üben/spielen ohne lust?

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lavendel

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hallo,

wie haltet ihr es mit dem klaverspielen, wenn ihr keine lust habt? spilet/übt ihr dann trotzdem, d.h. zwingt euch dazu? und wenn ja, klappt es dann? oder lasst ihr es dann lieber ganz bleiben, weil es eher kontraproduktiv wäre?

wär da mal neugierig...

danke und gruß

lavendel
 
Ich fange meist mit kleinen Aufgaben dazu an, schaue mir zum Beispiel einfach mal die Noten an und spiele ein, zwei Takte oder einen Abschnitt, den ich schon erarbeitet habe. Oder ich überlege, wie ich das Stück am besten aufteilen kann, um es effektiv zu üben. Ich beschäftige mich also einfach ein wenig mit dem Stück. Wenn man z.B. überlegt, wie man ein Stück erarbeiten will und sich mehrere kleine Übeschnitte raussucht, die man wirklich in 5-10 Minuten erarbeiten kann, braucht es meist viel weniger Motivation, als wenn man planlos beginnt und keine Ahnung hat, worauf man hinarbeitet.

Abgesehen davon hilft es auch, sich Aufnahmen von dem Stück anzuhören. Oft ist das ja auch ein Motivationsgrund, ein Stück überhaupt zu beginnen.
 
Ich versuche, mich dazu zu zwingen, aber selbst das klappt dann oft nicht wirklich, d.h. nach 20-30 Minuten hör ich wieder auf.

Das Problem, also wenn man mal ne zeitlang keine Lust zu üben hat, kann verschiedene Ursachen haben, sowie es verschiedene Ursachen dafür gibt, wenn du Lust zu spielen hat.

Wenns geht, versuche ich, dafür zu sorgen, dass ich wieder Lust aus Üben bekomme, aber das geht nur dann so einfach, wenns an nem Stück liegt, des ich nicht mag.

Zur Zeit hab ich leider das Selbe Problem, es kommen einfach verschiedene Dinge zusammen, die meine Übemotivation senken.

Leider führt das ganze dann wieder dazu, dass ich mich am Ende eines jeden Tages ärgere, wie wenig ich wieder geübt habe.

@Ubik: Hast du es noch nie erlebt,dass du mal keine Lust zu Üben hattest?
 
Interessant finde ich folgendes Phänomen:
Ich habe keine Lust zu üben -> Mein Gewissen zerrt mich aber vor das Klavier -> nach 5 Minuten, spiele ich so fröhlich und motiviert wie eh und je :)

Ergo: Man muss sich bloß zwingen mit dem Üben/Spielen anzufangen.

Das entspricht jedenfalls meiner Erfahrung.
In Einzelfällen kann das auch mal anders sein. Manchmal wollen die Finger einfach nicht oder man ist irgendwie down. Sollte aber nicht zur Gewohnheit werden. ;)

marcus
 
Joah, gerade weil sich die Motivation meist nach dem Beginn von ganz alleine herstellt, ist eigentlich nur die Frage, wie man zu dieser Anfangsmotivation kommt.

Wie oben bereits erwähnt finde ich es praktish, sich im Voraus darüber klar zu sein, dass man auch Fortschritte macht, wenn man nur 10 Minuten übt. Dann verbessert man zwar nur eine Stelle, aber dafür muss man nicht so lange üben. Und wenn man mit diesem Gedanken zum Beginnen motiviert wird, wird man wohl auch leicht länger und mehr üben.

Also kurz: Sich darüber klar werden, dass das nächste Ziel leicht und schnell erreicht ist, dass kein großer Aufwand auf einen wartet oder warten muss.

Hättet ihr noch weitere Ideen, diese Anfangsmotivation herzustellen? Denkt ihr überhaupt, dass das in der Weise funktionieren kann?
 
Bei mir nützt so eine Anfangsmotivation leider gar nichts.
Entweder ich bin von vornherein richtig motiviert und kann es kaum mehr erwarten, mich wieder ans Klavier zu setzen, oder ich bekomme auch dann keine Lust, wenn ich in den ersten 10 Minuten was Kleines erarbeitet und ein Ziel erreicht habe.

Bei mir hat die Motivation ab der Woche direkt nach den Pfingstferien leider sehr nachgelassen, was wohl verschiedene Gründe hat.
 
Zum Üben zwingen muss ich mich nur bei den "Hanon"-Übungen, oder wenn ich ein Stück aufhabe dass mir eigentlich nicht so gefällt. Meist spiele ich dann einfach ein anderes aus dem Buch, und wenn ich das gut vorspiele ist es auch okay. Ich hasse auch die Stellen, an denen man nicht flüssig weiterkommt, neige zum "pfuschen", aber ich arbeite dran. Eine gewisse Disziplin muss ich mir jeden Tag erarbeiten, sonst würde ich immer und ewig an den Stücken sitzen, die ich schon kann. Und das ist ja auf Dauer langweilig.
 

weils mir spaß macht :D. an neun von zehn tagen.

aber manchmal mag ich einfach nicht, oder aber ich setze mich dran und patze nur, auch bei stücken, die ich "eigentlich" kann. und dann stellt sich mir eben die frage "augen zu und durch", d.h. weitermachen, oder akzeptieren, dass es eben einfach tage gibt, wo es nicht geht und dann auch keinen sinn hat.

mir gehts da wie hacon: die lust kommt nicht mit dem spielen. entweder ist sie da, dann WILL ich auch unbedingt ans klavier, und wenn nicht, dann läuft es eben auch schlecht.

lavendel
 
Ich möchte mal hier kurz den "überwissenschaftlichen" Ansatz vom Online-Chang zitieren:

Ein schwerer zu bestimmender Faktor, der die Konditionierung beeinflußt, ist der Zustand des Gehirns bzw. des Nervensystems. Sie können deshalb ohne offensichtlichen Grund "gute" Tage und "schlechte" Tage haben. Das ist wahrscheinlich den "Löchern" analog, in die Athleten fallen. Tatsächlich kann man für ausgedehnte Perioden "schlechte Tage" haben. Indem man sich dieses Phänomens bewußt ist und durch Experimentieren kann dieser Faktor in einem gewissen Ausmaß kontrolliert werden. Das bloße Bewußtsein, daß solch ein Faktor existiert, kann einem Schüler helfen, besser mit diesen "schlechten" Tagen zurechtzukommen.

Mehr dazu sowie Hinweise, woher diese mangelhafte Konditionierung an manchen Tagen kommen könnte und was man dagegen tun kann, finden sich in der Quelle. Gerade seinen erwähnten Faktor "Schnellspielabbau" versuche zumindest ich beim Üben immer zu berücksichtigen, indem ich nach jeglichem schnelleren Üben einer Passage diese am Ende des Übens noch einmal sehr langsam durchspiele.
 

Im Nachhinein gefällt mir dieser Ausdruck auch nicht mehr. Denn es ist ja paradox zu sagen, man hätte sich selbst zu etwas gezwungen. Das geht ja gar nicht.

Deine Formulierung ist besser :)

marcus
 
Wieso? Beim Sport, wo man ja auch Spaß dran haben soll, ist doch auch oft die Rede vom " Überwindern des inneren Schweinehundes". Wo ist da der Unterschied?
 
Ich kann das durchaus bestätigen, wobei "sich zwingen" nicht ganz der richtige Ausdruck ist. "Sich überreden" würde es besser treffen. Wenn man sich "zwingen" muß, dann sollte man lieber garnicht klavierspielen.

Wie wärs mit "Selbstüberlisztung" ;)

Wär mit regelmäßigem Üben Probleme hat, sollte sich einen Stundenplan machen.

Z.B:
1/2 Std. Stück 1
1/2 Std. Stück 2
15 Min Vom Blatt
15 Min (je nach Lust und Laune auch länger) alte Stücke spielen.

Ich halte es für wichtig, eine regelmäßige Routine beizubehalten. Lust, Motivation oder gar der eingeforderte "Spass" sind launische Faktoren.
 
Was auch zu hinterfragen wäre: Hilft es, jeden Tag zur selben Zeit zu üben?

Ich bin mir nicht mehr sicher, wo ich das gelesen habe, aber auch die Uhrzeit soll meines Wissens zum Aufbau einer Routine helfen. Wenn man beispielsweise regelmäßig bestimmte Sendung im Fernsehen schaut und es sich angewöhnt, 20-30 Minuten davor konzentriert zu üben, hat man auch gleich etwas, worauf man sich freuen kann und zugleich eine tägliche Routine.

Was mich auch interessieren würde (am besten von denen, die schon viele Jahre spielen): Müsst ihr euch selbst überhaupt noch ernsthaft motivieren oder reicht allein ein kurzer Gedanke an z.B. ein altes Stück, um dieses mal eben zu spielen oder der Gedanke an das gerade geübte Werk, um daran weiterzuarbeiten? Das kann ja bereits als psychologischer Faktor helfen, wenn man weiß, dass die "Selbstmotivation" im Laufe der Zeit immer einfacher wird.
 
Wieso? Beim Sport, wo man ja auch Spaß dran haben soll, ist doch auch oft die Rede vom " Überwindern des inneren Schweinehundes". Wo ist da der Unterschied?

Das Menschenbild, das hinter dem "inneren Schweinehund" steht, gefällt mir allerdings überhaupt nicht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Innerer_Schweinehund


Und gegen die Planmäßigkeit von Franz sträubt sich bei mir auch alles. Wenn ich etwas übe, dan richtet sich die Dauer des Übens daran aus, welchen Erfolg das Üben hat und wie nötig das Üben an diesem Stück ist. Das stellt sich aber erst während des Übens heraus. Das Gefühl "Ich hab jetzt 15 Min. geübt, also ist es jetzt genug" hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie. Und auch wenn man es als Mindestzeit nimmt, sehe ich keinen großen Sinn darin. Die Zeit der Stoppuhr vergeht ja genausoschnell, ob ich mit voller Konzentration und Effektivität übe oder ob ich sinnlos Tasten runterdrücke. Die Stoppuhr gibt also keine Auskunft über das Ergebnis des Übens.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Und gegen die Planmäßigkeit von Franz sträubt sich bei mir auch alles.

Das kann ich gut nachvollziehen, mir sträubt sich auch alles. Aber schauen wir uns das auf die Praxis bezogen an. Der kleine 7-Jährige Maxl*, hat erst mal überhaupt keine Vorstellung, was "Üben" bedeutet. Wenn ich dem sage, er braucht nur üben, wenn er Lust hat, was glaubst Du wieviel er dann "übt"?

Die besten Resultate habe ich, wenn ich Mama/Papa sage, Maxl soll täglich eine viertel Stunde Klavierspielen, ob's es braucht oder nicht. Dann sage ich ihm noch genau, er soll seine beiden neuen Stücke 5x durchspielen und die 7 alten einmal zur Wiederholung spielen, eine schwere Stelle im neuen Stück kreise ich ein und schreibe drüber 10X langsam!!

Bei der 12-jährigen Katrin* sieht es ganz anders aus, sie geht aufs Gymnasium G8 und hat 3x die Woche nachmittags Schule. Ohne Plan würde sie an den Tagen gar nicht üben. Mein Vorschlag, wenn's eng wird wenigstens 15 Min. Zeit nehmen und die Stücke einmal langsam konzentriert durchspielen. Funktioniert oft ganz gut, wenn die Hausaufgaben nicht zu viel sind.

Lisa* hat Leistungskurs Musik, muss einmal im Halbjahr ein Pflichtstück und ein Wahlstück, sowie ein Stück vom Blatt als Klausur vorspielen. Grober Plan: das Wahlstück muss bis 6 Wochen vor dem Prüfungstermin konzertreif sein, zu dem Zeitpunkt bekommt sie ihr Pflichtstück und kann das mit voller Aurfmerksamkeit einstudieren, das Wahlstück wird wiederholt und verfeinert. Da sie mit vom-Blattspielen Probleme hat, soll sie jeden Tag 15 Min vom Blatt spielen. Ob sie es tut? :rolleyes:

Dann gibt es noch den angehenden Studenten, der sich für eine Aufnahmeprüfung vorbereitet. Er hat ein Hauptinstrument, ein Zweitinstrument und die Theoriefächer Gehörbildung, Harmonierlehre, allgemeine Musiklehre, Analyse usw. zu bewältigen. Ohne lang- und mittelfristige Planung geht hier gar nichts.

* Maxl, Katrin, Lisa: Die Namen sind frei erfunden.


Wenn ich etwas übe, dan richtet sich die Dauer des Übens daran aus, welchen Erfolg das Üben hat und wie nötig das Üben an diesem Stück ist. Das stellt sich aber erst während des Übens heraus. Das Gefühl "Ich hab jetzt 15 Min. geübt, also ist es jetzt genug" hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie.

Genau das ist das Problem. Ob du nun 15 Minuten oder 5 Stunden übst, es ist nie genug, deshalb musst du festlegen, wann für heute genug ist.

So ein Plan darf den Schüler/Studenten natürlich nicht zum Sklaven machen. Auch darf die "abgesessene" Übungszeit nicht als Alibi dienen. Einen Zeitrahmen für eine definierte Aufgabe zu geben ist aber mMn von Vorteil. Man muss auch lernen, mit wenig Zeit zu haushalten.

Für manches ist auch ein längerfristiges "Training" notwendig, man kann nicht immer sagen ich muss jetzt bis dann und dann ein bestimmtes Ziel erreichen, wenn ich in der vorgegebenen Zeit nicht "fertig" werde ist das nicht schlimm, am nächsten Tag geht es ja weiter.

Manchmal verzettelt man sich ohne Plan aus lauter Begeisterung oder Perfektionswahn und vernachlässigt ein anderes Stück, das aber auch kontinuierlich gearbeitet werden will.

Nach meiner Erfahrung bringt regelmäßige Arbeit die größten Erfolge. Natürlich muss das Üben selbst immer lebendig, kreativ und intelligent bleiben, auch wenn der Zeitrahmen Routine ist.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Kennt hier niemand die Beiträge von Bernhard aus dem pianostreet.com-Forum?

Das wichtigste kurz zusammengefasst:
Der Schüler übt nach Zielen. Er setzt sich z.B. das Ziel, diese vier Takte zu spielen. Laut Bernhard kann man diese Stelle ruhig 10 Stunden am Stück üben, es bringt nur nichts. Wenn man diese vier Takte ohne Nachzudenken nach 10 Minuten üben spielen kann, legt man sie weg.

Am nächsten Tag überprüft man nun, ob man die Takte ohne Probleme perfekt durchspielen kann. Wenn nicht, übt man sie erneut. Dabei darf man keinen Schritt überspringen, man übt sie, als hätte man sie vorher nie gespielt. Bis zu dem Tag, an dem sie sofort klappen. Dann braucht man sie nicht mehr zu üben.

Planung ist wichtig. Aber Planung nach Zielen macht Sinn, Planung nach Zeit ist Unsinn. Wenn jemand sein Ziel in 15 Minuten nicht erreicht, soll er dann aufhören? Wenn er vielleicht noch 5 Minuten übt und dann sein Ziel erreicht, würde ein früheres Stoppen keinen Sinn machen. Außer natürlich, es ist unverhältnismäßig schwer.

Kurz: Solange üben, bis man die richtigen Bewegungen für ein entspanntes Spiel herausgefunden hat und die Passage mehrmals fehlerfrei spielen kann (einschleifen der richtigen Bewegungen). Dann bis zum nächsten Tag ruhen lassen (Nachtschlaf -> Bewegungen festigen sich) und erneut üben, bis die Passage eines Tages sofort klappt (normalerweise nach 3 oder 4 Tagen bei nicht allzu schwerem Material).

In meinen Augen ist ein Schüler auch wesentlich motivierter, wenn er weiß, dass er ein Ziel in 10-15 Minuten erreichen kann und er ebenfalls weiß, dass diese Arbeit im Schlaf gefestigt wird. Er weiß, dass er etwas erreicht hat, was er am nächsten Tag überprüfen kann, bis er nachprüft, dass er die Passage zuende geübt hat.

Beim Üben nach Zeit schaut der Schüler auf die Uhr und hört dann auf. Er erreicht womöglich Ziele nicht, weil er nicht weiß, dass man sie sich setzen und auf sie hinarbeiten muss und spielt einfach das Stück die ganze Zeit über, die er zum Üben aufgekommen hat, immer wieder langsam durch.

Beim Blattspiel ist das womöglich etwas anderes, allerdings habe ich in diesem Bereich leider keine Ahnung, wie man da am effektivsten vorankommt.
 

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