Tastenbelag von Steinways

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Ouviexclassical

Guest
Hallo liebe Gemeinschaft,

in letzter Zeit ließt man hier ja häufiger etwas über die verschiedenen Tastenbeläge von Digitalpianos. Mich würde mal interessieren, was Steinway&Sons heutzutage für Tastenbeläge verbaut. Bei anderen Herstellern findet man zum Beispiel Rinderschienbein und Ebenholz im Katalog, nur bei Steinway habe ich bislang nichts gefunden.
Vielleicht weiß ja jemand von euch mehr:)

Gruß,

Ouviex.
 
Deinen Beitrag mit den Tastenschäden habe ich gelesen, ist schon komisch und vor allem ärgerlich!
Ich habe Steinway nun eine Mail geschrieben, mal schauen, wann sie was und überhaupt antworten ;-)

Ouviex.
 
Die Beläge alter Steinways sind Elfenbein. Das ist in den USA bis in die 60er oder 70er Jahre so gewesen, dann begann man den Elefantenmorden in Afrika hinterherzuarbeiten. Seither sind sogenannte CITES-Restriktionen in der Gesetzgebung vieler Länder im Schwange, die den internationalen Handel von Elfenbein erstmal recht strikt unterbinden.

CITES ist eine Organisation, die begutachtet, ob Elfenbeinmaterial aus Beständen komme, die nachweislich nicht durch das Töten von Elefanten zwecks Elfenbeingewinnung kommen. Oder dass das Elfenbein sehr sehr alt ist und also folglich drauf sein "darf"...

CITES-Dokumente sind beim Export im internationalen Handel unverzichtbar; es gibt sehr viele knallharte Länder, die Klaviere oder Flügel mit Natur-Tastenauflagen stehen lassen an der Grenze, solange nicht ein CITES-Gutachten beigebracht wird.

Aus Hamburg gab es sehr lange noch Elfenbein-Klaviaturen, und man bekommt es bis heute, aus CITES-zertifizierten Beständen. Kostet dann ca. 3.000 Euro Aufpreis. Beim D-Flügel seien Elfenbein-Auflagen auch in den USA noch sehr lange im Grundpreis drin gewesen - dann mit CITES-Zertifikat.

Meines Wissens sind aber - ohne dass man Besonderes spezifiziert hätte - im Standard heute alle Steinway-Flügelgrößen mit Tharan-Auflagen bestückt.

Der "normale" Tastenbelag heute bei Steinways nennt sich "Tharan"; das ist ein Kunststoff mit einer Beimischung von Keramischen Partikeln, was sich sehr ähnlich dem Elfenbein anfühlt. Manche Pianisten spielen auch lieber auf Tharan.

Tharan ist m.W. als Markenzeichen exklusiv für Steinway, aber der Hersteller bzw. Beauftrager dieses Materials ist die Hermann Kluge GmbH in Remscheid, die Tastenmacher für Steinway und Steinway-Tochter.

Fast alle großen Hersteller bieten solche Kunststoff-Keramikmehl-Abmischungen an, unter den unterschiedlichsten Namen. Andere wiederum liefern im Standard weiterhin Elfenbein.

Andere Klaviaturenbauer nehmen teils auch Auflagen aus Mammut-Stoßzähnen, die in Sibirien gefunden werden, oder andere nehmen überhaupt Knochen-Beläge, das ist im Spielgefühl "etwas anders" als Elfenbein.

Knochenauflagen (in Streifen und Plättchen gesägte Rindsknochen) sind beim Orgelbau quasi Standard, meines Wissens.
 
Als Ergänzung noch was zu den (schwarzen) Obertasten:

Steinway verbaut heute wieder Ebenholz, das war in jüngerer Vergangenheit (meine ich) nicht so. Schimmel verbaut auch Ebenholz, Steingräber glaube ich auch. Yamaha dagegen verbaut Ebenholz-Imitat (häufig nicht mal richtig abgeschliffen...)
Wer möchte, kann die Liste hier ja ergänzen.

Grüße Jonathan
 
...Seither sind sogenannte CITES-Restriktionen in der Gesetzgebung vieler Länder im Schwange, die den internationalen Handel von Elfenbein erstmal recht strikt unterbinden.

CITES ist eine Organisation, die begutachtet, ob Elfenbeinmaterial aus Beständen komme, die nachweislich nicht durch das Töten von Elefanten zwecks Elfenbeingewinnung kommen. Oder dass das Elfenbein sehr sehr alt ist und also folglich drauf sein "darf"...

CITES-Dokumente sind beim Export im internationalen Handel unverzichtbar; es gibt sehr viele knallharte Länder, die Klaviere oder Flügel mit Natur-Tastenauflagen stehen lassen an der Grenze, solange nicht ein CITES-Gutachten beigebracht wird.

Aus Hamburg gab es sehr lange noch Elfenbein-Klaviaturen, und man bekommt es bis heute, aus CITES-zertifizierten Beständen. Kostet dann ca. 3.000 Euro Aufpreis. Beim D-Flügel seien Elfenbein-Auflagen auch in den USA noch sehr lange im Grundpreis drin gewesen - dann mit CITES-Zertifikat....

Hallo Wiedereinaussteiger,

Meine Preislisten von Fazioli, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben, weisen € 5.000,- Aufpreis für Elfenbeinbeläge an Klaviaturen aus. Kann mir nicht vorstellen, dass Steinway das heute billiger anbietet, denn mittlerweile haben die Preise zudem stark angezogen.

Zwischenzeitlich wird auch Ebenholz zu den gefährdeten Arten gezählt, sowie vielerlei Tropenhölzer. Alle fallen jetzt schon oder künftig unter die Artenschutzbestimmungen von CITES. Der Handel und die holzverarbeitenden Betriebe hier in Österreich wurden jüngst dazu aufgefordert Listen zu erstellen, in welchen Umfang dieses Material sowie auch heimische Holzarten verarbeitet werden. Wann für welchen Werkstoff Handelsbarrieren in Kraft treten kann ich nicht sagen.

LG
Michael
 
S&S stellt auf besonderen Wunsch und gegen entsprechenden Aufpreis auch Tastenbeläge aus Bein her. Standardmäßig werden die Instrumente heute allerdings mit Kunststoffbeschichtung hergestellt, da es Exportländer gibt welche Beinbeläge nicht aktzeptieren.

Viele Grüße

Styx
 
Meine Preislisten von Fazioli, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben, weisen € 5.000,- Aufpreis für Elfenbeinbeläge an Klaviaturen aus. Kann mir nicht vorstellen, dass Steinway das heute billiger anbietet, denn mittlerweile haben die Preise zudem stark angezogen.

Selbst kleine private Klavierbauer/macher werden es ned billiger anbieten können....es sei denn sie verwenden gebrauchte Beintasten welche von alten Instrumenten abrasiert wurden ;)

Viele Grüße

Styx
 
...und ehrlich gesagt ärgert es mich, wenn in Afrika beschlagnahmtes Elfenbein von gewilderten Elefanten auf großen Haufen verbrannt wird :-(
 
Meines Wissens sind aber - ohne dass man Besonderes spezifiziert hätte - im Standard heute alle Steinway-Flügelgrößen mit Tharan-Auflagen bestückt.

Tharan wird bei Steinway nicht genannt, sehr wohl im Prospekt für die Schimmel Flügel:

http://www.schimmel-pianos.de/fileadmin/download/DL_K_208_Pegasus_D.pdf auf Seite 24

Es sieht nicht so aus, als wäre Tharan eine Marke von Steinway, es scheint ein allgemeiner Begriff für Tastaturbeläge zu sein, die Kunststoff und Keramik enthalten. Siehe auch Pianova GmbH | Exklusiver Klavierbau | Tastatur
 
...und ehrlich gesagt ärgert es mich, wenn in Afrika beschlagnahmtes Elfenbein von gewilderten Elefanten auf großen Haufen verbrannt wird :-(

Hallo Drahtkommode,

wie sähe denn die Alternative für Dich aus ohne den Anreiz zur Wilderei noch mehr zu steigern und somit die Ausrottung der letzten Elefanten noch zu beschleunigen? Gibt es wirklich so große Unterschiede im Spielgefühl zwischen einer Elfenbeintastatur und den modernen Kunststoffen?
 

Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Zitat von Styx:
Ja, und zwar gewaltig. Spiel mal mit schwitzigen Händen auf einer Kunststofftastatur, dann merkst des.
Hmm, so unterschiedlich sind die Eindrücke. Ich komme mit schwitzigen Händen auf Elfenbein überhaupt nicht klar; da wird´s bei nur geringem Schweiß sofort "rutschfest" und ziemlich klebrig. Auf dem Digi habe ich da keine Probleme. Kann das evtl. am Alter des Elfenbeins liegen?
 
So, Steinway schreibt mir: Die Tasten der Steinway Instrumente werden heutzutage mit einem Kunststoff Belag versehen, früher bis ca. 1989 wurde generell Elfenbein als Belag verwendet.

Mir ist auch, wie Dreiklang, das spiegelglatte Hartplastikgefühl aufgefallen, auf welchem man den Schweiß des vorherigen Spielers fühlt. Das passt irgendwie gar nicht zu Steinway. Yamaha und Kawai sind da viel besser, meiner Meinung nach.

Ouviex.
 
Die weißen Kunststofftasten könnten etwas weniger glatt sein, ok. Aber die "bessere" Yamaha Tastatur fand ich noch schwieriger zu spielen, wenn man zwischen den schwarzen Tasten spielen muß. Die sind zu rau an den Seiten. Die sollten glatt sein.
 
Ich komme mit schwitzigen Händen auf Elfenbein überhaupt nicht klar; da wird´s bei nur geringem Schweiß sofort "rutschfest" und ziemlich klebrig.

Am besten, Peter, man "gewöhnt" sich die schwitzigen Hände irgendwie ab. Mir ging's früher auch mal so mit dem Schweiß, naßkalte Hände usf.

Je weniger man sich Streß macht beim Üben, und je länger man dann so streßfrei übt, desto weniger Chancen haben auch diese schwitzigen, naß-kalten Finger und Hände (das ist zumindest meine Erfahrung)
 
Mir ist auch, wie Dreiklang, das spiegelglatte Hartplastikgefühl aufgefallen, auf welchem man den Schweiß des vorherigen Spielers fühlt. Das passt irgendwie gar nicht zu Steinway.

Vor allem, da diese Plastikart schon uralt (und wohl auch billig) ist... es gibt heutzutage wirklich schon Beläge, die einfach schöner sind (z.B. feinst gemustert), sich angenehmer anfühlen, trotzdem haltbar und robust sind, und so weiter...

Aber noch ein positiver Aspekt: es sieht schon toll aus, wenn man gute Konzert-DVDs hat, und ein Pianist spielt auf dieser makellos glänzenden glatten Klaviatur...
 
Nun, das war die letzten Tage keine Frage des Stresses, sondern des Wetters. Hier waren 35 Grad im Schatten und da schwitze ich völlig stressfrei. :) Dabei ist mir das mit dem Elfenbein extrem aufgefallen, musste ständig die Hände waschen.
 
Nun, das war die letzten Tage keine Frage des Stresses, sondern des Wetters. Hier waren 35 Grad im Schatten und da schwitze ich völlig stressfrei. :) Dabei ist mir das mit dem Elfenbein extrem aufgefallen, musste ständig die Hände waschen.

Ja klar, beim Bein bleibt man irgendwie dran pappen, Kunststoff hingegen wird zur regelrechten Rutschbahn. Konnt die heißen Tage ned auf meinem Digi spielen, auf meiner "Alt Berliner Schepperkiste" ging es hingegen recht gut.


Viele Grüße

Styx
 

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