Haben Theoriekenntnisse Folgen für die Praxis?

Hat Theoriekenntnis Folgen für die Praxis?

  • Ja, wer Musik satztechnisch durchdringen kann, spielt ganz anders und viel zwingender.

    Stimmen: 21 80,8%
  • In der Praxis sind ganz andere Dinge relevant. Was zu tun ist, lässt sich auch intuitiv begreifen.

    Stimmen: 5 19,2%

  • Umfrageteilnehmer
    26
Das tolle an Jazz ist für mich das, was da spontan entsteht und die dafür notwendige Interaktion zwischen den Musikern.
 
Auch Debussy und Ravel haben da schon so manche Bresche geschlagen.

Wie ich schon schrieb: Die beiden haben mich unter anderem zum Jazz gebracht.

Ich spiele nicht A gegen B aus. Aber ich wurde explizit gebeten, in A tätig zu sein, wo ich mich persönlich nicht so auskenne, weil es mich nicht so interessiert und ich eher in B unterwegs bin. Wer daraus lesen mag, dass ich B als objektiv besser empfinde ... finde ich weit hergeholt.

Die arbeiten beide unterschiedlich, mit Tonmaterial, Time, From ... aber das eine ist nicht objektiv besser oder schlechter als das andere. Klassische indische Musik hat harmonisch weniger zu bieten, dafür woanders mehr. Eine andere Herangehensweise. Und "Stria" von Chowning ist auch wieder ganz anders ...

Das Thema war aber eigentlich: Haben Theoriekenntnisse Folgen für die Praxis. Für meine Spielpraxis: ja. Sonst könnte ich nicht das spielen, was ich spiele.

Grüße
 
Wie ich schon schrieb: Die beiden haben mich unter anderem zum Jazz gebracht.

Ich spiele nicht A gegen B aus. Aber ich wurde explizit gebeten, in A tätig zu sein, wo ich mich persönlich nicht so auskenne, weil es mich nicht so interessiert und ich eher in B unterwegs bin. Wer daraus lesen mag, dass ich B als objektiv besser empfinde ... finde ich weit hergeholt.

Die arbeiten beide unterschiedlich, mit Tonmaterial, Time, From ... aber das eine ist nicht objektiv besser oder schlechter als das andere. Klassische indische Musik hat harmonisch weniger zu bieten, dafür woanders mehr. Eine andere Herangehensweise. Und "Stria" von Chowning ist auch wieder ganz anders ...

Das Thema war aber eigentlich: Haben Theoriekenntnisse Folgen für die Praxis. Für meine Spielpraxis: ja. Sonst könnte ich nicht das spielen, was ich spiele.

Grüße
Ich hatte keineswegs vor, dir oder sonst jemand irgendeine Vorliebe aus- bzw. eine andere auszureden.
Ich hatte lediglich ein inneres Fragezeichen bei der Aussage, die Klassik incl. Harmonielehre würde dich nicht so interessieren. Ist natürlich in Ordnung; dennoch steht der Jazz mit beiden Beinen auf den starken Schultern der Klassik.
Sich dafür wenig zu interessieren kommt mir vor wie jemand, der gerne Spaghetti mit leckersten Zutaten zubereiten, aber einen Bogen ums Nudelkochen machen will.

Theoriekenntnisse in dem Bereich, von dem alles herkommt, haben Folgen für jedwede Praxis.
Mehr wollte ich nicht sagen.

Viele Grüße
 
Das mit der "Intuition" klappt glaube ich nicht immer... In ein paar Wochen werde ich einen Chor und eine Solistin (Amateurin mit regelmäßigem Gesangsunterricht) an der Orgel begleiten, eine kleine, spätromantische, eher unbekannte Motette, hübsches Stück, und nun fragte mich die Solistin, ob ich ihr nicht die Orgelstimme oder die Chorstimmen als eine Art "Singalong" aufnehmen könne, sie flöge immer raus, sobald der Chor dazu kommt. Habe mir das am Wochenende mal vorgenommen und finde, dass sich Orgel, Chorsopran und Solo ganz wunderbar ergänzen und es eigentlich ziemlich "logisch" ist, welche Stimme wohin geht und was im Chor passiert.
Ich muss sie mal fragen, ob in ihrem Unterricht nur die Melodieführung dran kommt, oder auch harmonische Zusammenhänge. Ich vermute, eher ersteres. Denn "schwer" ist das Stück eigentlich nicht.
 
Ich hatte lediglich ein inneres Fragezeichen bei der Aussage, die Klassik incl. Harmonielehre würde dich nicht so interessieren. Ist natürlich in Ordnung; dennoch steht der Jazz mit beiden Beinen auf den starken Schultern der Klassik

Mit total klar. (Habe 7 Jahre klassischen Klavierunterricht und 10 Jahre klassischen Gesangsunterricht gehabt.)

Geht mir um das, was ich höre vs. wie nennt man die Dinger. Ich kann sie nicht nach klassischer Methode bezeichnen, höre aber sehr wohl, wenn wenn das Ding anfängt mit der quintenfreien Tonikaoase. Es war ja den "korrekten Bezeichnungen" gefragt.

Deswegen brachte ich auch die Trivialbeispiele 'So-What-Chord' und 'Kenny-Barron-Voicing'. Jeder, der sich der Musiktheorie der "Klassikwelt" auskennt, aber bis dato mit Jazz nix am Hut hat, hört, welche Töne das sind welcher Klang das ist, aber er kennt halt die Bezeichungen nicht.

Darum ging es mir. Ich hoffe, ich habe mich etwas klarer ausgedrückt jetzt.

Grüße
Häretiker
 
Möglicherweise Interessantes zum Thema dieses Threads könnte die Sendung "Was lernt man im Kompositionsunterricht" am Mittwoch, 15.02., 20.03 Uhr in SWR2 bieten. Dies nur mal so als Hör-Tipp.
LG Martin

Gesendet von meinem SM-G930F mit Tapatalk
 
Möglicherweise Interessantes zum Thema dieses Threads könnte die Sendung "Was lernt man im Kompositionsunterricht" am Mittwoch, 15.02., 20.03 Uhr in SWR2 bieten. Dies nur mal so als Hör-Tipp.
Ich hoffe, ich komme dazu, mir das anzuhören. Ich nehme seit einer Weile Klavierunterricht mit Schwerpunkt auf klassische Komposition. Dieser Unterricht besteht aus verschiedenen Aspekten, die vor allem von meinem Arbeitspensum abhängen. Ich kann meinen Weg gerne kurz beschreiben:

Für den Beginn ist es zunächst sehr wichtig, ein solides Fundament an absoluten Grundkenntnissen aufzubauen, sonst braucht man gar nicht anfangen - Notenschlüssel, Taktarten, Balkenbildung, Notenschrift, Intervalle, etc. müssen sitzen, sonst lohnt es sich gar nicht, anzufangen.

Danach beginnt man i.d.R erst mit der (früh)klassischen(!) Harmonielehre - also Harmonien, die durch ihre Einfachheit ideal für den Einstieg sind. Neben der Analyse solcher Stücke beginnt man dann auch damit, selbst kurze (4/8 taktige) Perioden zu schreiben, um ein erstes Gefühl für Modelle und Sequenzen zu entwickeln. Auch das Aussetzen von Bass/Tenor/Alt/Sopranstimmen zu vierstimmigen Sätzen ist Teil des Unterrichts - dies kann schriftlich oder direkt am Klavier passieren. Letzteres ist besonders in der weiten Lage eine Arbeit, die intensivste Konzentration erfordert. Hat man hier ein wenig Erfahrung gesammelt, kommt der Generalbass dazu: In möglichst vielen Tonarten transponiert, entwickelt man schnell ein Gefühl für gängige Wendungen.

Sukzessive kommen dann musikalische Epochen und Harmonien dazu, die an reellen Kompositionen beschrieben und durch kompositorische Übungen verdeutlicht werden. Auch die Formenlehre läuft dann intensiv an sowie die Stilkunde, die Biographie bedeutender Komponisten und die Analyse wichtiger Werke. Werden die komponierten Übungsstücke größer, so wird auch mit der Instrumentations- und Instrumentenkunde begonnen. Beim Besprechen der komponierten Stücke wird auf verschiedene Aspekte geschaut: Harmonisches/formentypisches/metrisches Handwerk, Stilistik, melodische Fantasie, etc. - im Grunde alles, was man selbst bei einer Analyse fremder Stücke macht.

An diesem Punkt bin ich gerade. Im Grund ist es ein 3D-Puzzle, das sich erst nach jahrelanger Arbeit zusammensetzt :-)
 
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