Tipps für Klavierlehrer (Literatur)

Hallo Redi, ich bin jetzt mal ganz hart und konkret:
Du schreibst, daß die Finger nicht so wollten wie sie und sie nach relativ kurzer Zeit wieder aufgehört hatten.

Das Problem ist, daß Du kein ausgebildeter Klavierpädagoge bist. Diese können Schüler erklären, wie sie es machen sollen, damit die Finger auch das machen, was man will. Der Fehler liegt nicht bei Deinen Schülern, sondern bei Dir. Einfach zu sagen: "Mehr üben!" ist hier falsch, und das wäre auch zu leicht, denn wenn der Schüler eine falsche Technik ausübt, er 100 Jahre üben kann und es nicht besser wird.
Ausgebildete Klavierpädagogen erkennen diese Fehler und können sie ausmerzen.





Als professioneller Klavierlehrer sage ich nicht zu meinen berufstätigen erwachsenen Schülern: Du mußt jeden Tag eine halbe Stunde konzentriert üben!

Das funktioniert nicht, weil die meisten unter der Woche den ganzen Tag arbeiten und abends meistens wegen den Nachbarn nicht mehr üben können. So bleibt ihnen nur das Wochenende oder im Urlaub.

Es ist ihr Hobby und sie sollen mit Liebe üben.
Und ich stelle fest, wenn sie mit Lust üben, üben sie mehr als eine halbe Stunde.




Nur Klavierunterricht zu geben, weil man auf das Einkommen angewiesen ist, ist schlecht. Man sollte auch Klavierunterricht geben, weil man Lust hat, zu unterrichten hat. Somit kann es auch einen Schüler erst Spaß machen.

Du mußt Deiner Schülerin sagen, daß es nicht ohne Üben geht! Entweder sie übt, oder sie hört auf.

Dein angewiesenes Einkommen spielt dabei keine Rolle!


Hier müßte man allerdings den Grund wissen, warum Deine Schülerin nicht übt!
"Keine Zeit" sind nämlich ausreden für die Wörter "Keine Lust"!

Die Gründe können mehrere sein:

1. Der Schüler hat ein technisches Problem, er übt und übt und es wird nicht besser und erkennt er macht trotz Üben keine Fortschritte:
In diesem Falle bräuchte sie einen ausgebildeten Klavierpädagogen, der die Ursachen und Fehler erkennt, warum das technische Problem nicht besser wird und die Ursachen und Fehler ausmerzt. Der Klavierlehrer ist auch Kontroleur, das bist Du in diesem Falle nicht.

2. Du gibst ihr zu leichte Stücke auf (Schülerin langweilt sicht)

3. Du gibst ihr zu viel zu schwere Stücke auf (Schülerin gibt auf)

4. Hast Du sie schon gefragt, ob ihr die Stücke, die sie bei Dir spielt auch gefallen?

Und kennst Du ihre Lieblingsstücke, bzw. ihre Lieblingsmusik?

5. Die Schülerin sieht nicht die Notwendigkeit zu üben. (Schuld ist hier die Methodik des Lehrers)






Schülerinnen mit langen Fingernägel merken dann selbst, wenn ihre Fingernägel unter Umständen beim Klavierspielen zu lange sind. Diese kürzen sie dann auch.

:arrow: Außer wenn ihre Fingernägel wichtiger als das Klavier wäre.....
(Dieser Satz ist für Dich zum Überdenken)



Bei Erwachsenen, die es als Hobby sehen und fast keine Zeit haben zu üben, teilt man die Stunden durchaus auch 14tägig auf, weil die meisten es beruflich nicht schaffen das Erlernte innerhalb einer Woche einzuüben und so nehmen sie 14tägigen Unterricht.

Eine grundsätzliche Regel sollte das aber nicht sein. Ein Erwachsener, der unheimlich gut spielen will, braucht dann schon wöchentlich seinen Unterricht.

Als professioneller Klavierlehrer habe ich grundsätzlich nichts dagegen, wenn jemand privaten Klavieruntericht gibt, der dazu keine Ausbildung hat, solange es im privaten Rahmen bleibt. Voraussetzung ist aber, daß der Schüler, den man unterrichtet auch weiß, daß er von einem Laien unterrichtet wird und wenn er mehr lernen will einen professionellen Klavierlehrer aufsuchen muß.

Ich gebe ja auch Spanischunterricht und bin dafür kein Fachmann! :p
Da ist es genauso,.... solange sie keine Dolmetscherin werden will......:p

Liebe Grüße, Mario


Ich habe in meinem Musikleben schon sehr viele sogenannte Klavierpädagogen erlebt. Alles studierte Letue, die an Musikschulen oder privat unterrichten.
Aber ehrlich gesagt, keiner war wirklich didaktisch wirklich gut. Weder die Lehrer, die mein Sohn schon durch hatte (im wesentlichen zeichneten sich jene durch lange Krankheitszeiten aus), noch die dich ich hatte.
Meinen besten Unterricht hatte ich bei einer Kirchenmusikerin, durch deren Hände ganze Organistengenerationen gingen und der allergrößte Teil so wie ich tatsächlich Kirchenmusiker wurden.

Auch die Klavierlehrerin meines Sohnes (seine 4.), unstrukturiert, chaotisch, erklärt schlecht (liegt aber auch am polnischen).

Und was mir überhaupt bei allen Kindern die ich auch so im Chor erlebe bemerkt habe: Die lernen alle nicht WIE man übt. Die bekommen ein Stück auf, mit viel Glück wird es etwas im Unterricht besprochen und dann sollen sie üben. Ja aber wie? Manche Kidedr klimpern das einmal durch und meinen: ich habe geübt (und Erwachsene auch).
Wenn ich mit meinem Sohn die Stücke nicht systematisch durchginge (Parallelstellen, Chromatiken, Harmonien, Synkopen etc.), so dass man das Stück auch begreift, der wäre hoffnungslos verloren.
Er bekam das berühmte Wohltemperierte Klavier auf. Ohne Erklärung zur Entstehung (temperierte Stimmung, demonstration der Vorteile dieser Stimmung etc.). Gerade Präludium Nr. 1 ist ja nichts anderes als eine Ansammlung von Kadenzen (er weiß was Kadenzen sind, muss jede Woche welche üben). Dauernd verspielte er sich. Dann haben wir das Stück gemeinsam analysiert. Seitdem verspielt er sich kein einziges mal mehr. Mehr ncoh, von dem Moment an konnte er es auswendig. Er hätte das Stück noch wochenlang üben können - er hätte es nicht hingekriegt, weil er es nicht begriffen hätte.

Und ich halte Deinen Beitrag für die klassische Selbstüberschätzung eines Klavierlehrers, der meint er könne alles ausmerzen und lehren. Wenn der Schüler nicht mitzieht, dann kann man sich auf den Kopf stellen.
Manche Erwachsene finden es einfach nur schick, ein Instrument zu lernen.

Wobei ich Dir recht gebe, als Erwachsener ist wöchentlicher Unterricht eher unüblich.

Auch Lieblingsstücke.... Ich hatte mal eine Anfrage eines Erwachsenen, der Klavier lernen wollte. Er hat in einem Konzert das Tor von Kiew gehört - das wollte er auch spielen. Nach 3 Unterrichtsstunden hat er gemerkt, dass das wohl Jahre dauern könnte, er konnte ja noch nicht mal Noten.
Das war ein Extrem, aber viele Erwachsene wissen nciht genau was sie wollen, haben kein Ziel - wofür übe ich? Und entsprechend schwach ist der Ehrgeiz.
Denn ein Instrument mal ebenso lernen, das geht eben nicht.

Ich bin zum Glück nciht auf Unterrichten angewiesen. Es ist ein mühsames Geschäft.

LG Atra
 
"Es ist ein mühsames Geschäft", sprach Atra.

"Ein talentierter Pädagoge und ein unfähiger Schüler sind eine ebenso wenig produktive Kombination wie ein unfähiger Pädagoge und ein begabter Schüler. [...] Eines der traurigsten Erlebnisse für einen Pädagogen ist die Einsicht, wie relativ wenig er trotz aller redlichen Mühe tun kann, wenn ein Schüler unbegabt ist. [...] Talente zu erschaffen ist unmöglich, die KULTUR jedoch, das heißt den Boden, auf dem die Talente wachsen und blühen, kann man aufnahmebereit machen. Der Kreis schließt sich, unsere Mühe ist gerechtfertigt", sprach einst Heinrich Neuhaus und formulierte damit ein versöhnliches Wort.

Es ist ein mühsames Geschäft. Aber es ist auch oft ein angenehmes und erfreuliches, denn die meisten Schüler sind nette Menschen, wenn man ihnen nett entgegenkommt. Noch erfreulicher ist es, wenn Lehrer und Eltern am selben Strang ziehen. Während du, Atra, dich beschwerst, daß dein Sohn nicht lernen würde, WIE man übt, wünschen sich Lehrer nicht selten, die Eltern würden mal helfen, den Schüler dabei zu unterstützen, daß er übt, wie der Lehrer empfahl. Eltern sind ebenso verschieden wie Schüler. Alles nicht so einfach.
 
Für mich nicht!
Sicher kann es auch schlechte Klavierpädagogen mit Hochschulabschluß geben, sowie es gute und schlechte Ärzte oder Chirurgen gibt. Aber sag' mal würdest Du Dich von einem Chirurgen operieren lassen, der keine Ausbildung hat, sondern nur seine Arbeit reflektiert und überlegte Fragen stellen?

Wenn dir dieser Chirurg lieber ist, bitte sehr!
Ich? Nein danke, ich verzichte auf einen solchen Chirurgen! Ich bevorzuge den Chirugen, der auch darin ausgebildet ist und auch dazu zugelassen ist.

Genauso ist es bei den Klavierlehrern, die keinen Abschluß haben und sich als Klavierlehrer ausgeben. Nur daß hier keine lebensbedrohliche Situation besteht, sondern das Opfer nur nicht Klavier spielen lernt.

Halllo,

... ich kenne einen Mann, mittlerweile in Rente, der seine Berufslaufbahn im Metallerbereich angefangen hat und dann eine Umschulung (theoretisch und praktisch) zum Heilerzieher absolviert hat.

Da er sich schon immer sehr für Musik speziell Gitarre interessiert hat, hat er Gitarrenunterricht in einer Musikschule genommen.

Er war dabei so gut und so interessiert das er schon recht schnell , auch nach vielen Seminaren bei international bekannten Größen, von der Musikschule gefragt wurde ob er nicht unterrichten möchte.

Er verband die gelernten Wissengebiete Pädagogik und Musik und fuhr erst zweigleisig, als Heilpädagoge mit dem Fokus auf Musiktherapie und Gitarrenlehrer an einer Musikschule.

Da er so gut war und sehr viele Schüler nur von Ihm unterrichtet werden wollten, wechselte er komplett und wurde Musikschullehrer.

Das war aber noch nicht alles... er wurde aufgrund seiner Kompetenz, Einsatzwillens und Musikalität, stellvertretender Musikschulleiter und Bezirksleiter.

Viele Schüler konnte er nicht annehmen da sein Unterrichtsplan immer ausgebucht bzw. überbucht war und als er in Rente ging wurde eine große Feier von all seinen Schülern veranstaltet die in Ihm den besten Lehrer sahen den sie hatten.

Er gibt heute noch privat weiter Unterrichtsstunden und ist auf ehrenamtlicher Basis immer noch für die Musikschule tätig.

Seine Schüler gewannen regelmässig Preise in den verschiedenen Kategorien bei Jugend Musiziert und anderen Wettbewerben, da er sich nicht nur auf das Gitarrenspielen beschränkte sondern auch Folkgruppen, bzw. Orchester gründete, Musikfreizeiten organisierte und die Schüler in vielen musischen Bereichen förderte...

Dieser Mann ist mein Vater und mein großes Vorbild und Entschuldigung er soll da er nicht studiert hat automatisch schlecht oder schlechter sein als ein studierter ??

Ich glaube dieses Beispiel zeigt sehr gut das es nicht darauf ankommt Musik studiert zu haben, sondern auf die innere Einstellung zur Musik und die Freude dieses Wissen zu vermitteln!

Anina
 
zapperlot!

Hallo Anina; weiß Dein Vater, wie stolz Du auf ihn bist? Ich beneide den Mann. Und die Tochter, die einen solchen Vater hat.

Musste ich jetzt mal loswerden. Mit feuchten Augen...
 
ich finde es auch anruehrend, wie Du Deinen Vater hier einfuehrst. aber ich hab auch mal ne Frage an die "alten Hasen". es faellt doch auf, dass sich das Niveau hier sehr deutlich verschiebt, wenn es um die Eigen- oder Fremdbeurteilung der Leistung im Unterricht geht. das ist eigentlich menschlich verstaendlich, aber meines Erachtens wenig professionel. ich selbst war 30 Jahre in dem Metier taetig, in das Ihr doch sehr haeufig abgleitet. (ausgebildeter Psychotherapeut, Gruppenanalytiker) und in unserem Beruf ist es ueblich, dass man keine Patienten ohne Supervision behandelt. einfach , damit man aus seinen persoenlichen Strukturen, des wie, lernt, auch eigene Entwicklungen zu nehmen und so sich fuer den Pat. eine positive Entwicklung und nur auf die kommt es letztendlich fuer "ihn" an. ich glaube zu wissen, dass man in der Paedagogik allgemein auch diesen Weg beschreitet. auch zu ende der Ausbildungszeit unterrichtet man da ja Klassen unter der Beobachtung und Fuehrung eines geschulten Paedagogen.
jetzt meine Frage, warum macht Ihr denn das nicht? hier in unserem Forum gibt es soviele kompetente Leute, es wuerde sich eigentlich anbieten und vielleicht waeren ja auch fuer Euch, bitte nicht falsch verstehen, workshops moeglich , die man an unterschiedlichen Orten, bspw. den Wohnorten der hier versammelten Klavierpaedagogen, abhaelt, damit man auch direkt auch die Arbeit des "Anderen" sehen und hoeren kann. natuerlich ist das ein riesiger Aufwand, aber Alle wuerden auch profitieren, da bin ich mir ganz sicher.
eine Ueberlegung wert? schreibt mal ein paar Kommentare dazu
freundliche Gruesse Sigurd
 
In der Tat scheint es so zu sein, daß sich die Pädagogen allgemein ungern in die Karten gucken lassen, wenn es um ihre eigene Arbeit geht. Unterricht findet hinter geschlossenen Türen statt. Schwierigkeiten und Probleme mit Schülern haben nur die Kollegen. Man selbst kommt prima mit allem und allen zurecht. Auch in der klavierpädagogischen Literatur scheint es nur hochmotivierte, geistig rege und kreative Schüler zu geben, so daß ich mich gelegentlich frage, ob ich auf einem anderen Planeten lebe. (Wahrscheinlich ist es aber eher so, daß sich die unbegabten Schüler dann bei mir sammeln, weil sie den klavierpädagogischen Koryphäen lästig sind.)

Evaluierung findet allenfalls in der Weise statt, daß man auf Schülervorspielen und bei Wettbewerben mitbekommt, welches Niveau zumindest einzelne besitzen. Aber letztlich besagt es nichts, was im Unterricht passiert.

Offensichtlich gibt es einen starken Konkurrenzdruck unter den Klavierlehrern. Im freien Markt verständlich, aber auch in den Musikschulen sieht es nicht anders aus. Meine Anläufe, Supervision, Evaluierung u.ä. ins Leben zu rufen, sind jedenfalls bisher kläglich gescheitert.
 
"
Noch erfreulicher ist es, wenn Lehrer und Eltern am selben Strang ziehen. Während du, Atra, dich beschwerst, daß dein Sohn nicht lernen würde, WIE man übt, wünschen sich Lehrer nicht selten, die Eltern würden mal helfen, den Schüler dabei zu unterstützen, daß er übt, wie der Lehrer empfahl. Eltern sind ebenso verschieden wie Schüler. Alles nicht so einfach.

Da ich beim Unterricht "dabei" bin (findet zuhause statt, ich bin im Haus aber eine Etage höher und mit den Ohren dabei), weiß ich, dass keinerlei didaktische Hinweise zur Übetechnik gegeben werden. Es findet auch keine Werkanalyse stat. Fingersätze überlässt sie mir, fürs Kind auszuarbeiten. Spielt Kind falsch, wird rumgemotzt, aber nicht analysiert, warum Kind falsch spielt. Und Kind spielt den selben Fehler 10x, weiß oft nicht wo es falsch spielt. Na ja, irgendwann geht man zum nächsten Stück über.
Nach dem Unterricht gehe ich mit Sohn dann genau die Stellen durch, die er im Unterricht falsch manifestiert hat.

Da ich selber exzellenten Unterricht genossen habe, würde ich etwas ähnliches auch für meine Kinder wünschen. Aber es scheint die absolute Ausnahme gewesen zu sein. Und meine Lehrerin war keine ausgewiesene Pädagogin!

Ich habe einfach mittlerweile zu viele unfähige Klavierpädagogen erlebt, als dass ich noch wirklich an diese Ausbildung glaube, dass diese gleichzeitig ein Qualitätssiegel ist.

LG Atra
 
Aber es scheint die absolute Ausnahme gewesen zu sein. Und meine Lehrerin war keine ausgewiesene Pädagogin!

Es gibt Dinge, die sind eben nicht nur über eine Ausbildung vermittelbar. Es braucht immer ein gewisses Maß an Talent UND den WILLEN, seinen Job richtig gut zu machen. Mir wäre es z.B. lieber, mein Kind bekäme Bio-Unterricht von einem engagierten Oberförster mit Herz wie von einem lustlosen Biologeie "Pädagogen ...
 
Es findet auch keine Werkanalyse stat. Fingersätze überlässt sie mir, fürs Kind auszuarbeiten. Spielt Kind falsch, wird rumgemotzt, aber nicht analysiert, warum Kind falsch spielt. Und Kind spielt den selben Fehler 10x, weiß oft nicht wo es falsch spielt. Na ja, irgendwann geht man zum nächsten Stück über.

Einen Klavierlehrer, der sich bzgl. Fingersätzen das Heft aus der Hand nehmen lässt, und nicht detailliert vermittelt, was ihm nicht gefällt und wie der Weg ist zur Verbesserung, würde ich nicht akzeptieren. Und wenn es bereits der 4. oder 5. Klavierlehrer ist, ich wünsche dir und deinem Sohn, dass er irgendwann an einen richtig guten Lehrer gerät.

Hast du mal versucht, dein Kind selber zu unterrichten? Ich hatte es, hat aber nicht richtig funktioniert. Wir hatten zwar feste Unterrichtsstunden vereinbart, weil ich dasselbe Ritual durchziehen wollte wie bei einem externen Lehrer (am Anfang das, was aufgegeben wurde zur letzten Stunde, vorspielen lassen, um eine gewisse Vorspielsituation zu schaffen usw.), aber es ist dann im Sande verlaufen (beide Kinder hatten dann auch zu anderen Instrumenten gewechselt, die ihnen besser gefallen haben - Saxophon bzw. Schlagzeug (finde ich ok)).
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@ Atra

Wenn ich Deine Berichte über den Klavierunterricht Deines Sohnes lese, wundere ich mich, daß Du Deinem Sprößling das überhaupt zumutest. Ich bin so vermessen zu behaupten: Besser kein Klavierunterricht als ein schlechter Unterricht (weil der letztlich den Saß am Klavierspielen verleidet). Und was soll Dein Sohn davon halten, daß Du ihn wissentlich einem katastrophalen Unterricht aussetzt? Wenn du eh' derart massiv in den Unterricht eingreifen mußt (und Dein Sohn das akzeptiert), ist es, wie Mindenblues vorgeschlagen hat, besser, den Unterricht in Eigenregie zu übernehmen (bei allen Problemen, die das mit sich bringen kann). Aber es muß doch auch in Unterfranken fähige Klavierlehrer geben ...
 

War wohl nächtliche Umgeistung - ich meine geistige Umnachtung ...
 
@ Atra

Wenn ich Deine Berichte über den Klavierunterricht Deines Sohnes lese, wundere ich mich, daß Du Deinem Sprößling das überhaupt zumutest. Ich bin so vermessen zu behaupten: Besser kein Klavierunterricht als ein schlechter Unterricht (weil der letztlich den Saß am Klavierspielen verleidet). Und was soll Dein Sohn davon halten, daß Du ihn wissentlich einem katastrophalen Unterricht aussetzt? Wenn du eh' derart massiv in den Unterricht eingreifen mußt (und Dein Sohn das akzeptiert), ist es, wie Mindenblues vorgeschlagen hat, besser, den Unterricht in Eigenregie zu übernehmen (bei allen Problemen, die das mit sich bringen kann). Aber es muß doch auch in Unterfranken fähige Klavierlehrer geben ...
In Unterfranken gewiss, da kenne ich sogar einen. Leider wohne ich im Ruhrgebiet.....
Ich habe anfangs selber unterrichtet. Mein Sohn ist auch durchaus kooperativ und wir spielen viel 4-händig bzw. er spielt mit einem Freund Klavier/Cello. Diese Sachen erarbeite ich alle mit ihm.
Aber ich bin kein virtuoser Pianist. Ich bin nebenamtlicher Kirchenmusiker und spiele hauptsächlich Orgel. Ich bin sicherlich nicht schlecht, aber eben kein Pianist.
Wenn ich bei der Lehrerin zuhöre, dann kann ich eine Menge an Technik lernen, was ich gewohnheitsmäßig von der Orgel her anders mache. Wenn ich so im Unterricht zuhöre, dann weiß ich genau was sie meint - nur kann sie es nicht einem 9-jährigen erklären (es liegt aber auch an ihren eher eingeschränkten deutschen Sprachkenntnissen). Ich mache dann den Transfer.

Sohn Nr. 2 unterrichte ich zur Zeit auch selber. Aber der hat als Hauptinstrument Gitarre (und eine suuuuper Lehrerin). Klavier macht er nur zum Spass nebenbei.

Ich hab zur Zeit einfach keine Lust einen neuen Lehrer zu suchen. Ich hoffe einfach mal auf den Zufall. Durch meine kirchliche Tätigkeit komme ich immer wieder in Kontakt mit Musikern, auch neue. Mal zieht einer hinzu. So ist unser Ortsteil an einen genialen Cello-Lehrer gekommen. Vielleicht kommt ja auch mal ein Klavierlehrer. Uns solange wurschteln wir uns durch und nehmens mit Humor (Sohn auch).

LG Atra
 
Hallo,

ursprünglich ging es ja in diesem Thread um Literatur bzgl. Unterricht. Keine Ahnung, ob der Themen-Starter da noch mitliest...
Zwei Bücher kann ich empfehlen:
Anselm Ernst: Lernen und lehren im Instrumentalunterricht (Schott)
Dann gibt es noch "Üben ist doof" von einem Autoren Duo, einer hieß Schwarzenbach. Sorry, aber ich das Buch gerade nicht zur Hand, müsste sich aber finden lassen.

Grüße
Axel
 
Im Prinzip ist man als KlavierpädagogIn doch einfach nur eins: Dienstleister. Die Leute kommen mit sehr unterschiedlichen Wünschen, Forderungen und Ideen auf einen Lehrer zu. Mein Vater unterrichtete mal eine gelangweilte Millionärin, die ihm auch schon mal vormittags Bademoden vorführte, zum Kaffee. Keine Sorge, es blieb natürlich immer musikalisch... und wenn sie wieder mal nicht geübt hatte, dann hat er ihr eben was vorgespielt oder mit ihr die Lieder ausgesucht für den Geburtstagssong ihres Mannes. Was solls.

Jeder Kunde ist anders und will/sucht etwas anderes.
Nicht jeder Kunde kann bedient werden, da helfen hier die Gutmenschklavierlehrerschlachten nicht weiter.
Wer zahlt bestimmt die Dienstleistung.

Also stellt sich die Frage: was will der Kunde und: was kann ich liefern, was will ich liefern und was ist unmöglich zu liefern. Jeder Lehrer hat so seinen Bauchladen und wenn der Kunde nach 3 UE die Elise spielen will, dann muss man eben schauen, ob man eine Bearbeitung für dieses Niveau realisieren will... im Original geht es eben nicht. Eine Kundin von mir wollte New York New York für ihren Mann zum Geburtstag erlernen. Auf die Frage, wie viele Stunden sie bräuchte, habe ich 8 angegeben. Es waren 2 zu viel. Als Inhaberin eines Fingenagelstudios trug sie natürlich ihre Werbung am Finger...
Die Bearbeitung war derart vereinfacht, dass sie sie mit flachen Fingern gut realisieren konnte. Es gab sogar Vorspiel, A & B Teil, also ganz fein alles. Ohne Notenkenntnisse haben wir die Parts in einer Form aufgeschrieben, die sie zu Hause zum Üben entziffern konnte. Diese Form war einmalig und in Zusammenarbeit mit ihr entstanden. Danach habe ich nie wieder etwas von ihr gehört, nur, dass das Vorspiel gut geklappt hätte, trotz Nervosität.

Erwachsene sind m.E. genau so gut/schnell wie Kinder. Nach ca 2 Jahren Basics (Notenlesen, Technics, Harmonielehre) kommt die schwer zu ertragene "Dümpelphase". Das Niveau steigt nun nicht mehr so schnell, jetzt müssen viele "kleine Kostbarkeiten" gereicht werden... hier fühle ich mich meist wie eine Ernährungsberaterin... um auf das Eingangsthema zurück zu kommen: WAS reicht man dem leicht Fortgeschrittenen Erwachsenen. Tja, und da kann ich jeden Kollegen verstehen, der sich in dieser Angelegenheit NICHT gerne in die Karten schauen lässt in Bezug auf: was geht gut, gern, leicht, macht satt und ist verdaulich... das ist mein Kapital, welches ich mir über die Jahre zusammen gesammelt habe und was mich - hoffentlich - positiv von meinem Kollegen einige Häuser weiter unterscheidet.
Hier allerdings doch ein "Schlager" in diesem Business: Yann Tiersen, Onze Piece de Piano (für alls unteren Schwierigkeitsstufen was dabei). Das ist fast so wie "Für Elise": das Zeugs übt sich von selbst. Leider nicht mehr im Handel erhältlich, nur noch ein Auszug der Alten Ausgabe (6 Klavierstücke) zu einem Horrorpreis. Ich habe die Hälfte für die 11 Stücke bezahlt... nun ja, jetzt müssen die Schülerchen die Noten erst abschreiben, bevor sie sie spielen können, selbst DAS klappt hervorragens ;)
Vor allem, wenn die Leute KEINE Noten lesen können und das Zeug trotzdem spielen lernen, hey, da stehe ich selbst manchmal staunend davor.
Ja genau: ich habe Schüler gehabt, die haben mit marginalen Notenkenntnisse die Toccata von Aram Chatchaturian gespielt... allerdings haben sie das Notenlesen MIT diesem Stück dann doch endlich mal gelernt, wurde ja auch mal Zeit. Kinder eben...

Wer sagt denn, dass das Klavierspielglück immer nur über die Kunst des Notenlesens geht? Ich behaupte: es geht auch ohne Noten. Mit fortschreitendem Erfolg. Im Besten Falle kommt dann allerdings beides zusammen. Klar.

Geübt wird manchmal bei einigen Kunden nur in der Stunde. Zu Hause wird leider viel zu oft das Geübte nur "behalten" aber nicht weiter nach vorne betrieben. Aber immerhin, jede Stunde geht es weiter, das ist die Hauptsache. Egal, wie weit die Trainingsabstände sind. Bei mir gibt es Blöcke zu 10 UE im Abbo, wie bei der Krankengymnastin. Jeder Termin wird eingetragen und mit Unterschrift bestätigt. Wird der Termin nicht bis zum Abend vorher abgesagt, wird er zur Hälfte berechnet. Oder so ähnlich... bei mir gibt es keine Kandidaten, die sich daran nicht halten. Manchmal wird ein Termin auch falsch eingetragen, nun ja, kann passieren. Bei mir auch.

edit: Hier mein Musik-Lehr-Didaktisch-Tipp: Suzuki: "Erziehung ist Liebe" (der Begründer der Suzuki-Methode)

Also dann, viel Spaß mit Yann Tiersen!!!

Viola
 
Geübt wird manchmal bei einigen Kunden nur in der Stunde. Zu Hause wird leider viel zu oft das Geübte nur "behalten" aber nicht weiter nach vorne betrieben. Aber immerhin, jede Stunde geht es weiter, das ist die Hauptsache. Egal, wie weit die Trainingsabstände sind.

Ich denke, ein Klavierlehrer macht etwas falsch, wenn er eine solche Vorgehensweise toleriert. In diesem Fall muss man dem Schüler einfach klarmachen, dass, wenn er auch nur allmählich Fortschritte erzielen will, zu Hause (wenn möglich täglich) üben muss.

Das Ziel eines Klavierlehrers muss sein, den Schüler vom Lehrer unabhängig zu machen. Das wird damit bestimmt nicht erreicht - der Schüler gewöhnt sich nicht an, alleine zu üben und wenn er es nie versucht hat, wird er auch nie lernen, was man dabei falsch machen kann (sowas kann dann durch den Lehrer verbessert werden).

Meinst du mit "behalten", dass der Schüler nur das in der Stunde geübte wiederholt und nichts neues selbst erarbeitet oder, dass er allein gar nicht übt?

Der Kund ist König. In diesem Fall würde es mir, würde ich unterrichten, aber wohl keinen Spaß machen - dann würde der Unterricht nicht darauf abzielen, den Schüler unabhängig vom Lehrer zu machen und es würde nur genau das erarbeitet werden können, was der Lehrer konkret mitübt. Vor allem im Sinne des Schülers finde ich das also falsch.

Bei Leuten, die mal eben Klavier lernen wollen, um ihren Lieben damit eine Überraschung zu bereiten, wäre ich mir aber nicht mehr so sicher. Letztendlich hat ein solcher Schüler ja vermutlich keine langfristigen Ambitionen, insofern wäre das wohl etwas anderes.

Aber bei normalen Schülern muss man alles im Gesamten betrachten und sich niemals nur als Dienstleister sehen. Ein Lehrer muss ein Vorbild sein, der Schüler sollte zu ihm aufblicken können, um seinen Rat ernst zu nehmen. Wer ihn nur als Dienstleister sieht (Marke "Hier hast du eine Million Euro, mach mich dafür musikalisch"), ist selbst vermutlich nicht motiviert genug, ernsthaft zu üben. Zudem kann ein freundschaftliches, fast kumpelhaftes Verhältnis ja auch sehr fördernd für die Atmosphäre in der Klavierstunde sein.
 
@ Viola:

Deine schonungslose Analyse unseres Berufsstandes spricht mir aus der Seele.Ich gönne allen Idealisten ihre "weltfremde" Sichtweise, aber die Realität sieht halt anders aus. Die Frage ist letztlich, wo die Schmerzgrenze eines jeden einzelnen erreicht ist. Man ist als Klavierlehrer nicht nur Musiker, sondern ist im wahrsten Sinne des Wortes "multifunktional". Da gibt es Schüler, die man unter Arbeitsaspekten sicherlich zum Teufel jagen würde, wenn sie nicht so nett wären. Und zu guter Letzt: Die Kasse muß stimmen. Was nützt mir mein musikpädagogischer Idealismus und meine hehren musikalischen Ansprüche, wenn das Geld für die Miete nicht 'reinkommt und ich unter den Rheinbrücken nächtigen muß. Also heißt es Kompromisse schließen - sicherlich auch faule, und dabei trotzdem versuchen, sich nicht zu verbiegen.

"Sich nicht in die Karten schauen lassen ..."
Ich finde es erschreckend, wie sehr sich die privaten Musiklehrer mitunter gegenseitig schlecht machen anstatt kollegial zu kooperieren. Die Überlebensangst der Freien muß groß sein. Was weiß man schon von den Kollegen? "Jugend musiziert" ist nicht unbedingt ein verläßlicher Indikator, und abgewanderte Schüler ebenfalls nicht. Zu einem nicht funktionierenden Unterrichtsverhältnis gehören in der Regel immer zwei.

Das Fingernagelproblem kenne ich zur Genüge - allerdings eher von meinen pubertierenden Mädels. Nach den Sommerferien ist wahrscheinlich wieder soweit, daß ich mit Einigen lange Grundsatzdiskussionen führen muß, daß "Tussen-Ästhetik" und Klavierspielen sich einfach nicht vertragen. Aber wem ist damit gedient, wenn ich das Unterrichten unter solchen Umständen verweigere? In einem halben Jahr kann alles schon wieder ganz anders aussehen ...

Es gibt Fälle, da kann ich das technische und musikalische Niveau so tief ansetzen, wie ich will - die (zum großen Teil erwachsenen) Schüler wissen elegant darunter hinwegzutauchen. Nur - die Literatur im Fünftonraum ist beschränkt. Und ich bin immer wieder erstaunt, wie wohnlich sich manche in dieser musikalisch engen Welt einrichten und sich schwer tun, ihr Fünffinger-Biotop zu verlassen ...

Soweit für heute mein bestätigender Kommentar zu Deinem Posting.

Liebe Grüße aus Köln nach Aachen ;)
 
Stimmt, was ich mir vor nicht allzu langer Zeit gekauft habe: Das kleine Kurs-Heft "Richtiges üben" von Uli Molsen. Ich finde, der Autor hat es auf wenigen Seiten geschafft, sehr viele nützliche, wichtige und effektive Übemethoden aufzulisten und sogar mit Beispielen und Übungen zu hinterlegen.

Abgesehen davon habe ich mal den Improvisations-Kurs von Uli Molsen von meinem Lehrer ausgeliehen. Auch hier: auf wenigen Seiten sehr viel Wissen zusammengefasst und letztendlich auch nützlich und praxisnah präsentiert, viele Übungen etc.

Wer kennt sich mit den Molsen-Büchern so aus? Er scheint ja einiges geschrieben zu haben.
 
Wer sagt denn, dass das Klavierspielglück immer nur über die Kunst des Notenlesens geht? Ich behaupte: es geht auch ohne Noten. Mit fortschreitendem Erfolg. Im Besten Falle kommt dann allerdings beides zusammen. Klar.

Geübt wird manchmal bei einigen Kunden nur in der Stunde.

Hmm, wie sollen die Schüler auch zuhause üben, wenn sie keine Noten lesen können? ;)

Für mich ist die Unwilligkeit Noten lesen zu lernen das Hauptproblem, das jeden wirklichen Fortschritt im Klavierspiel verhindert. Man kann ein Melodieinstrument lernen auch ohne Noten lesen zu können. Soviel schafft man mit einem durchschnittlichen Gehör schon. Um dasselbe auf dem Klavier zu schaffen, braucht man ein extrem gutes Gehör, einen extrem geduldigen Lehrer, der einem Ton für Ton und Akkord für Akkord in die Finger diktiert.

Und wozu das ganze Gedöns? Weil der Schüler sich die kleine Mühe nicht machen will, sich mit den primitiven Grundlagen der Notenschrift auseinanderzusetzen.
Wenn man sich als Lehrer darauf einläßt, muß man auch mit den Konsequenzen leben. (Der Schüler übt zuhause nicht - siehe oben)
 

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