsam steigere, aber schneller als wenn die Steigerung nur so stark wäre, dass ich die jeweils neuen Stücke noch vom Blatt spielen könnte.

Da es immer ein Niveau von Stücken gibt, die du problemlos vom Blatt spielen kannst, hast du automatisch auch immer eine Reihe von Werken, die du beim Spielen musikalisch gestalten kannst.

Deshalb propagiere ich, mit dem wirklich Einfachen zu beginnen und dann entsprechend deinen Fortschritten langsam den Schwierigkeitsgrad zu steigern.

Dann ganz praktisch: Welche Stücke wären das für jemanden auf meinem Level? Vor meinem aktuellen Stück habe ich die Beethoven Sonatine G-Dur geübt, brauchte für die beiden Sätze jeweils eine Woche, um es flüssig spielen zu können, den ersten aber besser als den Zweiten. Das aber zum Teil deshalb, weil ich das Stück gut kannte und deswegen nicht erst nach den Noten rausfinden musste, wie es klingen muss. Jetzt lerne ich die Gymnopedie I von Satie (nach Aussage meines KL) nur leicht vereinfacht und verkürzt und Sonatine I von Pleyel aus "Drei leichte Sonaten für das Clavier" (zu finden im Haenle Sonatinen Band 2). Bis auf den dritten Satz von Pleyel klappt das mit dem Üben ganz gut, nur eben weit weit davon entfernt, das vom Blatt zu spielen.

Wäre ich dein Schüler, was würdest du vorschlagen, was mir mehr Fortschritte bringt und mehr Spaß beim Üben bringt? Das ist keine Frage nur aus Spaß, wenn du/ihr eine konkrete Empfehlung hast/habt, probiere ich das gerne neben dem anderen Üben aus.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Und genau das ist der Punkt, an den man nicht kommen sollte. Daß man als Anfänger "mit jedem Takt oder sogar jeder Note zu kämpfen hat." In diesem Fall hat man einfach ungeeignete Stücke. Ich habe nie - also wirklich nie, beginnend bei meiner ersten Klavierstunde im Alter von 10 Jahren - mit jedem Takt gekämpft. Die Stücke waren meinen Fähigkeiten immer so angepaßt, daß ich das meiste vom Blatt spielen konnte. Und geübt - in dem Sinn wie es hier im Forum von allen Seiten propagiert wird - hab ich eigentlich nie. Klar hab ich geübt, sehr viel sogar - im Sinne von besser, richtiger, schöner spielen. Aber nicht im Sinne von Noten einpauken.

Wir sind ja selten einer Meinung, Haydnspaß. :p
Hier muss ich Dir absolut zustimmen.

Es mag sein, dass man sich mit der Affendrillmethode in einer gewissen Zeit schwere Stücke in das Hirn prügeln kann. Langfristig wird man nach dadurch keine Zeit gewinnen.

Wenn das Stück zu schwer ist, sind technische Probleme, Verkrampfungen, oft sogar Entzündungen und Verletzungen vorprogrammiert.

Wer ein kleines zweistimmiges Stück aus dem "Notenbüchlein" nicht stilbewußt und ausdrucksfähig vortragen kann, wird sich an einer dreistimmigen Invention oder Fuge die Zähne ausbeißen.

Für ebenso unsinnig halte ich es, wenn jemand eine große Beethovensonate einpaukt, die dann natürlich nach Hanon klingt, weil er nie eine frühe Haydn Sonate bewältigt hat.

Irgendwo hast Du geschrieben, ein Stück sei zu schwer, wenn man es nicht nach vier Wochen langsam einigermaßen durchspielen kann, ich würde noch weiter gehen: Wenn man ein Stück nicht sofort langsam nach Noten im Zusammenhang durchspielen kann und zwar mit beiden Händen, ist es zu schwer. Genau dann braucht man einige dieser Einpaukmethoden, die hier im Forum immer wieder mal empfohlen werden. Zur Musik kommt man in aller Regel dann nicht mehr, weil das Einpauken so viel Zeit und Energie frißt. Wer das Klavierspielen ausschließlich so lernt, wird in den meisten Fällen lebenslänglich von diesen Einpaukmethoden abhängig sein.

Schade, dass der klassische Späteinsteiger nicht die Geduld des Kindes aufbringt. Es ist natürlich verständlich, der Erwachsene hat bereits musikalische Vorstellungen, Träume und Wünsche. Kinder gehen recht unbedarft ans Klavier und haben auch kein Problem, wenn sie im ersten Jahr mehr oder weniger nur Kinderlieder spielen. So kann man Blattspielen und nach Gehör spielen gleichmäßig in aller Ruhe entwickeln.

Ich will dem Erwachsenen die Freude nicht nehmen, also soll er sich halt hin und wieder ein schweres Stück vornehmen. Auch meine erwachsenen Schüler spielen immer wieder "zu schwere" Stücke. Ich versuche aber immer wieder darauf hinzuwirken, dass regelmäßig vom Blatt gespielt wird, dass sogenannte "leichte" Stücke ernst genommen werden und dem entsprechend sorgfältig gearbeitet werden. Ich erinnere mich, hier im Forum wurde einmal das Album für die Jugend als "Kindergartenstücke" bezeichnet. Mich schaudert's wenn ich sowas lesen muss.

Wer ernsthaft Klavier spielen lernen will, geht es besser ruhig und entspannt an und genießt den Weg, der lang und manchmal steinig ist.
 
Vor meinem aktuellen Stück habe ich die Beethoven Sonatine G-Dur geübt, brauchte für die beiden Sätze jeweils eine Woche, um es flüssig spielen zu können,

Wenn du pro Woche ein neues Stück lernen kannst, dann ist das ja okay. Dann würde ich mich auch nicht darüber mokieren, wenn du die Stücke nicht direkt vom Blatt spielen kannst.

Wäre ich dein Schüler, was würdest du vorschlagen, was mir mehr Fortschritte bringt und mehr Spaß beim Üben bringt? Das ist keine Frage nur aus Spaß, wenn du/ihr eine konkrete Empfehlung hast, probiere ich das gerne neben dem anderen Üben aus.

Das ist jetzt schwer zu sagen. Es hängt ja auch davon ab, was dir wichtig ist. Wenn du lieber schnell schwierige Stücke lernen willst, ist die Vomblattspielmethode natürlich eher kontraproduktiv. Da geht der Fortschritt in der Schwierigkeit natürlich nicht so schnell.

Zum Trainieren des "Blattspiels für Nichtvomblattspieler" würde ich erstmal die zwei Hefte "Der neue Gurlitt" empfehlen. Die Stücke sind sehr gut in aufsteigender Schwierigkeit angeordnet, beginnend bei extrem einfach bis zum Schwierigkeitsgrad von mittelschweren Stücken aus Schumanns Album für die Jugend. Das könntest du dann anschließend machen. Das Jugendalbum von Manfred Schmitz mit Stücken im Pop/Rock/Jazz-Stil ist auch sehr empfehlenswert, anschließend an die Gurlitts, eventuell schon früher.
 
Das ist jetzt schwer zu sagen. Es hängt ja auch davon ab, was dir wichtig ist. Wenn du lieber schnell schwierige Stücke lernen willst, ist die Vomblattspielmethode natürlich eher kontraproduktiv. Da geht der Fortschritt in der Schwierigkeit natürlich nicht so schnell.

Das stimmt, ich möchte möglichst schnell zu den schwierigen Stücken, wobei schnell in Anführungszeichen zu setzen ist und schwierig ein Synonym für "für mich interessanten". Dass es Jahre dauert ist klar, aber ich möchte gerne einen effektiven Weg gehen. Mir scheint es, dass die meisten Lehrer der Mitglieder im Forum eher einen ähnlichen Weg gehen wie meiner, also "zu schwierige" Stücke statt ganz langsamer, konstanter Fortschritte durch das Spielen vom Blatt.

Franz Einwand, dass das auch eine Gefahr birgt, wenn die Musikalität auf der Strecke geblieben ist, kann ich aber auch gut nachvollziehen.

Als Schüler ist das für mich letzten Endes eine Glaubensfrage, da ich es nicht so beurteilen kann wie ein Pianist und meinem KL auch in gewisser Weise folgen muss.

Zum Trainieren des "Blattspiels für Nichtvomblattspieler" würde ich erstmal die zwei Hefte "Der neue Gurlitt" empfehlen. Die Stücke sind sehr gut in aufsteigender Schwierigkeit angeordnet, beginnend bei extrem einfach bis zum Schwierigkeitsgrad von mittelschweren Stücken aus Schumanns Album für die Jugend. Das könntest du dann anschließend machen. Das Jugendalbum von Manfred Schmitz mit Stücken im Pop/Rock/Jazz-Stil ist auch sehr empfehlenswert, anschließend an die Gurlitts, eventuell schon früher.

"Der Neue Gurlitt 1" meinst du? Enthält das nur klassische Stücke? Auf Pop/Rock/Jazz habe ich ehrlich gesagt nicht viel Lust. Dann würde ich das mal ausprobieren - die Notenhefte machen mich langsam arm. :D Deswegen wären alternativ leichte Stücke die es bei pianostreet.com gibt gut. Die wiederum dürften aber fast ausnahmslos zu schwer für mich sein für das Blattspiel.
 
In der Hoffnung darauf, dass ich durch die Probleme mit den vorherigen Stücken mich langsam steigere, aber schneller als wenn die Steigerung nur so stark wäre, dass ich die jeweils neuen Stücke noch vom Blatt spielen könnte.

[...]

Bis auf den dritten Satz von Pleyel klappt das mit dem Üben ganz gut, nur eben weit weit davon entfernt, das vom Blatt zu spielen.

Lernst du deine Stücke eigentlich auswendig oder nur so, dass sie "vom Blatt" klappen. Denn hier ist es wichtig, dass ein handtechnisch gelerntes Stück, das nur die Noten als Stütze braucht, quasi "vom Blatt" geht, aber letztendlich liegt hier der größte Teil doch im Gedächtnis. Beim Auswendiglernen wechselt die Stütze eigentlich nur von den Noten zu den Tasten, was auch direkt ist.

Stücke so lange vom Blatt zu üben, bis sie klappen wird nicht zwangsläufig deine Blattspielfähigkeiten soweit verbessern, dass du in der Schwierigkeit vergleichbare Stücke ohne Üben vom Blatt spielen können wirst, denke ich. Letztendlich wäre da ein reines Blattspieltraning neben den eigentlichen zu lernenden Stücken wohl praktischer.

Falls ich das richtig verstanden habe. :floet:

Übrigens könntest du vielleicht wesentlich schneller vorankommen, wenn du auswendig lernst. Falls deine Blattspielfähigkeiten eben noch nicht so weit entwickelt sind, dass du dich beim Spielen eines gelernten Stückes überhaupt noch verfolgen kannst, könnte das direkte Spiel mit dem Blick auf die Tasten eventuell schneller und effektiver sein.

Wenn man ein Stück nicht sofort langsam nach Noten im Zusammenhang durchspielen kann und zwar mit beiden Händen, ist es zu schwer. Genau dann braucht man einige dieser Einpaukmethoden, die hier im Forum immer wieder mal empfohlen werden. Zur Musik kommt man in aller Regel dann nicht mehr, weil das Einpauken so viel Zeit und Energie frißt. Wer das Klavierspielen ausschließlich so lernt, wird in den meisten Fällen lebenslänglich von diesen Einpaukmethoden abhängig sein.

Wenn jemand seine Blattspielfähigkeiten derb vernachlässigt, trifft das vermutlich nicht mehr ganz zu. ;)

Außerdem sagt das langsame Spiel ja nichts darüber aus, ob der Spieler überhaupt über die nötige technische Erfahrung darüber verfügt, das Stück im Endtempo zu spielen.

Zu leichte Stücke "unterfordern" nur den, der sie nicht ernst nimmt und deshalb oberflächlich arbeitet.

Joah, vermutlich lernt man auch an den meisten leichten Stücken noch hier und da was. Aber letztendlich bieten etwas herausforderndere Stücke einen schnelleren Fortschritt, weil man mehr Technik insgesamt lernen muss. Wer zu langsam vorangeht und jedes noch so kleine Stück lernt, wird eventuell sein halbes Leben warten, bevor er mit den Stücken anfängt, die ihn eigentlich dazu bewegt haben, das Klavierspiel zu erlenen. :p


Ich habe übrigens eine Sammlung mit Gurlitt-Stücken aus der "Step by Step"-Reihe von Könemann. Ausnahmslos wunderschöne Kompositionen, die zudem noch relativ leicht spielbar sind.
 
Wenn man ein Stück nicht sofort langsam nach Noten im Zusammenhang durchspielen kann und zwar mit beiden Händen, ist es zu schwer.
Schluck :confused::confused: - Das mag für harmonisch und satztechnisch "überschaubare" Stücke zutreffen. Aber eine drei- oder vierstimmige Bach-Fuge langsam so vom Blatt zu spielen, daß sie sich nicht buchstabiert anhört, gelingt mir nicht! Spätestens nach dem dritten Themeneinsatz fehlt mir in einer Hand ein Finger oder ich verliere vor lauter Dissonanzen den harmonischen Faden. Und mit der Musik des späten 19. Jahrhunderts und 20. Jahrhunderts geht es mir auch nicht viel anders. Da ist ein "harmonisch einfach gestrickter" Rachmaninov noch leichter als Skrjabin. Sollten mein Bach und mein geliebter Skrjabin doch zu schwer sein für mich? Ich gerate ins Grübeln ... :confused:
 
"Der Neue Gurlitt 1" meinst du? Enthält das nur klassische Stücke?

Ja, Der neue Gurlitt 1 ist das leichtere (wirklich sehr, sehr leicht), und Der neue Gurlitt 2 schon ein bißchen schwieriger. Cornelius Gurlitt ist der Komponist. Die Stücke sind in einem Schumann-ähnlichen Stil, nur viel einfacher als die meisten Schumannstücke.

Das von killmymatrix genannte Gurlittbuch von Könemann enthält schon schwierigere Stücke, für Vomblattspiel-Anfänger sind sie wahrscheinlich nicht so geeignet. Auch nicht nach Schwierigkeit geordnet.

http://de.wikipedia.org/wiki/Cornelius_Gurlitt_(Komponist)
 

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