Spielen und Unterrichten

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Alter Tastendrücker

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31. Aug. 2018
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Dieser Faden wendet sich an diejenigen unter uns, die sowohl unterrichten als auch noch selbst üben und spielen! Ich hoffe, dass es davon noch möglichst viele gibt!
Ich habe bei mir und bei anderen festgestellt, dass es einen merklichen Unterschied zwischen meiner eigenen Spielart gibt, und dem was ich unterrichte, und das geht über die Adaption an verschiedene Handgrößen und Handformen weit hinaus. Ich versuche natürlich sowieso zu vermeiden, dass meine Schüler Kopien meines Spiels sind.
Die Technik und Klangformung die ich unterrichte ist bei Weitem schonender als meine eigene Spielweise.
Habt Ihr dergleichen bei Euch auch beobachtet?
 
Danke für diesen Beitrag! Das interessiert mich auch sehr. Ich habe zwar (hoffentlich noch) nicht so viel beizutragen an dieser Stelle, hätte aber eine Rückfrage: Was genau meinst du mit "schonender" und weswegen denkst du, dass es nicht angebracht ist, die Maximen deiner "schonungslosen" Spielweise weiterzugeben?

Liebe Grüße,

Daniel
 
Dieser Faden wendet sich an diejenigen unter uns, die sowohl unterrichten als auch noch selbst üben und spielen! Ich hoffe, dass es davon noch möglichst viele gibt!
Ich habe bei mir und bei anderen festgestellt, dass es einen merklichen Unterschied zwischen meiner eigenen Spielart gibt, und dem was ich unterrichte, und das geht über die Adaption an verschiedene Handgrößen und Handformen weit hinaus. Ich versuche natürlich sowieso zu vermeiden, dass meine Schüler Kopien meines Spiels sind.
Die Technik und Klangformung die ich unterrichte ist bei Weitem schonender als meine eigene Spielweise.
Habt Ihr dergleichen bei Euch auch beobachtet?

Lieber Alter Tastendrücker,

ich befürchte, bei mir ist es das genaue Gegenteil. :003: Ich unterrichte genauso, wie ich spiele aus technischer Sicht, aber lasse wie du musikalisch und hörend den Schüler möglichst viel selbst entdecken.

Ich gucke mir durch Spielen und Ausprobieren sogar Bewegungsabläufe etc. bei mir ab, wenn ein Schüler ein Problem hat und ich nicht sofort weiß, woran es liegt. Ich glaube auch, dass ich eine recht schonende Spielweise habe.

Früher zu Beginn meines Studiums habe ich mich deutlich mehr bewegt als jetzt. Man nannte das "Rühren" :004:. Aber mit der Zeit habe ich ein Gefühl entwickelt für einen stabilen Sitz, Bodenkontakt der Füße, aufgerichteten Kopf etc.. Was mich manchmal überrascht ist, dass meine Schüler auch so sitzen und nie "rühren" so wie ich früher. :003:

Und natürlich ist man im Konzert besonders am Anfang immer etwas angespannter als zu Hause beim Üben. Aber man versucht, durch Atmung und Konzentration auf Fließen, den stabilen Sitz etc. die Freiheit und Gelöstheit zu bewahren. Und das auch seinen Schülern beizubringen. :003:

Ein interessantes Thema, danke! :blume:

Liebe Grüße

chiarina
 
Danke für diesen Beitrag! Das interessiert mich auch sehr. Ich habe zwar (hoffentlich noch) nicht so viel beizutragen an dieser Stelle, hätte aber eine Rückfrage: Was genau meinst du mit "schonender" und weswegen denkst du, dass es nicht angebracht ist, die Maximen deiner "schonungslosen" Spielweise weiterzugeben?

Lieber Daniel,

angenommen, Brendel würde nicht nur Kit Armstrong und ähnliche Genies unterrichten, sondern auch Anfänger und Fortgeschrittene, so würde er sicher technische Dinge anders vermitteln, als er sie umsetzt.

Er würde sicher Gelöstheit, Armführung, einen entspannten Kiefer, eine gelöste Zunge ohne Grimassen vermitteln, auch wenn er selbst das nicht macht oder schafft. Er kann halt trotzdem so spielen, wie er spielt, mit all den Verkrampfungen (was ja auch zum Leiden manchen Klaviertechniker zwecks Intonation der Instrumente geführt hat). Aber er würde sicher sein Spiel nicht 1:1 anderen vermitteln, weil es im Normalfall zu klanglicher und körperlicher Enge führt.

Liebe Grüße

chiarina
 
Was genau meinst du mit "schonender" und weswegen denkst du, dass es nicht angebracht ist, die Maximen deiner "schonungslosen" Spielweise weiterzugeben?

Ich habe das unverdiente Glück große und zugleich kompakte Hände zu haben, denen ich schon viel an Experimenten und auch Brutalitäten zugemutet habe. Insbesondere während meines Studiums. Ich kenne daher genau meine Grenzen.
Hoffentlich!?
Bei Schülern wären in der überwältigenden Mehrheit der Fälle meine Methoden gefährlich, ich habe einfach zu viele Leute gesehen mit allen Arten von Überlast Schäden.
Was mache ich bei Schülern anders:
Ich gebe mehr Zeit und versuche zu ehrgeiziges Schnell und Laut Spielen zurück zu drängen.
Meinen Schülern gebe ich Fingersätze die die Außenfinger eher entlasten.
Ich ermunterte sie zu mehr Mitarbeit aus dem 'Hinterland', während ich mit sehr ruhigen Händen spiele.
Das sind die gröbsten und äußerlichsten Punkte, aber es gibt von der Literaturauswahl bis zum Feintuning des Klanges und der Bewegungen viele andere Aspekte.
 
Es gibt mehrere Beobachtungen:

Zum einen erzähle ich dem Schüler immer das, was er grade verarbeiten kann. Das kann im Extremfall auch genau das Gegenteil von dem sein, was ich machen würde. Daher kommt auch der Eindruck, ein Klavierlehrer würde sich ständig widersprechen - erst, wenn ein gewisser Aspekt verinnerlicht und verstanden wurde, kann der nächste Schritt erfolgen, und der fühlt sich zunächst vielleicht wie das Gegenteil an (oder ist es gar tatsächlich... :005:).
Das betrifft alles: Musikalische Details, manuelle / technische Ausführung, Fingersatz, Pedal...

Hin und wieder unterrichte ich mich selbst rückwirkend. Wenn eine Stelle nicht so klappt, wie ich will, überlege ich, was ich meinen Schülern über ähnliche Stellen erzählt habe, und das mach ich dann. :011:

Manche Dinge sind auch Eigenheiten, die ich besoners gern mag, andere aber vielleicht nicht so. Betrifft vor allem Fingersätze. Da lasse ich manchmal die Schüler auch ausprobieren. Aber es gibt Fingersätze für jedes Spielniveau.

Dass ich weniger schonend spiele, als ich es unterrichte, glaube ich nicht [im Gegenteil verbrauchen die meisten mehr Kraft, als sie müssten und als ich für dasselbe brauche]. Aber ich bin auch kein Mann und habe nicht die Muskelkraft, stundenlang unerogonomisch auf den Flügel einzudreschen... :007: Dennoch weiß ich, was du meinst - ich kann sehr gut einschätzen, was ich meinem Körper zumuten kann an Belastung. Heute z.B. nach sechs bis sieben Stunden Rachmaninov hab ich mir meinen späten Feierabend redlich verdient :-D
 

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