Theorie oder Praxis?

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Johanna

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15. Apr. 2014
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Hallo ihr Lieben,

ich habe folgendes Problem: Ich weiß nicht, wie zufrieden ich mit meinem Klavierunterricht bin oder sein kann. Weil: Ich spiele seit ca. einem dreiviertel Jahr Klavier und ich habe das Gefühl, verhältnismäßig viel weniger Stücke spielen zu können, als andere Klavierlernende nach dieser Zeit. Das kann natürlich zum einen daran liegen, dass ich langsamer lerne, das glaube ich aber nicht unbedingt. Eher ist es so, dass wir soviel nebenbei machen. Musiktheorie, Harmonielehre, Gehörbildung. Jetzt kann ich zwar Intervalle hören und weiß, wie ich Lieder harmonisiere, aber mit dem Spielen gehts nur langsam voran. In der letzten Stunde habe ich auch eigentlich gar nicht gespielt, sondern nur Rhythmen geklopft (Achtel, Triolen, und geswingte Achtel).
Nun weiß ich nicht, ob ich um Änderung der didaktischen Linie bitten sollte, oder nicht. Ich denke mir, es ist ja schön, dass ich soviel drum herum weiß, ich würde nur auch gern mal mit den Stücken voran kommen.

Was meint ihr? Was ist wichtiger/besser?
 
Sei froh, dass es so ist, wie es ist. Aber wenn du genug Zeit zum Üben hast, kannst Du vielleicht zweimal in der Woche Unterricht haben - dann kommt weder das Spielen noch die Theorie zu kurz.

LG, Mick
 
Weil: Ich spiele seit ca. einem dreiviertel Jahr Klavier und ich habe das Gefühl, verhältnismäßig viel weniger Stücke spielen zu können, als andere Klavierlernende nach dieser Zeit. Das kann natürlich zum einen daran liegen, dass ich langsamer lerne, das glaube ich aber nicht unbedingt. Eher ist es so, dass wir soviel nebenbei machen. Musiktheorie, Harmonielehre, Gehörbildung. Jetzt kann ich zwar Intervalle hören und weiß, wie ich Lieder harmonisiere, aber mit dem Spielen gehts nur langsam voran. In der letzten Stunde habe ich auch eigentlich gar nicht gespielt, sondern nur Rhythmen geklopft (Achtel, Triolen, und geswingte Achtel).

Du kannst meine/n KL haben und ich nehm Deine/n!!! Sei froh & dankbar!!!! Ich spiele seit 5 Jahren und kann nix davon!!! Manno!!!!
 
Schließe mich an. Das, was Du beschreibst, klingt als ein sehr guter Klavierunterricht.
Vergleiche es mit dem Lesen. Stelle Dir vor, Du kannst zwar viele Texte lesen, verstehst aber deren Inhalt gar nicht.
In ein paar Jahren wird das alles fruchten und Du bist anderen weit voraus, weil Du selbst musizieren kannst und nicht einfach nur Noten spielen.

Und für Fishi:
https://www.youtube.com/user/klauskauker (wirklich zu empfehlen)
 
Offenbar bringt er Dir das Musizieren mit Hilfe eines Klaviers bei statt Tastendrücken nach Noten. Sei froh drum. Ich bin auch neidisch.
 
Johanna, hast Du Glück! :kuscheln:
In welchen Teil Deutschlands wohnst Du? Wo gibet denn sowas?! :girl:
Meinen Kids musste ich das alles selbe beibringen.... :cry2:
 
Hallo Johanna, ich spiele erst seit Dezember letztes Jahr Klavier (habe erst als Erwachsener begonnen), kann aber Deinen Gedankengang insoweit nachvollziehen - nur das er bei mir (leider) umgekehrt ist.

Meine KL gibt 2-3 Stücke als Hausaufgabe auf (auf meinen Wunsch hin auch aus Bartok, Mikrokosmos, ansonsten aus der Rus. Klavierschule), die ich dann zum nächsten Mal übe und die wir dann gemeinsam durchgehen (wenn erforderlich, muss noch einmal zur nächsten Stunde geübt werden). Theorie wird eher nur nebenher erklärt (Notenlesen ist/war jetzt nicht so das Problem). Vieles muss ich erst ansprechen, um eine Erklärung zu erhalten. Ich hatte daher bereits die Befürchtung gehabt, dass ich quasi "nur" die Bewegungsabläufe des Spielens lerne. Tiefere theoretische Hintergründe bleiben aber unvermittelt.

Im Moment ist meine Lösung die, dass ich noch eine andere Lehrerin (an sich für Cello, aber das pausiert aktuell) dafür gewonnen habe, mir einen systematisch einführenden "Lehrgang" in Sachen Musiktheorie zu geben. Diese Lösung bot sich aber auch nur an, weil der Vertrag bei ihr ohnehin schon bezahlt war und man so die Restzeit sinnvoll nutzen kann.

Insoweit bin ich also sogar etwas neidisch auf Deinen KL und die Themen die er mit Dir bereits im Unterricht besprochen hat! ;)
 
Hallo Johanna, den bisherigen Antworten kann ich mich nur anschließen. Ich (ebenfalls Anfängerin) wäre froh gewesen, wenn meine KL, die in ihrem Unterricht ganz auf Theorie verzichtet hat, solche Übungen, insbes. auch Rhythmusübungen, mit mir gemacht hätte. Gerade bin ich dabei, mir die Harmonielehre und die weiteren theoretischen Grundlagen in Eigenregie nachträglich anzueignen. Beim (mechanischen) Erlernen der kleinen Anfängerstücke war mir nicht immer klar, was ich da gerade lernen sollte und wie ein Stück eigentlich aufgebaut ist. Für mich gehört die Theorie unbedingt dazu, auch wenn es scheinbar etwas länger dauert, bis man sich ein kleines Repertoire angeeignet hat.
 
mit Sicherheitist es möglich, z.B. russisch nur übers hören und sprechen so la la zu lernen und sich dann vor Ort einigermaßen verständlich machen zu können - will man aber zu Moskau eine Zeitung lesen oder gar einen Roman oder nur ein Straßenschild, dann sitzt man in der Bredouille (vom Briefe schreiben ganz zu schweigen)
ohne kyrillische Schrift und ohne Grammatik wird man rasch an Grenzen stoßen

Message rübergekommen?
 
Hallo Johanna,

wie lange hast du denn pro Woche Unterricht? Vielleicht nur eine halbe Stunde, oder womöglich 25 Minuten, oder was es da alles so gibt? Meine Erfahrung ist, dass man allermindestens 45 Minuten nehmen muss, gerade wenn der Unterricht alle Aspekte behandeln soll. Also, vielleicht hier aufstocken.
Dann habe ich im Unterricht schon öfter zwei Schüler zusammengefasst, wenn es um theoretische Fragen ging. Das muss natürlich gut überlegt werden, mit wem man da zusammen unterrichtet wird, das Thema muss ja zu beiden Schülern passen. Vielleicht eine Möglichkeit für dich?
Und 3. wenn du schreibst, dass du eine ganze Stunde lang NUR Rhythmus klopfst, und gar nicht spielen darfst, dann finde ich das schon ungünstig und von zweifelhafter Methodik. Da müsste man die Unterrichtsstunde mE anders einteilen. Du könntest hier eine ganz konkrete Forderung an deinen Lehrer richten : hey, ich will heute auch noch was spielen! Das begreift jeder, und dagegen kann der Lehrer auch nichts sagen, wahrscheinlich hat er bloss nicht auf die Uhr gesehen.

Lg
 
Ich danke euch für eure zahlreichen Antworten!
Ich bin ja im Großen und Ganzen auch zufrieden mit meinem Unterricht, weswegen ich ein Feedback von euch haben wollte, ob es sinnvoll ist, mit meinem Klavierlehrer zu reden.
@ Tastenfau: Im Norden, er studiert gerade noch Musik, deswegen vielleicht der ganze Theoriekram.
@ exe: Nee, das sind schon 45 min. Und na ja, ich habe zwischen durch schon mal vier Takte gespielt, bis das Problem aufgetreten ist. =) Und ab da dann nicht mehr.

Mir ist schon klar, dass Theorie wichtig und gut ist, und wenn ich dann mit Menschen rede, die jahrelang ein Instrument gespielt haben und nicht wissen, wie man Dreiklänge aufbaut und welche Funktionen sie haben, dann freue ich mich auch, dass ich das schon hatte und die Musik besser verstehen kann. Nur hatte ich jetzt 3 Wochen lang ersatzweise eine Klavierlehrerin, und bei ihr habe ich ein komplettes Stück erarbeitet, was vom Arrangement viel eindrucksvoller klang, als alles, was ich sonst so hatte. Und das in drei Wochen. Unmöglich bei meinem Klavierlehrer. Ich dümpel teilweise 2 Monate an einem Stück herum, obwohl ich nach einer Woche den Notenablauf kann.
Ach man, ich weiß ja auch nicht so richtig, ich bin hin und her gerissen.
 

Schau nicht aufs Jetzt, sondern auf Morgen. Mit Deinem KL bist Du in 2 Jahren garantiert viel weiter als mit der netten KLin.
 
Aber warum muss der Instrumentalunterricht dafür komplett draufgehen? An Musikschulen gibt es den Theorieunterricht zusätzlich, früher wars sogar Pflicht. Falls Johanna auch irgendwann am Instrument was Anspruchsvolleres als Dreiklänge spielen lernen will, würde ich das schon ansprechen und ggf. im Wechsel Theorie und Praxis behandeln lassen. Zwei Unterrichtsstunden pro Woche sind wohl eher eine Frage des Geldes als der Übezeit.

Klavirus
 
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Also nur so als Abschluss: Ich habe jetzt mit meinem KL gesprochen und er meint, dass er mich verstehe, es aber nun mal lange dauert, bis man ein Stück kann und Theorie von Anfang an wichtig zum Musizieren sei, weswegen er ungern etwas am Unterricht ändern möchte. Allerdings haben wir uns darauf geeinigt, dass ich ein zweites, leichteres Stück parallel bekomme, was ich mir allein erarbeit soll, wir quasi nicht im Unterricht besprechen- es sei denn, ich habe konkrete Zwischenfragen. Wenn ich damit fertig bin und ich der Meinung bin, ich hätte alle wichtigen Punkte umgesetzt, besprechen wir es eine Unterrichtsstunde. Und dann bekomme ich ein neues "Zuhausestück". So spiele ich mehr Stücke, ohne dass Zeit für die Theorie verloren geht. Bedinung ist, dass die Stücke leichter sein sollen, als das was wir gerade im Unterricht machen und ich das Erststück weiterübe. Finde ich eigentlich super.
 
Ein gute Lösung. Viel Spaß dabei.
 
Warum? Es ist ja nicht so, dass der Schüler völlig unkontrolliert Sachen lernt sondern, und das wurde ja explizit gesagt, wirklich nur einfachere Sachen als im Unterricht geübt werden sollen; also Dinge, die bereits durchgenommen wurden.
 
und ich denke mir, ohne diese Lösung würde ich auch sowieso allein irgendwelche anderen Stücke zu spielen versuchen. So funktioniert das ganze in Absprache. Und die Theorie interessiert mich schließlich auch. Da er diese gut vermitteln kann, profitiere ich ungemein davon. Also irgendwie bin ich damit zufrieden. Und ich schaue einfach mal, wie das so funktioniert. Ich meine, manche spielen komplett ohne Lehrer. Und so ist es ja nicht. Wenn ich unsicher bin, kann ich ja immer nachfragen. Wenn ich fertig mit einem Stück bin, werden wir ja beide sehen, inwieweit uns diese Methode etwas bringt. Und wenn mein KL merkt, dass es absolut nicht funktioniert hat, weil ich alles falsch spiele, werden wir sicher damit auffhören.
 

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