Literatur für Schüler, bei denen es nicht mehr voran geht

Ausbeutung und Geringschätzung unter Deckmantel von "Lehrer müssen Schüler wertschätzen" mache ich nicht mit
Dazu fallen mir nur ganz viele ratlose Fragezeichen ein und ich empfehle - naja, was auch immer...

Mein "letztes Wort": Gebe, und es wird Dir gegeben werden.

Manchmal ist die Welt einfach.
 
Ihr Lieben,

ich habe jetzt diese Diskussion gelesen und möchte versuchen, ein paar Sachen aufzudröseln.


NATÜRLICH!!! Denn Lehrer sein heißt nicht: Schlafmützig die Stunde durchziehen. Lehrer sein heißt: Motivieren! Fordern! Belohnen! Tiefs überbrücken helfen! Konsequent sein! Und alles, was sonst dazugehört. Jeder unbezahlte, ehrenamtliche C-Klassen-Fußballtrainer weiß das. Und wird genau daran gemessen. Aber unsere Lehrer nicht????

Ich habe mich schon oft mit fisherman über dieses Thema unterhalten - auch im Forum geht es immer mal wieder um die Kompetenz von Lehrern, gerade auch an allgemeinbildenden Schulen. Jeder, der Kinder hat, ärgert sich manches Mal über Lehrer, die gelangweilt einen 0815-Job machen, sich nicht für ihre Schüler interessieren, eher destruktiv als konstruktiv agieren und bei Problemen sich nicht zuständig fühlen (es gibt auch viele sehr engagierte und kompetente Lehrer!). Die ihr festes, gutes Gehalt bekommen, verbeamtet sind mit all den dazu gehörigen Vorteilen und die - und das hat mich und auch fisherman immer ganz besonders geärgert - nicht die geringsten Konsequenzen für schlechten Unterricht befürchten müssen!

Das Letztere allerdings müssen wir (Privat-)Klavierlehrer schon: schlechter Unterricht ----> weniger Schüler ----> weniger Geld.

Aus Elternsicht ist die Kooperation mit solchen schlechten Lehrern äußerst schwierig und da geht einem schonmal die Hutschnur hoch, vor allem, weil die Situation zu Lasten der eigenen Kinder geht.

Vor diesem Hintergrund (wenn ich es falsch verstanden habe, lieber fisherman, bitte melden!), ist fishermans Reaktion und Forderung sehr zu verstehen: er möchte, dass der Lehrer im Unterricht seinen Job macht, dass er einen interessanten und lebendigen Unterricht macht, dass er eine Beziehung zu den Schülern hat, dass er Vorbild ist. Und ich denke, dass ihr, lotusblume und fisherman, da euch absolut einig seid, oder?


Diese Anspruchshaltung der Eltern, dass weil man den Lehrer bezahlt hat, er alles zu richten hat, ist kontraproduktiv.

Ich erkläre es den Eltern so: der Erfolg des Klavierunterrichts hängt zum 1/3 vom Lehrer, 1/3 vom Schüler und 1/3 von den Eltern ab. Ohne Kooperation läuft nichts.

Aber auch lotusblume hat hier m.E. absolut Recht: die Kooperation aller Beteiligten (und Eltern und Kind sind beteiligt, weil zu Hause ohne Anwesenheit des Lehrers geübt wird - diese Zeit überschreitet die Zeit des Unterrichts normalerweise sehr deutlich) ist für den gesamten Unterrichtserfolg entscheidend!

Denn die durch den Unterricht geweckte Motivation muss aufrecht erhalten werden. Motivation kann NIEMALS nur von außen kommen: wenn nicht, exe sagte es ebenfalls, in dem Kind ebenfalls Begeisterung ausgelöst wird, wenn es nicht im Innern von dem berührt wird, was in diesem Fall Klavierspielen, ausmacht, wenn dann dieser Funke im Kind nicht von den Eltern unterstützt wird, wird es sehr, sehr schwer. In allgemeinbildenden Schulen sieht der Lehrer seine Schüler ja wenigstens mehrmals pro Woche, aber wir sehen unseren Schüler in der Regel nur einmal! Das ist ein großer Unterschied. Deshalb sind wir auf Kooperation angewiesen.

Der Lehrer hat nichts "zu richten" - das ist Aufgabe des Elternhauses. Und schon gar nicht soll er etwas leisten, "weil man ihn bezahlt". Er soll seine Leistung abliefern, WEIL ER LEHRER ist.

Ich habe in meiner Schulzeit sehr leid- und freudvoll den Unterschied zwischen guten und Schlechten Lehrern erleben dürfen.
Ich war in der 10/11 Klasse mit Mathe und Physik "am Ende". Null Durchblick. Ich hasste die Fächer. Glatte 6. Dauerhaft.

Und 6 Wochen später: Glatte 1. Ebenfalls dauerhaft. Was war passiert? Das Elternhaus hatte sich nicht geändert, der Schüler auch nicht. Es war nur ein anderer, ein GUTER Lehrer.

Lieber fisherman, ganz sicher war das ein guter Lehrer. Dieser Wandel kann aber auch damit zu tun haben, dass es ein ANDERER Lehrer war. Du hattest sicher auch das Gefühl, nun mit dem Lehrerwechsel eine Chance zu haben. Du warst sicher selbst unglücklich mit der Situation und sahst nun eine Chance auf Veränderung. Das weckte vielleicht auch ein BEMÜHEN von deiner Seite, das es vorher nicht gegeben hatte und das natürlich offensichtlich vorher im Keim erstickt worden war. Es kann also sein, dass es nicht nur am Lehrer, sondern auch an dir lag!

Liebe Blume, ich denke, hier fasst fisherman seine Sicht schön zusammen und zumindest ich stimme da absolut zu, weil es fisherman um die Qualität des Unterrichts geht:


Nochmals: Ich wehre mich vehement dagegen, dass Lehrer heute plötzlich die Erziehungsfehler des Elternhauses ausbügeln sollen. Aber genauso vehement FORDERE ich, dass Sie Ihren Job tun. Und der beinhaltet eben ein wenig mehr als bloßes "Programm abspulen". Wenn im Lehrer ein Feuer brennt, dann kann man auch im Schüler ein Lichtlein entzünden. Wenn der Lehrer aber "tot" ist, was soll den Schüler dann "erleuchten"?


@ Lotusblume: Jetzt kommen wir der Sache näher. Hätte mich auch gewundert, wenn Du wirklich gegen meine Postulate wärst...
Was Du schilderst , das sind KONTRAPRODUKTIVE Verhältnisse. Und was wäre dann früher passiert: Der Lehrer hätte ein SEHR ernstes Wort mit den Eltern gesprochen. Und wenn diese dann weitermachen, dann hat es eben KONSEQUENZEN: Dann fliegt der Knirps aus der Musikschule oder es geht vom Gymnasium eben über die Realschule zur Hauptschule. Es ist nicht Aufgabe des Lehrers, GEGEN Widerstände zu arbeiten. Er kann und soll versuchen, den Kleinen so zu motivieren, dass er TROTZ dieser Eltern stark seinen Weg geht. Das wäre das Optimum, was ein Lehrer leisten kann.

Und all dies ist kein neuzeitliches Problem. Auch früher gab es destruktive Elternhäuser (mir wurde das Lesen verboten!!!). Dann saßen die vom guten Lehrer motivierten Kids dann halt im Heuschober oder auf ner Wiese oder beim Nachbarn, ja gar beim Lehrer und haben dort gelernt. Die aber, die an schlechte Lehrer gerieten, waren eben nicht motiviert und haben dementsprechend Ihren Frust über Diebstähle, Schlägereien abreagiert oder sind - gemeinam mit Ihren Eltern - vor der Glotze versumpft.

Ihr Lehrer hier, macht Euch doch nix vor! Ihr erlebt es doch tagtäglich in Euen Schulen. Da gibt es Klassen, die gefürchtet sind und die Ihre Lehrer schnurstrackst zum Burnout bringen. Und dann kommt da so ein anderer Kollege... und auf einmal ist Ruhe in der Klasse. Die Noten werden besser, Gewalt nimmt ab. Und jetzt frage ich mal: Wieviel gehen nun zu diesem Kollegen und fragen ihn, ober er ihnen nicht Nachhilfe gibt oder einen Workshop mit Ihnen macht, damit sie BESSER werden?

Den ersten Absatz unterstütze ich! Danach allerdings, lieber fish, könnte man herauslesen, dass der Lehrer doch schuld ist, wenn Kinder, deren Elternhaus Lesen verbietet, nicht im Heuschober heimlich lesen. Dass dann der Lehrer doch ein schlechter Lehrer ist. Das finde ich allerdings nicht! Denn um das zu tun, muss im Kind durch den Unterricht eine Leidenschaft fürs Lesen geweckt worden sein. Und das ist nun mal nicht bei jedem der Fall. Manche lesen ihr Leben lang nicht gern, obwohl sie guten Unterricht hatten, manche lesen trotz schlechtem Unterricht ihr Leben lang voll Begeisterung! Der Unterricht, so wichtig er ist, ist nicht alles.



Doch woher kommt die Motivation???? Sollen Kinder die von alleine entwickeln? Das können Sie nicht. Sie brauchen einen Mentor! Natürlich ist es ideal, wenn Eltern UND Freunde UND Familie UND Lehrer motivieren. Das kommt aber selten vor. Was ch sagen will: Ein GUTER Lehrer kann/sollte es schaffen, GEGEN die negativen Strömungen im Umfeld des Schülers diesen zu motivieren.

Der Lehrer bringt den Ball ins Rollen. Wenn er aber unter der Woche liegen bleibt, weil dem Ball ständig Hindernisse in den Weg gelegt werden, nützt der einmal wöchentliche Anstoß nicht so viel. Was das Klavierspielen angeht: nicht jeder will und muss Klavierspielen! Dann müsste guter Klavierunterricht bei JEDEM erfolgreich sein, auch bei denen, die mit Musik nichts am Hut haben. Was du sagst, gilt nur für Schüler, bei denen auch etwas diesbezügliches "schlummert" und geweckt werden kann. Außerdem sind die negativen Strömungen manchmal dergestalt, dass das Kind selbst darunter leidet und schon persönliche Probleme die Folge sind. Dann hat es das Kind doppelt schwer: wer vor lauter Unruhe zu Hause selbst sehr unruhig ist, bringt schwer Konzentration zum häuslichen Üben auf.

Ein guter Unterricht kann Interesse wecken und den Schüler durch immer wieder neue Anregungen und eigenen Erfolg wachsen lassen. Hilf mir, es selbst zu tun - im besten Fall ein Kreislauf, in dem aus dem eigenen Tun immer wieder neue Motivation geschöpft wird. Es darf nicht so verstanden werden, dass ein Lehrer gibt und gibt, motiviert und motiviert und der Schüler lässt sich bedienen. Es muss so verstanden werden - und ich weiß, dass du da mit mir einig bist (!), dass durch den Anstoß ein gemeinsamer Prozess in Gang gesetzt wird, bei dem auch der Lehrer viel von dem zurückbekommt, was er investiert. Die Bälle werden sich quasi hin- und hergespielt. Dann ist Unterricht eine sehr beglückende Erfahrung von beiden Seiten.


Darf ich diese Frage noch mal wiederholen? Es interessiert mich wirklich. :)

Passt doch auch in den aktuellen Stand der Diskussion hier...

Liebe Barrett,

dass Kinder noch keine musikalischen Vorkenntnisse haben, wenn sie Klavierunterricht nehmen, ist sehr häufig der Fall. Ab und an haben sie eine musikalische Früherziehung besucht, aber das ist eher selten. Ein Instrument ist in der Regel vorhanden oder wird in Kürze angeschafft.

Liebe Grüße

chiarina
 
Das Letztere allerdings müssen wir (Privat-)Klavierlehrer schon: schlechter Unterricht ----> weniger Schüler ----> weniger Geld.

Schön wär's! Oft genug ist es eben nicht so.

Sondern: Schlechter Unterricht, aber voll nette Lehrerin, die total gut mit Kindern kann und mit deren Eltern -> immer genug Schüler, immer genug Geld.
 
Das Letztere allerdings müssen wir (Privat-)Klavierlehrer schon: schlechter Unterricht ----> weniger Schüler ----> weniger Geld.
Schön wär's! Oft genug ist es eben nicht so.

Sondern: Schlechter Unterricht, aber voll nette Lehrerin, die total gut mit Kindern kann und mit deren Eltern -> immer genug Schüler, immer genug Geld.
Es gibt Fälle, in denen diese Konstellation irgendwie funktionieren kann: Der Unterricht ist eine Art Beschäftigungstherapie für kleines Geld, in der etwaige Inhalte nebensächlich sind. Klingt nach hobbypädagogisch tätiger Hausfrau, die sich mit zehn Euro pro Stunde begnügt. Ich bezweifle aber, dass gute Klavierlehrer und diese Anbieter in der gleichen Liga tätig sind. Unter solchen Voraussetzungen kann man sich nur in einer Nische halten, solange niemand kritisch nachfragt und es mehr um ausgefüllte Spiel-Zeit als Lern-Zeit geht.

LG von Rheinkultur
 
Liebe Barrett,

dass Kinder noch keine musikalischen Vorkenntnisse haben, wenn sie Klavierunterricht nehmen, ist sehr häufig der Fall. Ab und an haben sie eine musikalische Früherziehung besucht, aber das ist eher selten. Ein Instrument ist in der Regel vorhanden oder wird in Kürze angeschafft.

Hey, toll, dass Du antwortest! Habe schon nicht mehr zu hoffen gewagt...
danke.gif


Übrigens, zu meinem Nickname, dieser bezieht sich auf die Marke "Barratt & Robinson" von meinem alten Klavier, der englischen Zucchini. ;)
 

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