Literatur für Schüler, bei denen es nicht mehr voran geht

aha!
oho!
sieh an, sieh an...
...aber sag: warum bedarf es etlicher Einwände, bis sich diese Einsicht endlich bei dir herumspricht? na? ;)

schriftliche Strafarbeit: du schreibst jetzt 100mal in Schönschrift ab:
was ich, Hasenbein, über das Können und die Berufsausübung von Klavierlehrerin Jeanpaul heraustrompetet habe, stützt sich auf keinerlei Tatsachen. Ich Sünder habe das halt reflexartig in der mir typschen alle-Zweisamkeit-ist-merkantil-(außer-klaro-bei-mir)-und-alle-KL-taugen-nix-Art herausposaunt. Sorry vielmals, tut mir leid, ich nehme alle gemeinen und beleidigenden Formulierungen zurück

Du schickst auch Schüler, die Jazzimprovisation lernen wollen, woanders hin.
Genauso wie ich welche, die Klassikstücke mit sehr hohen technischen Anforderungen spielen wollen, woanders hinschicke (so wie es richtiger- und vernünftigerweise die allermeisten Jazz-Rock-Pop-Lehrer tun).
Das ist alles genau so wie es sein sollte, und es gibt keinen Grund, das auf einmal als "Argument" gegen mich an den Haaren herbeizuziehen.
doch, es gibt einen Grund, er liegt in der Argumentationsweise: du hast keine Ahnung, ob KL Jeanpaul nicht eine herrvorragende Lehrkraft für fortgeschrittene Schüler ist und lediglich bei paar eher lernunwilligen Anfängern gerade mal aufm Schlauch steht und darum hier bei Kollegen/innen um Rat frägt - stattdessen kam deine typische bäh-bäh-schlecht-KL-Berufswechsel-zack-zack Posaune :D
 
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Liebe Blume,

absolute Zustimmung zu deinem Beitrag! Bis auf diesen Satz

Die gängige deutschen Klavierschulen sind für begabtere Kinder konzipiert (Amerikanische Verlage haben auch Editionen für langsame Schüler).
. :)

Ich finde nämlich nicht selten genau das Gegenteil. Die Schulen aus den 60er Jahren wie z.B. Emonts haben ein deutlich höheres Lerntempo, auch die "Klavierboutique" aus den 80ern wie auch die Russische Klavierschule. Die neuere Maus-Schule z.B. , die eine meiner Lieblingsschulen ist, bekommt oft vorgeworfen, sie ginge zu langsam voran. Die neueren Schulen sind eher sehr langsam aus meiner Sicht.

Ich meine auch, dass man nie nur eine Schule, egal welche, mit einem Kind machen sollte. Das ist immer zu einseitig, gerade wegen dem schon beschriebenen langen Spiel in einer Lage. Um musikalisch mehr kennen zu lernen, um sich flexibel auf dem Klavier bewegen zu können, braucht es auch das vierhändige Spiel und die Einbeziehung der gesamten Klaviatur neben dem Spiel ohne Noten.

Liebe Grüße

chiarina
 
Hab jetzt ned alles gelesen, aber sehr gut für Schüler bei denen es ned voran geht ist die nette Literatur "Sing mit/Spiel mit" von Curt Sanke recht brauchbar.

Viele Grüße

Styx
 
Mmmh, ja, sicher.

Von 1962. Vermutlich damals Ostzone, richtig?

Und bestimmt gaaaanz tolle Stücke, die Kinder von 2014 bestimmt totaaal begeistern. Schon wenn die die grafische Gestaltung des Heftes sehen, rasten die sicherlich aus vor Dankbarkeit, dass der Lehrer sooo ein Super-Heft ausgesucht hat.
 
Herrlich!! Auf drei Seiten ist hier keine Diskussion mit der TE entstanden sondern nur eine Diskussion über sie...

Dafür meine vollste Hochachtung! *ironie aus*
 
Liebe Kollegen,

sehr amüsant, diese lange Antwortflut zu lesen.
Danke, dass auch wirklich kollegiale Beiträge darunter waren! (@ Chiarina z.B.)
Auf die Antworten von Hasenbein hatte ich mich schon im Voraus "gefreut"....
Also, grundsätzlich denke ich, dass ich eine ganz gute Klavierlehrerin bin, das bekomme ich von vielen Seiten rückgemeldet, und meine begabteren Schülerinnen und Schüler werden nach Teilnahme bei "Jugend Musiziert" häufig wegen ihres Klaviertones oder der musikalischen Gestaltung gelobt, bei denen ich ganz unbescheiden einen gewissen Anteil aus meinem Unterricht als Ursache annehme :-).
Klar, hat man nie ausgelernt, aber ich wäre auch gern bereit, mal bei Kollegen zu hospitieren!!! Bin nur nahezu jeden Tag selbst voll belegt, sodass das LEIDER kaum möglich ist. Aber ich habe es schon mal getan, und habe aus diesen Hospitationen bei einer hervorragenden Klavierlehrerin u.a. die Entdeckung von den Terzibaschitzsch Heften mitgenommen. :-) (ausgerechnet...)
Mein Notenvorrat in meinem Unterrichtszimmer platzt übrigens aus allen Nähten. Wenn ich nur dazu käme, ihn mit meinen vielen Schülern auch benutzen zu können!!! So gern würde ich andere Literatur unterrichten, aber immer wieder muss ich resigniert feststellen, dass das etliche meiner Schüler schnell überfordert.
In meinem Unterricht gibt es selbstverständlich Rhythmussprache, Rhythmusklopfen, Transponieren, Notenrätsel, Komponieren, Anleitungen zum und gemeinsames Üben usw.
Die Eltern meiner Kinder sind häufig vollständige Laien, die ihre Kinder weder in den Unterricht begleiten (können), noch ihnen daheim beim Üben helfen. Zudem weigern sich manche besonders hartnäckige Eltern trotz meines immer wiederkehrenden Bittens, ihrem Kind anstelle eines Keyboards wenigstens ein E-Piano zu
kaufen (kein Platz). An Kinder, die auf einem ECHTEN Klavier daheim üben können, ist ja schon fast gar nicht mehr zu denken. Viele Eltern WOLLEN es einfach nicht begreifen, welch himmelweiter Unterschied da besteht. Irgendwann muss man es dann einfach aufgeben...

Ich stamme übrigens auch aus der OSTZONE, und habe da an der Musikschule sehr guten Klavierunterricht genossen, und später im Studium übrigens auch (aber das hatten wir ja alles schon mal). Da habe ich nach einem Jahr (sicher auch dank der Unterstützung durch meine Eltern!) Stücke gespielt, die heutzutage Kinder nach 2 bis 3 Jahren Unterricht spielen. Wir hatten 3x im Jahr Vorspiel, und wer schlechter als mit "3" bewertet wurde, musste leider gehen. Das hat vielen Lehrern sicher die Nerven für die wirklich begabten Schüler erhalten, aber vielen weniger begabten Kindern auch den Weg zur Musik verbaut. Heute sind die Schülerzahlen an den Musikschulen stark angestiegen, klar, dass da nicht nur die besonders begabten Schüler dabei sind...

Nein, ich werde mir schon allein weiterhelfen.
Oder wirklich nette Kolleginnen hier in der Umgebung einmal mehr um Rat fragen.
Vielen Dank!
Und viel Spaß weiterhin noch beim gegenseitigen Zerfleischen über den Umgangston in diesem Forum :-) ...
 
Jeanpaul, Du bist gerade nicht fair. Bis auf Hasis Post waren ALLE verständnisvoll - manche zweifelnd zwar, aber denoch nie ohne Respekt. Sorry to say, aber mit Deinem beleidigten Post gibst Du Hasenbein recht.
Mein Notenvorrat in meinem Unterrichtszimmer platzt übrigens aus allen Nähten. Wenn ich nur dazu käme, ihn mit meinen vielen Schülern auch benutzen zu können!
Das verstehe ich nicht. Schreien die alle nur nach Yiruma und Co? Du kannst mir nicht erzählen, dass Du unter Metern von Literatur nicht für jeden Fall was Passendes hast. Ja, es macht Mühe, das zu finden.

weigern sich manche besonders hartnäckige Eltern trotz meines immer wiederkehrenden Bittens, ihrem Kind anstelle eines Keyboards wenigstens ein E-Piano zu
kaufen (kein Platz)
Wieso schmeisst Du die nicht raus? Ist doch völlig destruktiv für die Kinder. Sollen Sie Keyboardunterricht nehmen, wenn sie ein Keyboard haben. Ich bin nur Laie, aber Klavier kann man NICHT auf einem KB lernen. Wenn Du das zulässt, dann kann ich Dich nicht so recht ernst nehmen.
 

Ich beneide Euch alle, die Ihr offensichtlich nie an Eure klavierdidaktischen Grenzen stoßt! Die Ihr glaubt, mit entsprechendem Input ließe sich jedes (pianistische) Problem aus der Welt schaffen. Begabung und Talent sind keine Parameter, die nur in der oberen Liga zählen. Und mit erwachsenen Anfängern Tanz-, Hüpf- und Klatschspiele zu veranstalten, um ihnen ein Rhythmusgefühl (oder zumindest ein Gefühl für einen kontinuierlichen Puls) zu vermitteln, ist in vielen Fällen doch sehr fragwürdig. Bei den meisten Erwachsenen herrscht die Schere im Kopf und die Angst, sich lächerlich zu machen.

Die Situation, daß Unterricht (bzw. Repertoire) sich nicht mehr nach vorne bewegt, sondern nur mehr in die Breite gehen kann, trifft irgendwann jeden Klavierspieler/Pianisten (von Ausnahmen abgesehen). Nur fällt's in der oberen Liga halt nicht so auf wie auf dem Niveau der Anfängerliteratur.

Vielleicht täte es bei dieser Problemstellung einfach gut, erst einmal zu differenzieren zwischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

PS: Ich erinnere mich eines ähnlichen Fadens, den seinerzeit Viola eröffnet hatte und in dem sie sehr scharfzüngig und polemisch angegangen wurde.
 
Ich beneide Euch alle, die Ihr offensichtlich nie an Eure klavierdidaktischen Grenzen stoßt! Die Ihr glaubt, mit entsprechendem Input ließe sich jedes (pianistische) Problem aus der Welt schaffen.
jetzt bin ich neugierig: wer tut das?
...entre nous: ein Input, der bei jedem (!) alle "(pianistischen) Probleme aus der Welt schafft", wäre ja ein Stein der Weisen, nach dem die Welt seit langem giert :):)
 
Ja, chiarina, ich weiß genau, was Du meinst. Früher war Emonts und Schaum Standardschulen für Jedermann (im Vergleich zu Unterricht für begabtere Schüler, die sofort mit Literatur anfingen). Heute gelten diese eher als Standard für "ernsthafte" Schüler, die "Spaß" Schüler kommen damit nicht klar.

Das freut mich, zu hören, denn als ich mit 11 / 12 begann, mir selbst Klavierspielen beizubringen, da hatte ich 2 Dinge quasi "nebeneinander":

1. ) Von Krentzlin "Der junge Pianist" : Band 1: Diese Schule nimmt den jungen Leser für voll, beschreibt genau und exakt das, was man wissen will, lässt den eigenen Forschungsdrang explodieren ( Tonleitern usw, Versetzungszeichen, Vorzeichen usw. war ultraspannend, sich selbst zu erarbeiten, wie ein Krimi !!) , außerdem gehts mal gleich BEIDHÄNDIG los, und ruck zuck gehts dann auch schon zu den ersten kleinen UND SCHÖNEN Stücken mit verschiedenen Noten in beiden Händen UND frühe Einführung des Basschlüssels. Wenn man das "gepackt" hat, kann man sich durch das Buch weiter durcharbeiten, und man kommt irgendwann ans Ende und holt sich

2. ) Band 2. Dieser besteht aus - im GROBEN - immer etwas schwieriger werdenden Stücken, die auch meist so 1 Seite oder mehr haben, und lässt ganz viel Raum für den Lernenden, der genügend Eigenmotivation mitbringt, auch selber nachzuforschen - da auf langatmige Erläuterungen verzichtet wird und nur das allerwichtigste kurz und prägnant erwähnt wird.-

Wer will, kann sich nach Studium des 2. Bandes noch den 3. holen, da gehts um Tonleitern, aber wer aufgepasst hat, kann die schon, wenn er 1 und 2 durch hat.

Rundum gelungen, und vor allem, vor allem für (junge) Autodidakten - und ich könnt mir vorstellen, auch GUT geeignet, für Schüler, die irgendwo "nicht weiter kommen", aber trotzdem motiviert sind.

Dazu hatte ich ( bzw. habe sie immer noch ) einige Hefte mit Bearbeitungen von John W. Schaum, die ebenfalls SEHR motivierend waren / sind ( Classics of Renown 1 und 2, zum Beispiel ), und die UNGLAUBLICHEN Appetit - zumindest mir - gemacht haben, mir von mehreren ( nat. bearbeiteten ) Stücken die RICHTIGEN Versionen später zu besorgen !!

Schaum => gutt, finde ich. ZUMINDEST Classics of Renown ( "Berühmte Klassiker" ), sowie z.B. seine Bearbeitung von Peter und der Wolf, wo auch hinten drin eine kleine Testaufgabe ist ( Themen zuordnen zu den Protagonisten ).

Beides gemeinsam - "Der Junge Pianist" ( Krentzlin ) und die Schaum-Dinger: Hat SEHR VIEL Spaß und Motivation gebracht, und manchmal ziehe ich sie heute noch hervor !

Anzumerken ist aber, dass ich damals ein Wunschstück hatte, "Für Elise" ( Schott Einzelausgabe ), das wollte ich ja unbedingt zügig lernen wegen dem Mädchen, ( als ich es konnte un Kl. 6 und vorspielte auf Schulkonzert, war das Mädchen aber schon in Klasse 7 und hat das glaub ich gar nicht mehr mitbekommen....murrrr !!! :( ) so dass ich sagen kann: Man sollte auch IMMER die nächst höheren Schwierigkeitsdinger immer im Zugriffsbereich haben und an ihnen arbeiten. Und das aus den SCHULEN Erlernte und Verinnerlichte sofort an schwierigeren Werken des nächsten Levels umsetzen.

LG, Olli !
 
Zu verschiedenen Punkten:

1) Dass Du, Jeanpaul5, so viele Noten besitzt, ging aus Deinem Eingangsposting nicht hervor, daher auch meine Reaktion. Es klang definitiv so: "Öhm, ich nehm immer 'Tastenträume', außerdem habe ich vor ein paar Wochen 'Abenteuer mit dem kleinen Ungeheuer' entdeckt, und dann hab ich noch 'Vierhändige Tastenträume', aber da wird mir dann schon allmählich fad. Gibt's noch irgendwelche Bücher?"
Woher soll man denn angesichts dieses Textes wissen, dass Du sehr wohl viel hast??

2) Schlechte Musikschule, die zulässt, dass Schüler, die Klavier- (und nicht Keyboard- !) Unterricht haben, nur ein Keyboard haben. Bei mir z.B. undenkbar. Digi ist Minimum.

3)
Und falls Jeanpaul in einer Musikschule arbeitet (sie deutete das an) kann sie auch nicht unbedingt wählerisch sein. Der Chef bezahlt Dich dafür, dass Du auch die Ungeeignetesten bei Laune hält.
Das ist nur der Fall, wenn man sich selber so definiert!
D.h., wenn man seine eigene Rolle innerhalb der Musikschule (die ja ein vielfältiger Betrieb ist) so sieht, dass man als "Mädchen für alles und den Rest" zuständig ist.
Ist ja auch ok, ich respektiere solche Lehrer, die das freiwillig machen - die werden ja von der Musikschule gebraucht (aus finanziellen Gründen; die "Breitenbildung" ist heutzutage oft mehr vorgeschobenes als tatsächliches Argument). Man merkt jedoch, dass Dir, Jeanpaul5, das keinen Spaß macht.
Man kann aber, wenn man gute Arbeit leistet, auch aufsteigen zu einem Lehrer, der eben nicht mehr jeden x-beliebigen Schüler zugeteilt bekommt bzw. der sich problemlos erlauben kann, zum Chef zu gehen und zu sagen: "Hier, pass mal auf, ich hab schon mit den Eltern gesprochen, das Kind übt nicht und hat nur ein Keyboard, das hat keinen Zweck mehr."

Im Fußballverein muss sich auch jedes Kind ausreichend reinhängen und mittrainieren und sich beim Spiel anstrengen, sonst war's das. Also ist es auch selbstverständlich, dass bei Instrumentalunterricht ein Mindestengagement erwartet werden muss (und wenn's die berüchtigten 10 Minuten - Viertelstunde pro Tag sind), und wer das dauerhaft nicht bringt, der hat da nichts zu suchen und auch sowieso keine Freude an der ganzen Sache zu erwarten. Dies muss gegenüber Eltern und Kindern klar kommuniziert werden.
Ggf. kann man z.B. die Schüler oder auch Eltern täglich protokollieren lassen, wie viel geübt wurde.
Oder man kann Schüler auffordern, zu Hause Aufnahmen anzufertigen.
Oder was auch immer - man muss sich Möglichkeiten ausdenken, wie man gewährleisten kann, dass es eben nicht so ist: Montag Unterrichtsstunde, Dienstag bis Sonntag geschieht (oder geschieht nicht...) irgendetwas, was der Kontrolle komplett entzogen ist, und nächsten Montag hat man den Salat und fängt von vorne an.

4) Das gilt auch für die Rhythmik. Wenn die Rhythmikförderung nur darin besteht, dass 1x pro Woche mal einige Klatschübungen o.ä. gemacht werden, ansonsten aber total unrhythmisch agiert wird, darf man sich nicht wundern, dass es so scheint, als sei dieses Kind "rhythmisch unbegabt".
Ich behaupte: Jedes Kind ist ausreichend "begabt", um die in gängigen einfachen Stücken vorkommenden Rhythmen in ausreichender "Basisgenauigkeit" hinzubekommen, so dass das nicht als behinderndes Problem im Raum steht.
Mal ehrlich, es ist doch allzu oft so: Zu Hause wird das Stück, sofern denn mal ausnahmsweise geübt wird, Ton für Ton durchgewurstet: "Öh, was steht da? C... Ding! Was steht da als nächstes? E... Schräng!..." usw. Rhythmus spielt also beim Erarbeiten erstmal KEINE Rolle (genausowenig wie Klang, musikalischer Zusammenhang etc.). Und dann, wenn man die Töne ein bißchen schneller hintereinander kann, wird vielleicht, wenn's hoch kommt, geguckt: Ah ja, dieser Ton hier soll ja länger gehalten werden, ok, dann versuch ich das mal...
Rhythmisch spielen heißt jedoch, dass immer ein Bezug zu einem PULS da ist, und das muss erstmal etabliert werden, das ist das Allerwichtigste.
Das heisst, Notenwerte dürfen NICHT (wie es leider allzu oft geschieht!) primär über Dauern erarbeitet werden ("diesen Ton musst Du doch doppelt so lange halten"), sondern primär darüber, WANN ein Ton oder eine Pause in bezug auf den Puls beginnt! Extrem wichtig!
Und Töne DÜRFEN NICHT als Einzelereignisse "abgearbeitet" werden, was automatisch Rhythmuslosigkeit zur Folge hat, sondern man MUSS als Lehrer dafür sorgen, dass Tongruppen des zu erarbeitenden Stücks immer als rhythmische, gemeinsam aufzufassende Einheiten aufgefasst werden! (U.a. gehört dazu auch das Gefühl der "Zielgerichtetheit", des "Auf-etwas-Hinspielens".) Dies erfordert eine methodische Durchdringung seitens des Lehrers, der ggf. Vorübungen, Vereinfachungen etc. zum Stück entwerfen muss (bevorzugt natürlich erstmal ohne Noten zu erarbeiten, Noten nur als Gedächtnisstütze für zu Hause).
Ein anderer Punkt, der rhythmisches Spiel oft sehr erschwert, ist falsche technische Herangehensweise: Wenn Arm und Körper beim Spielen steif gehalten werden und die Finger, übertrieben in der Luft herumwurschtelnd und die Hand in bemitleidenswerte, unbeholfene Spreizstellungen bringend, versuchen, die Töne zu treffen, kann kein Rhythmus, kein Fluss entstehen, beim besten Willen nicht.

Diese rhythmischen Dinge sind deswegen so eminent wichtig, weil erst dann, wenn ein Rhythmus, ein Fluss, entsteht, der Spieler anfängt, wirklich zu erleben, wie viel Spaß Musizieren machen kann, weil es dann ein ganzkörperliches Erleben ist. Und dann fühlt er sich potentiell auch mehr motiviert zu üben.

Und weil das die absoluten, superwichtigen Grundlagen sind, ist es auch nicht zulässig, das zu vernachlässigen, etwa weil man sagt: "Naja, dieser Schüler ist eh' unbegabt oder übt nicht, was soll's" oder so.

5) Zitat Kölnklavier:
Und mit erwachsenen Anfängern Tanz-, Hüpf- und Klatschspiele zu veranstalten, um ihnen ein Rhythmusgefühl (oder zumindest ein Gefühl für einen kontinuierlichen Puls) zu vermitteln, ist in vielen Fällen doch sehr fragwürdig. Bei den meisten Erwachsenen herrscht die Schere im Kopf und die Angst, sich lächerlich zu machen.
Then you're doing it wrong.
Ich mache so etwas dauernd, und wir haben immer jede Menge Spaß dabei.
Sogar mit 2 oder mehr Erwachsenen, wo ja laut Deiner Auffassung vermutlich die Schamschwelle noch niedriger liegen müsste.
Vielleicht liegt es daran, dass ich mich nicht wie der oberernsthafte Mr. Wichtig verhalte, sondern durchaus mal etwas belustigend manche Bewegungen und Übungen vormache.

So weit erstmal.

LG,
Hasenbein
 
@ lotusblume: Es tut mir Leid, ich habe gestern Abend mich durch den Thread gelesen, und als Tenor vernommen: Der Unterricht von Dir muss einfach untragbar sein, sonst würde deine Frage hier nicht auftauchen.
Deine Antwort war eine von den kollegialen Ausnahmen, die ich aber nicht extra erwähnt habe.

Danke für Deine Mühe!

Ja, ich werde mir die Sanke-Schule mal besorgen, denn die kenne ich trotz Ost-Vergangenheit nicht.
Auch Tastenreisen von Hellbach habe ich noch nicht, obwohl ich gerade mit meinen Blockflöten-Schülern sehr gerne mit den Veröffentlichungen von Hellbach arbeite.

Auch die Maus-Schule muss ich mir besorgen.

Es ist ja einfach so, dass ich schon möchte, dass die Schüler sich die Noten KAUFEN, aus denen sie spielen, und wenn ich da x verschiedene Lehrwerke nebeneinander benutze, wird das bei den Eltern wohl kaum auf Freude stoßen. Kopien mache ich wirklich schon sehr viele, aber wie gesagt, ist ja eigentlich nicht so gedacht...

Ich unterrichte alle Schüler, solange sie das gerne möchten, übrigens ganz klar auch aus finanziellen Gründen!

Mir wurde schon des öfteren von meinem Musikschul-Chef der Vorwurf gemacht, ich hätte zu hohe Ansprüche an meine Schüler, und sollte sie gefälligst niedriger schrauben, was ich dann jetzt schon jahrelang mehr oder weniger erfolgreich versuche...

Sehr gern würde ich mal eine Fortbildung betreffs Anfänger-Klavierunterricht besuchen. Aber da gibt es, soviel ich auch suche, nicht wirklich viele Kurse. Wer mir einen nennen kann in 2014, dem bin ich durchaus dankbar!
 
Da Jeanpauls Frage offenbar abgearbeitet ist (so habe ich es jedenfalls verstanden), gestatte ich mir, bezugnehmend auf Hasenbeins für meinereiner hochinteressante Ausführungen, eine eher meiner Neugier geschuldete Frage an die hier anwesenden Pianopädagogen zu stellen:

Ist es so, dass eine relevante Anzahl von Schülerinnen und Schülern der Altersklasse Ü-10 ohne musikalische Vorkenntnisse in den Klavierunterricht einsteigt - teilweise sogar ohne ein adäquates Übeinstrument zur Verfügung zu haben (also mind. Digi)?
 
Keyboard für Klavierunterricht soll von keinem KL und insbesondere von keiner Klavierschule akzeptiert werden. Die Bezeichnung Keyboard steht meistens für Instrumente mit kleineren Tastaturen (61-71 Tasten) die nicht gewichtet und z.T. sehr leicht sind. Ein Klavierfeeling ist da praktisch Null.

Jede bessere Klavierschule bietet bzw. vermittelt ein Mietinstrument von E-Piano bist zum akustischen Klavier.

Gruss Toni

P.S. wobei bei der Bezeichnung muss man aufpassen, im englischen heisst "Keyboard" einfach Tasteninstrument und somit auch Klavier.
 
Mir wurde schon des öfteren von meinem Musikschul-Chef der Vorwurf gemacht, ich hätte zu hohe Ansprüche an meine Schüler, und sollte sie gefälligst niedriger schrauben, was ich dann jetzt schon jahrelang mehr oder weniger erfolgreich versuche...

Wie siehst Du Dich?

Oben schreibst Du, dass Du Dich für eine gute und erfolgreiche Lehrerin hältst.

Gleichzeitig schreibst Du hier, dass Du Dir nicht nur so einen unverschämten Blödsinn von Deinem Chef bieten lässt (wobei natürlich untersucht werden müsste, inwieweit Du eigentlich den "hohen Ansprüchen" auch die entsprechende förderliche, motivierende und durchdachte Begleitung zur Seite stellst), sondern den auch noch - ganz arme kleine Maus, die froh ist, dass sie immerhin diesen Job gnädigerweise behalten darf - umsetzt!

Die einzig richtige Reaktion auf so was ist: Entweder dem Chef in freundlichen Worten auseinandersetzen, warum die hohen Ansprüche (die ja mit Sicherheit gar keine hohen Ansprüche sind, sondern ganz normale) genau richtig und angemessen sind und dass man das tut, weil man an die Schüler GLAUBT und sie eben nicht als Doofis und lediglich als beliebiges Schülerfutter für die Musikschule sieht; oder aber den Chef einfach reden lassen und weiter den Unterricht so machen, wie man ihn für richtig hält!

Und ich bleibe dabei: Du tust diesen Niedrigstlevel-Krempel nicht, weil Du das gerne tust, im Gegenteil; da Du Angst hast, nicht genug Geld zu verdienen, fügst Du Dich ängstlich irgendwelchen blöden Vorgaben, und damit Deine Laune ob dessen nicht in den Keller sinkt, rationalisierst Du das vor Dir selber ("Ist ja schließlich auch wichtig"... bla...).

LG,
Hasenbein
 
Ist denn der Klavierleher dafür verantwortlich zu machen, wenn ein Schüler nicht übt oder wenn ein Schüler kaum vorwärtskommt?

Die Kunst eines Lehrers ist es doch, mit einem Schüler da weiterzuarbeiten, wo er sich gerade leistungsmäßig befindet. Man kann doch niemandem seine eigenen Vorstellungen über den Übeumfang überstülpen oder mit der Brechstange rangehn', wenn jemand sich schwer tut und mehr Zeit braucht als ein anderer.

Welche "blöden Vorgaben" sollen das denn sein? Der Chef sitzt doch nicht mit im Unterricht. Wenn man selbst hohe Ansprüche hat, ist es doch das eigene Problem; es gibt doch immer Schüler, die hohe Ansprüche nicht erfüllen können, aus welchen Gründen auch immer. Wenn ein Schüler viel erreichen will, beruht das doch auf den eigenen Zielen, die es sich steckt und nicht, weil der Lehrer ihm das sagt. Es kann nur über die intrinsische Motivation funktionieren.

LG
Leonie
 

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